Heinrich Ernst August von Warnsdorff

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Wappen der Adelsfamilie von Warnsdorff
Luftaufnahme der Festung Königstein von 2017
Von Warnsdorff auf der Liste der Burg- und Festungskommandanten von Königstein, allerdings fälschlicherweise als Generalleutnant (wahrscheinlich eine Verwechslung mit dem österreichischen General von Warnsdorf, zuletzt Feldzeugmeister)
Die Friedrichsburg auf Königstein um 1900

Heinrich Ernst August von Warnsdorff, auch von Warnsdorf (* 15. März 1753 in Rodewitz bei Hochkirch/Oberlausitz; † 7. April 1815 auf der Festung Königstein)[1] war ein anfangs kurfürstlich-sächsischer, später königlich-sächsischer Offizier und General, zuletzt als Kommandant der Festung Königstein im Rang eines Generalmajors. Von Warnsdorff war außerdem Erb-, Lehn- und Gerichtsherr aud Rodewitz in der Oberlausitz sowie kursächsischer Kammerjunker.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Familie

Heinrich Ernst August von Warnsdorff entstammte der uradelichen böhmischen-schlesischen Familie von Warnsdorf(f), die im 12. Jahrhundert auch nach Sachsen kam. 1217 wurde Wilhelm von Warnsdorff Gesandter des Kaisers Friedrich II. und vollzog in dessen Namen in Aragonien die Hochzeit mit der kaiserlichen Prinzessin Constantia. Heinrich von Warnsdorf († 1346), Mitglied des Johanniterordens in Zittau war Urheber christlicher Schriften und möglicherweise der Dalimil-Chronik. 1455 war Wentzel von Warnsdorf Amtshauptmann in Görlitz.[2] Karl Friedrich August von Warnsdorff auf Ullersdorf (17041769) war Hofrichter am Hofgericht des Markgrafentums Oberlausitz.[3][4] Ein böhmischer Zweig der Familie erhielt mit dem kaiserlich-österreichischen Feldmarschallleutnant und Feldzeugmeister Gottfried Christian Hugo Freiherr von Warnsdorf (17431831) die östereichische Freiherrenwürde.[5] Der preußische Generalleutnant Carl Graf von Lindenau (17551842) war sein Cousin 2. Grades, der sächsische General der Infanterie Gustav von Nostitz-Wallwitz (17891858) sein Neffe 3. Grades und auch der preußische Generalleutnant Dietrich von Miltitz (17691853) war ein Vetter von Warnsdorff.[6]

Von Warnsdorff Großeltern väterlicherseits waren Friedrich Moritz von Warnsdorff auf Rodewitz und Pomritz (* 19. Dezember 1696; † 24. April 1730), Stammherr der Ahnlinie auf Rodewitz und dessen Ehefrau Sophie Tugendreich geb. von Ziegler und Klipphausen aus dem Hause Obercunewalde (* 10. September 1702), die nach dem Tod des Großvaters in zweiter Ehe den Oberaufseher der Ämter Dobrilugk (Doberlug) und Finsterwalde, Caspar Ernst vn Metzradt († 1775) heiratete. Von Warnsdorff war der Sohn des kursächsischen Hofrichters des Markgrafenthums der Oberlausitz, Johann August von Warnsdorff (* 22. Februar 1721 in Rodewitz; † 12. Juni 1772 in Sornßig bei Bautzen) und dessen 1746 geheirateter Ehefrau Helena Johanna geb. von Metzradt († 1758), Tochter von Gottlob Ehrenreich von Metzradt auf Ratzen. Von Warnsdorffs Vater war Rittergutsbesitzer auf Rodewitz, Sornßig und kurzzeitig auf Wawitz. Von Warnsdorff hatte noch folgende Geschwister:

Heinrich Ernst August von Warnsdorff heiratete in erster Ehe am 30. Juli 1787, zu dieser Zeit noch im zweiten Leutnantsrang,[8] Henriette Erdmuthe Louise von Metzradt (* 23. Juni 1767 in Drehsa bei Weißenberg; † 23. Dezember 1792 in Rodewitz), Tochter des kursächsischen Landeskommissars des Budißinischen Kreises Caspar Rudolph von Metzradt auf Uhyst (17311806) und dessen Ehefrau Henriette Friederike geb. von Ziegler und Klipphausen (17371788). Seine Schwiegermutter war die Enkelin des sächsischen Generalleutnants Carl Gottlob von Ziegler und Klipphausen (16501715). Von Warnsdorffs Ehefrau verstarb im Kindbett kurz nach dem Tod der jüngsten Tochter. Das Ehepaar von Warnsdorff hatte fünf Töchter und einen Sohn, u.a.:

Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau heiratete von Warnsdorff im Februar 1794 in Drehsa deren jüngere Schwester Ernestine Friederike von Metzradt aus dem Hause Drehsa.[10] Mit ihr hatte er noch folgende Kinder:

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Von Warnsdorff erhielt als junger Adliger das sogenannte Zieglersche Stiftsstipendium des Görlitzischen Kreises. Er wurde in seinen Jugendjahren Kammerjunker, entschied sich aber nach seiner höheren Schulbildung für eine militärische Karriere in der sächsischen Armee.

1768 wurde von Warnsdorff zum Unteroffizier in der sächsischen Infanterie ernannt. 1769, im Alter von nur 16 Jahren erhielt er sein offizierspatent im ersten Leutnantsdienstgrad als Sous-Lieutenant im Thielauschen Infanterieregiment. Hier 1778 zm Premier-Lieutenant befördert, nahm von Warnsdorff im gleichen Jahr mit der sächsischen Armee am Bayerischen Erbfolgekrieg und damit am Feldzug mit Preußen im Frühjahr 1778 nach Böhmen teil. Dem sächsischen Korps gehörten zehn Infanterieregimenter, sechs Grenadierbataillone und sechs Kavallerieregimenter an. Den Oberbefehl hatte Generalleutnant Graf Friedrich Christoph zu Solms-Wildenfels, zuletzt auch Kommandant auf Königstein.

1779 zurückgekehrt nach Sachsen, diente von Warnsdorff dann in der kursächsischen, später königlich-sächsischen Leibgrenadiergarde un Dresden, wo er über 30 Jahre lang blieb. 1787, nach dem Frühjahrsmanöver der sächsischen Armee, wurde er zum Capitain (Hauptmann) befördert und führte als Kompaniechef auch zu Beginn der Napoleonischen Kriege eine Kompanie der Garde, die 1798 als Regiment eine Sollstärke von 1122 Mann hatte. 1797 und 1799 ist von Warnsdorf im Dresdner Adressbuch im Haus 42 in der Dresdner Seegasse zwischen dem Altmarkt und dem Seetor verzeichnet.[13] Hausbesitzer dieses Hauses, genannt "Goldene Sonne", war der Hof- und Justizienrat Christian Heinrich Weinlig, Vater von Christian Theodor Weinlig. Noch vor dem Vierten Koalitionskrieg, am 27. November 1805 wurde von Warnsdorff zum Major der Leibgrenadiergarde befördert, weiterhin als Kompaniechef dienend. 1809 wohnte er im Haus 754 in der Moritzstraße.[14] Nach dem Fünften Koalitionskrieg 1809 zum Oberstleutnant befördert, diente er nun als Stabsoffizier in der Leibgrenadiergarde.[15] Im gleichen Jahr nahm er mit der sächsischen Armee bei der Schlacht bei Wagram teil, infolgedessen er mit dem höchsten militärischen Orden des Königreiches Sachsen, dem Militär-Sankt-Heinrichs-Orden ausgezeichnet wurde.

Am 22. Februar 1810 zum Oberst befördert, übernahm von Warnsdorff in diesem Dienstrang zugleich als Kommandeur bis 1813 die Leibgrenadiergarde.[16] Er übernahm diese Dienststellung von dem vorherigen Regimentskommandeur Oberst Friedrich Ernst von Dreßler und Scharfenstein, der 1810 in Pension ging und befehligte damit bis 1813 auch Karl Bernhard, Prinz zu Sachsen-Weimar, der als junger Kommandeur des 1. Bataillons der Garde sein Unterstellter war und außerdem in Dresden im gleichen Haus wie von Warnsdorff in der Moritzstraße wohnte. Zu dieser Zeit wurde die königliche Garde Sachsens auf 1666 Mann vergrößert und in der Struktur nach der Grenadier-Garde des Kaisers Napoleon reorganisiert.[17] Die Leibgrenadiergarde war als Regiment Bestandteil der Infanteriedivision unter Führung des Generalleutnants Heinrich Wilhelm von Zeschau.

Am 28. Juli 1813, nach der Erkrankung und der später erfolgten Pensionierung des Generalleutnants Caspar Wilhelm Philipp von Zastrow, ernannte der sächsische König Friedrich August der Gerechte von Warnsdorff zum neuen Kommandanten der Festung Königstein. Dabei musste er als Festungskommandant und Chef der Königsteiner Garnison auch ein französisches Infanteriebataillon auf der Festung dulden, das sein Quartier in der Magdalenburg auf Königstein bezog. Außerdem wurde der sächsische Staatsschatz im gleichen Jahr wieder auf die Festung verbracht. Bei Annäherung der russischen Truppen nach der Niederlage im Russlandfeldzug wurden die Gelder von fast 20 verschiedenen öffentlichen Kassen, der Hof- und Schatullenkassen, die Hofsilberkammer, kleinere Teile der Gemäldegalerie und der Kunstkammer sowie das Archivgut des geheimen Kabinetts und des geheimen Archivs nach Königstein gebracht. Die Kassengelder vorwiegend in Fässern, deponierte man wie 1809 in dem Pulvermagazin.

Nachdem die allierten Truppen das Meißner Hochland bis in die Gegend von Pirna besetzt hatten und die französisch-sächsische Armee sich zurückziehen musste, schloss der inzwischen zum Generalmajor beförderte von Warnsdorff am 10. Oktober 1813 mit dem österreichischen Feldmarschalleutnant Graf Ferdinand von Bubna und Littitz eine Konvention ab. Die Neutralität der Festung währte bis zur Rückkehr des sächsischen Königs Friedrich Augusts I. im Juni 1815. Somit stand dies zur Zeit der russischen und später preußischen Besetzung Sachsens weiterhin unter dem ausschließlichen Befehl des gefangenen sächsischen Königs. Für die reorganisierte sächsische Armee, die nach der Völkerschlacht bei Leipzig am Kampf gegen Frankreich teilnahm, lieferte von Warnsdorff aus den gelagerten Beständen auf der Festung Waffen und Ausrüstungsstücke. Außerdem gab er die felddienstfähige Mannschaft der Garnison Königstein an das sächsische Expeditionskorps gegen Frankreich ab.[18]

Von Warnsdorff starb 1815 im 63. Lebensjahr. Seine Nachlassregelung wurde in seinem Todesjahr abgeschlossen und befindet sich im Sächsischen Staatsarchiv.[19][20]

[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Nach anderen Angaben, z.B. bei genealogieonline wurde er 1752 geboren. Nach allen Ranglisten der sächsischen Armee wurde er aber 1753 geboren und starb im 63. Lebensjahr.
  2. Johann Friedrich Gauhe: Des Heil. Röm. Reichs Genealogisch-Historisches Adels-Lexicon, Leipzig 1740, Digitalisat auf Google Books, S. 2782f.
  3. Lausitzisches Magazin oder Sammlung verschiedener Abhandlungen und Nachrichten, Görlitz 1769, Digitalisat, S. 171ff.
  4. Gottlob August Jenichen: Ganz neue Zusätze zu dem Lünigischen Staats-Titular-Buche zu welchen der Chur-Sächsische hof-Staat und Leipziger Collegia enthalten, Leipzig 1744, Digitalisat auf Google Books, S. 140
  5. Die deutschsprachige Wikipedia zum Thema „Liste der kaiserlichen Generale der Frühen Neuzeit/W“
  6. Ahnentafel von Metzradt, Online-pdf
  7. Landstände der sächsischen Oberlausitz, Archivale 50001 im Sächsischen Staatsarchiv, Staatsfilialarchiv Bautzen
  8. Lausitzisches Magazin oder Sammlung verschiedener Abhandlungen und Nachrichten, 25. Jahrgang, Leipzig 1792, Digitalisat auf Google Books, S. XVI
  9. Dresdner Adress-Handbuch 1842. S. 58, SLUB
  10. Lausitzische Monatsschrift, Jan. - Jun. 1794, Digitalisat auf Hathi Trust, S. 332
  11. Lausitzische Monatsschrift, Jul. - Dec. 1794, Digitalisat auf Hathi Trust, S. 309
  12. Dresdner Adress-Kalender 1835, S. 267, SLUB
  13. Dresden zur zweckmäßigen Kenntniß seiner Häuser und deren Bewohner 1797, S. 20, SLUB
  14. Dresdner Adress-Kalender 1809, S. 110, SLUB
  15. Dresdner Adress-Kalender 1810, S. 116, SLUB
  16. Dresdner Adress-Kalender 1811, S. 104, SLUB
  17. "Bulletin Nó. 3" vom 21. Januar 2017 auf regiment-index.de
  18. 1813, Napoleon in der Sächsische Schweiz, Onlinefassung auf www.hm-noroc.de
  19. Die über den Nachlaß des General-Majors von Warnsdorff gefertigten Konsignationen des Rittergutes Rodewitz, Archivale 50173 im Sächsischen Staasarchiv, Staatsfilialarchiv Bautzen
  20. Die über die Regulierung des Herrn General-Major von Warnsdorff-Nachlaß gehaltenen Protokolle, Archivale 50173 im Sächsischen Staasarchiv, Staatsfilialarchiv Bautzen

[Bearbeiten] Weblinks

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