Daniel Reichard

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Daniel Reichard, auch Reichardt (* 29. November 1580 in Pirna; † 7. Oktober 1652 ebenda) war ein evangelisch-lutherischer Pfarrer und Theologe, Diakon an der Dresdner Kreuzkirche, Superintendent in Rochlitz und später in Pirna.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Familie

Daniel Reichard war der Sohn des sächischen Juristen, Ratsherren und Bürgermeister in Pirna, Joseph Reichard (* um 1547; † 17. August 1600 in Pirna) und dessen Ehefrau Magdalena geb. Lengefeld, einer Tochter des Stadtsyndikus von Luckau, Dr. jur. Paul Lengefeld.[1]

Daniel Reichard heiratete am 18. Januar 1602 Catharina geb. Noßler († 17. April 1642 in Pirna), Tochter des zu dieser Zeit bereits verstorbenen Bürgers Nicolai Noßler. Das Ehepaar Reichard hatte sechs Kinder, davon zwei Söhne, die bei Reichards Tod bereits verstorben waren:

Neben seinen sechs Kindern konnte Reichard noch 26 Enkel erleben.

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Daniel Reichard besuchte anfangs die Stadtschule in Pirna, bevor er aufgrund guter Zeugnisse am 22. Juni 1592 an die Landes- und Fürstenschule St. Afra nach Meißen geschickt wurde, wo er seine höhere Schulbildung erhielt. Dort wurde er vom damaligen Rektor der Schule, Magister Daniele Menio, zum Praecentore (Vorsänger) beim damaligen Schulchor ernannt.

1598 legte er seine Reifeprüfung an der Meißner Schule ab und ging an die Universität im damals noch sächsischen Wittenberg. Dort studierte Reichard Theologie und besuchte die Vorlesungen der damaligen Professoren Ägidius Hunnius, Salomon Gesner, Friedrich Runge (Theologe) und Leonhard Hutter. An der Universität in Wittenberg erhielt Reichard auch seinen Magistertitel.

Im August 1600, nach dem Tod seines Vaters beendete Reichard sein Studium an der Universität und wurde bei Hans Georg von Bernstein auf Borthen zum Hauslehrer seiner sechs Söhne angestellt. Zu Beginn des folgenden Jahres berief der kursächsische Kommissar der Kirche und des Hospitals zu Dohna Reichard zum Diakon an der dortigen Kirche. Dazu legte er am 8. Februar 1601 in Wittenberg vor Ägidius Hunnius seine kirchliche Ordination ab. Das Amt als Diakon begann Reichard im Mai 1601.

Am 19. Juli 1604, nach einer Probepredigt vor Hans Magnus von Schönfeld, wurde Reichard von diesem zum Pfarrer nach Wachau berufen. Seine Abschiedspredigt in Dohna hielt er am 24. Oktober, um am 1. November 1604]] sein Pfarramt in Wachau anzutreten. Am 13. März 1613 wurde ihm vom kursächsischen Kommissar der Kirche und des Hospitals zu Dohna das Pfarramt dort angeboten, was Reichard aber ablehnte.

Nach einer Probepredigt am 13. April 1604 an der Kreuzkirche in Dresden wurde Reichard hier zum Diakon mit Wirkung vom 1. Mai desgleichen Jahres berufen. Am 22. Juli 1615 hielt Reichard eine Predigt in der Hofkirche vor der Witwe des sächsischen Kurfürsten Sophie von Sachsen. Acht Tage später wurde ihm von deren Kanzler, Benedikt Carpzov (der Ältere) die Stelle des Superintendenten in Rochlitz angeboten.

Nach einer Probepredigt an der Kirche in Rochlitz am Sonntag, 2. August 1615 wurde er als Superintendent dorthin berufen. Seine Abschiedspredigt in der Dresdner Kreuzkirche hielt er am 18. Oktober, um sein Amt am Sonntag, 15. November 1615 an der Stadtkirche St. Kunigunde offiziell zu beginnen. In Rochlitz blieb Reichard bis 1622.

Nach dem Tod des bisherigen Pastors und Superintendenten Mathäus Cundiste ersuchte der Stadtrat zu Pirna den sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. um die Erlaubnis, dass Reichard das Pfarramt in Pirna übernehmen solle. Ungeachtet der Tatsache, dass die Rochlitzer Bürgerschaft ihm für die Fortführung des Amtes in ihrer Stadt eine jährliche Zulage in Aussicht stellten, hielt Reichard seine Probepredigt in Pirna am Sonntag, 5. Juni 1622 in der dortigen Stadtkirche.

Zu Michaelis, am 29. September 1622 sowie am Sonntag, 4. September 1622 hielt Reichard seine Anschiedspredigten in beiden Kirchen von Rochlitz und trat sein Amt am Sonntag, 18. September 1622 in der Pirnaischen Marienkirche an. In Pirna erlebte Reichard die Pest und den größten Teil des Dreißigjährigen Krieges, von dem Pirna - geschützt durch die damals zehn Meter hohe Stadtmauer - bis auf die Vorstädte weitestgehend verschont blieb. Nur einmal, als am 16. April 1639 das schwedische Heer vor der Festung Sonnenstein stand und von der Festung beschossen wurde, musste Reichard seine Predigt an diesem dritten Osterfeiertag abbrechen.[4]

Nach fast 52 Jahren im Pfarramt, eine für diese Zeit sehr lange berufliche Laufbahn, davon über 30 Jahre allein als Superintendent in Pirna, verstarb Reichard im fast vollendeten 72. Lebensjahr. Seine Leichenpredigt hielt mit dem Dresdner Oberhofprediger Jakob Weller einer der damals berühmtesten Theologen des Kurfürstentums Sachsen.

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Bernhard Sommerlad: Änmerkungen über die Geschlechter Kändler, Jauch und Reichardt in: Nachrichten über das Geschlecht Andreas Pitterlin und mit ihm blutsverwandte Familien, Schelter & Giesecke, 1929, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 63
  2. Deren Leichenpredigt als Digitalisat der SUB Göttingen
  3. Deren Leichenpredigt als Digitalisat der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel
  4. Tobias Petermann: .. der Schulen zu Pirna Rectoris, beifällige Gedanken über die Wiederaufbauung der Begräbnis-Kirche daselbst..., Dresden 1663, Digitalisat auf Google Books
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