Forstakademie Tharandt

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Tharandter Campus mit Gebäuden nach Emil Adolf Roßmäßler und Johann Friedrich Judeich
Mensa und Bibliothek im Roßmäßler-Bau

Die Forstakademie Tharandt zählte im 19. Jahrhundert zu den weltweit führenden Bildungs- und Forschungseinrichtungen auf ihrem Fachgebiet. Sie ist mit ihrer Eröffnung 1811 nach St. Petersburg (1808) die zweitälteste der Welt.

Die ehemalige Akademie gehört heute zur Fakultät Umweltwissenschaften der TU Dresden. Als offizielles Gründungsdatum galt früher das Jahr 1816, inzwischen werden auch die Jahre der privaten Vorgängereinrichtung mitgezählt.[1] Deswegen fand vom 18. bis 19. Juni 2011 das 200 Jahre Fachrichtung Forst-Campusfest statt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Tharandt, Zeichnung von Gottlob Friedrich Thormeyer aus der Gründungszeit der Forstakademie
Zeichnung von Gustav Täubert um 1830
Der heutige Stöckhardt-Bau der TU wurde 1885 als Laboratorium der Forstakademie errichtet.
Institut für Pflanzenchemie, 1886, 1930 und 1992
Messfeld von Juni/2003

[Bearbeiten] Königliche Forstakademie

Heinrich Cotta verlegte 1811 sein privates Forstlehrinstitut von Dresden nach Tharandt. Der Unterricht fand zunächst in den Privathäusern der Professoren statt. Nachdem das Institut als Kriegsfolge in finanzielle Schwierigkeiten geraten war, bemühte sich Cotta erfolgreich um eine staatliche Trägerschaft. Am 17. Juni 1816 eröffnete die nunmehrige Königlich-Sächsische Forstakademie im Range einer Fachhochschule, die Cotta bis zu seinem Tod im Jahre 1844 leitete. Adam Reum richtete den Forstbotanischen Garten für den praktischen Unterricht ein. Ab 1830 gehörte die Ausbildung in Landwirtschaftswissenschaften unter August Gottfried Schweitzer zum Lehrprogramm. 1840 holte Cotta Max Preßler als Professor nach Tharandt. Preßlers Arbeiten zur Überwindung der Bruttoschule waren bahnbrechend in der Forstwissenschaft. Er begründete damit die sogenannte Reinertragsschule, eine Lehre von der Rentabilität der Forstwirtschaft. Cotta prägte über 30 Jahre die Akademie entscheidend. Sie hatte unter seiner Leitung eine Direktorialverfassung erhalten, die bis 1904 gültig blieb. Durchschnittlich 50 Studenten pro Semester belegten zu Cottas Zeiten die Forstwissenschaften.

Von 1844 bis 1866 leitete Freiherr von Berg die Forstakademie Tharandt. Er holte 1847 Julius Adolph Stöckhardt an die Akademie, der die Agrikulturchemie einführte. Emil Adolf Roßmäßler, seit 1830 Professor für Naturgeschichte und Zoologie, wurde 1850 in den Ruhestand versetzt. Er hatte sich in die Frankfurter Nationalversammlung wählen lassen, wurde wegen Hochverrats angeklagt und obwohl freigesprochen aus dem Lehrkörper entfernt.

Johann Friedrich Judeich leitete die Forstakademie von 1866 bis 1894. 1868 holte er den Pflanzenphysiologen Friedrich Nobbe an die Akademie. 1869 erfolgte die Angliederung einer pflanzenphysiologischen Versuchsanstalt, 1870 wurden die Landwirtschaftswissenschaften an die Universität Leipzig verlegt. Für das forstwirtschaftliche Versuchswesen war Max Kunze zuständig. Ab 1874 diente das Staatsforstrevier Tharandt als Lehrforst, um so die unmittelbare Verknüpfung von Theorie und Praxis zu gewährleisten. 1876 holte Judeich Hinrich Nitsche, der das Zoologische Institut leitete, wo er die entomologische Sammlung bedeutend erweiterte. 1885 wurde ein Laboratorium, der heutige Stöckhardt-Bau, eingerichtet. Die Anzahl der Studenten in Tharandt verdoppelte sich nahezu auf ca. 90 pro Semester. Judeich hat die internationale Forstwissenschaft nachhaltig im Sinne der Sächsischen Bestandeswirtschaft geprägt.[2]

Von 1894 bis 1904 leitete Max Neumeister die Forstakademie Tharandt. Der Anteil ausländischer Studenten betrug nahezu 50%. Neumeister hat sich vor allem um die Entwicklung der Lehrinhalte und -methodik verdient gemacht. Er legte sein Amt als Akademiedirektor nieder, als 1904 in Tharandt im Zusammenhang mit der Erhebung zur Hochschule das Wahlrektorat eingeführt wurde. 1904 erfolgte auch die Ausgliederung der Physiologischen Versuchs- und Samenkontroll-Station von Friedrich Nobbe und Überführung an die landwirtschaftliche Versuchsstation von Bruno Steglich am Botanischen Garten.

[Bearbeiten] Staatliche Hochschule, Teil der TH/TU Dresden

Trotz der Erhebung zur Hochschule 1904 blieb der Name Forstakademie Tharandt zunächst erhalten. Während des Ersten Weltkrieges musste der Lehrbetrieb eingestellt werden. 1923 erfolgte die Umbenennung in Forstliche Hochschule Tharandt. Am 1. April 1929 wurde die Hochschule Tharandt in die TH Dresden eingegliedert. Schon während der Vorverhandlungen erfolgten viele bauliche Erweiterungen und Modernisierungen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Fortbestand der Einrichtung zeitweise infrage gestellt. 1959 erfolgte die Inbetriebnahme eines Messfeldes für Klimabeobachtung neben dem Gebäude Pienner Straße 9 (bis 13. August 2002). Mit der dritten DDR-Hochschulreform wurde 1968 aus der Fakultät für Forstwirtschaft die Sektion 21 Forstwirtschaft. Nach der Wiedervereinigung wurde der Forst-Standort Tharandt zum Fachbereich der Fakultät Forst-, Geo- und Hydrowissenschaften.

[Bearbeiten] Hochschulgebäude in Tharandt

siehe auch: Liste von Gebäuden der TU Dresden

Einweihung/Benennung Name des Gebäudes/Namensgeber Adresse
1848 Hauptgebäude, „Altbau“ Pienner Straße 8, Tharandt
1929 Cotta-Bau Pienner Straße 7, Tharandt
1950 Nobbe-Bau Wilsdruffer Straße 18, Tharandt
1934 Roßmäßler-Bau Pienner Straße 15, Tharandt
1931 Stöckhardt-Bau Pienner Straße 23, Tharandt
2000 Judeich-Bau Pienner Straße 19, Tharandt

Auf der Weißiger Höhe befindet sich zum die sogenannte „Öko“ – benannt nach dem ehemaligen Institut für Forstökonomie. Heute wird das Gebäude ausschließlich als Studentenwohnheim genutzt. Hier hat auch der 1986 gegründete StudentenclubHeinrich-Cotta-Club“ seinen Clubraum.

[Bearbeiten] Ehemalige Lehrkräfte

Eugen Alt | Heinrich Cotta | Carl Bernhard von Cotta | Friedrich August von Cotta | Friedrich Wilhelm von Cotta | Oskar Heinrich Greiffenhahn | Anton Heger | Max Kunze | Karl Jordan | Johann Friedrich Judeich | Max Neumeister | Hinrich Nitsche | Friedrich Nobbe | Max Preßler | Ludwig Reichenbach | Emil Roch | Emil Adolf Roßmäßler | August Gottfried Schweitzer | Julius Adolph Stöckhardt

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. R. Beck: Die Königlich Sächsische Forstakademie zu Tharandt. Zum Gedächtnis des 24. Mai 1811. Dresdner Salonblatt, Nr. 20
  2. Friedrich Judeich: Forsteinrichtung: Analyse und Entwurf der Waldentwicklung

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Literatur

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