Paul August Ritterstädt

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Paul August Ritterstädt kurz nach seinem Amtsantritt als Bürgermeister in Pirna

Paul August Ritterstädt, auch Ritterstaedt (* 2. Januar 1796 in Pirna; † 3. Mai 1883 in Dresden)[1] war ein sächsischer Jurist und Beamter, u.a. von 1832 bis 1849 erster frei gewählter Bürgermeister der Stadt Pirna, Mitglied der Ersten Kammer des Sächsischen Landtages und nach dem Dresdner Maiaufstand 1849 Jurist im Rang eines königlich-sächsischen Rates am Appellationsgericht in Dresden.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Familie

Paul August Ritterstädt entstammte der Juristen- und Beamtenfamilie Ritterstädt/ Ritterstaedt. Er war der Sohn des Juristen, Ratsherren und Stadtrichters in Pirna, Johann Paul Ritterstädt (* 23. Juli 1746 in Torgau; † 9. Oktober 1812 in Pirna)[2] und dessen 1793 geheirateter Ehefrau Christiane geb. Pusch (* 23. Oktober 1760 in Pirna; † 21. September 1829 ebenda), Tochter des kursächsischen Ober-Akzise-Einnehmers zu Pirna, Samuel Gottlieb Pusch.

Paul August Ritterstädt heiratete am 22. Oktober 1826 [3] Maria Anna geb. Tischer (* 20. März 1807 in Plauen bei Dresden; † 23. März 1897 in Dresden), Tochter des Superintendenten zu Pirna, Johannes Friedrich Wilhelm Tischer (17671842) und dessen Ehefrau Marianne geb. Ermel (17781809). Seine Schwiegermutter war eine Tochter des Dresdner Bürgermeisters, Friedrich August Ermel (17401812). Das Ehepaar Ritterstädt hatte folgende Kinder:

Ritterstädts Witwe wohnte nach seinem Tod anfangs weiter in der ehemals gemeinsamen Wohnung am Johannesplatz 10,[9] zuletzt in der Johann-Georgen-Allee 18.[10]

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Marktplatz von Pirna mit Rathaus

Paul August Ritterstädt besuchte anfangs die Pirnaer Knabenschulue und erhielt seine höhere Schulbildung an der Landes- und Fürstenschule St. Afra, in die er am 6. April 1809 als Schüler eintrat. Seine Reifezeugnis erhielt er mit seinem Abgang von der Meißner Schule am 12. März 1814. Danach studierte Ritterstädt wie sein Vater Rechtswissenschaften an der Universität Leipzig. Ritterstädt kehrte 1817 nach Pirna zurück und verwaltete anfangs die Patrimonialgerichte in Langenhennersdorf (herrlisch Hendelschen Gerichte) und Ottendorf (hochadeliche von Carlowitzischen Gerichte). Später arbeitete er als Advokat (Rechtsanwalt) und war ab dem 30. März 1831 auch gewählter Kommunrepräsentant in Pirna, deren Vorsteher er auch war.[11] Dieses Gremium existierte damals parallel zum alten Stadtrat.

Ritterstädt war nach der Einführung der Städteordnung im Königreich Sachsen und der am 28. Juni 1832 stattfindenden Wahlen in Pirna der erste frei gewählte Bürgermeister der Stadt Pirna, als der Übergang vom alten Stadtregiment zur bürgerlichen Verwaltung vollzogen wurde. Zur wahlberechtigten Bürgerschaft zählten nur männliche Einwohner christlichen Glaubens ab dem 25. Lebensjahr mit gesichertem Auskommen und Grundbesitz oder Gewerbe. Ritterstädt wurde mit 26 von 35 Stimmen von dem Bürgerausschuss den den Kommunrepräsentanten gewählt, lehnte aber anfangs das Amt ab. Erst durch den Zuspruch seines Schwiegervaters, dem Superintendenten Dr. Tischer stellte er sich der Herausforderung. Am 30. September 1832 feierte Pirna dann auch die Einführung des ersten frei gewählten Stadtrates. Ritterstädt reformierte das alte Stadtregiment zur bürgerlichen Selbstverwaltung. Das Finanzwesen wurde modernisiert und das Verwaltungsjahr als Kalenderjahr gerechnet. Der Stadtsyndikus, der die städtischen Kanzleigeschäfte in seiner Privatpraxis erledigte, musste der Ratskanzlei im Rathaus weichen. Die städtischen Beamten wurden seit seinem Amtsantritt fest besoldet. Als hauptamtlicher Bürgermeister bezog Ritterstädt selbst 800 Taler im Jahr.

Von 1833 bis 1848 gehörte Ritterstädt als vom König ernannte Magistratsperson der Ersten Kammer des Sächsischen Landtages an. Dabei bekleidete er von 1839 bis 1848 das Amt des 2. Sekretärs der Kammer.[12][13] Während Ritterstädt nach 1830 die bürgerlichen Reformen engagiert durchsetzte, stand er Revolution 1848 und vor allem dem Dresdner Maiaufstand 1849 verständnislos gegenüber, obwohl er noch am 11. Februar 1848 bei den sächsischen Landtagswahlen als einer der 13 Wählmänner des 7. städtischen Wahlbezirks gewählt wurde.[14] Er wurde der Kollaboration mit den Monarchisten verdächtigt und von einer aufgebrachten Menschenmenge bedrängt. Dadurch musste er aus seiner Heimatstadt fliehen. Ritterstädt quittierte 1849 sein Amt als Bürgermeister.

Ritterstädt kam 1850 nach Dresden, wo er fortan als Jurist am Appellationsgericht wirkte. Er ist erstmals 1851 im Dresdner Adressbuch als königlich-sächsischer Appellationsrat verzeichnet und wohnte hier anfangs in der Dresdner Neustadt in der Hauptstraße 22.[15] 1853 zog er an den Niedergraben 1a,[16] 1855 in die Antonstraße 21,[17] ab Ostern 1857 dann in sein Haus in der Carolinenstraße 4.[18][19] 1869 wurde Ritterstädt als Appellationsgerichtsrat a.D. (außer Dienst) unter Fortzahlung einer Pension in den Ruhestand versetzt.[20] 1872 zog er an den Johannesplatz 10,[21] wo er bis zu seinem Tod lebte.[22]

Ritterstädt war seit 1831 Mitglied und Protokollführer des Pirnaer Zweigvereins des Statistischen Vereins für das Königreich Sachsen.[23] Die Stadt Pirna hatte die Lebenserinnerungen Ritterstädts 1940 von seiner Enkelin für 200 Reichsmark erworben.

[Bearbeiten] Veröffentlichungen (Auswahl)

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Paul August Ritterstädt, Datensatz auf Ancestry
  2. Todesanzeige im Pirnaischen Wochenblatt vom 17. Oktober 1812, Digitalisat auf Google Books, S. 167
  3. Vermählungsanzeige in der Leipziger Zeitung 1826, Digitalisat auf Google Books, S. 2937
  4. Datensatz auf Ancestry
  5. Arend Buchholtz: Die Geschichte der Familie Lessing, 1909, Digitalisat der Staatsbibliothek Berlin, S. 208ff.
  6. Datensatz auf Ancestry
  7. Adressbuch Dresden 1898, SLUB, S. 521
  8. Adressbuch Dresden 1915, SLUB, S. 885
  9. Adressbuch Dresden 1885, SLUB, S. 393
  10. Adressbuch Dresden 1897, SLUB, S. 465
  11. Wie in Pirna die Feudalverhältnisse aufgehoben wurden, (Pirna auf dem Wege zur bürgerlichen Umwälzung), (Vortrag 2000, Stichpunkte und Materialien), Digitalisat im Webarchiv
  12. Ritterstädt, Paul August in den historischen Protokollen des Sächsischen Landtages auf landtagsprotokolle.sachsendigital.de
  13. Mitteilungen über die Verhandlungen des Ordentlichen Landtags im Königreiche Sachsen, Ausgaben 1-68, Digitalisat auf Google Books, S. 436ff.
  14. Dresdner Tageblatt 1848, Digitalisat auf Google Books, S. 483
  15. Adressbuch Dresden 1850, S. 119, SLUB
  16. Adressbuch Dresden 1854, S. 127, SLUB
  17. Adressbuch Dresden 1856, S. 184, SLUB
  18. Adressbuch Dresden 1857, S. 191, SLUB
  19. Als Eigentümer im Adressbuch Dresden 1858, Häuserbuch, S. 271, SLUB
  20. Erstmals als solcher im Adressbuch Dresden 1870, S. 262, SLUB
  21. Adressbuch Dresden 1973, S. 291, SLUB
  22. Adressbuch Dresden 1883, S. 349, SLUB
  23. Mittheilungen des statistischen Vereins für das Königreich Sachsen, 1. Lieferung Leipzig 1831, Digitalisat auf Google Books, S. XIV

[Bearbeiten] Weblinks

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