Suanehild Billung
Suanehild Billung (* 945/955; † 26. November 1014; auch Suanhilde = Schwanhild), eine Tochter Hermann Billungs, war die erste historische überlieferte Markgräfin von Meißen.
Sie war sogar mit zwei Markgrafen von Meißen verheiratet:
- erstens mit Thietmar I. (* um 920; † zwischen 10. Mai und 14. Juli 978) war als Graf im Schwabengau (944), in Zitizi (945) und in Serimunt (951) ab 976 Markgraf von Meißen und Markgraf von Merseburg - aus dieser Ehe stammte der Markgraf der Lausitz Gero (* um 970; † 1. September oder 1. Oktober 1015 bei Crossen an der Oder).
- Der Sächsische Annalist führt hierzu aus: "Markgraf Thietmar, der Bruder des Kölner Erzbischofs Gero, starb und wurde in Nuwenburch begraben. Er hatte zur Gemahlin eine Tochter des Herzogs Herimann, Namens Suanehild, welche ihm den Margrafen Gero gebar. Die Kaiserin Adelheid reiste mit ihrer Tochter, der Aebtissin Adelheid, nach Italien wegen mancher Mißhelligkeiten, welche zwischen ihr und ihrem Sohne entstanden waren." - "Hic habuit coniugem filiam Herimanni ducis nomine Suanehildam que genuit illi Geronem marchionem."[1]
- und zweitens mit Ekkehard I. (* ca. 960; † 30. April 1002 in der Pfalz Pöhlde), reg. 985 bis † 1002.
Ihr Geburtsjahr läßt sich nur ungefähr aus ihren Hochzeiten und den Geburtsjahren ihrer Kinder bestimmen:
- "Man nimmt an, daß Thietmar nach dem Rücktritt seines Oheims im Jahre 965 die markgräfliche Stellung in dem südlichen Teil der bis dahin von Gero verwalteten Grenzgebiete übertragen worden ist [2], und ich glaube, daß für seine Eheschließung am ehesten die darauffolgenden Jahre in Frage kommen. Denn der anscheinend einzige Sohn aus dieser Ehe, der den Namen Gero erhielt, muß bei seines Vaters Tod im Jahre 979 [3] noch sehr jung gewesen sein. In einer Urkunde des gleichen Jahres [4] heißt es "im comitatu pueri Geronis" und demnach könnte er schätzungsweise zwischen 965 und 975 geboren sein. Die Geburt Suanhildes wurde dann vielleicht in die Jahre von 945 bis 955 fallen, kaum früher, da sie auch aus ihrer nach 979 eingegangenen zweiten Ehe noch eine Reihe von Kindern gewann. Erst in den 90-er Jahren begegnet uns der junge Gero als Markgraf im Besitz seines väterlichen Erbes [5] und tritt sodann auch mehrfach in den Berichten Thietmars von Merseburg als Markgraf der sächsischen Ostmark in Erscheinung [6]."[7]
Nach dem Tod ihres zweiten Mannes versuchte sie, Meißen mit ihren Söhnen zu halten.
- "Das Jahr 1002. [Herimann empfing die Leiche des Vaters mit außerordentlicher Trauer und ließ sie in seiner Burg Namens Gene bestatten,] in der Mainzer Parochie, an der Stelle, wo Sala und Unstrod zusammenfließen. Nach mehreren Jahren jedoch wurde er mit vielen Anderen von demselben Geschlechte versetzt in die Stadt Nuenburh, nicht weit von dem früheren Platze am weiteren Laufe des Flusses Sala, eine Stadt, welche die nachfolgenden Erben sammt ihrem sämmtlichen Erbgute in Demuth zum Dienste Gottes und seiner Mutter und des heiligen Petrus und anderer Heiligen hergaben, da leibliche Nachkommenschaft fehlte. Seit dieser Zeit ward der Bischofsitz, der bisher in der Stadt Ciz gewesen, in selbige Stadt versetzt. [Nachdem aber der dreißigste Tag vorüber war, reiste Frau Suanehild mit ihren Söhnen nach Misni. Sie war die Tochter Herimanns des Herzogs von Liuniburch, die Schwester des Herzogs Benno oder Bernhard, des Grafen Liudiger und der Gräfin Machtildis, welche den Grafen Baldwin von Flandern und nach dessen Tode den Herzog Godefrid geheirathet hatte. Suanehild selbst aber hatte zuerst den Markgrafen Thetmar geheirathet, des Kölner Erzbischofs Gero Bruder, und von ihm gebar sie den Markgrafen Gero, später aber gebar sie von dem genannten Markgrafen Ekkihard den Herimann, Ekkihard und Gunter.]"[8]
- "Im Zusammenhang mit den politischen Bestrebungen Ekkehards und vor allem auch mitbewirkt durch die Feindschaften, die er sich mit seinem oft anmaßenden Auftreten und durch sein herrisches Wesen zugezogen hatte, kam es dann im Jahre 1002 zu jener Mordtat in Pöhlde, die uns Thietmar einschließlich der Vorgeschichte ausführlich erzählt[9]. Als Tag der Tat wird in den verschiedenen Quellen einstimmig der 30. April angegeben[10]. Von Thietmar erfahren wir, daß die Gräfin Suanehilde, nachdem sie die Leiche Ekkehards in dem Erbbegräbnis der Familie in Großjena hatte beisetzen lassen, mit ihren Söhnen nach Meißen aufbrach, um mit ihnen, wie es üblich war, am 30. Tage nach dem Tode ihres Gatten das Erbe zu teilen[11]. Ihre Namen Hermann, Ekkehard und Günther werden uns im Zusammenhang mit der Nachricht vom Tode ihres Stiefbruders Gero im Jahre 1015 von Thietmar mitgeteilt[12]. ... Die Nachfolge Ekkehard fiel zunächst seinem Halbbruder Gunzelin[13] zu."[14]
Zwei ihrer Söhne wurden ebenfalls wie ihre beiden Männer Markgrafen von Meißen: Hermann I. und Ekkehard II. († 24. Januar 1046). Ihr Sohn Eilward wurde Bischof von Meißen, womit die Ekkehardiner sämtliche Spitzenpositionen in Meißen innehatten.
Weitere Kinder mit Ekkehard I. waren:
- Liutgard, (* ca. 985/990; † 13. November 1012) ⚭ Werner von Walbeck (* um 980/985; † 11. November 1014) Graf von Walbeck, 1003–1009 Markgraf der Nordmark
- Gunther von Meißen († 1. November 1025 in Salzburg), vor 1001 königlicher Hofkaplan, 1009–1023 Reichskanzler, ab Weihnachten 1023 Erzbischof von Salzburg
- Oda von Meißen († am 31. Oktober oder 13. November nach 1018), durch Heirat von Bolesław I Chrobry am 3. Februar 1018 (Frieden von Bautzen) oder wenige Tage danach Herzogin von Polen
- Mathilde († an einem 2. Februar) ⚭ Dietrich I. (* um 990; † 19. November 1034), Graf von Wettin, ab 1015 Graf im Schwabengau, ab 1032 Markgraf der Lausitz
"Als Todestag Suanhildes gibt uns Thietmar den 26. November 1014 an [15]. Er spricht von ihrem plötzlichen Tod "Post XIIII dies, domna Swonehild socrus eiusdem morte subitanea VI. Kal. Decembr. obiit", ohne daß dabei nähere Umstände angegeben werden. In Anbetracht der von uns angenommenen Geburtszeit (während der Jahre 945 und 955), wie auch der erwähnten Daten ihrer Nachkommen, können wir feststellen, daß Suanhilde in vorgerücktem Alter starb, so daß mit dem Ausdruck "subitanea" wohl weniger ein zu früh eingetretener Tod, als vielmehr ein ohne vorhergehende Krankheit erfolgten Ableben gemeint sein wird."[16]
[Bearbeiten] Anmerkungen
- ↑ In: Annalista Saxo zu 978: Klaus Naß (Hrsg.): "Scriptores (in Folio)" 37: "Die Reichschronik des Annalista Saxo". Hannover 2006 (Monumenta Germaniae Historica, Digitalisat), S. 266, ISBN 3-7752-5537-0.
- ↑ 2 Kötzschke, Die Anfänge der Markgrafschaft Meißen; Seite 47
- ↑ 3 Den Tod des Markgrafen Thietmar meldet der Sächsische Annalist (SS. VI, 627) zum Jahre 978, was aber im Widerspruch steht zu einer Urkunde OTTOS II. vom Jahre 979 (DO. II. 200), in der noch von Thietmar, bzw. von seinen Gebieten die Rede ist. Die dem am 3. August 979 erfolgten Tod (Necr. Magd.), die Handlung gehört aber zum 19. März 979, siehe auch Uhlirz Jbb. Otto II. und Otto III, Exkurs VI, Seite 245f. und Kötzschke Seite 46.
- ↑ 4 Urkunde vom 3. März 979 DO. II. 185 und vom 29. Janaur 980 DO. II. 213a.
- ↑ 5 Urkunde vom 17.4.993 (DO. III. 110.)
- ↑ 6 Thietmar IV, 52 Seite 190; V,9 Seite 230; VI,56 u.a. Stellen.
- ↑ Ruth Bork: "Die Billunger. Mit Beiträgen zur Geschichte des deutsch-wendischen Grenzraumes im 10. und 11. Jahrhundert." Dissertation Greifswald 1951, S. 114-117 (hier: S. 114f.).
- ↑ Annalista Saxo: Reichschronik zum Jahr 1002.
- ↑ 3 Thietmar V,6 Seite 226f. Siehe auch Hirsch, Jbb. Heinrichs II. Band 1 Seite 199ff.
- ↑ 4 Thietmar V, 6 (4) Seite 226, übernommen aus den Ann. Quedl. SS. III, 78; denselben Tag gibt auch das Necr. S. Mich. lun. Wedekind Noten III, 32 an.
- ↑ 5 Thietmar V, 8 Seite 228. Vgl. Sachsenspiegel, Landrecht, I, 22, 1, Eckhardt Seite 33.
- ↑ 6 Thietmar VII, 22 (14) Seite 422, vgl. Annalista Saxo SS. VI, Seite 648 und 678.
- ↑ 1 Thietmar VI, 53-55 (36-37), dazu R. Holtzmann, Beiträge zur Geschichte des Markgrafen Gunzelin, Sachsen und Anhalt 8 1932, Seite 109.
- ↑ Ruth Bork: "Die Billunger. Mit Beiträgen zur Geschichte des deutsch-wendischen Grenzraumes im 10. und 11. Jahrhundert." Dissertation Greifswald 1951, S. 114-117 (hier: S. 116f.).
- ↑ 7 Thietmar VII, 7 Seite 406f. "eiusdem"- Markgraf Werinharius (der sächsischen Nordmark), Suanhildes Schwiegersohn, der Mann Liutgards.
- ↑ Ruth Bork: "Die Billunger. Mit Beiträgen zur Geschichte des deutsch-wendischen Grenzraumes im 10. und 11. Jahrhundert." Dissertation Greifswald 1951, S. 114-117 (hier: S. 117).