Hussiten

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Der Erste Prager Fenstersturz 1419, als Anhänger von Jan Hus das Neustädter Rathaus stürmten, um Gefangene zu befreien, zehn Amtsträger aus dem Fenster warfen, darunter den Bürgermeister, und sie töteten, wurde zum Auslöser der Hussitenkriege.

Die Hussiten waren Anhänger des böhmischen Reformators Jan Hus. Sie wurden für ihre gewaltsamen Kriegszüge auf deutsches Gebiet berühmt-berüchtigt.

Die Reformation begann dank Jan Hus in Prag frühzeitig. Betroffen war auch der spätere Bischof des Bistums Meißen Johann IV. Im Zusammenhang mit kirchlichen Konflikten, aber auch nationalen Reibereien zwischen Deutschen und Böhmen verließ er als Rektor der Universität zusammen mit den deutschen Studenten und Lehrkräften, darunter Peter von Dresden, 1409 Prag. Jan Hus folgte ihm als Universitätsrektor. Als offenbar wurde, dass auch Peter von Dresden, inzwischen Rektor der Kreuzschule, zu dessen Anhängern gehörte, musste er Dresden wieder verlassen.

Jan-Hus-Denkmal in Prag

Nach der Hinrichtung von Jan Hus anlässlich des Konzils in Konstanz am 6. Juli 1415 kam es zunächst in Böhmen zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, später fielen seine Anhänger mehrfach in der Mark Meißen ein. Andererseits gingen auch deutsche Truppen, darunter meißnische unter Friedrich dem Streitbaren, ab 1421 auf böhmischem Boden gegen die "Ketzer" vor. 1426 wurden sie beim Versuch, das zu Meißen gehörige, belagerte Aussig zu befreien, schwer geschlagen. Bei diesen Kämpfen verlor auch der Meißner Burggraf Heinrich II. von Hartenstein sein Leben.

Auch untereinander führten die Hussiten Krieg. Die Stadt Prag mit ihrer Universität war neben Tabor eine ihrer Hochburgen, wobei in Prag eher die gemäßigten und in Tabor die radikalen Hussiten ansässig waren.

Markgraf Friedrich der Streitbare erhielt für seine dem Kaiser im Hussitenkrieg geleisteten Dienste 1423 nach dem Erlöschen der askanisch-wittenbergischen Linie die Belehnung mit der Kurfürstenwürde und dem Herzogtum Sachsen. Der Aufstieg Sachsens im heutigen Sinne zum Kurfürstentum ist somit eine Folge der hussitischen Bewegung. Friedrich der Sanftmütige musste das Land von 1429 bis 1432 mehrfach gegen die Hussiten verteidigen, die 1429 Dresden belagerten und bis Magdeburg zogen. Bischofswerda wurde abgebrannt, die Burg Stolpen und Bautzen belagerten die Hussiten dagegen vergeblich.

Im Februar und Juni 1429 wurden wegen der Hussitengefahr einige Häuser in der Vorstadt vor dem Frauentor (auch Frauenvorstadt oder Siedlung an der Frauenkirche) abgebrochen, da sie die Verteidigung behinderten. Die Stadttore wurden mit eisernen Blechen versehen, die Stadtmauer mit Bohlenbeschlägen verstärkt.[1] Die Hussiten zerstörten 1429 die vor dem Frauentor liegende Maternikapelle, die erst nach Abklingen der Gefahr im Jahr 1432 wieder aufgebaut wurde.[2] Religiöse Gebäude waren ein besonderes Angriffsziel der Hussiten, weil dort nach deren Ansicht ein falscher Kult praktiziert wurde. Gleichzeitig zerstörten sie auch mehrere Dorfkirchen bei Dresden. Im nächsten Jahr (1430) besetzten die Hussiten Altendresden am anderen Elbufer der befestigten Stadt Dresden. Daraufhin ließ der sächsische Kurfürst Friedrich der Sanftmütige den Turm auf der Elbbrücke mit Geschützen besetzen, um die in Altdresden lagernden Taboriten (der radikale und besonders militante Flügel der Hussiten) zu beschießen. Der Büchsenmeister Hans Gunstadt warf Feuer in die Badestube von Altendresden und vertrieb damit die dortigen Hussiten.[3]

Sidonie von Böhmen (Zdenka), die Tochter des Hussitenkönigs Georg von Podiebrad, wurde 1459 mit Herzog Albrecht verlobt, um den Vertrag von Eger zu besiegeln, der die Grenzstreitigkeiten zwischen Sachsen und Böhmen beenden sollte. Unter Heinrich dem Frommen setzte sich im 16. Jahrhundert die Reformation auch in Sachsen durch. Als Folge der Gegenreformation in Böhmen kamen im 17. Jahrhundert die Exulanten nach Sachsen.

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Anmerkungen

  1. FÜHRLICH, Dr. Hans: Hussitenkrieger in Alten-Dresden
  2. Cornelius Gurlitt: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, Stadt Dresden (Bd. 21 bis Bd. 23), Dresden 1900 bis 1903, S. 176f.
  3. Martin Bernhard Lindau: Geschichte der königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden. 2. verbesserte Auflage, Dresden 1885 (SLUB Digitalisat), Bd. 1, S. 64

[Bearbeiten] Weblinks

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