Erstürmung von Dresden 1315
Im Jahr 1315 erfolgte die einzige historisch belegte Erstürmung Dresdens (durch die Markgrafen von Brandenburg). Allen anderen Besetzungen Dresdens gingen Belagerungen voraus.
Ein Grund für die Erstürmung zu genau dieser Zeit dürfte der noch unvollkommene Ausbau der Dresdner Befestigungsanlagen gewesen sein. So war das damals erstürmte Wilsdruffer Tor nur zwei Jahre zuvor 1313 erstmals als Wilisches Tor am Ausgang der Wilischen Gasse urkundlich erwähnt worden und im Vergleich zu anderen Stadttoren und zum Zustand später offenbar noch wenig entwickelt:
- Bereits rund einhundert Jahre zuvor (zu Beginn des 13. Jahrhunderts) entstanden die ältesten erhaltenen Bauteile des Elbischen Stadttores. Der damals etwa 8,5 m breite und 10 m hohe Torturm war mit einer Zugbrücke versehen.
1315: Auslaufen des zweijährigen Landfriedens von 1313, der vor allem auf die Befriedung zwischen den Wettinern und den Askaniern abgezielt hatte[1], daraufhin: die askanischen Markgrafen von Brandenburg erstürmen das Wilsdruffer Tor, besetzen die Stadt [2] [3]
- "Wegen der beanspruchten Herausgabe der Marken Lausitz und Landsberg gerieth Friedrich der Freidige mit den brandenburgischen Askaniern in Krieg, wurde vom Markgrafen Waldemar gefangen genommen und mußte im Frieden vom 13. April 1312 auf die Lausitz und Landsberg verzichten und dazu einige angrenzende Landstriche abtreten. Da er aber das Verlorene wiederzugewinnen strebte, brach der Krieg im Jahre 1315 von neuem aus. Die Brandenburger erstürmten Dresden, erschlugen auf dem Wilischen Thore, beim Ausgange der heutigen Wilsdruffer Straße, die Thüringer, die Friedrich der Freidige zum Schutze der Stadt seines Vetters als Besatzung dorthin gelegt hatte, und zwangen Friedrich Clemme, ihnen gegen Gewährung eines Kaufgeldes von 7000 Schock und einer Jahresrente von 400 Schock (zu je 60) Groschen die Stadt abzutreten. Diese erste Erstürmung Dresdens ist auch die einzige geblieben: wiederholt ist die Stadt später belagert und zur Uebergabe gezwungen, nie aber wieder mit stürmender Hand genommen worden."[4]
Eine Mindermeinung vertrat der Bibliothekar Ludwig Schmidt, nach dem ein Versuch der Thüringer, die Stadt Dresden zu erstürmen, am Wilischen Tor von den Brandenburgern abgeschlagen wurde.
- "Der Verkauf Dresdens an Waldemar ist in den bisher erschienenen Darstellungen dieser Verhältnisse nicht berücksichtigt worden. (Klöden, Markgraf Waldemar II, 198f., Wegele, Friedrich der Freidige 335, Richter, Verfassungsgeschichte der Stadt Dresden 242.) Da die Urkunde, in welcher die brandenburgischen Markgrafen Waldemar und Johann die Stadt in ihren hergebrachten Rechten zu schützen versprachen (Cod. dipl. Sax. II, 5, S. 25 Nr. 32), sicher vom 19. Oktober 1315 ist, so muß der Verkauf vorhergegangen sein. Die Notiz unserer Chronik über die Kämpfe am Wilischen Thore kann daher nicht auf eine Eroberung der Stadt durch die brandenburgischen Markgrafen bezogen werden, sondern bezeichnet wohl einen Versuch Friedrichs des Freidigen, dieselbe durch thüringische Truppen den Brandenburgern zu entreißen, der aber abgeschlagen wurde."[5]
[Bearbeiten] Anmerkungen
- ↑ Daniel Bierbaum: "Dresden. Eine Stadt im Konfliktfeld von Wettinern, Askaniern und dem Reich" in: Das Magdeburger Recht. Baustein des modernen Europa vom 25. September 2023.
- ↑ LINDAU, Geschichte der königlichen Haupt- und Residenzstadt, 2. verbesserte Aufl., Dresden 1885 , Bd. 1, S. 55, 96
- ↑ L. Schmidt: Das sogenannte Chronicon parvum Dresdense. In: Dresdner Geschichtsblätter 28 (1919), S. 203-206, hier S. 206: Czu der Czit [1315] wurden geslagen dy Duringe uf den Wilischen Tore czu Dresden.
- ↑ Otto Richter: Geschichte der Stadt Dresden. Erster Theil: Dresden im Mittelalter. Mit Abbildungen und einem Plane. [= Veröffentlichung des Vereins für Geschichte Dresdens] Wilhelm Baensch’ Verlagshandlung, Dresden 1900, S. 32.
- ↑ Ludwig Schmidt: Die Anfänge der Dresdner Lokalgeschichtschreibung. (1896) In: Dresdner Geschichtsblätter. Band 1 (1892 bis 1896), S. 269 - 274. Hier: Anmerkung 4.