Dresden plakativ!

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Die Sonderausstellung Dresden plakativ! wurde im Stadtmuseum gezeigt.

Dresden plakativ! - Kunst, Kommerz und Propaganda im Dresdner Plakat (1865-1990). Die Sonderausstellung des Jahres 2011 im Stadtmuseum zeigte etwa 150 Plakate sowie weitere Grafiken aus der Dresdner Stadtgeschichte. Sie gehören überwiegend zu einem Fundus von 20.000 Plakaten des Stadtmuseums. Die Ausstellung zog etwa 10.000 Besucher an.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Verein zur Förderung Dresdens und des Fremdenverkehrs von Georg Müller-Breslau (um 1897)
Sächsische Künstler-Hilfswoche von Alexander Baranowsky (1918)
Dresdner Jubiläums-Sommer 1933 von Alexander Baranowsky (1933)
DEFA-Filmplakat Junkerland in Bauernhand von Kurt Fiedler (1947)

Plakate als Werbe- und Informationsträger sind seit dem frühen 19. Jahrhundert bekannt. Die "Plakatwelle" ging von den damaligen Zentren der Industrialisierung und Kunst, London und Paris, aus. Dresden wurde von dieser neuen Kunstrichtung deutlich später erfasst. Erst mit der Gründerzeit wuchs es zur Großstadt, und die neuen Gewerbetreibenden suchten nach Möglichkeiten, mittels Werbung ihren Umsatz zu steigern. Ein großer Teil der Plakate informierte über Ausstellungen und andere Veranstaltungen, so das Plakat zu Ausstellung der deutschen Ackerbau-Gesellschaft von 1865, das chronologisch am Anfang von Dresden plakativ! steht.

Standen ursprünglich reine Schriftanschläge im Mittelpunkt, nahmen sich später berühmte Maler der Sache an; sie schufen Künstlerplakate. Mit dem frühen 20. Jahrhundert profilierte sich die Gebrauchsgrafik und mit ihr die Plakatgestaltung zu einer neuen Kunstrichtung. Der Anspruch als eigenständige Teildisziplin der bildenden Kunst liegt in den besonderen Anforderungen an die Kenntnis von Marktgesetzmäßigkeiten und Massenpsychologie sowie an die akkurate und druckfertige Gestaltung begründet. Professionelle Plakatgestalter traten auf den Plan, mit ihnen kam das Sachplakat.

In Dresden waren die Verhaftung an überkommene Traditionen und das künstlerische Selbstwertgefühl besonders stark ausgeprägt. Deswegen behielten hier die Künstlerplakate noch lange einen hohen Stellenwert. Die KG Brücke engagierte sich in diesem Sinne. Selbst im Sommer 1933, schon nach dem Machtantritt der Nazis, wurden mehrere solcher Plakate (1. Preis Alexander Baranowsky) zum Dresdner Musiksommer ausgezeichnet, was die Gebrauchsgraphik, das Fachorgan der deutschen Gebrauchsgrafiker, zu einer massiven Kritik veranlasste. Im Mittelpunkt der Kritik stand die Typografie.[1] Es bestand weltweit - offenbar nicht in Dresden - Konsens in der Gebrauchsgrafik, dass die Schrift klar, von weitem lesbar sein muss. Außerdem schwang der Vorwurf der Subjektivität mit, dass Ausschreibungsbedingungen erlassen wurden, gegen die bei der Preisvergabe gezielt verstoßen wurde. Die Ausstellung Dresden plakativ! vermeidet hier eine klare Herausarbeitung potentiell kontroverser Punkte.

[Bearbeiten] Epochen

[Bearbeiten] Dresden wird Großstadt (1865-1914)

[Bearbeiten] Der "große Krieg" (1914-1918)

Mit dem Ersten Weltkrieg begann die Zeit des Propagandaplakats. "Durch Arbeit zum Sieg! Durch Sieg zum Frieden!" - der Auftraggeber entschied, was auf dem Plakat zu stehen hatte. Aufrufe zum Zeichnen einer Kriegsanleihe, Verherrlichung des U-Boot-Kriegs, Mut machen an der Heimatfront, das waren jetzt die Themen, die zählten. Und es begann die Zeit des illegalen Plakats. Linksradikale Jugendliche verbreiteten Flugblätter gegen den Krieg und riefen unter dem Eindruck der bolschewistischen Revolution in Russland zum Generalstreik auf.

[Bearbeiten] Kampf der Visionen und Ideologien (1918-1933)

Die Zeit der Weimarer Republik war eine Epoche politischer Umbrüche, wirtschaftlicher Krisen, aber auch gesellschaftlicher Visionen und künstlerischer Experimente. Die Zeit der Inflation brachte die Gebrauchsgrafiker in große Not. Jahre, die deswegen in der Ausstellung Dresden plakativ! nur wenig vertreten sind. Der große Aufschwung danach, das Lebensgefühl der "goldenen Zwanziger", erfasste auch Dresden, wird aber ebenfalls kaum gezeigt, mehr ist das Dresdner Kurwesen vertreten. Es folgte die Weltwirtschaftskrise, in den Wahlkämpfen standen sich die verschiedenen Lager unversöhnlich gegenüber. Der Kampf der Ideologien wurde auch und gerade über Plakate ausgetragen. Mehrere Wahlplakate zeigen dies teilweise, es fehlen allerdings Beispiele der direkten Auseinandersetzung der Links- und Rechtsradikalen gegeneinander, und des faktisch gemeinsamen Kampfes gegen die Demokratie. Deutlich werden in der Ausstellung künstlerische Strömungen der Zeit, die Dresdner Sezession 1919 und die Einflüsse des Bauhauses, gerade auf die Typografie.

[Bearbeiten] In der nationalsozialistischen Diktatur (1933-1945)

Mit der Machtergreifung der Nazis verloren viele führende Dresdner Künstler ihre Arbeitsgrundlage. Sie wurden vertrieben, als Juden verfolgt oder aus politischen Gründen mit Arbeitsverboten belegt oder zumindest boykottiert, teilweise sogar inhaftiert und ermordet. Alle übrigen mussten sich - vorauseilend oder notgedrungen - dem politischen Diktat der neuen Machthaber anpassen: "Niemals wird der Führer das Leben des deutschen Menschen leichtfertig aufs Spiel setzen." (10. August 1939, Objekt 87) Zu den ausgegrenzten Künstlern zählte auch Bruno Gimpel, ein Jude und langjähriger Leiter der Dresdner Gebrauchsgrafiker, dessen völliges Fehlen in Dresden plakativ! schmerzlich zu vermerken ist.

[Bearbeiten] Dresden unter sowjetischer Besatzung (1945-1949)

Nach der Befreiung vom Faschismus galt es, auch die Dresdner Gebauchsgrafik wieder aufzubauen. Man hatte viele wichtige Kollegen verloren, einige, wie Paul Sinkwitz, waren dem neuen System aus weltanschaulichen Gründen suspekt. Und nicht zuletzt erfasste der "Klassenkampf" auch das neue Establishment. Kommunisten gegen Kommunisten und natürlich Kommunisten gegen Sozialdemokraten bis zu völligen Ausschaltung hießen die neuen Maximen. Künstlerisch änderte sich am Stil wenig gegenüber der Nazizeit. Die sehr indoktrinierende Aufmachung der Propagandaplakate war nach dem Geschmack auch der neuen Auftraggeber. Es grenzte schon an subtilen Widerstand, auf die Lieblingsfarbe "Rot" weitgehend zu verzichten.

[Bearbeiten] Vier Jahrzehnte in der DDR (1949-1990)

Die Plakate aus dieser Epoche sind überraschend vielgestaltig und facettenreich, wenn man von verbreiteten Klischees in der Sicht auf diese Zeit ausgeht. Die Ausstellungsobjekte beginnen mit dumpfem Stalinismus, zeigen dann Werke aus einer Zeit, als in der DDR noch für Produkte geworben wurde, bezeugen ein reichhaltiges kulturelles Leben und spannen den Bogen über vorsichtige Öffnungsversuche in der Kirche bis zur Befreiung zur Wendezeit. ("Luft zum atmen / Wasser zum trinken / Parteien zum wählen", Objekt 161/4)

[Bearbeiten] Termine

[Bearbeiten] Quellen

  1. Gebrauchsgraphik (Sommer 1933): Der Plakatwettbewerb der Stadt Dresden. 1. Preis: Alexander Baranowsky, "Die Schrift ist absolut dilettantisch.", "Ein Kunstgewerbeschüler...würde wahrscheinlich von der Schule verwiesen werden."; 2. Preis: Pol Cassel, "Eine vollkommen dilettantische Schrift."; Preisgekrönter Entwurf: Paul Schönfeld, "Als Werbeplakat mit der Schriftanordnung und durch die Unlesbarkeit der Schrift unzulänglich."; Max Feldbauer, "Die Prämierung dieser Schmierskizze ist bei den klaren Ausschreibungsbedingungen so unverständlich, daß es überhaupt keinen Ausdruck gibt, der grob genug wäre, um die Verantwortungslosigkeit des Preisrichterkollegiums anderen im Wettbewerb befindlichen guten graphischen und künstlerischen Leistungen gegenüber zu kennzeichnen." Als positive Gegenbeispiele wurden erwähnt: Willy Petzold, Dore Mönkemeyer-Corty, Friedrich Kurt Fiedler, Walter Spiegel, Arno Drescher, Fritz Haberkorn.
  2. Termine Dresdner Museen
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