Sorben

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Die Sorben sind ein westslawisches Volk, welches Ende des 6. Jahrhunderts aus dem Gebiet zwischen Oder und Dnepr über die Mährische Pforte und Böhmen in das Elbe-Saale-Gebiet einwanderte.

Die 20 sorbischen Stämme besiedelten nördlich der Mittelgebirge bis etwa zu einer Linie Magdeburg, Jüterbog, Beeskow und Eisenhüttenstadt rund 40.000 km2 Land. Nördlich dieser Linie wurde Altpolabisch gesprochen.

Die Elbtalweitung um Dresden, von den Slawen als Nisan (Niederland) bezeichnet, stand wie bei früheren Besiedlungen von Südosten aus am Beginn der sorbischen Landnahme. Der Besiedlungszug erreichte wahrscheinlich noch vor oder mit den Awaren spätestens 562 den mittleren Elberaum bei Riesa/Strehla, vielleicht sogar schon die Saalemündung.

Die Sorben trafen hier auf eine durch die Völkerwanderung ausgedünnte germanische Bevölkerung, wie die belegten slawisch-germanischen Kontakte z. B. auf dem Gelände des späteren Neustädter Kohlmarktes oder elbaufwärts in Liebersee bei Belgern und Dessau-Mosigkau beweisen.

Die Sorben bezeichnen sich selbst als Serb (Substantiv maskulin) bzw. Serbowka (Substantiv feminin) und mit serbski (Adjektiv maskulin). Sie treten in westlichen Quellen erstmals 631 als Surbi auf, wobei der fränkische Annalist auf ein bereits langanhaltendes gutnachbarliches Verhältnis verweist. Der erwähnte, zu diesem Zeitpunkt von den Franken abgefallene Sorbenfürst Derwan herrschte über ein Gebiet zwischen Saale und Mulde, welches an das fränkische Reich grenzte. Vorausgegangen war eine Niederlage der Franken gegen das erste slawische Reich (des Samo).

Östlich der Surbi machten Ende des 9. und zu Beginn des 10. Jahrhundert westliche Quellen die sorbischen Taleminczi (Daleminzier) aus, welche sich selbst Glomaczi (Lommatzscher) nannten.

Die Nisaner, um die Jahrtausendwende ersterwähnt, schlossen sich östlich an die Daleminzier an.

Alle diese sorbischen Stämme wurden durch die deutsche Ostsiedlung assimiliert. Lediglich etwa 20.000 Nachfahren der Lusiczi in der Niederlausitz und 40.000 der Milczeni in der Oberlausitz existieren bis heute. Mangels anderer sorbischer Stämme hat sich heute die Bezeichnung Sorben allein auf diese übertragen. Im Unterschied zu den Elbsorben erfolgte die Einwanderung der Lusiczi und Milczeni wahrscheinlich erst im späten 6. oder frühen 7. Jahrhundert und nicht von Südosten, sondern von Osten aus dem heute polnischen Raum über die Oder.

Die Sorben sind eine in Deutschland anerkannte nationale Minderheit. Andere anerkannte nationale Minderheiten existieren nicht mehr.

Auf Grund einer Kette von Negativerfahrungen trotz blumiger, vollmundiger politischer Statements in der Sorbenfrage läuft derzeit ein sorbischer Emanzipations- und Transformationsprozess weg von staatlicher Betreuung und Bevormundung durch die Domowina hin zu einer eigenverantwortlichen nationalen Demokratie mittels der Instrumente Rada Starostow (Ältestenrat) und Serbski Sejm (Sorbisches Parlament).

Durch die wachsende wirtschaftliche Bedeutung Dresdens hat sich die Zahl der Sorben hier wieder signifikant erhöht. Die katholische Kirche bietet einen sorbischen Gottesdienst an. Es existiert eine sorbische Studien- und Wohngemeinschaft. 2009 wurde der Stup dale e. V. gegründet, der sich um die Pflege Sorbischer Kultur in Dresden bemüht. Mehrere Mitglieder des Serbski Sejm leben und arbeiten in Dresden, wo auch jährlich eine turnusmäßige Sitzung dieses sorbischen Parlaments stattfindet.

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