Kaditzer Flutrinne
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Die Kaditzer Flutrinne ist eine zwischen 1918 und 1929 künstlich angelegte Flutmulde bei Altmickten, die als Entlastungskanal für Elbhochwasser dient. Sie liegt auf dem Grund eines Elbaltarmes und wird als Grünland genutzt.
[Bearbeiten] Geschichte
- An des Spitze zwischen dem ehemaligen Elbaltwasser und der Elbe bei Altmickten lag eine saisonal benutzte temporäre Fischersiedlung unweit des Rundlingsdorfes, das als Honigheim für seine Honigproduktion berühmt war. In der Elbe und im Elbaltarm waren elbsorbische Jehsen zum Fischfang eingebaut.
- Während des einzigen Sommerhochwassers im 19. Jahrhundert erreichte die Elbe am 6. und 7. September 1890 einen Pegelstand von über 8 Metern. Dieses erneute Naturkatastrophe nach 1784 und 1845 löste Hochwasserplanungen der Stadt Dresden aus. Schon 1899 war der Plan für eine Flutrinne fertig, die 2 Millionen Reichsmark gekostet hätte. Allerdings sträubten sich die damals noch selbständigen Gemeinden Mickten, Übigau und Kaditz gegen einen solchen tiefgreifenden Eingriff.
- Auch nach den großräumigen Zwangseingemeindung von 1903 kamen die Pläne nicht voran und blieben in der Schublade: Dem Bebauungsplan stand nun der ca. 500 m südlich der Kaditzer Schule liegende Pionierübungsplatz der Dresdner Pioniere entgegen. Es dauerte bis 1911, bis die damalige Militärverwaltung diesen Platz im Austausch gegen einen anderen Platz in Pratzschwitz räumte.
- Erst danach erfolgten die großangelegten Enteignungen privater Grundstücke vor allem im Jahr 1913. Im Jahr zuvor ergab ein neuer Kostenvoranschlag schon die Summe von 5,2 Millionen Reichsmark. Der erste Weltkrieg von 1914 bis 1918 verhinderte in den nächsten Jahren den Baubeginn - aber auch der langwierige Rechtsstreit um die enteigneten großen Flächen.
- Zwischen 1918 und 1922 wurde die südliche Flutrinne (ab Mickten) durch Arbeitslose im Rahmen von Notstandsarbeiten errichtet. Für die Böschung wurde auch Abbruchmaterial aus der Bastion Merkur (heute Wallstraße) verwendet. Dabei wurde zum Teil ein alter Elbarm verwendet, der bei Hochwasser einen Teil der Fluten aufnahm. Die Flutrinne war 2,7 Kilometer lang und hatte eine Sohlenbreite von 40 Metern. Das beim Bau der Flutrinne angefallenen Erdreich diente zum Auffüllen des Wasserwerksgeländes in Tolkewitz und zur Erhöhung der Deiche im Raum Stetzsch/Gohlis.
- Obwohl sich schon bald zeigte, dass die vorhandene Rinne bei größeren Fluten nicht ausreichen würde, wurde die bei Radebeul geplante zweite Rinne nicht realisiert. Stattdessen entschied man sich 1925 zu einer Erweiterung der vorhandenen Rinne auf 119 m Sohlenbreite (von 1927 bis 1929 realisiert). In diesem Zusammenhang wurde die Böcklinstraße abgesenkt, so dass das Hochwasser seitdem ungehindert nach beiden Seiten zu- und abfließen kann.
Nach dem Jahrtausendhochwasser von 2002 wird eine Freilegung des zum Großteil verfüllten Seegrabens an der Stadtgrenze zu Radebeul erwogen.