Till von Egidy

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Wappen der Adelsfamilie von Egidy

Christoph Till von Egidy (* 23. Dezember 1933 in München) ist ein deutscher Wissenschaftler, Kern- und Atomphysiker, seit 1999 pensionierter Professor für Physik der Technischen Universität München, hauptsächlich tätig auf dem Gebiet der Kernspektroskopie und der exotischen Atome.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Familie

Christoph Till von Egidy entstammt der Adelsfamilie Egidy, die der innerfamiliären Überlieferung nach aus den spanischen Niederlanden zuerst nach Preußen auswanderte und seit dem späten 17. Jahrhundert im Kurfürstentum Sachsen ansässig wurde. Die Bestätigung des Reichsadelsstandes erfolgte 1687 durch Kaiser Leopold I. an den kursächsischen Hofküchenmeister Samuel Egidy.[1]. Von Egidy entstammte dem weit verzweigten 3. Ast der Adelsfamilie von Egidy. Sein Urgroßvater war der königlich-sächsische Obersteuerkontrolleur und Zollsekretär Christoph Holm von Egidy (18361901).

Till von Egidy ist der jüngere von zwei Söhnen des Juristen und Amtsgerichtsrates Holm von Egidy (18941947) und dessen Ehefrau Elsbeth Emma Luise geb. Kübel (19052005).[2] Von Egidy heiratete 1965 die Volkshochschuldozentin Maria Margarethe geb. von Koppenfels (* 1943), Enkelin des sächsischen Amtshauptmannes Max Ferdinand von Koppenfels (18701913) und dessen Ehefrau Margarethe Martens (18741956). Das Ehepaar von Egidy hat drei Söhne.

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Till von Egidy verbrachte seine Kinder- und Jugendjahre in Dresden, wo sein Vater als Jurist im sächsischen Staatsdienst arbeitete. Dort begann er seine höhere Schulbildung am Vitzthum-Gymnasium Dresden. Nach dem Erhalt der Nachricht vom Tod seines Vaters im Speziallager Nr. 1 Mühlberg verließ er mit seiner Mutter im Sommer 1949 - noch vor der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) - die sowjetische Besatzungszone und zog zu seiner Großmutter in seine Geburtsstadt München. 1952 legte er am dortigen Maximiliansgymnasium das Abitur ab.

Von Egidy absolvierte ab 1952 an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) ein Studium der Physik, das er für einige Zeit auch an den Universitäten in Marburg und Göttingen fortsetzte. Anfang 1958 beendete er das Physikstudium an der LMU München mit einer Diplomarbeit zum Thema „Stoß von Stahlkugeln“ bei Professor Walther Gerlach. Ab April 1958 war er Doktorand bei Professor Heinz Maier-Leibnitz am Forschungsreaktor (FRM) der Technischen Universität München in Garching. Im Juli 1959 nahm von Egidy an einer Tagung der Physikalischen Gesellschaft der DDR in Leipzig, danach reiste er zu einem wissenschaftlichen Besuch an das Zentralinstitut für Kernforschung der DDR in Rossendorf bei Dresden. 1961 promovierte er mit der Dissertation „Ein Betaspektrometer für Konversionselektronen] aus (n, γ)‐Prozessen“. Danach blieb er für zirka ein Jahr wissenschaftlicher Angestellter an der TU München bei Professor Maier-Leibnitz. Von Oktober 1962 bis August 1963 wurde von Egidy Berater („expert“) der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) in Wienund wurde als solcher zum Forschungsreaktor nach Seoul in Südkorea geschickt. Danach setzte er seine wissenschaftliche Arbeiten als Angestellter an der TH München fort. Von 1967 bis 1968 war von Egidy Postdoktorand an der University of Rochester/ New York in den USA. Nachdem er noch 1968 an die TH München als wissenschaftlicher Assistent zurückgekehrt war, habilitierte er dort 1969 zum Thema „Konversionselektronen nach Neutroneneinfang“.

1970 wurde von Egidy zum Wissenschaftlichen Rat an der Technischen Universität in München ernannt, wo er bis zum Ende seines Arbeitslebens als Beamter im Hochschuldienst tätig war. 1976 wurde er zum außerplanmäßigen Professsor, zwei Jahre später 1978 zum außerordentlichen Professor an der TU München berufen. Zwischen 1980 und 1995 war von Egidy zweimal Prodekan der Fakultät für Physik der TU München und mehrere Jahre Geschäftsführer des Instituts für Kernphysik an der TU München. Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Arbeit war am Forschungsreaktor in Garching der Aufbau eines hochauflösenden Elektronenspektrometers. Er war Leiter der Arbeitsgruppe Hadronenstruktur und Fundamentale Symmetrien.[3] Von Egidy betreute während seiner Lehrtätigkeit zahlreiche Diplomanden und 25 Doktoranden, von denen vier zum Professor ernannt wurden. Einer seiner Schüler war Walter Mampe.

Von 1972 bis 1973 arbeitete von Egidy als Wissenschaftler in der heutigen Großforschungseinrichtung der Europäischen Organisation für Kernforschung (CERN) in Genf, wo auch sein jüngster Sohn Max geboren wurde. Von 1976 bis 1979 folgte ein weitere wissenschaftliche Arbeit als Senior Scientist am Institut Laue-Langevin in Grenoble. Im Januar 1976 war von Egidy Teilnehmer an der wissenschaftlichen Konferenz zu Fragen der Kernspektroskopie in Baku in der damaligen Sowjetunion sowie im März 1978 an der 28. Konferenz über Kernspektrosopie und Struktur der Atomkerne in Alma Ata. 1989 arbeitete von Egidy als Gastprofessor am nationalen Forschungszentrum für Teilchenphysik an der Tri University Meson Facility (TRIUMF) in Kanada. 1993 wurde er Gastprofessor (Professeur invité) an der Universität Grenoble in Frankreich.

Nach seiner Pensionierung 1999 blieb von Egidy noch bis 2009 wissenschaftlich aktiv, u. a. am Tandem-Beschleuniger in Garching und bis 2002 am Forschungsreaktor in Řež bei Prag. 2010 beteiligte er sich an einem weiteren Workshop am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR).[4] Von Egidy war Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Gremien, u. a. im Gutachterausschuss Mittelenergiephysik des Bundesministeriums für Forschung und Technologie (BMFT) in Bonn[5] sowie im Wissenschaftlichen Rat (Scientific Council) am Institut Laue-Langevin. 1997 berief man ihn als auswärtiges Mitglied der Lettischen Akademie der Wissenschaften in Riga. Von Egidy schrieb über 420 Veröffentlichungen auf dem Gebiet der Physik. Laut Datenbank Scopus hat von Egidy einen h-Index von 41 (Stand Dezember 2023).[6]

In seiner Freizeit beschäftigt sich von Egidy seit den 1950er Jahren mit der Ahnenforschung zu seiner Familie. 1956 stellte er eine Ahnenliste mit etwa 1800 Vorfahren seines Vaters zusammen, die als Nr. 7948 der Deutschen Ahnenstammkartei des Deutschen Volkes - seit 1967 in Leipzig bei der Deutschen Zentralstelle für Genealogie - archiviert wurde. Nachdem von Egidy 2009 seine wissenschaftlichen Arbeiten stark reduziert hatte, nahm er die Ahnenforschungen wieder auf und veröffentlichte dazu zwei Bücher, das erste im Eigenverlag, später noch eine weitere Ergänzung. Dazu trat er auch mit einem Gastvortrag beim 14. Dresdner Geschichtsmarkt 2018 auf.[7] Für das Stadtwiki Dresden gab Till von Egidy unzählige Hinweise zu neuen Artikeln zu seinen Vorfahren und zahlreiche Tipps zu Verbesserungen in bestehenden Personenartikeln. Er engagierte sich bis 2023 als Vorstandsmitglied im Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten e. V. „NordOstKultur München“.[8]

[Bearbeiten] Veröffentlichungen (Auswahl)

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Gothaisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser, 2. Jahrgang, Gotha 1908, S. 235
  2. Über diese Linie ist er verwandt mit der Familie Chrambach.
  3. Datensatz in der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)
  4. Workshop on Gamma Strength and Level Density in Nuclear Physics and Nuclear Technology. Onlineartikel auf www.hzdr.de
  5. Die Bundesrepublik Deutschland, Staatshandbuch. Landesausgabe Freistaat Bayern, 1987, S. 469.
  6. Till von Egidy in der Datenbank Scopus, abgerufen am 23. Dezember 2023.
  7. Tanja Tröger in DNN: 14. Dresdner Geschichtsmarkt: Historisches am neuen Ort, Onlineartikel auf www.dnn.de
  8. Vorstandschaft, Verein für Stadtteilkultur im Münchner Nordosten e. V.
  9. Datensatz auf Google Books
  10. Datensatz auf Google Books
  11. Datensatz auf Google Books
  12. Datensätze auf inspirehep.net, geordnet nach Zitationen.
  13. Datensatz in der Deutschen Digitalen Bibliothek
  14. Datensatz der SLUB
  15. Datensatz der SLUB

[Bearbeiten] Weblinks

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