Otto Rüger

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ehemalige Schokoladenfabrik Rüger im Lockwitzgrund
Firmenansicht anno 1893
Otto Rüger's Schokoladenfabrik im Lockwitzgrund (ehemalige Lobeck'sche Mühle), die spätere "Obere Fabrik" am Fußweg nach Sobrigau

Conrad Otto Rüger, auch Konrad Otto Rüger (* 9. Juli 1831 in Dresden, † 20. August 1905 ebenda) [1], war ein sächsischer Fabrikbesitzer und Schokoladenfabrikant im Lockwitzgrund, zuletzt mit dem Titel eines königlich-sächsischen Kommerzienrates. Er förderte mit seinem Engagement den Bau der Lockwitztalbahn, der späteren Linie 31 der späteren Dresdner Verkehrsbetriebe.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Familie

Otto Rüger entstammte der Familie Rüger mit dem Stammvater Egidius Rüger (15531610). Sein Großvater war der königlich-sächsische Regierungssekretär zu Dresden und deutsche Numismatiker Carl Conrad Rüger (17471807).

Rüger wurde 1831 als zweiter Sohn des königlich-sächsischen Hauptmanns der Artillerie, Johann Conrad Wilhelm Rüger (17881838) und dessen Ehefrau, Wilhelmine Theodore Leonhardi (18041875), der Tochter des königlich-sächsischen Oberst der Artillerie und Grundsteuer-Vermessungsdirektors, Gottfried Wilhelm Leonhardi (17791867) geboren. Die Familie wohnte zu dieser Zeit am Kohlmarkt 20 in der Neustadt. [2] Otto Rüger hatte noch vier Geschwister:

Am 9. Juli 1859 heiratete Otto Rüger Amalie Luise geb. Uhlich (* 7. März 1837 in Bautzen; † 8. Oktober 1900 in Dresden), Tochter des Kaufmanns Karl Heinrich Eduard Uhlich (17971872)[3] und dessen Ehefrau Johanna Christiane Henriette geb. Rudolph (18031884).[4] Das Ehepaar Rüger wohnte in Sobrigau und hatten sieben Kinder:

Rügers Frau gründete 1893 die Kinderbewahranstalt in Lockwitz, Am Wehr (nach ihrem Tod "Amalie-Rüger-Gedächtnis-Stiftung"). Ab 1898 wohnten sie in Dresden-Südvorstadt, Lukasstraße 6, II.[6]

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Kurzbriefbogen der Kakao- und Schokoladenfabrik Otto Rüger
Werbefigur Hansi der Rüger Schokolade
Lieferfahrzeug

Otto Rüger besichtigte 1857 erstmals die Kakaomühle des Fabrikbesitzers Ferdinand Lobeck im Lockwitzgrund bei Sobrigau und war von der Schokoladenherstellung sofort angetan. Nachdem Rüger Lobeck mehrmals besuchte und bei der Fabrikation half, pachtete er schließlich selbst die Mühle und die Fabrik am 3. Juli 1858. Dies galt später als Gründungstag der "Schokoladenfabrik Otto Rüger". Er kaufte das Anwesen im Oktober 1859 für 1.300 Taler von Lobecks Sohn, August Friedrich ab und erst am 15. April 1860 firmierte der Betrieb unter Rügers Namen.

Ab 1860 ließ Rüger zum Transport seiner Waren die Lockwitztalstraße ausbauen und befestigen. Außerdem setzte er sich mehrmals für den Bau einer Eisenbahnlinie im Lockwitztal ein, so 1879/80 nach Dippoldiswalde bzw. 1887/88 nach Altenberg, deren Vorhaben jedoch beide scheiterten.

1877 war Rüger Mitbegründer des Verbandes deutscher Schokoladenfabrikanten, dessen Vorsitzender er ab 1881 wurde. Dieses Amt hatte er 16 Jahre, bis 1897 inne und übergab es danach an den Kommerzienrat Peter Joseph Stollwerck. Weiterhin war Rüger am 11. Oktober 1892 als Vorsitzender des Genossenschaftsverbandes auf der Jahresversammlung der Nahrungsmittel-Berufsgenossenschaft in Posen (heute Poznań/ Polen) vertreten. [7]

1883, zum 25-jährigen Betriebsjubiläum besuchte der sächsische König Albert die Rügersche Fabrik, der ihm auch 1890 den Titel eines königlich-sächsischen Kommerzienrates verlieh. Rüger war nicht nur königlicher-sächsischer Hoflieferant sondern nach der Eröffnung eines weiteren Werkes 1896 in Bodenbach (heute Děčín/ Tschechische Republik) ebenfalls K.u.K. Hoflieferant für den kaiserlichen Hof in Wien. Zu diesem Zeitpunkt war Rüger einer der größten Schokoladenfabrikanten im deutschen Kaiserreich. 1885 kaufte Otto Rüger die Hintermühle in Lockwitz und eröffnete dort einen weiteren Zweigbetrieb für seine Kakaoproduktion.

Begann er 1858 mit fünf Arbeitern im damals verarmten Gebiet um Kreischa, so hatte Rüger 1875 bereits 200 Mitarbeiter. Zum 30-jährigen Betriebsjubiläum, 1888 eröffnete Rüger auch eine Invaliditäts- und Altersversorgungskasse für seine Arbeiter mit einem Grundkapital von 18.000 Mark. Wie seine Ehefrau kümmerte sich auch Otto Rüger um soziale Belange seiner Belegschaft.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts zog sich Otto Rüger aus dem Tagesgeschäft seines Unternehmens zurück und übergab die Leitung des Betriebes an seine Söhne Max und Alexander Rüger. Rügers Söhne schufen schließlich mit der Werbefigur "Hansi" eine nicht nur in Sachsen, sondern in ganz Deutschland bekannte Schokoladenmarke, die auch in andere Länder Europas sowie in die Vereinigten Staaten von Amerika exportiert wurde. 1898 trat Rüger in den "Verein für Geschichte Dresdens" ein, dem Herausgeber der Dresdner Geschichtsblätter.[8]

Otto Rüger selbst war weiterhin, vor allem ab 1895 mit dem Ingenieur Oskar Ludwig Kummer (18481912) aktiv, um im Lockwitztal eine elektrische Bahn zu bauen, die den umliegenden Gemeinden einen weiteren wirtschaftlichen Aufschwung geben sollte. Nach dem 1901 erfolgten Konkurs von Kummers AG Elektrizitätswerke (aus denen später das Sachsenwerk hervor ging), unterstützte Rüger eine Petition der Lockwitztalgemeinden vom 16. Dezember 1903 an die II. Kammer des sächsischen Landtags zum Bau einer elektrischen Vorortbahn. Zu dieser Zeit wurden auf der Lockwitztalstraße jährlich etwa 30.000 Personen und 950 Tonnen Güter, vor allem aus der Rügerschen Fabrik, mit Postkutschen befördert.

Am 11. Juli 1904 kam es zu einer Versammlung im Kreischaer Gasthof "Erbgericht", wo ein Aktionskomitee zum Bau der Vorortbahn gebildet wurde, dem auch Otto Rüger angehörte. Rüger stiftete auf der ersten Sitzung des Komitees am 20. Juli 1904, genauso wie auch der königlich-sächsische Sanitätsrat Dr. F. Bartels, dem das Sanatorium in Kreischa gehörte, sofort 3.000 Mark. Am 15. November 1904 wurde schließlich aus den Gemeinden Kreischa, Lockwitz, Sobrigau, Gombsen, Lungkwitz, Niedersedlitz und Saida/Wittgensdorf der "Gemeindeverband der elektrischen Straßenbahn Niedersedlitz–Lockwitz–Kreischa" gegründet, in dessen Vorstand auch Rüger gewählt wurde.

Otto Rüger erlebte den Bau und die Fertigstellung der Lockwitztalbahn nicht mehr. Der erste Spatenstich fand vier Tage nach seinem Tod, am 24. August 1905 statt. Bei der Eröffnungsfeier der Bahn nach nur sechs Monaten am 22. Februar 1906 in Kreischa, auf der Dr. Bartels die Festrede hielt, würdigte dieser in Gegenwart des damaligen königlich-sächsischen Kommissars für elektrische Bahnen und späteren Generaldirektors der Königlich-Sächsischen Staatseisenbahn, Richard Ulbricht (18491923) auch den langjährigen Förderer der Bahn, Otto Rüger. [9]

Otto Rüger wohnte zuletzt in der Lukasstraße 6 in Dresden und wurde auf dem Leubnitzer Friedhof begraben.

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Lebensdaten von Otto Rüger auf www.gedbas.de, abgerufen am 09. Juni 2012
  2. Conrad Wilhelm Rüger im Dresdner Adress-Kalender 1831, Seite 227 auf www.adressbuecher.net
  3. Letztmalig im Adressbuch Dresden 1872, S. 352, SLUB
  4. Datensatz auf MyHeritage, Anmeldung erforderlich
  5. Datensatz auf MyHeritage, Anmeldung erforderlich
  6. Adressbuch für Dresden und seine Vororte, 1900
  7. Notiz zu Otto Rüger im forum.ahnenforschung.net
  8. Dresdener Geschichtsblätter, Band 2, 1897-1900, Onlineausgabe der SLUB Dresden, S. 108
  9. Meterspurige Straßenbahnen in Dresden, Mario Schatz, Verlag Kenning, Nordhorn, 2007, ISBN 978-3-933613-76-9, S. 67

[Bearbeiten] Weblinks

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