Ernst Bogislaus von Borcke

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Wappen der Adelsfamilie von Borcke
Königstein, Panormablick von der Festung mit Blick zum Lilienstein
Königstein um 1850
Luftaufnahme der Festung Königstein von 2017
Von Borck(e) auf der Liste der Burg- und Festungskommandanten von Königstein

Ernst Bogislaus von Borcke, oft auch Ernst Bogislav von Borck oder Borke (* 1. Juni 1702; † 24. November 1776 in Dresden) war ein kurfürstlich-sächsischer Offizier und General, zuletzt als Kommandant der Festung Königstein im Rang eines Generalmajors. Er war Rittergutsbesitzer und Herr auf Flackenhagen, einem Borckschen Lehen in Pommern, das er aber verkaufte.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Familie

Ernst Bogislaus von Borcke entstammte der pommerschen Uradelsfamilie von Borcke, einer ursprünglich wendischen (slawischen) Familie. Der Stammvater des Geschlechts war Borko I., ein Adliger, der dem pommerschen Herzog Bogislaw I. diente. Sein Enkel Borko II. war bis 1255 Burggraf von Kolberg (heute Polen). Von Borckes Urgroßvater väterlicherseits war der kurbrandenburgische Landrat, Geheime Kriegs- und Geheime Staatsrat Andreas III. d.J. von Borcke auf Stargodt (15781651), sein Großvater Adrian von Borcke (16161685), Herr auf Stramehl, Regenwalde, Stargordt und Döberitz, kurbrandenburgischer Kammerjunker, Landrat und Rittmeister. Viele Familienmitglieder schulgen eine militärische Laufbahn ein, v.a. in der preußischen, einige auch in der sächsischen und schwedischen Armee. Mehr als 20 Familienangehörige erreichten den Generalsrang.

Von Borcke war der jüngste Sohn und das 15. Kind des königlich-polnischen und kurfürstlich-sächsischen Generalleutnants und Stadtkommandanten von Dresden, Ernst Mathias von Borcke (* 1. April 1646 in Döbritz bei Neustettin; † 23. März 1728 in Dresden) und dessen 1677 geheirateter Ehefrau Ursula Elisabeth geb. von Edling (* 16. September 1660; † 10. Juni 1729), Tochter des Herrn auf Klodow, Georg Friedrich von Edling und dessen Ehefrau Maria geb. von Mildenitz. Von Borckes Vater, Herr auf Stargordt, Regenwalde, Labes, Stramehl, Premslaf, Döberitz, Reuden und Blieskendorf ist der Stammvater des heute noch blühenden Familienzweiges Stargordt des 3. Astes der 1. Linie mit dem Ahnherren Johannes Borko (um 1282).[1] Von Borcke hatte noch neun Brüder und fünf Schwestern. Die Geschwister, die das Erwachsenenalter erreichten, waren:

Ernst Bogislaus von Borcke heiratete Karoline Christine Wilhelmine geb. von Metzsch († 16. Dezember 1795), Tochter des Johann Friedrich von Metzsch (16571718) und dessen Ehefrau Barbara Sophia geb. von Lehmann (16741723).

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Von Borcke war der zehnte Sohn seiner Eltern. Er wuchs in Dresden auf, wo sein Vater Ernst Mathias von Borcke als Stadtkommandant in der sächsischen Armee diente, zuletzt im Rang eines Generalleutnants. Wie sein Vater und viele andere Familienmitglieder schlug er eine militärische Laufbahn ein. Anfangs wurde er als Kadett im Dresdner Kadettenhaus ausgebildet.

1722 wurde von Borcke Portepee-Fähnrich und damit Offiziersanwärter im sächsischen Infanterie-Regiment "Prinz Friedrich August". Wenig später erhielt er dort sein Offizierspatent im ersten Leutnantsdienstgrad, als Sous-Lieutenant. Noch 1726 ist er als solcher verzeichnet. Am 2. Dezember 1727 wurde von Borcke zum Capitän (Hauptmann) im Infanterie-Regiment von Pflugk (später Caylasches Regiment) befördert und zum Chef einer Infanteriekompanie ernannt. Am 7. Dezember 1736 verkaufte von Borcke, zu dieser Zeit weiter im Rang eines Hauptmannes, sein Gut Flackenhagen an seinen Bruder Andreas Adrian[3]

Von Borcke nahm am Ersten Schlesischen Krieg von 1740 bis 1742 teil, bei dem Sachsen an der Seite Preußens gegen Österreich kämpfte. Im letzten Kriegsjahr wurde von Borcke zum Major befördert und gleichzeitig zum Regiment von Niesemeuschel unter der Führung von Christoph Gottfried von Niesemeuschel versetzt.

1743 nach Frankenberg in das 8. Infanterie-Regiment unter dem Kommando von Oberst Graf von Oeynhausen versetzt, nahm er mit seiner Einheit und als Bataillonskommandeur am Zweiten Schlesischen Krieg 1744/45 teil. Dieser war im August 1744 mit dem Einmarsch preußischer Truppen in Böhmen ausgebrochen. Diesmal kämpfte Sachsen an der Seite Österreichs. Mit dem Sieg Preußens in der Winterschlacht bei Kesselsdorf am 15. Dezember 1745 fand der Krieg sein Ende. Im Juli 1747 erfolgte die Beförderung von Ernst Bogislaus von Borcke zum königlich-polnischen und kurfürstlich-sächsischen Oberstleutnant, schließlich im Mai 1756 zum Oberst und Kommandeur eines Regiments.

Drei Monate später, mit Beginn des Siebenjährigen Krieges marschierten preußische Truppen unter Führung des preußschen Kurfürsten Friedrich der Große mit einer Stärke von 64.000 Mann und 382 Geschützen in der Nacht vom 28. zum 29. August 1756 ohne Kriegserklärung in Sachsen ein und besetzen am 10. September kampflos Dresden.

Die sächsische Armee unter Führung von Generalfeldmarschall Friedrich August Graf Rutowski hatte sich in einer Stärke von 18.100 Mann mit fast 4000 Pferden und 97 Geschützen in einem Lager bei Pirna verschanzt, welches von der preußischen Armee am 11. September eingeschlossen wurde. Da die verbündeten Österreicher nach der Schlacht bei Lobositz am 1. Oktober die sächsische Armee nicht mehr entsetzen konnte, musste Sachsen nach einem verlustreichen Übergang über die Elbe am 15. Oktober auf der Ebene am Fuße des Liliensteins, direkt gegenüber der Festung Königstein kapitulieren. Die Festung wurde am 16. Oktober 1756 von Generalmajor Moritz August Freiherr von Spörcken in einem Abkommen mit dem preußischen Generalleutnant Hans Karl von Winterfeld für die weitere Dauer des Krieges für neutral erklärt.

Die Soldaten wurden in die preußische Armee eingegliedert und die Offiziere vor die Alternative gestellt, ebenfalls diesen Weg oder in Gefangenschaft zu gehen. Zusammen mit dem Großteil der Offiziere hielt auch Oberst von Brocke als Kommandeur des sächsischen Infanterie-Regiments "Prinz Friedrich" seinem Kurfürsten Friedrich August II. die Treue und wurde als Gefangener Preußens in Eisleben interniert. Nach dem Frieden auf Schloss Hubertusburg bei Grimma am 15. Februar 1763 wurde von Borcke im gleichen Monat zum Generalmajor ernannt, mit einem rückwirkenden Patent von 1761. 1764 war er in diesem Dienstrang Chef des Infanterie-Regiments "Graf Brühl". 1768 wechselte von Borcke als Regimentschef zu den Sackendragonern,[4] die 1771 zu Sacken-Chevaulegers umbenannt wurden.[5]

Nach dem bereits 1774 erfolgten Tod von Eustachius Friedrich von Löser wurde von Borcke im Februar 1775 vom sächsischen Kurfürsten Friedrich August der Gerechte zum neuen Kommandanten der Festung Königstein ernannt. Im Gegenzug wurde Ernst Friedrich von Carlsburg zum dienstleistenden Generalmajor und Chef des bisherigen Borckschen Regiments ernannt.[6] Bis 1776 diente von Borcke hier zusammen mit einem Verwandten seines bereits 1719 verstorbenen Schwagers, Hans Sigismund von der Pforte, der von 1759 bis 1776, zuletzt als Obrist (Oberst) Unterkommandant der Festung war.[7] Von Borcke führte die Festungsgarnison nur 21 Monate.

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Stammtafel der Familie von Borcke auf von.borcke.com
  2. Bildnis Otto Bernhard von Borcke in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel
  3. Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinterpommern, Stettin 1784, Digitalisat auf Google Books, S. 349
  4. Otto Rudert: Die Reorganisation der Kursächsischen Armee 1763-1769, Leipzig 1911, Onlineversion im Internet Archive, S. 68
  5. Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Liste der kursächsischen Regimenter der Frühen Neuzeit“
  6. Fortgesetzte neue genealogisch-historische Nachrichten von den vornehmsten Begebenheiten, welche sich an den europäischen Höfen zugetragen, Band 157, Leipzig 1775, Digitalisat auf Google Books, S. 107
  7. Churfürstlich-Sächsischer Hof- und Staatscalender auf das Jahr 1776, Digitalisat auf Google Books, S. 205f.
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