Fischergemeinde (Frauenvorstadt)
Die elbsorbische Fischergemeinde in der Frauenvorstadt gehört neben anderen Fischersiedlungen und natürlich Altendresden zu den ältesten Siedlungskernen von Dresden. Durch die Elbe und die elbsorbischen Jehsen (umfangreiche Fischfangbauwerke) war deren Lage fixiert - im Gegensatz zu den zahlreichen kleinen slawischen Streusiedlungen, die zwecks wirtschaftlicher Verdorfung um 1200 von den neuen deutschen Grundherren mittels Lokatoren zu Rundlingsdörfern zusammengefaßt wurden.
Diese Fischersiedlung gehörte:
- zunächst zum sog. Dorf an der Frauenkirche (älter als die Frauenkirche selbst)
- im 10. Jahrhundert zur sog. Siedlung an der Frauenkirche mit dem Handelsplatz Nisana
- durch die Umwallung ab 1521 zur "Newen Stadt"
- ab 1555 zur sog. Frauenvorstadt
Durch die Remparierung zogen viele Fischer nach 1521 außerhalb des Remparts in die Fischergemeinde östlich des Elbberges.
Heute erinnern nur noch die Münzgasse (bis 1849: Große Fischergasse) und die Brühlsche Gasse (bis 1882: Kleine Fischergasse) an diese Fischersiedlung.
- "Nach der Erbauung der Stadt konnte natürlich das draußen um die Frauenkirche herum liegende Dorf Dresden kein selbständiges Dasein mehr führen, zumal da die Kirche selbst den Bürgern als Pfarrkirche diente: der kleine Ort trat zur Stadt in das Abhängigkeitsverhältniß einer Vorstadt. Man bezeichnete sie als die Häuser „auf der Brücke“ und „an der Elbe“ und theilte sie in eine Ober- und Niedergemeinde, beide unzweifelhaft hauptsächlich von Fischern bewohnt. Ein Ueberrest der ursprünglichen Dorfeigenschaft dieser Fischergemeinde waren noch im 16. Jahrhundert die dem Landesherrn zu leistenden Jagddienste, zu denen auch das Städtchen Altendresden auf dem rechten Elbufer verpflichtet war, das ja ursprünglich mit der Fischergemeinde zusammen ein Dorf gebildet hatte. Mindestens schon im 14. Jahrhundert bauten sich neben den Fischern die Töpfer an, die wegen der Feuergefährlichkeit ihres Gewerbes in der Stadt nicht geduldet wurden. Die Benennungen Fischergasse und Töpfergasse wurden jedoch erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts üblich. Haben wir in der Fischergasse, der jetzigen Brühl’schen Gasse, den Kern des ursprünglichen slawischen Dorfes Dresden zu suchen, so treten uns ganz in der Nähe, jenseits der Frauenkirche, auch die Spuren einer uralten deutschen Ansiedelung entgegen." Zitiert nach: Otto Richter: "'Dresdens Straßen und Plätze" (1892). Erschienen in: Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896), S. 8f.