Hermann I. (Meißen)
Hermann I. (* um 980; † 1. November 1038) war ab dem Spätsommer 1009[2][3] Markgraf der Mark Meißen.
[Bearbeiten] Leben und Wirken
Hermann folgte seinem Vater, Ekkehard I., nicht unmittelbar in der Mark. Zunächst wurde damit sein Onkel Gunzelin belehnt. 1002 verheiratete Bolesław I Chrobry Hermann mit seiner Tochter Reglindis, möglicherweise als Entschädigung für die entgangene Markgrafschaft, weil Bolesław maßgeblich in die Auseinandersetzungen darum verwickelt war.[4]
1004 eroberte Hermann mit Unterstützung von König Heinrich II. den Gau Milska (Oberlausitz), den sich zuvor sein Schwiegervater Bolesław I Chrobry gesichert hatte, verlor ihn aber 1007 wieder. Die Mark Meißen erhielt er erst 1010 nach der Absetzung von Gunzelin, der mit Bolesław paktiert hatte.
Am 8. Juli 1015 sammelte Heinrich II., inzwischen Kaiser, in Sclanisvordi das Heer zum Polenfeldzug[5], fiel in die Mark Lausitz ein und ging am 3. August 1015 bei Krossen über die Oder. Bolesław I Chrobry verhinderte allerdings die Vereinigung des kaiserlichen Heeres mit dem Heer des Sachsenherzogs Bernhard II., dem Heer des Markgrafen Heinrich I. von Österreich und dem Heer des Herzogs Udalrich von Böhmen, so dass sich der Kaiser in den Gau Diedesisi (um Glogau) zurückziehen und an einem ungünstigen Ort lagern musste.[6] Am 1. September 1015 setzte das Heer den Rückmarsch durch sumpfiges Gelände fort, wobei die Nachhut unter der Führung des Erzbischofs Gero von Magdeburg, des Markgrafen Gero II. und des Pfalzgrafen Burchard in einen polnischen Hinterhalt geriet und aufgerieben wurde. Markgraf Gero II., Graf Folkmar und zweihundert Ritter fielen, die anderen wurden fast alle gefangen. Lediglich Erzbischof Gero und der verwundete Pfalzgraf konnten mit Mühe entkommen und dem Kaiser die Niederlage melden. Erst in Strehla an der Elbe entließ der Kaiser Hermann mit dem Auftrag, die Burg Meißen gegen die nachrückenden Polen zu verteidigen, und floh weiter in das sichere Merseburg.[7] Im Morgengrauen des 13. September 1015 überschritt der polnische Prinz Mieszko Lambert mit sieben Heerhaufen die Elbe und schloss die von Hermann gehaltene Burg Meißen ein, wobei er die Umgebung verwüsten ließ. Die Meißner Unterstadt und -burg wurden nach dem Rückzug der sorbischen Wetenici in die obere Burg von den Polen geplündert und in Brand gesteckt. Auch die Oberburg hatte bereits an zwei Stellen Feuer gefangen. Hermann forderte selbst die Frauen zur Mithilfe auf, welche daraufhin Steine an die Brustwehr schafften und mangels Wasser das Feuer mit großen Bottichen Medone (Honigbier) löschten, das eigentlich zur Stärkung der Mannschaft bestimmt war. Schließlich fiel der Markgraf auf die Knie und flehte Christus und den Meißner Domheiligen Donat um Errettung aus der Bedrängnis an. Der polnische Prinz schaute von einem nahe gelegenen Hügel zu und erwartete die Ankunft seiner siegreichen Truppen, welche die Gegend von Meißen bis an den Fluss Jahna verwüsteten. Die Burg konnte aber mit größter Anstrengung bis zum Abend gehalten werden. Am nächsten Morgen war ein neuer Sturm auf die Burg Meißen geplant. Da die Elbe ungewöhnlich schnell und hoch anstieg, brachte sich das polnische Heer stattdessen aber auf die nördliche Elbseite vor dem heranrückenden kaiserlichen Heerhaufen in Sicherheit. Diese ungewöhnliche Entwicklung führte die Besatzung auf die Erhörung der markgräflichen Gebete zurück. Die Verstärkung half sofort bei der Wiederherstellung der Unterburg, da sich die Polen in der Nähe aufhielten und jederzeit mit einem erneuten Überfall gerechnet werden konnte.[8] Am 8. Oktober 1015 trafen Erzbischof Gero von Magdeburg sowie die Bischöfe Arnulf von Halberstadt und Thietmar von Merseburg mit vielen Grafen in kaiserlichem Auftrag in Meißen ein und ließen das zerstörte Suburbium innerhalb von zwei Wochen wieder aufbauen. Danach wurde die Unterburg dem Eilenburger Grafen Friedrich I. von Wettin für vier Wochen zur weiteren Verteidigung übertragen.[9]
Hermann gehörte zu den wichtigsten Alliierten von Heinrich II. im Kampf gegen die Polen und konnte so 1016 auch seinen Bruder Eilward als Bischof für das Bistum Meißen durchsetzen. Zwei Jahre nach dem Tod seiner Frau Reglindis musste Hermann im Jahre 1018 im Frieden von Bautzen die Vorherrschaft seines Schwiegervaters über die Oberlausitz anerkennen. Er selbst gehörte zu den Unterhändlern von Kaiser Heinrich II.[10] Durch die Hochzeit von Bolesław I Chrobry mit Oda, Tochter von Ekkehard I. und Schwester von Hermann I., wurde der Frieden besiegelt.[11]
Nach Bolesławs Tod konnte Hermann 1031 mit der Hilfe von Kaiser Konrad II. auch die Oberlausitz zurückerobern und in die Mark Meißen wieder eingliedern.
[Bearbeiten] Quellen
- Heinrich Theodor Flathe: Artikel „Hermann (Markgraf von Meißen)“ von in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 148
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Die bedeutendsten Stifterpaare auf naumburg-online.de
- ↑ "Heinrich II. - RI II,4 n. 1718a - 1009 (Spätsommer), – Heinrich verleiht auf Intervention der Königin Kunigunde, auf Rat des Erzbischofs Tagino von Magdeburg und mit Zustimmung anderer Fürsten die Mark Meissen an den Grafen Hermann (vgl. Reg. 1705 a). - Überlieferung/Literatur: Thietmar VI, 54. In: RI II,4 n. 1718a, in: Regesta Imperii Online, URI: https://www.regesta-imperii.de/id/1009-00-00_1_0_2_4_1_423_1718a (Abgerufen am 30.05.2025).
- ↑ "36. Indeß erhoben Graf Heriman und Markgraf Guncelin [von Meißen] (1009) gegen einander Fehde und kämpften auf eine in diesen Gegenden ungewohnte Weise mit einander. Guncelin nämlich, der die Burg Strela, welche von Heriman’s Truppen beschützt war, zu erobern versuchte und nichts ausrichtete, befahl die Burg Rocholenzi [Rochlitz an der Milde (Mulde) gelegen, etwas nördlich vom Einflusse der Kaminizi in dieselbe.] an der Milde, welche nicht wohl verwahrt war, in Brand zu stecken. Außerdem stand er (da ja Oheime gegen ihre Bruderkinder immer hart und gewaltthätig [Thietmar will wohl mit dieser Bemerkung auf das Betragen seines Oheims Liuthar gegen ihn selbst anspielen.] sind) durchaus nicht an, seinem Neffen alles Ungemach zuzufügen, was nur immer in seiner Macht stand. Aber auch Heriman und sein Bruder Ekkihard rissen ein Schloß an der Saale, welches dem Guncelin ausnehmend werth war, und das er mit Ringmauern und einer Besatzung versehen und einer unbeschreiblichen Menge von Vorräthen und Gütern angefüllt hatte, nachdem sie es mit einem starken Heerhaufen unvorhergesehen umzingelt und erobert hatten, von Grund aus nieder und steckten es in Brand; die ganze vorgefundene Masse von Gütern aber vertheilten sie. Das kam dem Könige zu Ohren; sogleich eilte er nach Merseburg, dies zu untersuchen. Und als er dort nun die Aussprüche der beiden Grafen vernommen hatte, maß er die ganze Schuld dem Guncelin bei, der ihm selbst schon früher bei mancher Gelegenheit Geringschätzung bewiesen und ob des ihm von Heriman angethanen Schimpfes nicht in ihm, dem Könige, [228] (1009) einen Rächer erwartet hatte. Er setzte hinzu, daß Guncelin die Familien vieler Leibeigenen, die ihm das geklagt hätten, an die Juden verkauft, und sich weder auf sein, des Königes, Gebot um die Freigebung derselben, noch auch darum bekümmert habe, den Räubereien Einhalt zu thun, die in seinem Namen vielen Menschen Schaden und Gefahr brächten. Zudem klagte Heinrich, Guncelin stände bei seinem Bruder Bolizlav [von Polen] mehr in Gunst, als ihm zieme oder dem Könige gefallen könne. Auch waren solche anwesend, die ihn anzuklagen bereit waren, daß er mit ihnen selbst zusammen sich des Hochverraths schuldig gemacht habe. Bei so vielen obwaltenden Beschwerden und den dagegen von Seiten seiner und der Seinigen vorgebrachten Entschuldigungen wurden die Fürsten des Reichs vom Könige um einen gemeinsamen Rath ersucht, und thaten nach langer geheimer Erwägung den Ausspruch: „Wir wissen, daß Guncelin’s Betragen gegen euch nicht ohne Entschuldigungsgründe ist; unser Gutdünken geht dahin, daß er sich alles Widerstreben bei Seite setzend, unbedingt eurer Gnade unterwerfe. Euer Herz aber rühre der Allgütige in seiner Barmherzigkeit, daß ihr nicht nach dem Maße seines Verdienstes, sondern nach der ganzen Größe eurer gränzenlosen Milde an ihm thun möget, auf daß dies zur Richtschnur diene allen denen, die sich an euch wenden.“ Diesen Rath genehmigend, empfing der König den Markgrafen und übergab ihn dem Bischof Arnulf von Halberstadt zu sicherer Haft; seine Stadt Misni [Meißen] aber ließ er fortwährend gegen feindliche Angriffe besetzt halten und überwies die Obhut derselben einstweilen dem Grafen Fritherich [von Eilenburg]. Im folgenden Sommer zur Erntezeit aber verlieh er die Stadt, auf Verwendung der Königin und auf Antrieb des lieben Tagino, dem Rathe und der Beipflichtung derselben Fürsten gemäß dem Grafen Heriman." Zitiert nach Thietmar von Merseburg: "Die Chronik des Thietmar von Merseburg". [= "Die Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit", 11. Jahrhundert, Band 1], 2. Auflage, Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, S. 227f = VI 36 (Übersetzer: M. Laurent; J. Strebitzki).
- ↑ Eintrag bei www.manfred-hiebl.de/genealogie-mittelalter
- ↑ wahrscheinlich die Wüstung Schlenzfurt (links der Elbe zwischen Riesa und Wittenberg); Thietmar VII, 18 (12).
- ↑ Ann. Quedlinburg. (SS. 3, 83).
- ↑ Thietmar VII, 23 (15).
- ↑ Thietmar VII, 23 (15).
- ↑ Thietmar VII, 23 (15).
- ↑ Thietmar VIII, 1 (1); Ann. Quedlinburg. (SS. 3, 84).
- ↑ Herbert Ludat: An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa. Böhlau, Köln u.a. 1971, ISBN 3-412-07271-0, S. 19.