Tanzraum

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Der Tanzraum mit Bar wurde am 23. März 1957 mit dem "Klub der Intelligenz" im Dresdner Lingnerschloss eröffnet. Es traten dort mehrere Tanzformationen auf, um für Abwechslung zu sorgen. Eine Hausformation bestand zunächst nicht.

Der Tanzraum sollte sich bereits in der Bezeichnung von der westdeutschen (Jockey-)Tanz-Bar abheben und diente neben dem Tanz insbesondere der Geselligkeit und dem Genuss an einer kleinen Bar. Zutritt hatten nur gutbürgerliche Sozialisten vor allem aus dem Umfeld des Weißen Hirschs. Der "Klub der Intelligenz" im Lingnerschloss kam in seiner Glanzzeit auf etwa 300 Mitglieder.

Innerhalb des Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands wurden seit 1953 in den Bezirksstädten der DDR Klubs der Intelligenz geschaffen, so auch in Dresden.

Am 23. März 1957 eröffnete Manfred von Ardenne im Lingnerschloss einen zweiten Klub der Intelligenz mit noch erheblich größerer Exklusivität, womit das Anliegen von Karl August Lingner, das Haus der gesamten Bevölkerung zugänglich zu machen, in das genaue Gegenteil verkehrt wurde. Durch die offene Grenze zur BRD sah sich die DDR zur Hochprivilegierung ihrer wichtigsten Leistungsträger genötigt.

Im Tanzraum spielten zunächst verschiedene Ensembles. Als infolge gehäufter Republikflucht im Frühjahr 1958 gleich mehrere Bands ausfielen, wurde am Donnerstag, dem 1. Mai 1958 beim "Tanz in den Mai" die Musik von Plattenspielern gespielt. Diese Veranstaltungsform der Diskothek wurde bereits am Donnerstag, den 8. Mai 1958 wiederholt. Beide Tage waren damals gesetzliche Feiertage in der DDR. Der damals frisch eingerichtete "Klub der Intelligenz" im Lingnerschloss verfügte über die seinerzeit hochwertigste Phono-Technik. Tonbänder bedurften seit der "Verordnung über die Wahrung der Aufführungs- und Vervielfältigungsrechte auf dem Gebiet der Musik" vom 17. März 1955 einer besonderen Lizensierung durch die Anstalt zur Wahrung der Aufführungs- und Vervielfältigungsrechte auf dem Gebiet der Musik (AWA) in Ostberlin (ab 1957 in der Straße am Potsdamer Bahnhof, nach dem Mauerbau dann erzwungener Umzug in den Neuen Marstall auf dem Schloßplatz). Hierdurch kam es in der ersten Zeit nicht zum Einsatz von Tonbandgeräten.

Mit dem Begriff Tanzraum wollte sich die DDR von der Pariser La Discothèque aus den 1940er Jahren und den damaligen Platter parties der USA absetzen. Die ersten Jockey-Tanz-Bars in der BRD entstanden erst 1959 ohne jede staatliche Förderung wie in Dresden. Auch wurde der Begriff Schallplattenunterhalter (SPU) als Gegenentwurf zum westlichen Discjockey (DJ) in Dresden erstmals verwendet.

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