Fritz Köst

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Fritz Ernst Richard Köst (* 1878 in Leipzig; † nach Juli 1950) war ein sächsischer Jurist, u.a. als Oberlandesgerichtsrat in Leipzig, zuletzt als Senatspräsident am Oberlandesgericht Dresden. Er war 1949 vorsitzender Richter bei den Hauptprozessen der Hohnstein-Prozesse.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Familie

Fritz Ernst Richard Köst entstammte der Leipziger Hutmacher- und Baumwollhändlerfamilie Köst. Sein Großvater war der Hutmacherobermeister und zuletzt Hutmacher-Ehrenmeister der Leipziger Hutmacherinnung,[1] Franz Köst († 1890 in Leipzig). Sein Großvater war Besitzer des Hauses in der Erdmannstraße 17 in Leipzig.[2] Die spätere Hausnummer 8 (nach der Umnummerierung der Straße in gerade und ungerade Nummern je Straßenseite) blieb in Familienbesitz und ging an seinen Sohn.[3] Weitere Mitglieder der Familie waren Hermann Ruchard Emanuel Köst, Kaufmann und Mitbesitzer der Firma „Lippold & Köst“, einer Leinen- und Baumwollwaren-Großhandlung in der Leipziger Nordstraße 51 sowie Johann und Louise Köst, Hutmachermeister (später auch Weißwarenhändler)[4] und Posamentenhändlerin, beide in der Leipziger Seitenstraße 21.[5]

Köst war der Sohn des Hutmachermeisters und Hutmacherfabrikanten Franz Otto Ernst Köst († 1938 in Leipzig)[6] und dessen Ehefrau Liddy geb. Uhlmann († 1939 in Leipzig), die Hausbesitzerin des Hauses in der Zeitzer Straße 49 in Leipzig war.[7] Kösts Vater wurde 1891 von der Leipziger Hutmacherinnung zum stellvertretenden Hutmacherobermeister gewählt.[8] 1901 ging er als Privatier in den Ruhestand und zog in Leipzig in die dortige Zeitzer Straße 49.[9]

Kösts Sohn, Ewald Köst (* 10. August 1908 in Leipzig) studierte ebenfalls Rechtswissenschaften und war juristischer Fachautor und gab unter anderem ein juristisches Wörterbuch heraus. Dieser war mit der Schauspielerin Ursula Damm-Wendler verheiratet.[10]

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Fritz Köst wurde in Leipzig in der Erdmannstraße 17, dem Haus seines Großvaters geboren.[11] Nach seinem höheren Schulbesuch entschied sich Köst für ein Studium der Rechtswissenschaften in seiner Heimatstadt an der Leipziger Universität.

Nach dem Bestehen des ersten Staatsexamens wurde er vom königlichen Justizministerium von Sachsen als Referendar zugelassen. Als solcher ist er erstmals im Leipziger Adressbuch von 1901 in der elterlichen Wohnung in der Leipziger Erdmannstraße verzeichnet.[12] Im Jahr seiner Promotion zum Doktor der Rechte (Dr. jur.) ist er weiterhin im väterlichen Haus aufgeführt,[13] ab 1905 dann mit dem Doktortitel und vorerst weiterhin als Referendar.[14] Im gleichen Jahr wurde Köst zum Gerichtsassessor am Leipziger Landgericht ernannt und zog in eine Mietwohnung im ersten Obergeschoss in der Leipziger Reichelstraße 8,[15] 1907 in die Lößniger Straße 52,[16] ein Jahr später in die Scharnhorststraße 63.[17]

1910 wurde Köst Amtsrichter am königlichen Amtsgericht in Leipzig.[18] 1913 zog er in Leipzig in eine Wohnung im dritten Obergeschoss in der Kaiserin-Augusta Straße 47.[19] 1916 erhielt Köst vom letzten sächsischen König Friedrich August III. den Rang und den Titel eines königlich-sächsischen Amtsgerichtsrates.[20] 1918 wurde Köst als Richter zum Landgericht Leipzig versetzt, womit er den Titel eines Landgerichtsrates führen durfte.[21] Köst blieb bis 1923 in der sächsischen Messestadt.[22]

Im gleichen Jahr wurde Köst nach Dresden berufen, wo er unter dem damaligen SPD-Justizminister und späteren Ministerpräsidenten Erich Zeigner zum Senatspräsidenten beim Dresdner Oberlandesgericht ernannt wurde. In Dresden zog er anfangs in eine Wohnung im ersten Obergeschoss am Sachsenplatz3, unweit des Dresdner Oberlandesgerichts. Er ist erstmals im Dresdner Adressbuch von 1924 verzeichnet.[23] 1925 zog er mit seiner Familie in eine Wohnung in der zweiten Etage der Anton-Graff-Straße 5,[24] 1932 dann in eine Erdgeschosswohnung in der Krenkelstraße 25,[25] 1935 in die Kuhnstraße 38.[26] Köst konnte nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten anfangs seinen Beruf als Jurist und Senatspräsident am Dresdner Oberlandesgericht weiter ausüben, wurde aber 1938, mit Vollendung des 60. Lebensjahres als Senatspräsident a.D. (außer Dienst) in den Ruhestand versetzt. Im gleichen Jahr zog er in den Stadtteil Bühlau, Am Bauernbusch 19,[27] wo er bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges wohnte.[28]

Da nach dem Ende des Krieges von der Naziherrschaft unbelastete Juristen fehlten, wurde Köst ab 1945 wieder als Richter und Senatspräsident aktiviert. Ab 1946 war er für Revisionsverfahren in Strafsachen während der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur für das Land Sachsen zuständig. So war er im Folgejahr vorsitzender Richter bei dem Dresdner Juristenprozess. Zu diesem Prozess äußerte sich Köst nochmals rückblickend am 2. Juni 1950.

Nach der Zwangsvereinigung von KPD und SPD in der ostdeutschen Besatzungszone wurde Köst Mitglied der neu gegründeten SED.[29] Vom 11. und 13. April 1949 verhandelte die Große Strafkammer des Landgerichts Dresden mit Köst als vorsitzenden Richter im Prozess gegen den SS-Hauptsturmführer Karl Heimann wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit in der Gaststätte „Hamburger Hof“ in Meißen.[30][31] Das Urteil lautete auf zwanzig Jahre Zuchthaus.

Bei den drei, als Schauprozesse durchgeführten Hauptverhandlungen der Hohnstein-Prozesse ab Mai 1949 statt war Köst vorsitzender Richter. Der erste Prozess begann am 30. Mai 1949 vor der Großen Strafkammer des Landes Sachsen laut SMAD-Befehl Nr. 201 gegen ehemalige Wachleute des KZ Hohnsteins. Der zweite Prozess fand vom 11. bis 27. Juli 1949 im Volkshaus Pirna statt, der dritte dann nach Gründung der DDR vom 7. bis 18. November 1949 vor der in Freital tagenden II. Großen Strafkammer des Landgerichts Dresden. Beim letzten Prozess war Köst bereits im Alter von 71 Jahren.

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Adressbuch Leipzig 1890, S. 237, SLUB.
  2. Adressbuch Leipzig 1878, Häuserbuch, S. 370, SLUB.
  3. Adressbuch Leipzig 1901, Häuserbuch, S. 89, SLUB.
  4. Adressbuch Leipzig 1900, S. 502, SLUB.
  5. Adressbuch Leipzig 1891, S. 243, SLUB.
  6. Seine Witwe ist ab dem Adressbuch Leipzig 1938 verzeichnet.
  7. Adressbuch Leipzig 1906, S. 338, SLUB.
  8. Adressbuch Leipzig 1892, S. 248, SLUB.
  9. Adressbuch Leipzig 1902, S. 539, SLUB.
  10. Dr. jur. Hubert Lang: Martin Drucker - Das Ideal eines Rechtsanwaltes, Online-Datensatz auf https://hubertlang.de.
  11. Adressbuch Leipzig 1878, S. 143, SLUB.
  12. Adressbuch Leipzig 1901, S. 521, SLUB.
  13. Adressbuch Leipzig 1904, S. 577, SLUB.
  14. Adressbuch Leipzig 1905, S. 324, SLUB.
  15. Adressbuch Leipzig 1906, S. 338, SLUB.
  16. Adressbuch Dresden 1908, S. 358, SLUB.
  17. Adressbuch Leipzig 1909, S. 365, SLUB.
  18. Adressbuch Leipzig 1911, S. 427, SLUB.
  19. Adressbuch Leipzig 1914, S. 469, SLUB.
  20. Adressbuch Leipzig 1917, S. 470, SLUB.
  21. Adressbuch Leipzig 1919, S. 440, SLUB.
  22. Adressbuch Leipzig 1923, S. 478, SLUB.
  23. Adressbuch Dresden 1924, S. 457, SLUB.
  24. Adressbuch Dresden 1926/27, S. 396, SLUB.
  25. Adressbuch Dresden 1933, S. 403, SLUB.
  26. Adressbuch Dresden 1936, S. 418, SLUB.
  27. Adressbuch Dresden 1939, S. 428, SLUB.
  28. Adressbuch Dresden 1943/44, Häuserbuch, S. 34m SLUB.
  29. Dietz Verlag: Die Vereinigung von KPD und SPD zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands: in Bildern und Dokumenten, Berlin 1976, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 143.
  30. Datensatz im Bundesarchiv auf https://invenio.bundesarchiv.de.
  31. Siehe auch: Datensatz in der Deutschen Digitalen Bibliothek.
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