Johanniskloster

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Das Johanniskloster wurde 932 von der Reichsabtei Hersfeld auf dem Burgberg Meißen als eine der ältesten römisch-katholischen Missionsstationen im damals slawischen Raum Dresden-Meißen und Vorgängerinstitution des Bistums Meißen gegründet. Auch die 14 Slawenkirchen, die auf Befehl Kaiser Karls des Großen ab 793 im Maingebiet errichtet wurden, waren Taufkirchen mit dem Patrozinium Johannes des Täufers (altsorbisch: Johannes der Vorläufer).

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Liudolfinger (Ottonen) und die Reichsabtei Hersfeld

Zwischen den Liudolfingern (später: Ottonen) und der Reichsabtei bestanden besondere Beziehungen. So war der Vater von König Heinrich I., Otto der Erlauchte († 30. November 912), nicht nur von 902 bis zu seinem Tode Laienabt von Hersfeld, sondern bestimmte auch noch seinen Nachfolger, Abt Diethart I. von Hersfeld, der bis 927 dieses Amt inne hatte.

[Bearbeiten] 932: Gründungsabt Megingoz von Hersfeld

Gründungsabt war Megingoz von Hersfeld (932935), nach dem das Dorf Mengshausen (heute Ortsteil von Niederaula) benannt ist. Zur gleichen Zeit ließ Megingoz von Hersfeld sogar eine klostereigene Gipfelburg erbauen, die Wachsenburg auf dem kegelförmigen, 420,8 m ü. NHN hohen Wassenberg (althochdeutsch für "steiler Berg"). Die Entfernung von der Reichsabtei Hersfeld zur Wachsenburg beträgt rund 120 km, die nach Meißen rund 320 km. Die Gipfelburg auf dem steilen Wassenberg sollte den thüringischen Besitz der Reichsabtei Hersfeld vor allem vor den Ungarneinfällen schützen (vgl. Hersfelder Zehntverzeichnis; die originale Aufzeichnung entstand zwischen 881 und 887 oder zwischen 896 und 899) - besonders die Region um Arnstadt.[1]

Durch den zeitgleichen klostereigenen Gipfelburgenbau ist durchaus ein von der Burg Meißen völlig getrennter hersfeldischer Bezirk auf dem Burgberg Meißen denkbar. Diese Burg wurde 929 durch König Heinrich I. gegründet, der eine Burgbesatzung hinterlassen hat (zeittypisch mit einem Kommandanten, dem Vorläufer des Burggrafen von Meißen). Auf dem Burgberg (auch: Schloßberg) in Meißen sind noch zwei mittelalterliche Steinkreuze erhalten, welche "Grenzkreuz zwischen Zugehörigkeitsbereichen des Schloßberges, also zwischen Markgraf, Burggraf und Bischof" gewesen sein sollen (von ursprünglich sicherlich noch mehreren).[2] Demzufolge gab es 932/935 auch getrennte Zugehörigkeitsbereiche zwischen dem Burgkommandanten und dem Abt des Johannisklosters (als Vorläufer des Bischofs; adäquat der Entwicklung beim Erzbistum in Magdeburg, dessen Vorgängerorganisation das 937 gegründete Moritzkloster war).

[Bearbeiten] 936: Übernahme der Klostergebäude durch die Böhmen

Das Johanniskloster ist wahrscheinlich nur bis 935 belegt. Der Slawenforscher Reinhard Spehr führte dazu aus:

König Heinrich I. starb am 2. Juli 936 in der Pfalz Memleben. Weder die Sorben und erst recht nicht die Böhmen fühlten sich nun an die Verträge mit ihm gebunden. Die Burg Meißen fiel schon 936 bei einem Sorbenaufstand mit böhmischer militärischer Unterstützung an den Herzog von Böhmen.

In der Folge wurden die Anlagen des Johannisklosters zu böhmischen kirchenslawischen Gottesdiensten genutzt, an denen auch die Sorben teilnahmen.

[Bearbeiten] Um 965: Rückübertragung der Klostergebäude an die Reichsabtei Hersfeld

Bei der Übernahme der Burg um das Jahr 965 durch die Deutschen wurde hier wieder ein römisch-katholischer Gottesdienst installiert, eine Vorausetzung dafür, daß die Burg Meißen drei Jahre später Bischofssitz werden konnte. Diese Aufgabe wurde erneut von der Reichsabtei Hersfeld übernommen. Abt war zu diesem Zeitpunkt Egilolf von Hersfeld. Auch zu diesem Zeitpunkt bestand das einvernehmliche Verhältnis der herrschenden Ottonen zur Reichsabtei fort. Egilolf von Hersfeld war nicht nur ein Freund und Berater des Kaisers Otto I., sondern er begleitete ihn auch auf dessen dritten Italienzug zur Krönung des Kaisersohnes Otto II. Hierbei verstand es des Abt Egilolf von Hersfeld nicht nur, die Reichsabtei Hersfeld durch eine Exemtion aus der der allgemeinen kirchlichen Organisation herauszulösen (968 päpstlich bestätigt), sondern er gehörte dadurch auch zu den Architekten des Ottonisch-salischen Reichskirchensystems. Einerseits wurde dadurch die Reichsabtei Hersfeld der Jurisdiktion des Mainzer Erzbischofs entzogen (der sich zum Ausgleich ein Stiftsterritorium um Erfurt schuf), andererseits war Egilolf von Hersfeld an der Entstehung des Erzbistums Magdeburg beteiligt, welches ebenfalls die Rechte des Erzbistums Mainz erheblich beschnitt.

[Bearbeiten] Um 965: Johanniskirche vor den Mauern

Zur Burg Meißen hatten Sorben in der Regel keinen Zutritt (genauso wenig wie später zur deutschen Stadtgründung Dresden). Demzufolge wurde der Gottesdienst für die indigenen Sorben schon um 965 vor die Mauern der Stadt (des suburbiums) ausgelagert. Dieser wurde erneut von Hersfelder Mönchen betreut, welche nun ihr Johanniskloster wieder beziehen konnten. Diese Holzkirche wurde ebenfalls dem heiligen Johannes der Täufer (in der sorbisch-orthodoxen Kirche: Johannes der Vorläufer [Jesu]) geweiht.

[Bearbeiten] 968: Umwandlung der Klostergebäude in den Sitz des Bistums Meißen

Auf der Synode von Ravenna im Jahr 967 erreichte Kaiser Otto I. die Zustimmung von Papst Johannes XIII. zur Errichtung Magdeburgs als Erzbistum. Dieser Beschluss berührte die Zuständigkeiten des Bistums Halberstadt und des Erzbistums Mainz. Erst nach dem Tode des Halberstädter Bischofs Bernhard von Halberstadt im Februar 968 und des Mainzer Erzbischofs Wilhelm im März 968 konnte Otto den Beschluss der Synode umsetzen.

Das Erzbistum Magdeburg wurde aus Gebieten der Diözese Halberstadt geschaffen. Schutzpatron des Erzbistums war der heilige Mauritius. Als Suffragane wurden dem Metropoliten die Nachbarbistümer Brandenburg, Havelberg, Zeitz, Merseburg und Meißen unterstellt.[4] Erster Erzbischof von Magdeburg wurde 968 der Russenmissionar und Abt von Weißenburg, Adalbert. Neben seiner Stellung als Metropolit einer großen Kirchenprovinz war der Erzbischof auch Primas Germaniae. Von seiner Bedeutung im Hochmittelalter zeugt der mächtige Magdeburger Dom.

Dem Einfluß des Abtes Egilolf von Hersfeld war es zu verdanken, daß an den Ort seines hersfeldischen Johannisklosters ein Bistum errichtet wurde, obwohl es in dieser ultraperipheren Lage damals ständig sehr gefährdet war. Mit dem Vorwand der Peregrination (der Mission in möglichst entfernt entlegenen Gegenden) versuchte das Kloster Hersfeld nun nach Thüringen ein weiteres erhebliches Stiftsgebiet in der späteren Mark Meißen zu gewinnen.

Im Jahr 968 bezog der neue Bischof von Meißen den Meißner Burgberg, aller Wahrscheinlichkeit nach die Räumlichkeiten des Johannisklosters, auf jeden Fall aber das Gelände.

[Bearbeiten] 968: Umzug des Johannisklosters an die Johanniskirche von 965

Die Hersfelder Mönche verlegten ihr Johanniskloster deswegen vor die Stadtbefestigung von Meißen (vgl. St.-Johannis-Kloster Berge bei Magdeburg). Sie nutzten dabei die Johanniskirche für die Sorben als vorläufige Klosterkirche.

[Bearbeiten] 970: Abt Gozbert von Hersfeld

Im Jahr 970 starb der einflußreiche Abt Egilolf nach nur siebenjähriger Amtsszeit mit nur etwa 50 Jahren. Zu seinem Nachfolger wurde Gozbert von Hersfeld. Diesem war zwar eine etwa doppelt so lange Amtszeit beschieden (bis 984/985), aber dafür verlor die Reichsabtei in seiner Amtszeit erheblich an Einfluß.

[Bearbeiten] Ab 979: Konkurrenz durch das Kloster Memleben

Nach dem Tod des ersten römisch-deutschen Kaisers Otto I. am 7. Mai 973 (wie sein Vater schon 936 ebenfalls in der Pfalz Memleben) gewann dieser Ort für die Ottonen eine hohe Bedeutung.

Ottos I. Sohn Kaiser Otto II. hatte sich bereits beim Tod seines Vaters in Memleben aufgehalten hatte und stellte auch in den Jahren 974[5], 975[6] und 980[7] hier Urkunden aus.

Spätestens zu Beginn des Jahres 979 stiftete Kaiser Otto II. zusammen mit seiner Frau Kaiserin Theophanu zum Gedenken an seinen Vater ein Benediktinerkloster und stattete es mit zahlreichen Schenkungen von Ortschaften und Gerechtsamen im heutigen Thüringen, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Brandenburg und Hessen aus.

Insbesondere die Reichsabtei Hersfeld mußte alte Rechte abgeben. So ließ er am 20. Mai 979 in der Pfalz Allstedt eine Urkunde ausstellen, in dem er dem Kloster Memleben die zuvor dem Kloster Hersfeld gehörenden und durch im Tausch erworbenen Kapellen in den Orten Allstedt, Osterhausen und Riestedt überschrieb. Außerdem erhielt Memleben den Zehnt im Friesenfeld und im Hassegau.[8] Insbesondere dieser Zehnt gehörte seit alters her - seit der ersten kirchlichen Struktur in diesen Gauen - der Reichsabtei Hersfeld (vgl. Hersfelder Zehntverzeichnis).

Wohl im selben Zusammenhang schenkte Kaiser Otto II. dem Kloster die im Land der Heveller an der Havel liegenden Burgen Nieenburg, Dubie et Briechouua mit den Burgwarden und allem Zubehör, wenngleich die betreffende Urkunde erst 981 ausgestellt wurde.[9] Dies gilt ebenfalls für die Burgen und Burgwarde Döbeln, Hwoznie (vermutlich Ziegra-Knobelsdorf), Pretzsch (Elbe), Klöden und Wozgrinie (unbekannt)[10] sowie Elsnig, Dommitzsch und Zwethau[11]. Deutlich wird eine Besitzkonzentration in dem unter Heinrich I. eroberten Gebiet der mittleren Elbe, das zu dieser Zeit enger in das ostfränkische Reich integriert wurde. Sicherlich sollte das Kloster Memleben auch die Mission in den slawischen Siedlungsgebieten vorantreiben. Allerdings gingen eine Reihe von Besitzungen nördlich und östlich der Elbe mit dem Aufstand der slawischen Liutizen und Abodriten im Jahr 983 bereits wieder verloren.

[Bearbeiten] Ausgreifen von Hersfeld in den Gau Milsca (Oberlausitz) - das Hersfelder Eigen

Damit erhielt die Reichsabtei Hersfeld nicht nur einen empfindlichen Rückschlag, sondern auch eine erhebliche Konkurrenz bei der Besitzergreifung der neu eroberten westslawischen Länder. Sie versuchte dies zu kompensieren, indem sie vom Johanniskloster Meißen aus nun noch weiter östlich ausgriff - sowohl in den Gau Milsca als auch in den Gau Nisan.

Ab 1291 forcierte die Reichsabtei den Ausbau des sogenannten "Hersfelder Eigen" in der Oberlausitz. Dabei berief sie sich auf Rechte aus der Zeit der römisch-katholischen Missionierung im Gau Milsca. Sowohl der Reichsabtei als auch dem in derselben Region konkurrierenden Bischof von Meißen ging es in erster Linie nur um Geld und Macht.

So war um 1200 war der Eigensche Kreis in der Oberlausitz durch Schenkung des Kaisers an das Bistum Meißen gekommen. Der Bischof verkauft den Eigenschen Kreis um 1240 an das Haus Schönburg. Die Schönburger gaben diesen Besitz an die mit ihnen verschwägerten Herren von Kamenz weiter. Durch Stiftungen und Verkauf gelangte dieser Besitz der Schönburger und Kamenzer Herren an das 1248 durch Bernhard III. von Kamenz, Bischof von Meißen, gegründete Zisterzienserinnenkloster St. Marienstern bei Kamenz.[12]

[Bearbeiten] Ausgreifen in den Gau Nisan

Am Ende des 13. Jahrhunderts erhoben sowohl die Reichsabtei Hersfeld als auch der Bischof von Meißen in gleicher Weise den Anspruch auf die lehnsrechtliche Oberherrschaft über den Gau Nisan. Diese Forderungen standen im Zusammenhang mit der Entwicklung des "Hersfelder Eigen" in der Oberlausitz ab dem Jahr 1291.

Die Reichsabtei Hersfeld bezog sich dabei auf alte Rechte aus der Zeit der römisch-katholischen Mission, als die königlichen Einkünfte aus dem Gau Nisan (der fiskalische Zehnte) von König Heinrich I. 932/935 vermutlich zur Ausstattung des Johannisklosters verwandt wurden. Im 13. Jahrhundert wurde der Anspruch auf lehnsrechtliche Oberherrschaft territorial verstanden.

Im Jahr 972 ließ der Abt Gozbert von Hersfeld einen heiligen Hain bei der Burg Woz (Niederwartha) abholzen und dort die Wipertikirche aus Stein errichten. In dieser Umgebung sind nur die Fünf Heiligen Linden bekannt, benannt nach den Fünf Brüdern.

Heute sind die Fünf Brüder eine Baumgruppe von fünf Edelkastanien am Tännichtgrund in Oberwartha. Der Weg von Oberwartha in den Tännichtgrund heißt nach der Baumgruppe Fünf-Brüder-Weg. Die nahegelegene Gertrud-Quelle entwässert in den Fünf-Brüder-Bach, einen Zufluss des Tännichtgrundbachs.

Die zwischen 12 und 25 Meter hohen Edelkastanien wurden in der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts gepflanzt und ersetzten fünf Linden, heilige Bäume der Nisaner, welche diese in der Nähe eines Quellheiligtumes an der Gertrud-Quelle gepflanzt hatten. Die Gertud-Quelle wurde von den Nisanern benutzt, einen kleinen Waldsee zu speisen. Aus dem Sieg über den heidnischen Brauch an dieser Stelle wurde eine Sage über einen besiegten Drachen (mit dem Drachen war das Waldheiligtum gemeint).

St. Wigbert (auch unter dem Namen Wippertus bekannt; * um 670 in Wessex; † zwischen 732 und 736 oder 746 oder 747 in Fritzlar) war Mönch aus dem angelsächsischen Kloster Glastonbury und Schüler des Bonifatius. Im ausgehenden 7. Jahrhundert missionierte er unter Willibrord mit Bonifatius in Friesland. Um 720 kam er in das hessisch-thüringische Missionsgebiet. Nachdem Bonifatius 723 die Donareiche bei Fritzlar in Nordhessen gefällt hatte, ließ er aus ihrem Holz eine Kapelle errichten und gründete ein Jahr später ein Mönchskloster an gleicher Stelle. Wigbert wurde von Bonifatius als erster Abt und Schulvorsteher eingesetzt. Seit etwa 737 war er auch Abt des Klosters Ohrdruf, wo er eine Schule für Glaubensboten in Thüringen errichtete. In beiden Klöstern war Wigbert auch als Lehrer tätig, unter anderem von Lullus, Megingaud von Würzburg und Sturmius, drei Missionaren und späteren Äbten und Bischöfen.

Wigbert starb in Fritzlar und wurde dort in der Basilika, die an Stelle von Bonifatius’ hölzerner Kapelle erbaut worden war, beigesetzt. Das Datum seines Todes ist nicht überliefert; vermutet werden vor allem die Jahre 732–736 und 746/747.[13] Im Fritzlarer Dom befinden sich nur wenige Reliquien des Heiligen, weil Lullus den Leichnam 780 nach Reichsabtei Hersfeld umbetten ließ, wo Wigbert der Schutzheilige des Stifts und der Stadt wurde. Seine Gebeine sind seit einem Brand der Stiftskirche Hersfeld verschwunden.

Katholische Gedenktage für Wigbert sind der 13. August und der 23. Mai.

Am 28. Oktober 850 wurde die neue, dem Gedächtnis des Heiligen Wigbert gewidmete karolingische Säulenbasilika, eigentlich ein Salvatorpatrozinium, des Klosters Hersfeld vom Mainzer Erzbischof Hrabanus Maurus geweiht. Die Umbettung (Translatio) von Lullus, Wigbert und Witta in den Ostchor dieser Basilika, durch eine Prozession und eine kirchliche Feier, fand vermutlich im gleichen Jahr am 16. Oktober (dem Todestag des Lullus) statt. Jedenfalls kam es an diesem Termin zu einem jährlich wiederkehrenden Kirchenfest, zu dem viele Pilger an die Gräber pilgerten. Aus diesem Fest entwickelte sich das wohl älteste Volksfest Deutschlands, das Lullusfest, das noch heute gefeiert wird.


Die Wigbertkirche wurde nach der Zäsur des Jahres 984 als Symbol der Fremdherrschaft gleich wieder zerstört. Die naturverbundenen Nisaner bauten ohnehin in Holz oder Lehm. Auch die erste Frauenkirche (1020 geweiht) war noch eine Holzkirche.

Von dieser Steinkirche in Woz (Niederwartha) aus sollte Nisan besser römisch-katholisch missioniert werden als von Meißen aus. Von ihr sind keine Überreste mehr vorhanden.

Eine ganz ähnliche Situation gab es viel weiter westlich im Gebiet von Zeitz.

[Bearbeiten] 984: Besetzung Meißens durch böhmische Truppen - Zerstörung von Johanniskloster und Johanniskirche

Im Jahr 984 wurden der deutsche Markgraf von Meißen und der römisch-katholische Bischof von Meißen von den Böhmen verjagt, während der deutsche Burggraf von Meißen in der Nähe der Johanniskirche erschlagen wurde.

Übersetzt heißt es bei Thietmar (Übersetzung von Johann Christian Mauritz Laurent und J. Strebitzki in "Die Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit", 11. Jahrhundert, Band 1, 2. Auflage, Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879):

Das (neue) Johanniskloster und die Johanniskirche wurden kurz darauf als Symbole der Fremdherrschaft zerstört, der nisanische Gottesdienst in der Kirche Bresnice wieder aufgenommen, wie er vor der hersfeldischen Mission bestand.[16] Von Meißen nach Bresnice (Briesnitz) sind es etwa 20 km, von Dohna nach Briesnitz hingegen sogar rund 30 km. Briesnitz liegt für den Elbtalkessel erheblich günstiger als das periphere Meißen, das rund 50 km von Dohna entfernt liegt.

990 zog die kirchenslawische böhmische Akademie Nisan in die Burg Bresnice, nachdem sie von den römisch-katholischen Polanen (Feldbewohner) aus dem wislanischen (weichselländischen) Krakau vertrieben wurde. Damit besaß der kirchenslawische Gottesdienst, der von 965 bis 984 nur in Form einer Katakombenkirche möglich war, eine starke Basis in der Region.

[Bearbeiten] Trivia

Bezeichnend ist es, daß der böhmische Gottesdienst in der Neuzeit (ab 15. Mai 1650) in Dresden durch kurfürstlichen Erlaß ebenfalls in einer Johanniskirche begann, die ebenfalls vor den Stadtmauern (nun Dresdens) lag. Die Kirche wurde fortan "Die Böhmische" genannt. Zu dieser Zeit hatte die Residenzstadt Dresden längst die alte Residenz Meißen abgelöst, weswegen sich die exilierten Böhmen hier versammelten.

[Bearbeiten] Anmerkungen

  1. Die "Veste Wachsenburg" gehört heute zu den sogenannten Drei Gleichen und liegt auf dem Gebiet von Holzhausen, einem Ortsteil der Gemeinde Amt Wachsenburg im Ilm-Kreis in Thüringen.
  2. "Meißen (I) ... Im nördlichen Altstadtbereich, auf dem Burgberg, 15,70m nördlich vom Burgtor, östlich unmittelbar an der Mauer der Gaststätte "Burgkeller". ... Sage: 1. Grenzkreuz zwischen Zugehörigkeitsbereichen des Schloßberges, also zwischen Markgraf, Burggraf und Bischof. ... Meißen (II) ... Im nördlichen Altstadtbereich, 2,70m südlich der Brücke zur Burg, an der Westseite der Freiheit, vor dem Haus Freiheit Nr.2 (Ludwig-Richter-Haus). ... Sage: ... 2. Grenzkreuz zwischen den Zugehörigkeitsbereichendes Schloßberges, also zwischen Markgraf, Burggraf und Bischof." In: Landkreis Meißen auf suehnekreuz.de (abgerufen am 6. April 2024).
  3. In: Reinhard Spehr, Herbert Boswank: Dresden: Stadtgründung im Dunkel der Geschichte, Verlag D. J. M., Dresden 2000, ISBN 3-9803091-1-8, S. 174.
  4. Bistum Magdeburg: Überblick über die Geschichte und Vorgeschichte des Bistums Magdeburg vom Frühmittelalter bis heute 777–1994.
  5. MGH DD OII 87.
  6. MGH DD OII 110; MGH DD OII 120.
  7. MGH DD OII 213.
  8. MGH DD Otto II. 191.
  9. MGH DD Otto II. 194.
  10. MGH DD Otto II. 195.
  11. MGH DD Otto II. 196.
  12. Autorenkollektiv: Die Schönburger, Wirtschaft, Politik, Kultur. Broschüre zur gleichnamigen Sonderausstellung 1990–91 in Museum und Kunstsammlung Schloss Hinterglauchau, Glauchau 1990, Kap. Schönburgische Besitzungen im Überblick (Steffen Winkler), S. 14–15.
  13. Vgl. Stefan Schipperges: Bonifatius ac socii eius. Eine sozialgeschichtliche Untersuchung des Winfrid-Bonifatius und seines Umfeldes. Mainz 1996, S. 161–164; Anm. 1644, S. 162; Anm. 1660, S. 164.
  14. Der lateinische Text [nach den MGH SS rer. = Scriptores rerum Germanicarum, Nova series (SS rer. Germ. N. S.), Bd. 9: "Die Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburg und ihre Korveier Überarbeitung". S. 136 ] lautet: Buch IV, Kapitel 5 (ehemals Kapitel 4): "Post haec Heinricus Bolizlavum, ducem Boemiorum, in cunctis suimet necessitatibus semper paratum, cum suis adiit honorificeque ab eo succeptus cum exercitu eiusdem a finibus suis per Niseni et Deleminci pagos usque ad Mogelini ducitur. Deindeque cum nostris obviam sibi pergentibus ad Medeburun proficiscitur. Wagio vero miles Bolizlavi, duces Boemiorum, qui Heinricum cum exercitu comitar, cum ad Misni redeundo perveniret, cum habitatoribus eiusdem pauca locutus Frithericum, Rigdagi marchionis tunc in Merseburg commorantis amicus et satellitem, ad aecclesiam extra urbem positam venire ac cum eo loqui per internuntium postulat. Hic ut egreditur, porta post eum clauditur, et Ricdagus, eiusdem civitatis custos et inclitus miles, iuxta fluvium, qui Tribisa dicitur, ab hiis dolose occiditur. Urbs autem predicta Bolizlavi mox presidio munita eundem cito dominum et habitatorem succepit."
  15. Der lateinische Text [nach den MGH SS rer. = Scriptores rerum Germanicarum, Nova series (SS rer. Germ. N. S.), Bd. 9: "Die Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburg und ihre Korveier Überarbeitung". S. 136 ] lautet: Buch IV, Kapitel 6 (ehemals Kapitel 5): "A quo Wolcoldus antistes vulgi instinctu varii expellitur et ad Willigisum archiantistitem veniens benigne ab eodem succipitur. ... Anm. 11: Folkold, zweiter B. v. Meißen (969-992), in Urkunden 971, 975 u. 979 (983) nachweisbar: DDO. I. 406, O. II. 114. 184."
  16. "Vita des Ignatios von Krakau" IV, Bl. 14.
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