Georg der Bärtige

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Georg der Bärtige

Georg der Bärtige (* 27. August 1471 in Meißen; † 17. April 1539 in Dresden) war ein Herzog der albertinischen Linie der Wettiner. Er wurde vor allem für seinen Kampf gegen die sich ausbreitende Reformation bekannt. Während seiner Regierungszeit ab 1500 baute er Dresden, seit 1485 Hauptsitz der albertinischen Wettiner, zur Residenzstadt aus.

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Georgs Mutter, Sidonie von Böhmen, war anders als ihr Vater, Hussitenkönig Georg von Podiebrad, streng katholisch und so erzog sie ihren Sohn. Wesentlich für Georgs spätere politische Stellung wurde das gespannte Verhältnis zu der ernestinischen Kurlinie der Wettiner seit der Landesteilung 1485 unter seinem Vater, Albrecht dem Beherzten, und Kurfürst Ernst. Obwohl Georg ursprünglich Geistlicher werden sollte, übertrug ihm der Vater 1488 vertretungsweise die Regierungsgeschäfte. 1492 bestimmte Georg, dass man zukünftig aus dem hussitischen Böhmen kein Malz mehr kaufen und brauen durfte, sondern die gekaufte böhmische Gerste musste in Dresden gemalzt werden.[1] Am 21. November 1496 heiratete er Barbara von Polen, in Leipzig, weil in Dresden die Pest herrschte.[1]

1499 legte Georgs Vater mit Zustimmung seiner Söhne und des landständischen Ausschusses zu Maastricht fest, in Sachsen die Primogeniturerbfolge einzuführen. Georg sollte demnach die ungeteilten meißnisch-thüringischen Erblande und dessen Bruder Heinrich der Fromme das Friesland erhalten. Als sich 1500 die Friesen zum Aufstand erhoben, begleitete Georg den Vater auf dem Feldzug. Nachdem jener dabei infolge einer Erkrankung gestorben war, wurde sein Testament mit Zustimmung des Kaisers in Kraft gesetzt. Georg erhielt aber von seinem Bruder schon 1503 die Statthalterschaft über Friesland, 1505 ließ er es sich gegen Abtretung der Ämter Freiberg und Wolkenstein und Gewährung einer Jahresrente gänzlich überschreiben. Als Folge des Friesland-Feldzugs und Auseinandersetzungen mit ehemaligen Gefolgsleuten des Vaters geriet Georg in Streitigkeiten mit Bischof Johann VI. Georg besetzte daraufhin von 1504 bis 1507 die bischöfliche Stadt Bischofswerda. Seine Aufwendungen stellte er anschließend dem Hochstift Meißen in Rechnung. Da er das Friesland nicht unterwerfen konnte, trat er es schließlich an Erzherzog Karl von Österreich ab.

Als Herzog von Sachsen führte Georg 1503 die Einteilung in neun Kreise ein, regelte 1506 die Kompetenzen der Ober- und Untergerichte und durch die Hofordnung von 1508 den fürstlichen Hofhalt und die Amtstätigkeit der Kanzlei. Am 25. Juli 1517 ließ er Martin Luther in Dresden predigen. 1519 ordnete Georg die Verstärkung der Dresdner Stadtfestung an.[2] Im selben Jahr verbot er den Buchhandel durch herumziehende Händler und den Verkauf ketzerischer Bücher durch die Buchführer.[1] 1520 entschieden er und Bischof Johann VII. von Meißen den Streit zwischen dem Rat der Stadt Dresden und der Geistlichkeit den Bier- und Weinschank in geistlichen Häusern betreffend, indem sie den Verkauf durch die Pfarrer oder andere Geistliche verboten. 1521 ließ Georg die Weißeritzflöße einführen und den Holzhof auf Löbtauer Flur anlegen, um Dresden mit Holz aus dem Tharandter Wald und dem Erzgebirge zu versorgen. Im selben Jahr ließ er den Dresdner Scheffel zu 16 Metzen im ganzen Land als Eichscheffel einführen und ein kupfernes Eichmaß am Eingang der Großen Webergasse aufhängen, die seitdem Scheffelgasse genannt wird.[1]

1519 nahm Georg an der Universität Leipzig an der Leipziger Disputation teil, einem theologischen Streitgespräch zwischen Martin Luther und seinen Gegnern.
Von Herzog Georg dem Bärtigen beauftragter Druck einer katholischen Version des Neuen Testaments als Gegenentwurf gegen Martin Luther (Dresden, 1527).[3]

Im Gegensatz zu den Ernestinern Friedrich dem Weisen (ab 1486) und Johann dem Beständigen (ab 1525) zeichnete sich Georgs Regentschaft durch finanzielle Solidität aus. Weitere Konflikte ergaben sich aus den vielfach ineinander übergreifenden Gebieten, aber auch aus Eifersüchteleien zwischen der traditionellen Universität Leipzig im Herrschaftsgebiet Georgs und der 1502 in Konkurrenz dazu gegründeten Universität Wittenberg der Ernestiner. Während jene Martin Luther schützten, wurde Georg ein entschiedener Gegner der lutherischen Reformation der Kirche, obwohl auch er grundsätzlich einen Reformbedarf in der Kirche erkannt hatte und den Ablasshandel kritisierte. Der Familienzwist mit den Ernestinern und die unterschiedliche Haltung zu Reformation und Kaiser verstärkten sich wechselseitig.

In Georgs Auftrag betrieb Hieronymus Emser die Heiligsprechung von Benno von Meißen. Martin Luther interpretierte sie als Versuch, die sich ausbreitende Reformation einzudämmen, und schrieb "Wider den neuen Abgott und alten Teufel, der zu Meissen soll erhoben werden". Die Heiligsprechung erfolgte 1523 durch Papst Hadrian VI., 1524 wurden in Meißen die Gebeine Bennos in feierlicher Zeremonie erhoben.[1] 1525 verband sich Georg mit Johann dem Beständigen, um den Baueraufstand um Thomas Müntzer in Frankenhausen niederzuschlagen.

1526 holte Georg Wolfgang Stöckel nach Dresden, da er in seiner Residenz eine Druckerei benötigte, um seine Schriften gegen die Reformation drucken zu lassen.[4] Hofprediger Alexius Chrosner wurde 1527 wegen seiner lutherischen Gesinnung entlassen. Nach der Ermordung des in Bischofswerda geborenen Georg Winckler, der als Prediger am Stift Halle zur lutherischen Lehre übergetreten war, widersprach Georg Luthers Trostschrift mit „Auf Luther’s Schandbüchlein an die Christen von Halle eine Antwort“. In den Jahren danach folgten noch mehrere unmittelbar gegeneinander gerichtete Schriften Georgs und Luthers.

Als sich nach der Niederschlagung des Bauernaufstandes die Reaktion immer stärker auch gegen den Protestantismus wandte, widerstand der ernestinische Johann der Beständige seinem Vetter Georg und der altgläubigen Majorität unter Führung des Kaisers. Die Konflikte mit Johann dem Beständigen wurden im Juli 1529 durch den sogenannten Grimmaischen Machtspruch beigelegt.

Reiterstandbild am Georgentor von Christian Behrens
Georg der Bärtige und Heinrich der Fromme im Fürstenzug

Wegen des Streits um die Reformation trübte sich das Verhältnis von Georg zu seinem Bruder Heinrich. Der hatte Katharina von Mecklenburg, eine Schwägerin Johann des Beständigen, geheiratet. Seine eifrig protestantische und energische Gemahlin brachte Heinrich mehr und mehr unter den Einfluss des kurfürstlichen Schwagers und später dessen Sohns Johann Friedrich des Großmütigen. 1529 berief Georg Johannes Cochläus, der für ihn eine Schutzschrift schrieb, als Nachfolger seines verstorbenen Sekretärs Emser. 1530 trat Cochläus beim Augsburger Reichstag gegen Luther auf. Als Dank für seine Dienste im Kampf gegen die Reformation erhielt Cochläus 1535 vom Herzog das Kanonikat in Meißen.

Katharina von Mecklenburg wurde besonders von dem 1533 durch Georg vertriebenen und in Heinrichs Dienst getretenen Anton von Schönberg unterstützt. Als Georg versuchte sie zu bestechen, antwortete sie den Gesandten: "Ihr erweiset mir einen großen Gefallen, so Ihr Freiberg alsbald verlassset." Das stete Drängen der Ehefrau hatte Erfolg und Heinrich trat am 26. September 1536 für sich und seinen ältesten Sohn Moritz dem erneuerten Schmalkaldischen Bund bei. Zudem weigerte er sich, Georg für den Fall seiner Nachfolge im albertinischen Sachsen Zusicherungen für den Erhalt des alten Kirchenwesens zu geben. Als er sah, dass sich die Reformation nicht aufhalten ließ, gewährte er der Stadt Leipzig das Vorkaufsrecht für verlassene Klöster, womit er den Weg für deren Säkularisation ebnete.[5]

Georg ließ ab 1530 das Georgentor erbauen, Christoph Walther I. schuf dafür den Dresdner Totentanz. Seinen Beinamen erhielt Georg, weil er sich nach dem Tod seiner Gattin Barbara im Jahre 1534 aus Gram einen langen Bart wachsen ließ. 1535 schlug er die Einkünfte der Alexiuskapelle auf der Elbbrücke zu dem von ihm neu erbauten Jakobsspital.[1]

Auf Bildern von Lucas Cranach dem Älteren ist Georg als Träger des Ordens vom Goldenen Vlies zu sehen. Nach seinem Tod wurde der zweitgeborene Bruder Heinrich der Fromme sein Nachfolger, weil alle zehn Kinder Georgs vor ihrem Vater gestorben waren. Die Grabdenkmäler mit Bronzegrabplatten von Georg und seiner Gemahlin Barbara befinden sich im Meißner Dom in der Georgskapelle. Die Georgenstraße in Dresden trägt heute seinen Namen.

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. a b c d e f Martin Bernhard Lindau: Geschichte der königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden. 2. verbesserte Auflage, Dresden 1885 (SLUB Digitalisat)
  2. REHSCHUH, Günther: Die ersten Ansichten der Stadt Dresden, in: Sächsische Heimatblätter 1/1960
  3. Hieronymus Emser: Das naw testament
  4. Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 4. Berlin/Eberswalde 1907, S. 666-670.
  5. Werl, Elisabeth, "Georg der Bärtige" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 224-227

[Bearbeiten] Weblinks

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