William Abraham

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William Abraham war ein sächsischer Soldat, Landwirt, Kaufmann, Unternehmer und Fabrikbesitzer. Er war Inhaber der „Geha Sahne-Bonbon-Fabrik William Abraham“ in der damaligen Moltkestraße 7 in Pieschen, die im dortigen Hintgergebäude untergebracht war.[1]

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Familie

William Abraham entstammte der Chemnitzer jüdischen Familie Abraham. Er war mit Rebekka Bella Abraham geb. Rabinowicz verheiratet. Das Paar hatte eine Tochter:

[Bearbeiten] Leben und Wirken

William Abraham kam 1895 nach Dresden und ist erstmals 1896 im Dresdner Adressbuch als Oberlazaraettgehilfe verzeichnet. Er nahm an den 1890 in der Chemnitzer Gegend stattfindenden Herbstübungen des XII. (1. königlich-sächsischen) Armeekorps teil und vermachte davon Karte sowie einen PLan von Stettin an die Bibliothek des Vereins für Erdkunde vermachte.

Abraham wohnte anfangs in der Dresdner Neustadt, in der Alaunstraße 52.[3] Er arbeitete in der Bibliothek des Vereins für Erdkunde zu Dresden, verzog aber mit seiner Frau und seiner Tochter noch im gleichen Jahr nach Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia), wodurch die Umordnung der Vereinsbibliothek durch sein Ausscheiden einige Verzögerungen mit sich brachte.[4] In Deutsch-Südwestafrika, wo er sich im Bezirk Windhoek niederließ, war Abraham wie viele andere deutsche Einwanderer Farmbesitzer.[5] Er beantragte auf seinem Farmland auch Bohrungen.[6] Am 2. Juli 1898 gründete Abraham zusammen mit dem Kaufmann Alexander Lübbert in Windhoek die offene Handelsgesellschaft „Alexander Lübbert & Co.“ mit dem Firmensitz in Hatzamas.[7] Abraham blieb in Afrika bis 1907. Nachdem im gleichen Jahr seine Ehefrau Rebekka bereits nach Dresden zurückgekehrt war und in die Hassestraße 5 zog,[8] verkaufte Abraham 1908 seine Farm sowie die Handelsfirma im heutigen Namibia und kehrte im gleichen Jahr als Privatier nach Dresden zurück, wo die Familie in die Stephanienstraße 13 zog,[9] 1910 an den Striesener Platz 13.[10]

Anfang des gleichen Jahres kaufte Abraham in seiner Eigenschaft als Mitgesellschafter der Radebeuler Waffelfabrik Haubold & Richter von der vorherigen Eigentümerin Auguste Klara Richter deren Anteile an dem Betrieb, bevor im Juni 1910 sich der jüdische Radebeuler Kaufmann Wilhelm Sondhelm (18821952) als Geschäftsführender Gesellschafter an dem Unternehmen beteiligte. 1917 zog sich Abraham aus dem Radebeuler Unternehmen zurück, Sondhelm übernahm seine Anteile. Ab 1914 ist Abraham als Fabrikbesitzer in den Dresdner Adressbüchern verzeichnet.[11]

Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 wurde Abraham als Reservist wieder in die sächsische Armee eingezogen und zum Militärdienst aktiviert. Bereits im zweiten Kriegsjahr wurde er mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. 1916 zog die Familie Abraham in die Bayreuther Straße 19.[12] Nach der Rückkehr aus dem Krieg gründete Abraham die „Geha Sahne-Bonbon-Fabrik William Abraham“ und ließ die Firma mit der Handelsregisternummer 21831 in das Dresdner Handelsregister eintragen.[13]

1932 zog Abraham in die Eisenstuckstraße 28,[14] 1938 während der nationalsozialistischen Diktatur in die Silbermannstraße 1, einem Haus des jüdischen Ehepaars Arthur und Frida Goldstein.[15] Abraham ist dort letztmalig 1939 im Dresdner Adressbuch aufgeführt. Die Hauseigentümer Goldstein mussten 1940 auf Druck des Naziregimes das Haus in der Silbermannstraße verkaufen.[16][17] Goldstein selbst sollte wie viele Dresdner Juden nach Theresienstadt deportiert werden, beobachte die Verladung von anderen jüdischen Dresdnern im Nebenwaggon auf dem Dresdner Bahnhof, beugte sich zu weit vor und fiel heraus. Er wurde am Kopf blutend aufgehoben, irgendwo verstaut und blieb verschwunden.[18]

[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)

  • königlich-sächsisches Ehrenkreuz mit Schwertern
  • königlich-sächsische Friedrich-August-Medaille
  • königlich-sächsische Dienstauszeichnung 2. Klasse
  • königlich-sächsische Erinnerungsmedaille 1. Klasse

[Bearbeiten] Quellen

  1. Adressbuch Dresden 1931, S. 1574, SLUB
  2. Datensatz auf Ancestry
  3. Adressbuch Dresden 1896, S. 57, SLUB
  4. Verein für Erdkunde zu Dresden: Jahresberichte des Vereins für Erdkunde zu Dresden, Bände 25 – 27, 1896, Digitalisat auf Google Books, S. 60, 82
  5. Rudolf Fitzner: Deutsches Kolonial-Handbuch, Ergänzungsband, Berlin 1903, Leseprobe auf Google Books, S. 72
  6. Der Tropenpflanzer, Zeitschrift für tropische Landwirtschaft, Band 6, 1902, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 3
  7. Deutsches Kolonialblatt, Amtsblatt des Reichskolonialamt, Band 9, 1898, Digitalisat auf Google Books, S. 604
  8. Adressbuch Dresden 1907, S. 123, SLUB
  9. Adressbuch Dresden 1909, S. 109, SLUB
  10. Adressbuch Dresden 1911, S. 115, SLUB
  11. Adressbuch Dresden 1914, S. 93, SLUB
  12. Adressbuch Dresden 1917, S. 81, SLUB
  13. Datensatz, Amtsgericht Dresden, Handeslregister, Archivale 11045 auf archiv.sachsen.de
  14. Adressbuch Dresden 1933, S. 49, SLUB
  15. Adressbuch Dresden 1939, S. 2108, SLUB
  16. Adressbuch Dresden 1940, S. 2101, SLUB
  17. Adressbuch Dresden 1941, S. 2135, SLUB
  18. Käthe Starke: Der Führer schenkt den Juden eine Stadt. Bilder, Impressionen, Reportagen, Dokumente, 1975, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 27
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