Fritz Hager

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Fritz Hager im Wagen der Mecklenburg-Pommerischen Schmalspurbahn (MPSB) (Q: Archiv TRR e.V.)

Fritz Hager wurde am 6. Juli 1906 in Dresden als fünftes Kind seiner Eltern gebo­ren. Nach dem frühen Tod seiner Mutter wuchs er bei fränkischen Verwandten in Wunsiedel und Marktredwitz auf. Im schulfähigen Alter kam er nach Dresden zurück und besuchte hier die Bürgerschule. Als Schüler faszinierte ihn die Eisenbahn. Häufig stand er mit einem Zeichenblock auf der Hohen Brücke im Vorfeld des Dresdner Hauptbahnhofes und dokumentierte die Szenarien des Bahnbetriebes.

Auf Grund einer Krankheit blieb ihm eine angestrebte Berufsausbildung in den Eisenbahnwerkstätten Dresden-Friedrichstadt am Rangierbahnhof Friedrichstadt verwehrt. 1921 begann er trotzdem eine Lehre als Schlosser. Nach Abschluss der vierjährigen Lehrzeit fand er u. a. eine Anstellung im Telegraphenamt am Dresdner Postplatz. Sein Interesse galt weiterhin der Eisenbahn. Neben Studienreisen durch Deutschland und Europa besuchte er auch große Eisenbahnausstellungen in den 1920er und 1930er Jahren. Schon damals pflegte Fritz Hager mit anderen Eisenbahnfreunden Kontakt in ganz Deutschland. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges hatte er bereits eine um­fangreiche Sammlung mit Eisenbahnliteratur und Bahnmaterial zusammengetragen.

Mit seiner Frau Isabella, geb. Walter, die er 1934 ehelichte, bezog er eine gemeinsame Wohnung ganz in der Nähe des Bahnbetriebswerks Dresden-Altstadt. 1940 konnte Fritz Hager sein Hobby auch zum Beruf machen: Im Bahnbetriebswerk Dresden-Friedrichstadt erhielt er eine An­stellung im technischen Dienst. Ab 1941 wechselte er in das Maschinentechnische Büro der Reichsbahndirektion (RBD) Dresden. Wegen seiner Krankheit blieb Fritz Hager von einer Einberufung zum Kriegsdienst verschont. Seine Position bei der RBD sowie der Ein­satz im Hilfszugdienst und bei der Feuerlöschgruppe befreiten ihn auch vom Einsatz beim Volkssturm. Jedoch verlor auch Familie Hager ihre Wohnung mit allem Hab und Gut bei den Bombenangriffen im Februar und April 1945. Seine wertvolle Sammlung war fast vollständig verbrannt, nur ganz wenige Stücke konnte Fritz Hager retten.

Nach dem Kriegsende mehrmals notdürftig untergebracht und gesundheitlich angegriffen, ging für Fritz Hager die Arbeit in der RBD weiter, nunmehr in der Abteilung Wagenwirtschaft. Auch das Direktionsgebäude war bei der Bombardierung ausgebrannt und später abgetragen wurden. Nunmehr befanden sich seine Arbeitsräume im Hotel „Reichshof“ in der Dresdner Neustadt, später dann im ehemaligen Reichsnährstand (dem vormaligen Landwirtschaftsministerium) unweit des Hauptbahnhofes. Eine neue Wohnung konnte die Familie auf der Teplitzer Straße beziehen.

Seine mühevolle Arbeiten und Sammlungen aus über zwei Jahrzehnten waren verloren, doch ließ ihn der Verlust nicht zur Ruhe kommen. Alte und neue Verbindungen wurden geknüpft, Fakten und Informationen wurden erneut ausgetauscht und zusammengetra­gen. Schon Anfang 1946 fanden sich wieder „Verkehrsfreunde“ zusam­men, deren Sammlungen oft ein ähnliches Schicksal erlitten hatten.

Nach der Übernahme der Klein- und Privatbahnen durch die Deut­sche Reichsbahn im Jahre 1949 hatten die Reichsbahndirektionen den zugeführten Fahrzeugpark neu zu erfassen. Die Erstellung eines Num­mernplanes und die Einordnung der Wagen oblag der RBD Dresden. Die Umsetzung übernahm der inzwischen zum Reichs­bahn-Oberinspektor aufgestiegene Fritz Hager. Gründlich machte er sich an die Arbeit und nach Fertigstellung des amtlichen Umzeichnungsplanes kamen die Notizen in die Hagersche Privatsammlung und sind deshalb großteils noch heute vorhanden.

Seine fachliche Kompetenz war auch als Eisenbahn- und Fahrzeugexperte zur Gründung des Dresdner Verkehrsmuseum 1952 gefragt. Mit seinen späteren ehrenamtlichen Mitarbeitern hatte er großen Anteil bei der Sichtung und Kategorisierung des Museumsarchives.

Schon kurz nach dem Krieg hatten einige Eisenbahnfreunde die Gründung eines deutschen Dachverbandes der Eisenbahn-Fachleute und -Liebhaber angestrebt. Fritz Hager hatte sich mit diesen Wünschen aktiv beschäftigt. Die Gründung des Deutschen Modelleisenbahn-Verbandes (DMV) der DDR im Jahr 1962 in Leipzig wurde von ihm wesentlich mit vorbereitet. 1965 und 1966 gelang es dem DMV zusammen mit Eisenbahnfreunden aus Hannover, für westdeutsche Bahnliebhaber jeweils eine Sonderfahrt zu den sächsischen Schmalspurbahnen und den Kleinbahnen im Norden der DDR zu organisieren. Fritz Hager wurde damals als sachkundiger Begleiter eingesetzt und konnte somit neue Verbin­dungen knüpfen. Auch an ähnlichen Veranstaltungen für englische und dänische Eisenbahnfreun­de in den folgenden Jahren war er als Organisator maßgeblich beteiligt. Für die Eisenbahnfreunde der DDR gab es die erste offizielle Sonderfahrt des DMV am 16. August 1969, die als „Werbeveranstaltung des Bezirksvorstandes Dresden anläßlich des 20. Jahrestages unserer Republik“ deklariert wurde. Ein mit zwei Dampfloks bestannter Zug aus zwölf Perso­nenwagen brachte die 470 Fahrtteilnehmer von Freitalt-Potschappel auf 750-mm-Gleisen nach Frauenstein (Erzgebirge) und zurück. Dieser hohe Zuspruch ließ fortan Sonderfahrten zum „Tag des Eisenbahners“ zu einer alljährlichen Ein­richtung werden, die bald auch andere Bezirksvorstände übernahmen.

Mit der Unterstützung seines Vorgesetzten Lothar Krause konnte Fritz Hager 1964/65 auszumusternde originale Wagen der sächsischen Schmalspurbahnen vor der Verschrottung bewahren. Nach­dem diese zum 75. Jubiläum der Schmalspurbahn Grünstädtel-Oberrittersgrün in einem Sonderzug zum Einsatz kamen, konnten sie schließlich im Bahnhof Radebeul-Ost zusammengeführt werden. Das Verkehrsmu­seum Dresden übernahm diese Fahrzeuge in den Museumsbestand. Fritz Hager organisierte im Jahre 1967 erste Arbeitseinsätze mit Eisenbahnliebhaber, die Restaurierung und Pflege der historischen Fahrzeuge übernahmen. Damit legte er den Grundstein für eine spätere Arbeitsgemeinschaft (AG) beim DMV, aus welcher in neuerer Zeit der Verein Traditionsbahn Radebeul e.V. hervorging.

1971 schied Fritz Hager aus dem aktiven Dienst aus. Gemeinsam mit seiner Frau widmete er sich mehr der sächsi­schen und deutschen Geschichte und besuch­te u. a. Burgen und Schlösser in Sachsen. Nach schwerer Krankheit verstarb Fritz Hager am 13. März 1982 in Dresden nach einem Leben für und mit der Eisenbahn. Den größten Teil seines Nachlasses befindet sich heute, wie es Fritz Hager verfügt hatte, im Archiv des Traditionsbahnvereines Radebeul, an deren Anfängen er maßgeblich beteiligt war.

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