Wolff Siegfried von Kötteritz

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Wolff Siegfried von Kötteritz, auch Wolf(gang) Siegfried von Köttritz auf Beucha und Steinbach bei Bad Lausick (* 20. Oktober 1658 in Beucha bei Bad Lausick; † 15. September 1720 in Jever)[1] war ein sächsischer Jurist und Beamter. Er war anfangs herzoglich-Sachsen-Zeitzischer Hof- und Justizienrat, Obersteuereinnehmer, Konsistorial- und Geheimer Rat und Vizekanzler, danach königlich-polnischer und kurfürstlich-sächsischer Geheimer Rat, Vizekanzler, Präsident des sächsischen Oberappellationsgerichts und Domprobst zu Merseburg, zuletzt hochfürstlich-Anhalt-Zerbstischer Premierminister, Geheimer Ratsdirektor, Kanzleikammer- und Konsistorialpräsident und schließlich Geheimer Rat in der Herrschaft Jever.

Wappen der Adelsfamilie von Kötteritz um 1730
Wappen der Adelsfamilie von Köttritz, wie sie sich auch nannte

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Familie

Wolff Siegfried von Kötteritz entstammte dem uradeligen Geschlecht von Kötteritz. Die ununterbrochene Stammreihe beginnt mit Dietrich von Kötteritz auf Sitten. Dieser wurde 1421 als Zeuge in einem Vergleich der beiden Burggrafen Albrecht zu Leißnig mit Hans von Dohna erwähnt. Von Kötteritz' Großvater väterlicherseits war Sebastian Friedrich von Kötteritz auf Sitten, Kroptewitz und Beucha († 24. Februar 1628), kursächsischer Hof-, Justizien- und Appellationsrat, Vizekanzler und Präsident des sächsischen Oberkonsistoriums zu Dresden.

Wolff Siegfried von Kötteritz war der jüngste Sohn des kursächsischen Rates, Stifts- und Amtshauptmannes zu Wurzen sowie des Vize-Oberhofrichters zu Leipzig, Steuereinnehmer des Kreises Leipzig und Inspektors der Landes- und Fürstenschule zu Grimma, Hans Haubold von Kötteritz auf Beucha, Flößberg und Löbitz (* 17. Januar 1608; † 6. März 1680 in Beucha) und dessen 1647 geheirateter zweiter Ehefrau Catharine geb. von Lüttichau († Oktober/ November 1658), Tochter des kursächsischen Kammerjunkers Nikol von Lüttichau auf Kmehlen, Kraußnitz und Königswartha. Von Kötteritz' Mutter starb im Kindbett nach seiner Geburt. Von Kötteritz hatte noch mehrere Geschwister und Halbgeschwister, so u.a. aus der ersten, 1640 geschlossenen Ehe seines Vaters mit Ursula geb. von Schleinitz aus dem Hause Heyda bei Dahlen und Schmölen bei Wurzen († 6. September 1645), verwitwete von Truchseß auf Nauendorff:

aus der Ehe seines Vaters mit seiner Mutter:

Die erste Verlobte seine Vaters war Ursula geb. Marschall von Bieberstein († 5. Mai 1633), Tochter des kursächsischen Obrist-Lieutenants Hans Wiegand Marschall von Bieberstein. Sie starb vor der geplanten Hochzeit. Die dritte, 1667 geschlossene Ehe mit Magdalene geb. von Gleißenthal († 22. März 1671), Tochter des kursächsischen Geheimen Rates sowie Thumprobstes zu Merseburg, Thumherren zu Zeitz, Meißen und Wurzen, Obersteuereinnehmers und Amtshauptmannes zu Schönberg, Heinrich von Gleißenthal auf Gräfenhainichen blieb kinderlos.

Pfarrkirche zu Beucha, Tauf- sowie später Trauort von Wolff Siegmund von Kötteritz und Magdalena geb. von Zehmen

Wolff Siegfried von Kötteritz heiratete Mitte Februar 1684 in der Pfarrkirche zu Beucha, genau in der Fastnachtswoche Magdalena Posthuma geb. von Zehmen aus dem Hause Steinbach (* 23. Mai 1668 in Steinbach; † 19. August 1720 in Jever, Tochter von Siegmund von Zehmen auf Steinbach († April 1720) und dessen Ehefrau Dorothea Magdalena geb. von Schleinitz aus dem Hause Neudeck. Das Paar hatte 19 Kinder:

Alle Söhne sowie fünf Töchter (alle mit † gekennzeichnet) starben bereits im Kindesalter.

Altes Herrenhaus, Rittergut Beucha im Landkreis Leipzig
Details am Herrenhaus, über der Eingangstür: 1654, das Baujahr, darüber Allianzwappen der Familien von Kötteritz (mit den Inschriften HHVK für Hans Haubold von Kötteritz, seitenverkehrt!) und von Schleinitz

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Von Kötteritz besuchte die Landes- und Fürstenschule in Grimma, wo er seine höhere Schulbildung erhielt und neben Latein auch in Rhetorik, Logik, Geschichte und Philosophie unterrichtet wurde. 1672, bereits im 14. Lebensjahr, wurde er an der Universität im damals noch sächsischen Wittenberg immatrikuliert, wo er Rechts- und Politikwissenschaften studierte. Auf der ersten Reise nach Wittenberg trafen er, sein Vater und seine zwei Brüder in Wurzen den damaligen sächsischen Kurfürsten Johann Georg II.. 1674 wechselte von Kötteritz auf Geheiß seines Vaters mit seinen zwei Brüdern an die Universität nach Leipzig, wo er sein Jurastudium bis 1678 fortsetzte.

Im gleichen Jahr ging von Kötteritz anfangs auf das Rittergut seines Vaters in Beucha, wo er seine Studien nebenbei vertiefte und sich, wieder zusammen mit seinen beiden Brüdern auf seine sogenannte Kavaliersreise vorbereitete. 1679 reisten sie zuerst nach Holland und Brabant, besuchten mehrere niederländische Städte und wollten eigentlich nach Frankreich weiterreisen. Durch den Tod des Vaters mussten alle drei Brüder die Reise aber abbrechen und kehrten bereits 1680 nach Beucha zurück.

Am 2. Oktober 1682 wurde von Kötteritz Kanonikus (Domherr) am Hochstift in Merseburg. Aufgrund des väterlichen Erbes erhielt er 1684 das Rittergut Beucha, das er wirtschaftlich über acht Jahre lang selbst leitete. 1692 wurde von Kötteritz vom damaligen Herzog Moritz von Sachsen-Zeitz, einer Sekundogenitur des Kurfürstentums Sachsens, an dessen Hof auf der Moritzburg in Zeitz zum Hof- und Justizienrat berufen, zu Ostern 1697 dann zum herzoglich-Sachsen-Zeitzischen Konsistorialrat, Obersteuereinnehmer und Vizekanzler im Rang eines Geheimen Rates. Aufgrund dieser Ämter nahm von Kötteritz an mehreren Landtagen und Konferenzen teil, so dass auch der polnische König und sächsische Kurfürst August der Starke auf ihn aufmerksam wurde.

Ohne eigenes Ersuchen bzw. ohne Weitervermittlung des Herzogs Moritz wurde von Kötteritz, als 1704 in Dresden nach dem Tod des bisherigen Amtsinhabers Johann Abraham Birnbaum (16441704) die Stelle des Vizekanzlers neu besetzt werden sollte,[5] von August dem Starken von Zeitz in die sächsische Residenzstadt berufen, um dort ebenfalls als Vizekanzler im Rang eines königlichen-polnischen und kurfürstlich-sächsischen Geheimen Rates unter dem damaligen Kanzler Otto Heinrich von Friesen zu wirken. Dieses Amt trat er er laut Bestallung am 16. Dezember 1704 an. Direkt nach Weihnachten begann seine eigentliche Arbeit am Dresdner Hof für die nächsten Jahre.

Als man für sein Amt einen jüngeren Nachfolger suchte, berief ihn August der Starke am 25. Januar 1709 zum Präsidenten des sächsischen Oberappellationsgerichtes und zum Obersteuereinnehmer.[6] Am 22. Januar 1714 wurde von Kötteritz von den Mitgliedern des Domkapitels zudem zum Domprobst des Hochstifts zu Merseburg gewählt.

1715, aufgrund einiger Intrigen am Dresdner Hof, fiel von Kötteritz immer mehr in Ungnade, obwohl er sich selbst nichts vorzuwerfen hatte. 1718 folgte von Kötteritz daher dem Ansinnen des damaligen Fürsten Carl Wilhelm von Anhalt-Zerbst, ihn als dessen Premierminister an den anhaltischen Hof nach Zerbst zu berufen. In seinem letzten Lebensabschnitt wurde von Kötteritz als 60-Jähriger somit Geheimer Ratsdirektor des Fürstentums Anhalt-Zerbst, Kanzler, hochfürstlich-anhaltischer Kammer- und Konsistorialpräsident und schließlich Geheimer Rat in der Herrschaft Jever. Dieses Herrschaftsgebiet fiel 1667 nach dem Tod des letzten Grafen zu Oldenburg, Anton Günther von Oldenburg und Delmenhorst an dessen Neffen, den Fürsten Johann von Anhalt-Zerbst.

Weit abseits seiner bisherigen Wirkungsstätten in Sachsen verbrachte von Kötteritz seinen Lebensabend im nordfriesischen Jever, im dortigen Schloss, wo er nur knapp einen Monat nach dem Tod seiner Ehefrau, mit der er über 36 Jahre verheiratet war, starb. Bereits am 9. September 1720 war er, als er von einer Konferenz im anhaltischen Zerbst auf Schloss Jever zurückkehrte, in Ohnmacht gefallen. durch ärztliche Hilfe konnte er wieder etwas genesen, empfing am 15. September morgens bei vollem Bewusstsein seine christliche Absolution durch den Pastor zu Jever, bevor er am gleichen Tag abends gegen 18 Uhr verstarb. Johann August Hoeltzl verewigte eine lange lateinische Grabinschrift, die von Kötteritz' Wirken als Staatsminister hervorhub. Mit dem Ableben des Ehepaares erschienen mehrere Gedächtnis- und Leichenpredigten. Eine Trauerfeier fand am 30. Dezember 1720 durch den Pastor und Magister Christian Corpus in Steinbach, dem Geburtsort von Wolff Siegfrieds Ehefrau Magdalena statt. Die Dankesrede sprach sein Neffe Johann Liebmann von Kötteritz auf Flößberg, hochfürstlich-Anhalt-Zerbstischer Kammerjunker und Capitain und zweitältester Sohn seines Bruders August Friedrich von Kötteritz auf Flößberg.

Das Rittergut Beucha blieb im Besitz der Erben von Wolff Siegfried von Kötteritz bis 1723. Danach wurde es an ein Familienmitglied seiner Ehefrau verkauft. Neuer Besitzer auf Beucha wurde von 1723 bis 1767 Tobias Ludolph von Zehmen der Ältere auf Kömmlitz, Thierbach, Hainichen, Muckern und Beucha.[7][8]

[Bearbeiten] Werke (Auswahl)

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Nach anderen Quellen am 26. Oktober 1658 geboren. Der Geburtstag im Artikel wurde aus der Leichenpredigt übernommen.
  2. Datensatz auf MyHeritage
  3. August Wilhelm Bernhard von Uechtritz: Diplomatische Nachrichten adelicher Familien..., Band 2, Leipzig 1791, Digitalisat auf Google Books, S. 5
  4. Leopold von Zedlitz-Neukirch: Neues preußisches Adelslexicon oder genealogische und diplomatische Nachrichten..., Band 5, Leipzig 1839, Digitalisat auf Google Books, S. 136f.
  5. Karl Sahrer von Sahr: Heinrich des H. R. R. Graf von Bünau aus dem Hause Seußlitz..., 1. Band, 1. Abteilung, Dresden 1869, Digitalisat auf Google Books, S. 47
  6. Carl Eduard Vehse: Geschichte der deutschen Höfe seit der Reformation..., Band 6, Hamburg 1854, Digitalisat auf Google Books, S. 235
  7. Altes Herrhaus Beucha auf www.architektur-blicklicht.de
  8. Valentin König, Georg Wilhelm Kirchmaier: Genealogische Adels-Historie..., Teil 2, Digitalisat auf Google Books, S. 641: Stammbaum Kötteritz
  9. Digitalisat der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt

[Bearbeiten] Weblinks

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