Franz Ludwig Gehe

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Büste von Gehes Grabmal
Grabstätte Franz Ludwig Gehes auf dem St.-Pauli-Friedhof, Entwurf von Johannes Schilling

Franz Ludwig Gehe (* 7. Mai 1810 in Merkwitz bei Oschatz; † 22. Juni 1882 in Dresden) war ein Begründer des deutschen Pharmaziegroßhandels und Förderer der Wissenschaften. Er trug wesentlich dazu bei, dass sich jeder die benötigten Medikamente auch leisten konnte.[1]

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben und Wirken

[Bearbeiten] Ausbildung

Gehe besuchte in Dresden eine Privatschule. Im Alter von 14 Jahren nahm er eine Apothekerlehre in Leipzig auf, wo er insgesamt zehn Jahre blieb und zuletzt als Handlungsdiener arbeitete.

[Bearbeiten] Begründung des Pharmaziegroßhandels in Dresden

Mithilfe eines Darlehens seines Onkels, des Hof- und Justizrates Dr. Gottfried Ludwig Winckler, machte sich Gehe 1834 in Dresden selbstständig und gründete mit dem Pharmazeuten Schwabe die Firma Gehe & Schwabe. Bereits zum 1. Mai 1835 gründete er unter dem Namen Gehe & Co. in der Moritzstraße 4 ein eigenes Drogeriegeschäft. Dabei ging es ihm aber nicht um die Belieferung der Endkunden, sondern sein Geschäftsmodell bestand darin, die Apotheker mit allen für die Bereitung von Arzneimitteln notwendigen Substanzen in bester Qualität zu versorgen. Um Arbeitskräfte zu sparen, musste er anfangs die fertigen Waren selbst packen und absendungsfähig machen. Gehe bemühte sich eifrig um eine Reform des Arzneimittelhandels, suchte die Wissenschaft bei seinem Unternehmen heranzuziehen und sie durch Beschaffung seltener Wirkstoffe zu fördern. Einen Meilenstein hierfür stellte der Geschäftseintritt seines Neffen Rudolf August Luboldt im Jahre 1859 dar. Gehe konnte die chemisch-pharmazeutischen Präparate nun selbst herstellen und gründete am 7. Mai 1866 auf der Leipziger Straße mit der Droguen-Appretur-Anstalt eine eigene Fabrik, wo er die Arzneimittel auch wissenschaftlich untersuchte. Zu seinen wichtigsten Mitarbeitern zählten Carl Moritz von Bose und Ernst Fey. Ab 1872 gab Gehe einen Handelsbericht heraus, der sehr bald große Bedeutung in der Pharmazie gewann.

[Bearbeiten] Öffentliches Engagement

Neben seiner eigenen geschäftlichen Tätigkeit nahm Gehe über viele Jahrzehnte regen Anteil am gesellschaftlichen Leben in Dresden. Er war Mitglied im Gewerbe-Verein [2] und unterstützte mit freiwilligen Beiträgen und Spenden die Naturwissenschaftliche Gesellschaft ISIS, der er ab 1847 angehörte,[3] war Stadtverordneter und ab 1842 Mitglied des Landtages.[4] Gehe trat besonders für eine Reform des Innungswesens ein und betrieb die Schaffung von Handelskammern. Zusammen mit Gottfried Heinrich Christoph Jordan engagierte er sich für die Hebung der Elbschifffahrt. Eine Unterbrechung erfuhr sein öffentliches Wirken während der Revolution von 1848/49 - bei den Revolutionären galt er als konservativ, bei den Konservativen eher als radikal. Ab 1850 gehörte Gehe wiederum dem Sächsischen Landtag an. 1860 stritt er in den Verhandlungen über das Frachtgeschäft der Eisenbahnen gegen die Autonomie der Eisenbahnverwaltungen betreffs der Haftpflicht. In der Zweiten sächsischen Kammer bemühte sich Gehe vor allem um eine Reform der Gewerbekammern.

Gedenktafel in der Königstraße

[Bearbeiten] Würdigungen

Gehes letzte Adresse war die Königstraße 1.[5] An ihn erinnert hier heute eine Gedenktafel. Nach seinem Tod fand Gehe auf dem St. Pauli-Friedhof die letzte Ruhe. Von Johannes Schilling stammen die Grabfiguren und die Büste. Drei Jahre nach seinem Tod wurde als sein Vermächtnis die Gehe-Stiftung gegründet. Die Gehestraße und das Berufliche Schulzentrum für Wirtschaft "Franz Ludwig Gehe" tragen seinen Namen.[6] Unter Schirmherrschaft von Oberbürgermeisterin Helma Orosz wurde der Franz Ludwig Gehe-Preis als Schülerwettbewerb für Themen aus den Fächern Biologie, Biotechnologie und Bionik, Chemie, Physik oder Mathematik ausgelobt.[7]

[Bearbeiten] Familie

Gehe verlor seinen Vater, den Pfarrer Hermann Friedrich August Gehe (1782–1814), schon mit vier Jahren. Er wuchs in Dresden bei seinem Onkel auf, dem Hof- und Justizrat Dr. Gottfried Ludwig Winckler. 1838 heiratete Gehe in Leipzig Elise Henriette Karoline geb. Rothe. Die Ehe blieb kinderlos.[8]

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Oberbürgermeisterin Orosz zum Franz Ludwig Gehe-Preis
  2. Chronik des Gewerbevereins zu Dresden. Als Festschrift zur fünfzigjährigen Stiftungsfeier, Hoffmann Dresden, 1884
  3. Sitzungsberichte und Abhandlungen der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis, 1871/72
  4. Gehe, Franz Ludwig: Abgeordneter im Sächsischen Landtag
  5. Adreß- und Geschäftshandbuch Dresden 1882
  6. Berufliches Schulzentrum für Wirtschaft "Franz Ludwig Gehe"
  7. Homepage zum Franz Ludwig Gehe-Preis
  8. Walther Döring: „Gehe, Franz Ludwig“, in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 131

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Literatur

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