Friedrich Klemme
Friedrich Klemme († 25. April 1316, Grab in Altzelle) (Friedrich der Kleine) war der unebenbürtige Sohn Heinrich des Erlauchten und dessen dritter, unfreier Frau Elisabeth von Maltitz. Heinrich vererbte ihm Dresden mit der Dresdner Heide, der Burg Radeberg und dem Friedewald. Er wohnte mit seiner Gattin, Gräfin Jutta von Schwarzenburg, die ihm keine Erben gebar, und seiner Mutter in der Dresdner Residenzburg.
- 1289: Friedrich Tuta kauft die Dresdner Herrschaft von Friedrich Klemme
- 1291: Dresden gelangt wieder an Friedrich Klemme
- 1292: er tritt Withego I. Pirna nebst Niederlagegerechtigkeit ab
- 1294: er trägt seine Dresdner Herrschaft dem böhmischen König zu Lehen auf
- 1302: er nennt sich „Markgraf von Dresden“
- 1315: die Markgrafen von Brandenburg besetzen die Stadt, er muss sie ihnen abtreten
- 1316: Friedrich Klemme stiftet eine Gedächtnismesse im Chor der Kirche Unserer Lieben Frauen (Frauenkirche)
"Nach Heinrichs Tode durchlebte Dresden eine unruhige Zeit voll wechselnder Schicksale. Die Erben des Markgrafen waren sein Sohn Albrecht, Landgraf von Thüringen, sein Enkel Friedrich genannt „Tute“, Markgraf von Landsberg, und ein 1273 geborener jüngerer Sohn Friedrich aus seiner dritten, unebenbürtigen Ehe mit Elisabeth von Maltitz, „Clemme“, später in Folge falscher Lesung des Namens der „Kleine“ genannt. Diesem seinem Lieblingssohne, dem König Rudolf von Habsburg im Jahre 1279 die Rechte der freien Geburt und damit die Erbfähigkeit verliehen hatte, vermachte Heinrich [30] mit Zustimmung der beiden Haupterben die Stadt Dresden mit der Haide, dem Friedewalde und der Feste Radeberg, ein kleines Gebiet, das für ihn aus der Mark Meißen ausgeschieden werden sollte. Heinrich besaß dieses Gebiet, wie auch die Stadt Pirna, vom Meißner Bischof zu Lehn, ein Rechtsverhältniß, dessen Entstehung in Dunkel gehüllt und um so schwerer zu erklären ist, als gleichzeitig außer dem Stifte Meißen auch die weit entlegene Abtei Hersfeld die Lehnshoheit über Dresden in Anspruch nahm. Der fünfzehnjährige Friedrich Clemme trat in den Besitz der Herrschaft Dresden ein, behielt sie aber zunächst nicht lange in eigener Hand. Schon im folgenden Jahre schloß er, sich die Behauptung des Landes wohl nicht zutrauend, mit König Wenzel II. von Böhmen einen Tauschvertrag, worin ihm gegen Abtretung Dresdens und mehrerer angrenzender, gar nicht ihm, sondern seinem Stiefbruder Albrecht gehöriger Landestheile die eingezogenen Güter des Zawis von Rosenberg in Böhmen und Mähren zugesichert wurden. Sein Neffe Friedrich von Landsberg aber wußte die Ausführung dieses Vertrages zu vereiteln und ließ sich auf seine Lebenszeit „zu Gunsten der Einheit des Landes“ von dem Oheim dessen Gebiet gegen Ueberlassung der Stadt und Burg Gera abtreten, wie er auch Albrechts Antheil an der Mark Meißen erwarb. Für Dresden und Pirna ertheilte ihm der Bischof von Meißen die Belehnung. Nach dem schon im Jahre 1291 erfolgten Tode Friedrichs von Meißen und Landsberg ergriff Friedrich Clemme wieder von der Herrschaft Dresden Besitz. Aber der im Mai 1292 gewählte deutsche König Adolf von Nassau erklärte die gesammten Länder des Markgrafen Friedrich für heimgefallene Reichslehen, und gleichzeitig erhob König Wenzel, gestützt auf [31] den gescheiterten Vertrag von 1289, Ansprüche auf die Mark Meißen. König Adolf selbst überzog die Söhne des Markgrafen Friedrich mit Krieg, um seinen Forderungen Geltung zu verschaffen. Mit der Einnahme der Stadt Freiberg 1296 fiel die Mark Meißen in seine Hände; zwei Jahre lang wurde sie von seinem Vetter, dem Grafen Heinrich von Nassau, regiert. König Adolfs Sturz brachte die Mark 1298 in den Besitz seines Nachfolgers Albrecht, der alsbald nach seiner Krönung den König Wenzel von Böhmen zum Reichsstatthalter für Meißen, Oster- und Pleißnerland einsetzte. Diesem verpfändete Albrecht dann die Mark um das Jahr 1299 oder 1300, und zugleich ließ sich Wenzel vom Meißner Bischof mit der Herrschaft Dresden belehnen, die ihm Friedrich Clemme schon 1294 als Lehn aufgetragen hatte. Durch diese Lehnsauftragung war Friedrich zwar zum Afterlehnsträger herabgesunken, hatte sich aber wenigstens den ungestörten Besitz seines Gebietes gesichert. Wenzel verpfändete die Mark Meißen im Jahre 1303 an die Markgrafen von Brandenburg. Diese setzten sich darin fest, mußten das Land aber nach Wenzels Tode 1305 dem König Albrecht herausgeben. Nach der Schlacht bei Lucka im Mai 1307, in der die Markgrafen Friedrich der „Freidige“ und Diezmann den König Albrecht besiegten, fiel die Mark an die Wettiner zurück. Friedrich der Freidige suchte nun alles Land, das seit der Zeit seines Großvaters Heinrich dem wettinischen Hause entfremdet worden, wieder in seine Hand zu bringen und auch die aus der Mark ausgeschiedene Herrschaft Dresden zurückzugewinnen. Es gelang ihm, mit seinem Oheim Friedrich eine Einigung dahin zu treffen, daß dieser ihm die Nachfolge in [32] seinem Gebiete für den Fall seines Todes zusicherte und ein Schutz- und Trutzbündniß mit ihm schloß. Von Seiten Böhmens stand dieser Gestaltung der Dinge kein Hinderniß mehr im Wege, da sich die früheren Abmachungen Friedrich Clemmes mit Wenzel durch das Aussterben der Premysliden erledigt hatten. Die Stadt Dresden leistete dem Landgrafen Friedrich am 22. Juli 1309 die Eventualhuldigung. Noch war aber damit ein dauernder Zustand nicht hergestellt. Wegen der beanspruchten Herausgabe der Marken Lausitz und Landsberg gerieth Friedrich der Freidige mit den brandenburgischen Askaniern in Krieg, wurde vom Markgrafen Waldemar gefangen genommen und mußte im Frieden vom 13. April 1312 auf die Lausitz und Landsberg verzichten und dazu einige angrenzende Landstriche abtreten. Da er aber das Verlorene wiederzugewinnen strebte, brach der Krieg im Jahre 1315 von neuem aus. Die Brandenburger erstürmten Dresden, erschlugen auf dem Wilischen Thore, beim Ausgange der heutigen Wilsdruffer Straße, die Thüringer, die Friedrich der Freidige zum Schutze der Stadt seines Vetters als Besatzung dorthin gelegt hatte, und zwangen Friedrich Clemme, ihnen gegen Gewährung eines Kaufgeldes von 7000 Schock und einer Jahresrente von 400 Schock (zu je 60) Groschen die Stadt abzutreten. Diese erste Erstürmung Dresdens ist auch die einzige geblieben: wiederholt ist die Stadt später belagert und zur Uebergabe gezwungen, nie aber wieder mit stürmender Hand genommen worden. Friedrich, der mit seiner Gemahlin Jutta, einer geborenen Gräfin von Schwarzburg, und mit seiner Mutter das Dresdner Schloß bewohnt hatte, starb, ohne Erben zu hinterlassen, schon ein halbes Jahr darauf, am 25. April 1316. Er hatte sich im [32] Anfange seiner Regierung nur „von Gottes Gnaden jüngerer Sohn des Markgrafen Heinrich“ und seit 1295 „Herr von Dresden“ genannt, seit 1302 aber den stolzeren Titel „Markgraf von Dresden“ geführt. Obwohl sein Recht auf die Herrschaft in der Zeit der nassauischen und böhmischen Statthalterschaft angefochten wurde, hat er sich thatsächlich doch auch damals im Lande behauptet: das beweisen die von ihm 1295 und in den folgenden Jahren fortwährend in Dresden vollzogenen Regierungshandlungen. Die Stellung, die er einnahm, war jedoch stets sehr bescheiden und unselbständig. Mit seinem Tode erlosch die Aussicht auf Wiederherstellung einer besonderen Landesherrschaft Dresden für immer."[1]
[Bearbeiten] Quellen
- Martin Bernhard Lindau: Geschichte der königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden. 2. verbesserte Auflage, Dresden 1885 (SLUB Digitalisat)
[Bearbeiten] Weblinks
[Bearbeiten] Anmerkungen
- ↑ Otto Richter: Geschichte der Stadt Dresden. Erster Theil: Dresden im Mittelalter. Mit Abbildungen und einem Plane. [= Veröffentlichung des Vereins für Geschichte Dresdens] Wilhelm Baensch’ Verlagshandlung, Dresden 1900, S. 29-33.