Bernardo Bellotto

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Selbstporträt (1765)
Bernardo Bellotto (Mitte) malte 1747 Christian Wilhelm Ernst Dietrich (links), rechts Johann Alexander Thiele.
Der Canaletto-Blick 1748. Der vorstehende fünfte Pfeiler ging beim Hochwasser 1845 verloren.
Der Canaletto-Blick heute
Die Ruine der Kreuzkirche (1765)
Die Camera obscura wurde seit dem 18. Jahrhundert als Skizzierinstrument genutzt. Die projizierten Ansichten konnten proportionsgerecht auf Papier nachgemalt werden.

Bernardo Bellotto (auch Canaletto genannt, * 30. Januar 1721 oder 20. Mai 1722[1] in Venedig; † 17. Oktober 1780 in Warschau) war ein führender Maler wirklichkeitsgetreuer Bilder („Veduten“) europäischer Städte und Landschaften, deren Individualität er besonders wirkungsvoll in Szene setzen konnte. Mit ihm kam dieser Malstil erstmals nach Mitteleuropa und mit diesem die Camera obscura als transportable Zeichenhilfe.

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Bellotto stammte aus der Familie eines venezianischen Gutsverwalters. Sein künstlerisches Talent war ihm in die Wiege gelegt. Vorfahren mütterlicherseits hatten als Theatermaler gearbeitet, sein Onkel war der berühmte Vedutenmaler Giovanni Antonio Canal (1697-1768). Canal entdeckte das Talent Bellottos und nahm ihn früh in seine Werkstatt auf. Das Vorbild des Onkels widerspiegelte sich in den Werken des Neffen, die von denen des Canaletto genannten Onkels bald kaum zu unterscheiden waren. Auf Reisen entstanden viele Ansichten italienischer Städte, außer von Venedig auch von Padua, Florenz, Lucca, Livorno, Rom, Verona und Turin. Schon in dieser Zeit hatte er begonnen, sich künstlerisch von seinem Onkel zu emanzipieren. Die Stadtlandschaft entstand in sattem Grün und Braun, darüber ein Himmel im typischen, kühlen Canaletto-Blau.

Im Juli 1747 entschloss sich Bellotto, Italien für immer zu verlassen. Er legte sich ebenfalls den Künstlernamen Canaletto zu, was seine Bekanntheit beförderte. Als Hofmaler in Dresden, wo er im Coselpalais wohnte,[2] erwarb er sich die Gunst von August III., der eine Vorliebe für venezianische Malkunst besaß. Bis 1754 entstand ein Hauptzyklus aus 14 Dresdner Ansichten. Sie befinden sich in der Gemäldegalerie Alte Meister. Dreizehn der Bilder ließ sich Heinrich von Brühl kopieren, wofür Bellotto zunächst aber kein Geld erhielt. Die Bilder kamen in den Doublettensaal.[3] 1756 schuf Bellotto elf Bilder von Pirna, bis 1758 fünf Ansichten der Festung Königstein. Nach der Besetzung Sachsens im Siebenjährigen Krieg reiste Bellotto ab.

Bellotto ging nach Bayreuth, 1759 nach Wien. Hier entstanden in zwei Jahren insgesamt dreizehn Bilder von Schloss Schönbrunn und anderen Stadtansichten. In München lernte er 1761 Thronfolger Friedrich Christian kennen. Er kehrte nach Dresden zurück, hatte im Krieg aber Haus, Ausrüstung und Kunstwerke verloren. In der nun folgenden zweiten Dresdner Periode widmete er sich vorrangig Architektur-Capricci, d. h. spielerischen Überschreitungen der akademischen Normen. Es entstanden etwa zwanzig Bilder dieser Art. Diese Fantasiearchitekturen gingen auf reale Motive zurück und wurden mit Staffagefiguren belebt. Neben den Capricci schuf er auch zwei Veduten der zerstörten Kreuzkirche.

Mit dem Tod des Königs und von Minister Brühl verlor Bellotto seine Gönner. Er erhielt zwar eine Anstellung an der 1764 gegründeten Kunstakademie als Professor für Perspektive, aber zu so schlechten Konditionen, dass er Dresden bald wieder verließ. Rokoko war aus der Mode gekommen, es brach die Zeit des Klassizismus an. Bellotto hoffte auf bessere Zeiten in St. Petersburg, jedoch entschloss er sich schließlich, die Zwischenstation Warschau nicht mehr zu verlassen. Hier schätzte man noch seinen Stil und es entstanden ein Warschau- und ein Rom-Zyklus. Seine Dresdner Bilder fristeten dagegen ein Schattendasein und wurden erst wiederentdeckt, nachdem die Romantik landschaftliche Schönheit in das Bewusstsein der Menschen brachte. Außerdem wuchs die Bereitschaft zur Denkmalpflege und man erkannte, welchen Wert die authentischen Stadtansichten für Geschichtsbewusstsein und -kenntnis besitzen.[4] Bellottos Warschau-Bilder erhielten nach dem Zweiten Weltkrieg eine besondere Bedeutung, denn man zog sie hinzu, um die zerstörte Altstadt wieder originalgetreu aufzubauen.

Projekt Canaletto-Blick

Die Augustusbrücke war für Bellotto in Dresden ein besonderer Anziehungspunkt. Heute ist der Canaletto-Blick auf die inzwischen neu errichtete Brücke eine internationale Berühmtheit der Stadt. Das Bild selbst geriet jedoch in Gefahr. Falsche Reinigungsmethoden im 19. Jahrhundert hatten die Farben verfälscht, vor allem das Canaletto-Blau des Himmels war verschwunden. Mittels Rasterelektronen-Mikroskopie und Infrarot-Spektroskopie erkannte man, dass Bellotto offenbar ein nicht lichtechtes Farbpigment benutzt hatte.[5] Nach aufwendigen Restaurierungsarbeiten ist es seit dem 25. August 2011 wieder in der Gemäldegalerie Alte Meister zu sehen, die ebenso eine Vielzahl weiterer seiner Werke aufbewahrt.

Bernardo Bellotto ist als Canaletto in Dresdens Tourismuswerbung allgegenwärtig, aber auch im Alltag nicht vergessen. Die Canalettostraße und die 113. Grundschule in der Georg-Nerlich-Straße 1 tragen seinen Namen. Die Volkshochschule, die Staatlichen Kunstsammlungen, die Hochschule für Bildende Künste und die Technischen Sammlungen bieten das Weiterbildungsprojekt »Auf den Spuren Canalettos – Stadtansichten mit der Camera obscura« an.[6] Yadegar Asisi nutzte für sein 360-Grad-Panorama Dresden 1756 Canalettos fotografisch genaue Stadtansichten als Vorlage. Im Hotel Bellevue wurde ein Restaurant nach ihm benannt.[7] Seit 2014 trägt zudem das Dresdner Stadtfest den Namen „Canaletto“.

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Viele Quellen, insbesondere auch aus Italien und darunter die italienischsprachige Wikipedia, geben 1721 als Geburtsjahr an, beispielsweise: http://www.treccani.it/enciclopedia/bernardo-bellotto_(Dizionario-Biografico)/
  2. Raimund Herz: Auf Bellottos Spuren im Coselpalais Dresden. auf www.carl-heinrich-von-heineken.de
  3. Rudolph Lindau: Merkwürdigkeiten Dresdens und der Umgegend: Ein Taschenbuch für Fremde und Einheimische, nach W.A. Lindau's topographischen Werken bearbeitet, mit einer neuen Beschreibung der Sammlungen für Wissenschaft und Kunst. Arnoldische Buchhandlung, 1829
  4. Gertrud Rudlof-Hille: Die Dresdner Galerie. Henschelverlag Berlin, 1957
  5. Berlins Blau am Dresdner Himmel
  6. www.dresden-canaletto.de
  7. Das Restaurant Canaletto

[Bearbeiten] Weblinks

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