Guido Brescius

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Guido Brescius
Vertrag zum Bau der Hänichener Kohlezweigbahn mit der Unterschrift von Guido Brescius (unterste Unterschrift)

Karl Guido Brescius, auch Carl Guido Brescius (* 25. März 1824 in Bautzen; † 4. Dezember 1864 in Pirna-Sonnenstein) war ein deutscher Eisenbahningenieur und -baumeister. Er war der Erbauer der Hänichener Kohlezweigbahn, dem Vorgänger der Windbergbahn.

[Bearbeiten] Familie

Guido Brescius entstammte der Lausitzer Familie Brescius. Er war der Sohn des damaligen Bautzner "Accis-Bezirks-Inspektors" [1] und späteren königlich-sächsischen Oberzollrates und Obersteuer-Inspektors Karl Gustav Brescius (* 28. Februar 1793 in Bautzen; † 3. August 1874 in Dresden)[2][3] und dessen am 27. Mai 1822 geheirateter Ehefrau Hermine Mathilde geb. Starke (* 9. Juni 180?; † 9. Mai 1839 in Dresden).[4] Guidos Großvater war der königlich-sächsische Oberpostmeister in Bautzen Christian Karl Brescius (17561839).

Guido Brescius hatte noch sieben Geschwister.[5] u.a.:

Guido Brescius heiratete 1859 in der Oberlausitz Cora Hermine Gabriele geb. Pfennigwerth, die Tochter des Reichenbacher Rechtsanwaltes Pfennigwerth. Seine Witwe zog nach seinem Tod 1865 in die Wohnung ihres Schwiegervaters Carl Gustav Brescius. Sie ist letztmalig 1872 im Dresdner Adressbuch aufgeführt.[10] Guido und Cora Brescius hatten eine Tochter:

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Guido Brescius besuchte anfangs die Stadtschule in Bautzen und ging anschließend mit seinen Eltern nach Dresden. Dort absolvierte er seine Reifeprüfung am Vitzthumschen Gymnasium nach Dresden im Progymnasium unter der Leitung von Karl Justus Blochmann,[12] um anschließend an der Technischen Bildungsanstalt Ingenieurwesen zu studieren. Zu seinen Lieblingsfächern zählte Mechanik, Maschinenlehre, Entwurf und Maschinenbrechnung bei dem damaligen Professor Johann Andreas Schubert. Brescius war 1844 in der ersten Klasse der "Oberen Abteilung" und bestand zu Ostern 1844 sein Abschlusszeugnis an der Bildungsanstalt mit dem Prädikat "Sehr gut". Für seine Leistungen erhielt er eine bronzene Preismedaille [13] und ein Reisestipendium.[14]

Anschließend trat Brescius als Volontär (Praktikant) bei der Sächsisch-Schlesischen Staatseisenbahn in der Bauabteilung ein. 1846 wurde er dort zum selbständigen Sektionsingenieur ernannt. Er erhielt lobenswerte Befürwortungen des Geheimen Baurates Karl Theodor Kunz, des Erbauers der Leipzig-Dresdner-Eisenbahn und des Direktors Schill von der Sächsisch-Schlesischen Staatseisenbahn. 1847 wechselte Brescius zur Sächsisch-Böhmischen Staatseisenbahn. Hier leitete er die Entwurfs- und Bauarbeiten der Kunst-, Hoch-, Ober- und Uferbauten im Streckenabschnitt Bodenbach (heute Decin/ Tschechische Republik)–Krippen.

Am 23. Juli 1853 unterzeichnete Guido Brescius einen Vertrag mit den Direktoren des Hänichener Steinkohlebauvereins Emil Becker und Otto Schneider einerseits sowie dem Dr. A. Pusinelli als Vertreter der sächsischen Albertsbahn andererseits zum Bau einer Eisenbahn von Dresden durch den Plauenschen Grund nach Tharandt mit Zweigstrecken nach Niederhermsdorf und Hänichen, der sogenannten Hänichener Kohlezweigbahn, der späteren Windbergbahn, für deren Bau er in vollem Umfang verantwortlich zeichnete. Die Laufzeit des Vertrages war bis zum 31. Mai 1855 datiert.

Die Entfernung von der Eisenbahnstrecke Dresden–Tharandt nach Hänichen betrug nur 5,2 Kilometer Luftlinie. Allerdings mussten 156 Höhenmeter überwunden werden. Am 13. April 1855 unterbreitete Brescius erstmals einen Vorschlag , die beabsichtigte "Hänichener Kohlenzweigbahn" mit Lokomotiven zu betreiben, was anfangs auf große Ablehnung durch die Direktoren stieß. Mit revolutionären Ideen, wie z. B. sehr kleine Kurvenhalbmesser von nur 85 Metern, an den Schächten sogar nur bis 50 Metern sowie Planungen für kontinuierliche Steigungen von 1:40 bestätigten jedoch Brescius' Projekt. Trotzdem wurde er später immer wieder wegen angeblich aufwendiger Ausführung der Brücken und des Oberbaus meist anonym, aber auch öffentlich angegriffen.

Am 4. April 1856 erfolgte der Baubeginn durch ein Oberbaukommando, als 200 Meter vor dem Bahnhof Potschappel die Eingangsweiche für den Streckenabschnitt nach Gittersee verlegt wurde. Die Bauzeit betrug nur 14 Monate bis zum damaligen Endbahnhof in Hänichen. Die Abnahme der Bahn erfolgte unter Leitung des Ingenieurs und königlich-sächsischen Geheimen Rates sowie ehemaligen Majors der Pioniertruppen Robert Wilke, der am 21. Oktober 1856 die entsprechende Betriebserlaubnis ausstellte.

Guido Brescius ist erstmals 1854 im Dresdner Adressbuch als Oberingenieur bei der Albertsbahn verzeichnet, wohnte in der Stallstraße 4 bei seinem Vater.[15] 1855 zog er in die Papiermühlengasse 10.[16] In dem 1853 unterzeichneten Vertrag wurde Brescius auch eine Betriebsbeamtenstelle zugesichert, die er ab 1857, nach der Eröffnung am 1. April als Maschinenmeister und Betriebs-Oberingenieur auch antrat. 1860 zog er in den Rosenweg 3.[17] Ab 1861 wechselte Brescius als Direktor unter dem Aufsichtsratsvorsitzenden Robert Weigand zur Albertsbahn-Aktiengesellschaft, die bis 1868 der Eigentümer der Hänichener Kohlezweigbahn war. Brescius war in seiner Zeit als Ingenieur auch mit an der Entwicklung von Eisenbahnsignalen beteiligt.[18]

1862 trat Brescius eine Dienstreise nach Holland und England an, wo er die Neuerungen im ausländischen Eisenbahnbau studierte, obwohl im Vorfeld sein Gesundheitszustand bereits angegriffen war. In der Folge erlitt Brescius eine unheilbare Geisteskrankheit. Aufgrund dieser Erkrankung wurde ihm 1864 durch das Gerichtsamt Dresden auf Betreiben der Albertsbahn-Gesellschaft die Kündigung ausgesprochen. Im gleichen Jahr wurde er in die Nervenheilanstalt auf der Festung Sonnenstein bei Pirna verbracht. Dort starb er im Alter von nur 40 Jahren. Brescius Leichnam wurde am 7. Dezember 1864 auf dem Neuen Annenkirchhof in Dresden beigesetzt.

2019 wurde ein Teil des Fahrradweges auf der ehemaligen Kohlebahn um Kleinnaundorf als "Guido-Brescius-Weg" benannt.

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Mittheilungen des statistischen Vereins für das Königreich Sachsen, Band 1, Leipzig 1831, Digitalisat auf Google Books, S. VIII
  2. Datensatz auf Ancestry
  3. Letztmalig im Adressbuch Dresden 1874, SLUB, S. 55
  4. Leipziger Zeitung 1822, Digitalisat auf Google Books, S. 1320
  5. Neben den 5 im Gothaer Handbuch (Bianka Gabriele (18251886), Felix (18271852), Adele (18291907) verh. Fleck, Karl Emil (1832-1882), später Fabrikbesitzer in Frankfurt/M und Rüsselsheim, Robert (* 1839), sind lt. Datensätze in Ancestry noch Clara Brescius als ältestes Kind (noch 1831 lebend beim Tod der Großmutter) sowie Bernhard Gustav (18361837) verzeichnet,
  6. Datensatz auf Geneanet, Anmeldung erforderlich
  7. Adressbuch Dresden 1856, SLUB, S. 34
  8. Datensatz auf rzbl04.biblio.etc.tu-bs.de
  9. Datensatz in der Chemiker Zeitung 1885, Online-pdf
  10. Adressbuch 1872, SLUB, S. 51
  11. Datensatz auf Ancestry
  12. Anniversarium Examen Gymnasii Vitzthumiani scholaeque Blochmanniae, Carolus Natusch, Dresden 1836, Digitalisat auf Google Books, S. 66
  13. Programm zu den... anzustellenden Prüfungen der Schüler der Technischen Bildungsanstalt, Digitalisat auf Google Books, S. 65 und 67
  14. Datensatz von Guido Brescius auf https://tu-dresden.de
  15. Adressbuch Dresden 1855, SLUB, S. 35
  16. Adressbuch Dresden 1856, SLUB, S. 34
  17. Adressbuch Dresden 1861, SLUB, S. 46
  18. Hinweis im Eisenbahnjournal 1986

[Bearbeiten] Weblinks

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