Dippoldiswalde
Dippoldiswalde oder umgangssprachlich kurz "Dipps" ist eine südlich von Dresden gelegene Kleinstadt mit etwa 14.000 Einwohnern. Die nahe gelegene Talsperre Malter bietet vielfältige Erholungs- und Sportmöglichkeiten. Die Stadt liegt an der roten Weißeritz, einer der beiden Quellflüsse der Weißeritz in Sachsen.
Bekannt ist Dippoldiswalde durch das alte Schloss (neu erbaut nach dem Dreißigjährigen Krieg) sowie die Stadtkirche (mit der ehemaligen Superintendentur).
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[Bearbeiten] Geschichte
- um 811/812: Dippold gründet nach der sorbisch-orthodoxen Hagiographie in der Dippoldiswalder Heide am Einsiedlerfelsen seine Klause[1]
- Die Entstehung von Dippoldiswalde ist eine Sage aus der Zeit um 930 (die von der Frühdatierung des gewaltsamen Todes von Wenzel von Böhmen durch seinen Bruder Boleslav den Grausamen im Jahr 929 ausgeht)[2]
- Der Einsiedler bei Dippoldiswalde ist eine Sage über den Herzog von Böhmen Boleslav II. bei Dippold in der Dippoldsklause und am Einsiedlerbrunnen[3]
- Von 1158 stammen die ältesten datierten Grubenhölzer[4]
- "Schon im 13. Jahrhundert führte ein alter Straßenzug in das Silberbergbaugebiet um Dippoldiswalde, doch wich er in seiner Linienführung von der heutigen an einigen Stellen ab."[5]
- 1218: (11. Juni) erste Erwähnung in der Form "Iohannes de Dipoldiswalde ... sacerdos" (Pfarrer) als Zeuge in einer Urkunde des Meißner Bischofs Bruno II., worin er einen Weinberg in Zadel auf Dauer an das Kloster Altzella bringt (Zadel wird dadurch erstes urkundlich erwähntes Elbweindorf)[6]
- 1266: erste urkundliche Erwähnung der Stadt
- "Urkundlich lässt sich 1266 ein Ritter von Clomen als Besitzer [der Burg] nachweisen."[7]
- "1266 unterliegen die Bürger aus Dippoldiswalde im Bierstreit den Bürgern von Freiberg. Markgraf Heinrich der Erlauchte von Meißen entscheidet im Streit um den Verkauf von Bier und Werkzeug auf gewinnbringenden Zechen zugunsten von Freiberg."[8]
- "Erbaut wurde die Schlossburg im Auftrag des Markgrafen zu Meißen. Sie diente maßgeblich zunächst zur Sicherung der Stadt für den im 12. Jahrhundert aufblühenden Bergbau. Chronistische Unterlagen weisen 1266 erstmals einen Besitzer aus, den Ritter von Klomen."[9]
- 1277: nachweisliche Existenz des Silberbergbaus
- 1358 bis 1363: Befestigung der Stadt Dippoldiswalde mit einer Stadtmauer, Türmen und Gräben (auf Veranlassung von Friedrich dem Strengen; Markgraf von Meißen von 1349 bis † 1381)[10]
- "Man kann jedoch davon ausgehen, dass die Burg in die städtische Befestigung des Mittelalters einbezogen war. Die Stadtmauer begrenzte mit einem dreieckförmigen Grundriss den mittelalterlichen Stadtkern. Die Burg nahm dabei eine Randlage im städtischen Befestigungssystem ein."[11]
- 1363: Dippoldiswalde erhält das Stadtrecht
- "Infolge europaweiter Krisen und unzureichender Technologie kommt der Erzbergbau im 14. Jahrhundert fast zum Erliegen. Dennoch bringt man die Mittel auf, eine Stadtmauer mit Türmen, Gräben und Toren zu errichten. 1363 erhält die Stadt eine Verfassung und die Gerichtsbarkeit."[12]
- "Die reichen Silbererzfunde ließen Dippoldiswalde im Mittelalter schnell aufblühen. Gegen 1360 wurde die Stadt mit Mauern und Türmen umgeben. Seit dem Jahre 1363 besteht Stadtrecht."[13]
- 1417: der Priester Franz von Dippoldiswalde schenkt den Minoriten zu Dresden ein Termineihaus (wo die bettelnden Brüder übernachten konnten) auf der Wassergasse in Dippoldiswalde[14]
- 1429: an den Weihnachtsfeiertagen Einfall und Einnahme der Stadt durch Hussiten[15]
- 1482: das Schloss wird in die Erbvereinigung des Königs Ladislaus von Böhmen und Kurfürst Ernst und Herzog Albrecht aufgenommen[17]
- 1540: 1. großer Stadtbrand
- 1569: Dippoldiswalde wurde landesherrlich, d.h. es kam unter direkter Verwaltung des Kurfürstentums Sachsen
- 1632: 2. Stadtbrand - während des Dreißigjährigen Krieges
- 1634: 3. Stadtbrand, nochmals im Krieg
- 1691: sogenanntes Dippoldiswalder Mandat über die Prozessordnung
- 28. August 1813: Während der Napoleonischen Kriege Gefecht zwischen der französischen Armee und den Alliierten.
- 1826: Letzter großer Stadtbrand
Die Blüte des Silberbergbaus in der Gegend um Dippoldiswalde war im 16. Jahrhundert. Mitte des 19. Jahrhunderts existierten eine Buchdruckerei, Lein- und Tuchweberei, Garnbleichen, Gerberei und Getreidemärkte. Anfang des 20. Jahrhunderts existieren zwei evangelische Kirchen, eine Handelsschule, eine Müller- und Mühlenbauschule und das dortige Amtsgericht. Verbreitet war die Fabrikation von Strohhüten, Pappe, Holzwaren, Petroleummeßapparaten, landwirtschaftlichen Maschinen und Hafergrütze.
Postmeilensäule von 1723 an der Herrengasse
[Bearbeiten] Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten] Verkehr
[Bearbeiten] Personen
- Johann Gotthold Lessing der Ältere (1741–1815), Stadtscheiber und Gerichtsverwalter in Dippoldiswalde
- Johann Gotthold Lessing der Jüngere (1781–1866), Dr. jur., zuletzt als königlich-sächsischer Amtsinspektor und Rentamtmann, außerdem Heimat- und Geschichtsforscher in Dippoldiswalde
[Bearbeiten] Quellen
- Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 177, Online auf Zeno.org
- Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 40, Online auf Zeno.org
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ sorbisch-orthodoxer Prolog II, Bl. 137.
- ↑ Zitiert nach: Johann Georg Theodor Grässe: "Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen", Zweite verbesserte und vermehrte Auflage, Verlag Schönfeld, Dresden 1874, Band 1. S. 192-193.
- ↑ Zitiert nach: Ernst Widar Amadeus Ziehnert: "Sachsen’s Volkssagen: Balladen, Romanzen und Legenden." 1. Auflage, Verlag: Rudolph & Dieterici, Annaberg 1838, Band 2, S. 187–198.
- ↑ Läuft Dipps Freiberg den Rang ab?, Sächsische Zeitung (Lokalausgabe Pirna) vom 23. Oktober 2012.
- ↑ STADT DIPPOLDISWALDE, Bauamt Hrsg.) - Berthold Haß, Gunhild Helm, Annett Wagner: Landschaftsplan Dippoldiswalde, Stand: 23.07.2008, S. 4.
- ↑ CDS I A 3 Nr. 249 vom 11. Juni 1218.
- ↑ "1266 Ritter von Clomen als Besitzer des Schlosses [sic!] nachweisbar." In: Zeittafel Dippoldiswalde auf historisches-sachsen.net (abgerufen am 17. Juni 2025).
- ↑ Einblicke in die Geschichte unserer Stadt auf der offiziellen Webseite der Stadt Dippoldiswalde (abgerufen am 17. Juni 2025).
- ↑ Historie des Schlosses Dippoldiswalde auf justiz.sachsen.de (abgerufen am 17. Juni 2025).
- ↑ "Zwischen 1358 und 1363 wurden die Burg und die Stadt unter Markgraf Friedrich dem Strengen mit Mauern, Türmen und Gräben befestigt." Zitiert nach: Schloss Dippoldiswalde auf sachsens-schloesser.de.
- ↑ Zitiert nach: Dippoldiswalde auf historisches-sachsen.net (abgerufen am 17. Juni 2025).
- ↑ Einblicke in die Geschichte unserer Stadt auf der offiziellen Webseite der Stadt Dippoldiswalde (abgerufen am 17. Juni 2025).
- ↑ STADT DIPPOLDISWALDE, Bauamt Hrsg.) - Berthold Haß, Gunhild Helm, Annett Wagner: Landschaftsplan Dippoldiswalde, Stand: 23.07.2008, S. 4.
- ↑ Martin Bernhard Lindau: Geschichte der königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden. 2. verbesserte Auflage, Dresden 1885 (SLUB Digitalisat)
- ↑ STADT DIPPOLDISWALDE, Bauamt Hrsg.) - Berthold Haß, Gunhild Helm, Annett Wagner: Landschaftsplan Dippoldiswalde, Stand: 23.07.2008, S. 4.
- ↑ Zitiert nach: Schloss Dippoldiswalde auf sachsens-schloesser.de.
- ↑ Historie des Schlosses Dippoldiswalde auf justiz.sachsen.de (abgerufen am 17. Juni 2025).
- ↑ Vgl.: Schloss Dippoldiswalde auf sachsens-schloesser.de.