Eliasfriedhof
Der Eliasfriedhof befindet sich westlich vom Güntzplatz an der Ziegelstraße.
[Bearbeiten] Geschichte
Als im Jahr 1680 zum letzten Mal in Dresden die Pest wütete, reichten die wenigen Begräbnisplätze für die große Zahl der Opfer nicht mehr aus. Johann Georg II. veranlasste aus diesem Grund die Anlage eines neuen Pest- und Seuchenfriedhofs, dem Eliasfriedhof auf dem Ziegelschlag, damals weit außerhalb der Stadt.
Nach Erlöschen der Pest blieb der Pestilenzkirchhof zur allgemeinen Nutzung offen und diente zunächst als Begräbnisplatz für die Armen, die ihre Toten hier unentgeltlich bestatten konnten. Im Jahr 1724 war jedoch eine Erweiterung des Friedhofs zwingend notwendig, da der Kirchhof der Frauenkirche aufgehoben wurde. Mit der Neugestaltung der Anlage wurde George Bähr beauftragt. Nach seinem Konzept entstanden die heute noch teilweise erhaltenen Grufthäuser mit schmiedeeisernen Gittern.
Durch diese Grufthäuser erfuhr der jetzt "Neuer Kirchhof" und weniger später "Eliaskirchhof" genannte Begräbnisplatz in der Regierungszeit von Kurfürst Friedrich August I. eine ungemeine gesellschaftliche Aufwertung. Er diente fortan dem Adel und dem Dresdner Bildungsbürgertum zur gesellschaftlichen Repräsentation und individuellem Nachruhm.
Auf Grund eines medizinischen Gutachtens beschlossen die Stadtverordneten Dresdens 1864 nach langer Diskussion die Schließung des Eliasfriedhofs, weil sich bewohnte Gebäude der Stadt dem Friedhof immer mehr annäherten. Aber erst am 13. August 1866 gab die Kirchen-Inspektion im Dresdner Anzeiger Nr. 225 bekannt,[1] dass die Schließung in Aussicht genommen sei. Mit der letzten Bestattung am 21. Juni 1876 wurde das Erscheinungsbild der Anlage, wie es bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts bestand, konserviert. So befinden sich noch heute einzigartige Grabmale aus der Zeit des Barock, Rokoko, Klassizismus, der Romantik und des Biedermeier.
In seinem Zustand stellt der Eliasfriedhof nicht nur ein Zeugnis der Sozial- und Kulturgeschichte Dresdens jener Zeit dar, sondern ist auch ein Denkmal von europäischem Rang. Die besondere Bedeutung besteht darin, dass er sich im Zustand der Zeit aus der Mitte des 19. Jahrhunderts erhalten hat. Deshalb wurde er 2015 in das Förderprogramm "National wertvolle Kulturdenkmäler" der Bundesregierung aufgenommen. Bekanntere, größere und bedeutendere Friedhöfe wie beispielsweise der Père Lachaise in Paris oder der Zentralfriedhof in Wien wurden hingegen ständig umgestaltet und weiter entwickelt.
[Bearbeiten] Persönlichkeiten
Zahlreiche und weit über Dresden hinaus bekannte Personen wurden auf dem Eliasfriedhof begraben:
- Ernst Ehrenfried Blochmann (1789–1862), Buchdruckereibesitzer
- Carl August Böttiger (1760–1835), Oberinspektor, Archäologe und Gründer des Sächsischen Kunstvereins
- Johan Christian Clausen Dahl (1788–1857), Landschaftsmaler, Gebeine nach Bergen überführt
- Johann August Giesel (1751–1822), Architekt und Hofbaumeister
- Dr. Justus Friedrich Güntz (1801–1875), Rechtsanwalt, Besitzer des „Dresdner Anzeiger“ und Begründer der Güntz-Stiftung
- Johann Christian Kirchner (1691–1732), Hofbildhauer neben Permoser
- Johann Christian Klengel (1751–1824), Landschaftsmaler
- August Alexander Klengel (1783–1852), Komponist und Organist an der Hofkirche
- Johann Georg Lichtenegger (1672–1729), Offizier
- Wilhelm Gotthelf Lohrmann (1796–1840), Astronom und Geodät
- Johann Gottlieb Naumann (1741–1801), Komponist
- Franz Volkmar Reinhard (1753–1812), Ev. Professor der Theologie und Oberhofprediger
- Johanne Justine Renner geb. Segedin (1763–1856), die Gustel von Blasewitz
- Carl Christian Seltenreich (1765–1836), ev. Theologe
- Gottlob Friedrich Thormeyer (1755–1844), Maler, Architekt und Hofbaumeister
- Johann August Tittmann (1774–1840), Doktor und Philosoph
- Christian Heinrich Voigt (1727–1793), Gold- und Silberfabrikant
- Christoph Friedrich von Ammon (1766–1801), Ev.-Luth. Oberhofprediger
- Christian Traugott Weinlig (1739–1799), Architekt des Frühklassizismus
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Dresdner Anzeiger Nr. 225, 13. August 1866
- Broschüre „Der Eliasfriedhof zu Dresden – Zwischen Verfall und Vergessen“