Kleine Kreuzpforte

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Die Kleine Kreuzpforte (auch nur Kreuzpforte, gelegentlich auch Kreuztor) war eines der fünf mittelalterlichen Stadttore Dresdens und im Vergleich zu den vier Haupttoren in die vier Himmelsrichtungen (Elbisches Tor nach Norden, Wilsdruffer Tor nach Westen, Seetor nach Süden und Frauentor nach Osten) verhältnismäßig klein, weswegen es nur als Pforte bezeichnet wurde.

Die nach historischem Vergleich in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts entstandene und am 4. Januar 1370 erstmals erwähnte Kleine Kreuzpforte lag am Ende der Kreuzgasse (der späteren Kreuzstraße) und führte deswegen nach Südosten.

Die Kleine Kreuzpforte war insbesondere für die vielen Wallfahrer vorgesehen, welche die 1234 als Anbau der Nikolaikirche errichtete Kapelle zum Heiligen Kreuz besuchten. Constantia von Österreich, Gemahlin des Markgrafen (Heinrich), brachte "ein merklich schön Partikel vom Heiligen Kreuze" als Mitgift nach Dresden. Er zog als Reliquie viele Pilger an und gab der Kreuzkapelle, später der Kreuzkirche ihren Namen. [1]

1270 wurde diese Kapelle zum Heiligen Kreuz zu einer Kirche erweitert.

Die Markgrafen von Brandenburg erstürmten 1315 das Wilsdruffer Tor und besetzten die Stadt.[2] Die Kleine Kreuzpforte war damals zu unbedeutend und einer Erwähnung nicht wert.

Die Brandenburger Besatzer verpfändeten 1316 die Stadt, nicht aber die Burg Dresden an den Meißner Bischof.[3]

1317 wurde in Weißenfels ein Vergleich geschlossen: Markgraf Johann von Brandenburg, Waldemars Vetter, sollte seine Schwester dem Sohn des Markgrafen Friedrich von Meißen vermählen und ihr die Städte Meißen und Freiberg als Mitgift geben, Friedrich ihr dagegen Döbeln und Rochlitz als Leibgedinge verschreiben. Dagegen machte Friedrich sich verbindlich, die Brandenburger Markgrafen im Besitz von Dresden, Hayn und Tharandt fernerhin nicht zu beeinträchtigen.[4]

Nach der erneuten Zerstörung der Elbbrücke durch Hochwasser im Jahr 1319 schrieben 13 in Avignon versammelte Erzbischöfe und Bischöfe einen 40-tägigen Ablass für alle aus, die an bestimmten Festtagen die Kapelle zum Heiligen Kreuz in Andacht und Gebet besuchen. Die Opfergaben sollten zum Brückenbau beitragen.[5]

Nach dem für die damalige Zeit äußerst wertvollen und lukrativen 40-tägigen Ablass von 1319 wurde die Kleine Kreuzpforte vermutlich baulich vergrößert und verbessert.

Durch das Aussterben der askanischen Markgrafen von Brandenburg[6] fiel Dresden im gleichen Jahr an den Bischof von Meißen, Withego II., zurück [7]. Am Sonntag nach St. Lucä bestätigte Friedrich der Gebissene von der Wartburg aus seine getreuen und lieben Bürger zu Dresden in all ihren Ehren und Rechten, die sie von Alters her hatten.[8]

Von 1359 bis 1370 erfolgte ein weiterer Ausbau der Stadtmauer mittels landesherrlicher Geldbewilligungen. Hierbei wurde die Kleine Kreuzpforte zum 4. Januar 1370 erstmals erwähnt.[9] Da sie lediglich saniert wurde, hatte sie zu diesem Zeitpunkt bereits ein erhebliches Alter. Nach historischem Vergleich kann ihre Entstehung in die 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts angesetzt werden. Nach einer historischen Karte von Bruno Krause war die Kleine Kreuzpforte schon 1216 vorhanden.[10] Diese Annahme ist allerdings unter Historikern umstritten.

Auch das wichtige Elbische Tor (auch Brückentor oder Altendresdner Tor) wurde nach archäologischem Befund am Beginn des 13. Jahrhunderts in Stein errichtet (ein hölzerner Vorgängerbau ist nicht auszuschließen) und sogar erst 1407, rund zwei Jahrhunderte später, ersterwähnt.

Infolge des zunehmenden Pilgerstromes übertrug sich im Volksmund der Name der Kapelle zum Heiligen Kreuz auf die Nikolaikirche selbst. Am 10. Juni 1388 wurde deswegen die Nikolaikirche offiziell auf den Namen Kirche zum Heiligen Kreuz (Kreuzkirche) neu geweiht. Anlassgebend war vermutlich die Kirchweihe der Frauenkirche im gleichen Jahr (wahrscheinlich des gotischen Neubaus der Frauenkirche). Auch zur Frauenkirche gab es eine Wallfahrt. Hier wurde ein wundertätiges Marienbild aufgesucht, welches besonders schwangeren (presshaften) oder noch kinderlose Frauen helfen sollte. Da die Frauenkirche sich damals noch außerhalb der Dresdner Befestigungsanlagen befand, mussten diese Pilger nicht unbedingt in die Stadt kommen.

Durch die Hussitenkriege (1419 bis 1434) ausgelöst wurde 1427 eine zweite, niedrigere Vormauer errichtet. Hierdurch entstand auch vor der Kleinen Kreuzpforte ein Zwinger.[11]

In den Jahren der Reformation (ab 1517) und des Deutschen Bauernkrieges (1524 bis 1526) ließ Herzog Georg der Bärtige von 1519 bis 1529 die Siedlung an der Frauenkirche mit einem Wall sichern und die Stadtmauern durch Remparierung verstärken. Außerdem wurde der dadurch entstandene Rempart durch einen breiten Wassergraben (Stadtgraben) gesichert. Die Erde für den Wall wurde größtenteils aus dem vor dem Wall ausgehobenen Graben gewonnen. Die Stadt finanzierte Arbeiten am großen Rempart bis 1534, Herzog Georg der Bärtige ließ bis 1535 das Elbische Tor zum Georgentor im Stil der Renaissance umbauen.

Im Jahr 1521 wurde der Neue Wall von der Kreuzpforte aus in Richtung des späteren Pirnischen Tors (auch Äußeres Frauentor oder Rampisches Tor genannt) gebaut und damit die Umwallung im Wesentlichen ausgeführt. Bis zum Jahr 1530, als das Pirnische Tor errichtet wurde, gab es ein Schutzgatter als vorläufigen Torersatz.

Erde war ein billiger Baustoff, allerdings mußte der Erdwall zum Schutz vor Erosion mit Steinmauern verkleidet und dadurch abgestützt werden.

Die alte Stadtmauer zwischen der mittelalterlichen Stadt und den neu eingewallten Vorstädten (der Newen Stadt) blieb dabei erhalten. Es wurde Erde an die Außenseite der Stadtmauer aufgeschüttet. Die Stadtmauern wurden rempariert. Nach Anton Wecks Stadtplan von 1529 wurden diese Erdwälle mit Bekleidungsmauern nach außen hin abgestützt. Der Rempart wurde also in den Zwingerraum hinausgebaut.

Hieraus ergab sich die kuriose Situation, dass man zwar durch die Kleine Kreuzpforte aus der Stadt in die Newe Stadt hinausgelangte, aber dann direkt vor dem Neuen Wall ankam, dem man bis zum Pirnischen Tor folgen musste, um ganz aus der Stadt zu gelangen.

Der neue Rempart leicht westlich der alten Kreuzpforte bildete den Beginn des Neuen Walls. Er wurde später zur Salomonisbastei ausgebaut.

Diese Situation wurde in den Jahren 1546 bis 1555 durch den Umbau des Großen Remparts zur Bastionärbefestigung grundlegend geändert.

Geplant ab 1545, wurde 1546 mit den Bastionen am Schloss und der Mönchsbastei am Franziskanerkloster begonnen und entgegen dem Uhrzeigersinn weitergebaut:

Im Rahmen dieser umfangreichen Bauarbeiten wurde die Kleine Kreuzpforte 1551 verschlossen und durch das Salomonistor ersetzt, welches direkt durch den 1521 angelegten Rempart verlief. In der Literatur befinden sich hierzu verschiedene wiedersprüchliche Angaben zum Jahr und zum genauen Ablauf. Besonders verbreitet ist der Irrtum, es habe nur eine Umbenennung der Kleinen Kreuzpforte in das Salomonistor gegeben.

[Bearbeiten] Anmerkungen

  1. LINDAU, Geschichte der königlichen Haupt- und Residenzstadt, 2. verbesserte Aufl., Dresden 1885
  2. LINDAU, Geschichte der königlichen Haupt- und Residenzstadt, 2. verbesserte Aufl., Dresden 1885 , Bd. 1, S. 55, 96.
  3. OELSNER, Norbert: Die Dresdner Burg im Mittelalter, in: Geschichte der Stadt Dresden, Stuttgart 2005, S. 137.
  4. LINDAU, Geschichte der königlichen Haupt- und Residenzstadt, 2. verbesserte Aufl., Dresden 1885 , Bd. 1, S. 97 f.
  5. Das Avignonesisches Papsttum (auch "avignonesisches Exil" oder "babylonische Gefangenschaft der Kirche" genannt) währte 67 oder 68 Jahre von 1309 bis 1376 (nach anderer Meinung bis 1377). Das römische Papsttum war unter den Einfluß der französischen Krone geraten. Sieben Päpste hatten ihren Sitz in der südfranzösischen Stadt Avignon, bis zur Flucht des Gegenpapstes Benedikt XIII. im Jahr 1403 noch weitere (Gegen)Päpste.
  6. Waldemar der Große, askanischer Markgraf von Brandenburg, starb am 14. August 1319 in Bärwalde. Sein noch unmündiger Vetter Heinrich das Kind folgte ihm im Alter von nur elf Jahren nach. Heinrich das Kind stand unter Vormundschaft und wurde nicht allgemein anerkannt. Er starb schon im Jahr darauf, so dass die askanischen Markgrafen von Brandenburg im Mannesstamm erloschen. König Ludwig IV. aus dem bayerischen Haus Wittelsbach zog Brandenburg als erledigtes Reichslehen ein und belehnte 1323, unter Umgehung der sächsisch-anhaltischen Linie der Askanier, seinen Sohn Ludwig mit der Mark Brandenburg. Dieser Konflikt führte zu dem Phänomen des Falschen Woldemar.
  7. OELSNER, Norbert: Die Dresdner Burg im Mittelalter, in: Geschichte der Stadt Dresden, Stuttgart 2005, S. 137.
  8. Martin Bernhard Lindau: Geschichte der königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden. 2. verbesserte Auflage, Dresden 1885 (SLUB Digitalisat), Bd. 1, S. 99
  9. CDSR 2/5, Nr. 58 von 1359 bis 1370: Landesherrliche Geldbewilligungen zu den Befestigungsbauten der Dresdner Bürger. (24. Juli 1359, 25. Februar 1361, 19. Juli 1363, 12. September 1365, 2. Januar 1366, 12. März 1367 und 4. Januar 1370)
  10. "Dresden, eine deutsche Stadt ... um 1216", In: Bruno Krause: "Die geschichtliche Entwickelung der Residenzstadt Dresden", 1893, Teil 2, S. 28.
  11. OELSNER, Norbert: Die Dresdner Burg im Mittelalter, in: Geschichte der Stadt Dresden, Stuttgart 2005, S. 140 mit Verweis auf Richter, Verfassungsgeschichte Dresden.
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