Hirschdenkmal

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Das am 7. Oktober 1823 eingeweihte Denkmal für den königlich-sächsischen Hauptmann Johann Baptista Joseph Hirsch (vor 1945)
Zustand des Hirschdenkmals 2012
Johannes Ziller (mit Hut) und seine Helfer am Hirschdenkmal, Frühjahr 1977
Hirschdenkmal am heutigen Standort
Standort des Denkmals 1903
Standort des Denkmals seit 1977
Das Denkmal am neuen Standort zwischen Radeburger und Hellerhofstraße, aufgenommen um 1980 von Hans Hanke, Hellerau.

Das Hirschdenkmal (auch Hauptmann-Hirsch-Denkmal zur Unterscheidung von anderen Hirschdenkmälern) wurde am 7. Oktober (dem Todestag von Hauptmann Johann Baptista Joseph Hirsch) 2019 an leicht versetzter Stelle generalsaniert erneut aufgestellt. Es befindet sich jetzt auf der Gemarkung (dem Flurstück) "Hellerberge 50/31; 42/2"[1] an Westseite der Radeburger Straße, knapp nördlich der Kreuzung Hellerhofstraße/ Stauffenbergallee. Das von Franz Pettrich geschaffene Denkmal wurde ursprünglich im Jahr 1823 errichtet. Es mußte in den Jahren 1872 und 1900 restauriert werden und wurde 1977 nur noch provisorisch instandgesetzt.

Zwischen den Jahren 1827 und 1989 stand der Heller unter militärischer Nutzung. Unter anderem wurde ein Exerzierplatz (1827) und ein Artillerie Schießplatz (1837) angelegt. Bis ins Jahr 1865 wurden dort die Herrenmanöver des sächsischen Hofes durchgeführt. 1874 wurde der Schießplatz nach Zeithain verlegt, dennoch stand der Heller weiterhin unter militärischer Nutzung und wurde durch das Deutsche Heer und die Reichswehr weiterhin genutzt. In der Zeit des Nationalsozialismus war der Heller Manövergebiet der SS und der deutschen Wehrmacht, nach 1945 wurde er von der Roten Armee der Sowjetunion nachverwendet. Bis 1990 war der Heller kaum erschlossen und nur schwer zugänglich. Er wurde nur von einer einzigen Straße durchquert, der Radeburger Straße.

1894 entstand auf Anregung des Arztes Dr. Klemm gegenüber dem Denkmal (auf der anderen Seite der Radeburger Straße) die "Versuchsstation zur Gewinnung gesunder Eselsmilch", im Volksmund der "Eselhof" genannt. Hier wurde bis zum Kriegsjahr 1915 Eselsmilch verkauft, dann mußte der "Eselhof" schließen.[2]

Der nur schwer als Denkmal auszumachende Granitblock stand seit 1977 in unmittelbarer Nähe der Aral-Tankstelle Radeburger Straße (Höhe Hellerhofstraße) in Dresden-Trachenberge.[3] Dass er Teil eines Ehrenmals für den 1777 geborenen königlich-sächsischen Hauptmann Johann Baptista Joseph Hirsch ist, wüssten nur wenige, gäbe nicht die an einem „besonders geschützten Baum“ angebrachte Schrifttafel Auskunft. Der heutige Standort des Denkmals ist allerdings nicht identisch mit dem ursprünglichen.[4][5]

„Der weitausgedehnte Geländeübungsplatz der Dresdner Garnison am Nordwestrande der Stadt umschließt in seinem östlichen Teile den Kadettenexerzierplatz, in seinem westlichen Teile den Artillerieexerzierplatz. Beide werden durch die alte Schußbahn und den Diebsteig miteinander verbunden. Dieser, ein alter Waldweg, mündet östlich auf die Radeburger Straße, die sich als über den Artillerieexerzierplatz bis zur Hellerschenke fortsetzt und weiter nach Rähnitz führt. Rechts hinter der eben erwähnten Wegeeinmündung und gegenüber der Drachenschlucht steht ein interessantes Denkmal. Es ist ein gewaltiger Granitwürfel, überragt von einem prächtigen antiken Helm. Das Ganze wird von einem schlichten Eisengitter eingeschlossen und liegt im Schatten einer alten Akazie.“[6]

Der Würfel trägt folgende Inschrift:

DEM
KOENIGL.–SAECHS. HAUPTMANN
DES ARTILLERIE CORPS
UND RITTER DES SANCT
HEINRICHS ORDENS
J.B.J.HIRSCH
VON SEINEN TRAUERNDEN
WAFFENBRUEDERN
D. 7. OCTOBER 1822


Siehe auch:


[Bearbeiten] Umzug des Denkmals

„Der Weg des Denkmals vom Heller an seinen jetzigen Standort war mühevoll und mit dem großen persönlichen Einsatz des Dresdner Bürgers Johannes Ziller verbunden. Er wohnte auf der Hellerhofstraße in unmittelbarer Nähe zum Denkmal und hatte erleben müssen, wie es nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zerstört wurde – zerstört aus Unwissenheit in einer Zeit, in der man die Schrecken des Krieges noch vor Augen hatte.“[7]

Als dann Mitte der 1970er Jahre die Radeburger Straße verbreitert wurde, war es der Initiative des ehrenamtlichen Denkmalpflegers zu danken, dass der „ramponierte“ Rest des bereits aufgegebenen Denkmals geborgen und am heutigen Standort wieder aufgestellt werden konnte. „Das wertvolle klassizistische Kunstwerk wurde 1974/77 bei Bauarbeiten geborgen und auf den sogenannten Affenberg nahe der Hellerhofstraße umgesetzt.“[8]

Da der antike Helm nicht mehr auffindbar war, gab die Evangelisch-lutherische Dreikönigskirchgemeinde einen ähnlichen vom aufgekündigten Grabmal (Innerer Neustädter Friedhof) des Oberleutnants im Königl.-Sächs. Generalstab Horst Robert Steiger (18301863) kostenlos ab. Der „neue“ Helm wurde auf eine Steinplatte gesetzt, auf deren Rückseite die Inschrift „Geborgen und umgesetzt 1974–1977. J. Zi.“ zu lesen war (J. Zi. steht für Johannes Ziller). Der 1974 im Hellersand gefundene „Rest“ des Originalhelmes aus dem Jahre 1823 befindet sich heute im Garten des Wohnhauses von Johannes Ziller.[9]

Am 21. November 1990 wurde als erste BP-Tankstelle im östlichen Teil Deutschlands die heutige ARAL-Tankstelle (Radeburger Straße/Hellerhofstraße) durch Robert B. Horton, Chairman The BPC, eingeweiht und ihrer Benutzung übergeben.

1991 wurde „der Helm samt Steinplatte vom Sockel gestürzt“ und von Mitarbeitern der Tankstelle dem Denkmalschutzamt übergeben. Seitdem wird er im Lapidarium des Amtes für Kultur und Denkmalschutz der Stadt Dresden aufbewahrt.

"Teilnehmerinnen und Teilnehmer des SRH Berufsbildungswerkes Sachsen fanden die Reste des nicht mehr als Denkmal zu erkennenden Gedenksteins 2017 in einem Gebüsch an der Hellerhofstraße, initiierten ein Projekt zur Restaurierung und Wiederaufbau unter Einbeziehung des aufgefundenen Originals."[10]

Nach anderer Quelle wurde das Denkmal im November 2016 wiederentdeckt.[11] Das Projekt fand unter Federführung des Architekten Peter Kaiser statt.[12][13]

Nach einem Ehrensalut am 13. September 2019 anläßlich des "6. Kanonendonners über dem Elbtal"[14] auf der Festung Königstein wurde am 7. Oktober (Todestag von Hauptmann Hirsch) 2019 das Denkmal im Beisein von Alexander Prinz von Sachsen[15] als Ordensherr des Militär-St.-Heinrichs-Orden mit einer Nachbildung des alten Helms aus Ton erneut eingeweiht.[16] Der Militär-St.-Heinrichs-Orden wurde am 7. Oktober 1736 durch August III., König von Polen und Kurfürst von Sachsen im Jagdschloss Hubertusburg gestiftet und ist damit der älteste deutsche Militärverdienstorden. Eine Ehrenformation der historisierenden Königlich-sächsischen Artillerieeinheit flankierte das Denkmal. Es wurde zuvor 50 Meter nach Nordwesten unmittelbar an die Westseite der Radeburger Straße versetzt, knapp nördlich der Kreuzung Hellerhofstraße/Stauffenbergallee.

Am 200. Todestag von Hauptmann Hirsch (dem 7. Oktober 2022) wurde nach mehrjähriger Spendensammlung noch eine Informations- und Sponsorentafel aufgestellt. "Die Sponsorentafel nennt 18 Firmen, Einzelpersonen, Institutionen und andere Unterstützer, die die Restaurierung des Denkmals und die Aufstellung der Informationstafel mit Spenden gefördert haben."

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Quellen

  1. Kulturdenkmale im Freistaat Sachsen - Denkmaldokument. Obj.-Dok.-Nr. 09216967. "Denkmal und Erinnerungstafel; Gedenkstätte für den königlich-sächsischen Artillerie-Hauptmann Johann Baptista Joseph Hirsch, Denkmal aus Granitquader mit Inschrift auf Bruchsteinsockel und Helmaufsatz, in Anlehnung an das Moreau-Denkmal auf der Räcknitzhöhe gestaltet, personengeschichtlich bedeutend."
  2. Lage des Hirschdenkmals 1909 sowie des damaligen Eselshofes. Mit Postkarte um 1925 - Johannes Leonhardt, Dresden Nr. 853: "Gasthof Zum Heller am Exerzierplatz Tel. 22566." und "Hirsch-Denkmal am Heller-Exerzierplatz." Bei: altesdresden.de.
  3. "Brendler’s Geschichten: Das „Hirschdenkmal“ erinnert an einen königlich-sächsischen Artilleriehauptmann." In: Pieschen aktuell vom 30. Oktober 2017.
  4. Standort des Denkmals im Themenstadtplan / Stadtplan von 1947
  5. Heutiger Standort des Denkmals im Themenstadtplan
  6. Deutsches Soldaten-, Wander- und Trinkliederbuch, Verlag „Der Kamerad“, Berlin-Wannsee, 1913, Nr. 3
  7. Wolfgang Müller in der Sächsischen Zeitung vom 4./5. Juli und 11./12. Juli 1981
  8. Der Stadtbezirk Nord der Stadt Dresden/aus der Geschichte seiner Stadtteile, 1982
  9. "Der mit Ehefrau und zwei Kindern seit Ende der 1930er Jahre im Hause Hellerhofstraße Nr. 5 wohnende Johannes Ziller verdiente nach 1945 den Familienunterhalt zunächst als Kraftfahrer bei der »Bau Union Dresden«. Später war er am Rehabilitationszentrum für körperbehinderte junge Erwachsene (heute SRH Berufsbildungswerk Dresden) und im »Maxim-Gorki-Heim« (heute Johann-Friedrich-Jencke-Schule Förderzentrum für Hörgeschädigte) tätig. Bis zu seinem Tode am 23. Juni 1982 engagierte er sich als ehrenamtlicher Denkmalpfleger, vornehmlich für den damaligen Stadtbezirk Dresden-Nord.'" In: Johannes Ziller (1909–1982). Grabstätten auf dem St. Pauli-Friedhof. Neustadt Zeitung, veröffentlicht am Sonntag, 8. Dezember 2019.
  10. "Hauptmann-Hirsch-Denkmal hat jetzt auch eine Informationstafel". Pieschen aktuell vom 10. Oktober 2022.
  11. DaWo vom 12. Oktober 2019.
  12. "Mit Arbeit aus dem Burnout". In: Sächsische Zeitung vom 19. September 2018.
  13. "Nach psychischer Krankheit: So kann der Neustart gelingen." In: Dresdner Neueste Nachrichten vom 6. Oktober 2019.
  14. "Ehrensalut & Denkmal-Wiedereinweihung für Hauptmann Hirsch". vom 28. August 2019 (blog.festung-koenigstein.de).
  15. WO KOMMT ER DENN PLÖTZLICH HER? WETTINER-PRINZ ALEXANDER WIEDER DA. In: Tag24 vom 8. Oktober 2019.
  16. "Restauriertes Hauptmann-Hirsch-Denkmal an der Radeburger Straße eingeweiht." In: Pieschen aktuell vom 7. Oktober 2019.
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