1289
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[Bearbeiten] Ereignisse
- 1. Januar: Vertrag von Rochlitz: Friedrich der Gebissene erzwingt von seinem Vater Albrecht, den er gefangen genommen hat, Schloss und Stadt Freiberg, Großenhain, Ortrant, Radeburg u.a. Besitztümer [1]
- Februar (sicher vor dem 6.): Hoftag in Eger: Treffen von König Rudolf I. mit dem König von Böhmen Wenzel II. (dieser sichert gegen u. a. Anerkennung seines Tausches mit Friedrich Klemme bezüglich Dresdens etc. sowie seiner Kurstimme die Unterstützung Rudolfs habsburgische Nachfolgepläne zu)[2]
- 4. März: König Rudolf I. beurkundet und bestätigt dem König Wenzel II. von Böhmen und dessen Erben im Heiligen Römischen Reich das Schenkenamt und eine Stimme bei der Wahl des römisch-deutschen Königs[3]
- 6. Februar: Friedrich Klemme verkauft dem König von Böhmen Wenzel II. das Schloss Scharfenberg, Stadt und Schloss Dresden, Schloss und Stadt Pirna, Schloss Dohna samt Zubehör, Schloss Tharandt samt den Waldungen, Schloss Borschenstein, die Stadt Dippoldiswalde, Schloss Frauenstein, Schloss Lauenstein, Schloss und Stadt Sayda, die Stadt Hayn samt dem dazu gehörigen Gebiete, das Schloss Sathan (?), Schloss Tiefenau, das Dorf Surnewitz samt Zubehör, Schloss Radeberg, Schloss Liebenthal, Schloss Wehlen, Stadt Radeburg, die feste Lusnitz (?), das Schloss Mutschen, Schloss Lichtenwalde, Schloss Sachsenberg wie auch die Schlösser, Städte und Dörfer, welche Heinrich der Erlauchte von der Kirche Hersfeld zu Lehn empfangen - Städte, Schlösser und Ortschaften, die nicht alle zu Friedrichs Gebiet gehörten. Die Familie widersetzte sich dem Verkauf und Friedrich Klemme verkaufte statt dessen wenigstens die Dresdner Herrschaft an Friedrich Tuta [4]
- 13. März: König Rudolf I. beurkundet, dass Markgraf Friedrich von Meissen und der Ostmark persönlich vor ihm erschienen sei und ihm alle seine Reichslehen mit der Bitte aufgegeben habe, dieselben an König Wenzel II. von Böhmen zu verleihen - anwesende Zeugen waren u. a. Otto III., Burggraf von Dohna, und Hermann von Maltitz[5], ein Verwandter von Friedrichs Mutter Elisabeth von Maltitz[6]
- 1. Oktober: Erste urkundliche Erwähnung der Frauenkirche als ecclesia in Dresden anlässlich des Präsentationsstreits zwischen dem Kloster Seußlitz und dem Archidiakon Arnold von Nisan mit Sitz in Briesnitz um die Besetzung der Pfarrstelle - Abt Heydolf vom Kloster Berge vor Magdeburg teilt dem Archidiakon mit, dass er „den Priester Albert von Lobeda […] als Pfarrer in der [Frauen-]Kirche zu Dresden eingesetzt und dessen Gegner Adolf in dieser Kirche Redeverbot auferlegt“ habe[7][8]
- 14. Dezember: König Rudolf I. trifft in Erfurt ein, um gemeinsam mit dem Erzbischof von Mainz die Verhältnisse in Thüringen und in der Mark Meißen in seinem Sinne zu regeln[9]
- 25. Dezember (Weihnachten): Großer Reichstag zu Erfurt; anwesend u. a. der Erzbischof von Mainz, der Erzbischof von Magdeburg, der Bischof von Meißen, der Abt von Hersfeld (der die Lehnsoberheit über Dresden einfordert); die Markgrafen Otto der Lange und Otto mit dem Pfeil von Brandenburg und Friedrich Tuta von Meißen, Landgraf Albrecht von Thüringen und seine Söhne Friedrich und Diezmann, Herzog Albrecht von Sachsen[10]
- das Dresdner Schloss wird als "Castrum Dresden" erstmals urkundlich erwähnt [11]
- der stiftisch-meißnische Archidiaconus zu Briesnitz als Superintendent des Kirchsprengels Nisan, zu welchem auch Dresden gehörte, erhebt einen Streit mit dem Kloster Seußlitz, weil er den von diesem Kloster präsentierten Pleban Albert nicht anerkennen will. Es wird entschieden, dass dem Kloster Seußlitz kraft einer Schenkung des Markgrafen Heinrich, die allerdings nicht aufzufinden ist, das Patronatsrecht über die Frauenkirche zustehe und der vom Kloster erwählte Pleban bei Strafe des Bannes anzuerkennen ist [12]
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ LINDAU, Geschichte der königlichen Haupt- und Residenzstadt, 2. verbesserte Aufl., Dresden 1885, S. 83, mit Bezug auf WILKE, Johann Georg Lebrecht: Ticemannus, Leipzig 1754, SLUB
- ↑ "Rudolf - RI VI,1 n. 2209a 1289 febr., Egre - Hoftag und zusammenkunft mit seinem schwiegersohn könig Wenzel von Böhmen. Rex Ruodolphus circa quadragesimam (febr. 23) in Egla civitate que est prope Boemiam curiam celebravit. Ann. Colmar. SS. 17, 216. Königsaaler GQ. ed. Loserth 84 ff., [deren nachrichten über die hier erfolgte belehnung Wenzels mit Böhmen und verpfändung Egers an Wenzel als heiratsgut seiner gemalin irrig sind und auf verwechselungen beruhen, vgl. Lorenz Deutsche Gesch. 2, 509 anm. 1 und Kürschner Eger und Böhmen 26 anm. 2. Was wirklich geschah, erhellt aus den folgenden urkunden. Der hauptzweck der zusammenkunft wird für Rudolf die sichere gewinnung Wenzels für die absichten betreffs der nachfolge im reich gewesen sein, vgl. Busson in Wiener SB. 88, 692; die anerkennung der böhmischen kurstimme, die genehmigung des tausches mit Friedrich von Dresden waren zugeständnisse die jenem zwecke dienten. Daneben werden die inneren verhältnisse Böhmens, das vorgehen gegen den gestürzten Zawisch von Falkenstein zur sprache gekommen sein, vgl. darüber zuletzt Dudik Gesch. Mährens 7, 120 ff. und Šusta in Ceský ćasopis histor. 1, 384 ff. ‒ Mit Wenzel kam auch seine gemalin, für die übrigen anwesenden vgl. die folgenden urkunden]." In: RI VI,1 n. 2209a, in: Regesta Imperii Online, URI: https://www.regesta-imperii.de/id/1289-02-00_1_0_6_1_0_2490_2209a (Abgerufen am 25.05.2025).
- ↑ "Rudolf - RI VI,1 n. 2213 - 1289 märz 4, Egre - beurkundet und bestätigt nach vorher sorgfältig angestellter untersuchung, dass dem könig Wenzel von Böhmen und dessen erben im römischen reich das schenkenamt und eine stimme bei der wahl des römischen königs gleich den andern in eleccione ius et vocem besitzenden fürsten als recht zustehe. Or. im staatsarch. Wien; auf der plica: RT (siehe Image) per Johannem de Glacz (registrator und notar k. Karls IV., vgl. Huber Reg. imp. 8 einleitung XLIII und Addit. I einl. VI, VII). Balbin Misc. Dec. Prim. 8, 23. Goldast Comentarii de regni Bohem. iuribus ac privilegiis 259. Sommersberg Script. 1, 940. Lünig Reichsarchiv 6b, 11. Rousset Corps dipl. 1a, 154. Jireček Cod. iur. Bohem. 1, 242. Emler 2, 634." In: RI VI,1 n. 2213, in: Regesta Imperii Online, URI: https://www.regesta-imperii.de/id/1289-03-04_1_0_6_1_0_2494_2213 (Abgerufen am 25.05.2025).
- ↑ LINDAU, Geschichte der königlichen Haupt- und Residenzstadt, 2. verbesserte Aufl., Dresden 1885, S. 83, mit Bezug auf eine in ihrer Echtheit mehrfach angefochtene Urkunde bei PELZEL, Abhandlung über die Herrschaft der Böhmen in Meißen, in den Abhandlungen der böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften (1787), S. 52 und 68
- ↑ Hermann von Maltitz zählte nach Bohuslav Balbín bereits 1289 zu den böhmischen Freiherren. Er besaß mehrere freie Herrschaften und unterschrieb mit dem Reichsgrafen die Reichsabschiede.
- ↑ "Rudolf - RI VI,1 n. 2214 1289 märz 13, Egre - beurkundet dass markgraf Friedrich von Meissen und der Ostmark, weil. markgrafen Heinrichs jüngster sohn, persönlich vor ihm erschienen sei und ihm alle seine reichslehen mit der bitte aufgegeben habe, dieselben an könig Wenzel von Böhmen seinen tochtermann zu verleihen, und dass, nachdem dieses vollzogen gewesen, derselbe markgraf ferner gebeten habe, die über seine eigengüter (de terris etc. ad ipsum iure proprietatis pertinentibus) eingegangenen tauschverträge zu genehmigen, welche er denn auch durch diese urkunde nach der angebrachten bitte genehmige und gutheisse. Zeugen: bischof Konrad v. Strassburg, herzog Rudolf v. Oesterreich, die grafen Ludwig v. Oettingen und Emich v. Leiningen; Johann v. Liechtenberg und Walther v. Geroldseck strenui viri, Otto burggraf v. Donin, Raunold v. Nemans (Mimon), Hermann v. Grunbach, Hermann v. Maltitz, Hermann der notar. Or. im staatsarch. Wien, mit 3. id. mart.; auf der plica: per Johannem RT (siehe Image), vgl. n. 2213 Balbin Misc. Dec. Prim. 8, 267. Sommersberg Script. 1, 940. Hoffmann Script. Lus. 4, 176. zum 13. märz. Lünig Reichsarchiv 6b, 232. Dumont Corps dipl. 1a, 267. Jireček Cod. iur. Bohem. 1, 242. Emler Reg. Bohem. 2, 635. ‒ [Am 6. febr. hatte zu Prag Friedrich von Dresden, der jüngste und unebenbürtig geborne sohn Heinrichs des Erlauchten von Meissen, welcher Dresden und umgebung erhalten hatte, an k. Wenzel diesen seinen besitz und dazu die Mark Meissen und die Lausitz, was er gar nicht besass, abgetreten und sollte dafür besitzungen bis zu 4500 mark einkünften im östlichen Böhmen erhalten, die grösstentheils noch den Falkensteinern entrissen werden mussten. Emler 2, 630. Wegele Friedrich d. Freidige 120 ff. hat jedenfalls recht, in den unwahrheiten dieser urk. eine absicht der böhmischen kanzlei zu erblicken, wodurch zukünftigen weitgehenden ansprüchen eine grundlage gegeben werden sollte ‒ was ja später in der that benützt ward. Insoweit liegt inhaltliche unwahrheit vor, aber diese urk. ist ebenso echt, wie die k. Rudolfs, gegen welche Wegele ebenfalls bedenken erhebt. Der viel zu umfassende titel Friedrichs braucht, wie Wegele selbst andeutet, nur als leere form angesehen zu werden (vgl. auch Ficker Reichsfürstenstand 263) und im übrigen drückt sich Rudolf so allgemein und vorsichtig aus, dass durch diese urk. kein recht verletzt, keines zugesprochen wurde. Der ganze tausch ward übrigens zu nichte, da Friedrichs von Dresden neffe, markgraf Friedrich Tuto, die drohende gefahr erkennend, rasch eingriff und seinen oheim gegen baare entschädigung zum verzicht auf seinen besitz bewog. Vgl. Wegele l. c.]. Nachträge: Orig. der RI VI.1, Nr. 2214 wird im Nationalarchiv Prag, Best. Boehmisches Kronarchiv, Nr. 33 aufbewahrt." In: RI VI,1 n. 2214, in: Regesta Imperii Online, URI: https://www.regesta-imperii.de/id/1289-03-13_1_0_6_1_0_2495_2214 (Abgerufen am 25.05.2025).
- ↑ Gesellschaft zur Förderung des Wiederaufbaus der Frauenkirche Dresden e.V. (Hrsg.; Autoren: Dr. Claus Fischer, Dr. Hans-Joachim Jäger, Dr. Manfred Kobusch): Die Dresdner Frauenkirche. Von den Anfängen bis zur Gegenwart., Dresden 2007, ISBN: 978-3-00-021620-6, S. 13.
- ↑ Harald Schieckel (Bearb.): Regesten der Urkunden des Sächsischen Hauptarchivs Dresden. Band 1., 948–1300. Rütten & Loening, Berlin 1960, S. 351.
- ↑ "Rudolf - RI VI,1 n. 2261a - 1289 dec. 14, Erfurt - Ankunft am tag nach Lucia mit vielen fürsten und herrn, und feierlicher empfang durch geistlichkeit und volk. Erfurter Peterschron. ed. Stübel 122, SS. 30, 420. ‒ Ueber den beinahe einjährigen aufenthalt könig Rudolfs ist die eben erwähnte Chronik des Erfurter Minoritenklosters zu St. Peter die hauptquelle. Nächst demselben gehören hierher: Ellenhard SS. 17, 132 ff., darnach Closener in Chron. der deutsch. Städte 8, 53. Sifrid v. Balnhausen SS. 25, 711. Ottokars Reimchronik 491 ff. [ist sehr verworren, fast unbrauchbar, vgl. Wegele Friedrich d. Fr. 132 anm. 1]. ‒ Nach dem tode Heinrich Raspes 1247 war die landgrafschaft Thüringen auf dessen neffen Heinrich den erlauchten (geb. 1218 gest. 1288) vererbt, welcher sie, nachdem er zu deren besitz gelangt war, nach 1263 an seinen ältesten sohn erster ehe Albrecht (den unartigen) abtrat, dessen streitigkeiten mit seinen söhnen Friedrich d. Freidigem und Dietrich (Diez mann) das land zerrütteten. [Nach dem tode Heinrichs d. erl. im febr. 1288 waren neue kämpfe um die marken Meissen und Lausitz entbrannt, wobei landgraf Albrecht zu ende 1288 mehrere wochen von seinem sohne Friedrich d. Fr. in gefangenschaft gehalten wurde. Im jahre 1289 trat nach und nach eine friedlichere gestaltung der dinge ein, die aber keinen bestand versprach. Um diese zeit hatte Friedrich Tuto markgraf von Landsberg, von der mark Meissen auch noch den antheil seines oheims Albrecht erworben und dem jüngsten sohne Heinrichs d. erl. Dresden und umliegende gebiete abgekauft (vgl. n. 2214); pfalzgraf Friedrich hatte sich mit einer reihe von pfandschaften begnügt, Dietrich (Diezmann) herr des Oster-(Pleissner) landes war im besitze der Lausitz. Aber jene kämpfe hatten alle erfolge des von k. Rudolf und erzbischof Heinrich von Mainz begonnenen friedenswerkes wieder zerstört und aufs neue die früheren friedlosen zustände erzeugt, fehden, raub, verwüstungen bedrängten das land. Das eingreifen der königlichen gewalt war dringend geboten. Vgl. Wegele l. c. 106 ff., auch Dobenecker K. Rudolfs I. Friedenspolitik in Thüringen in Zeitschr. f. thür. Gesch. N. F. 4, 550 ff.]." In: RI VI,1 n. 2261a, in: Regesta Imperii Online, URI: https://www.regesta-imperii.de/id/1289-12-14_1_0_6_1_0_2560_2261a (Abgerufen am 25.05.2025).
- ↑ "Rudolf - RI VI,1 n. 2263a - 1289 dec. 25, Erfurt - Grosser reichstag zu weihnachten. Die sehr zahlreichen anwesenden sind genannt in der Peterschron. [und bei Ellenhard 132, wobei aber mehrere aufgeführt werden, die erst später nach Erfurt kamen. Von diesen abgesehen, waren um weihnachten 1289 sicher oder wahrscheinlich in Erfurt: die erzbischöfe v. Mainz und Magdeburg (vgl. auch CD. Anhaltin. 2, 466 und GQ. d. Prov. Sachsen 23, 267, 269), die bischöfe v. Eichstätt, Würzburg, Bamberg, Hildesheim, Paderborn, Halberstadt, Verden, Naumburg, Merseburg, Meissen, Brandenburg, Kulm (unsicher, bischof Werner v. Kulm urkundet noch am 14. dec. zu Kulmsee, vgl. Neues Preuss. UB. Westpreuss. Theil II 1, 86, Woelky denkt an Chiemensis statt Colnensis), die äbte v. Fulda und Hersfeld; die markgrafen Otto d. Lange und Otto m. d. pfeil v. Brandenburg und Friedrich Tuto v. Meissen, landgraf Albrecht v. Thüringen und seine söhne Friedrich und Diezmann, die herzoge Heinrich, Albert und Wilhelm v. Braunschweig, herzog Rudolf des königs sohn und herzog Rudolf v. Baiern, die herzoge v. Lüneburg, Albrecht v. Sachsen, v. Meklenburg, Breslau, Krakau und Oppeln, landgraf Heinrich v. Hessen, die burggrafen Friedrich v. Nürnberg und Dietrich v. Altenburg, die grafen Ludwig v. Oettingen, Eberhard v. Katzenellenbogen und dessen sohn, Gebhard v. Hirschberg, Günther v. Schwarzburg, Gunzelin v. Schwerin, v. Anhalt, zwei herren v. Höhenlohe, die vögte v. Plauen (vgl. auch n. 2262) und viele andere]." In: RI VI,1 n. 2263a, in: Regesta Imperii Online, URI: https://www.regesta-imperii.de/id/1289-12-25_1_0_6_1_0_2563_2263a (Abgerufen am 25.05.2025).
- ↑ OELSNER, Norbert: Die Dresdner Burg im Mittelalter, in: Geschichte der Stadt Dresden, Stuttgart 2005, S. 121
- ↑ LINDAU, Geschichte der königlichen Haupt- und Residenzstadt, 2. verbesserte Aufl., Dresden 1885, Bd. 1, S.55