Harald Kurz

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Prof. Dr.-Ing. habil. Harald Kurz (* 13. Januar 1912 in Teplitz-Schönau/ Böhmen; † 9. Oktober 2002) war ein deutscher Verkehrswissenschaftler, ehemaliger Professor und Prorektor an der Hochschule für Verkehrswesen „Friedrich List“ (HfV) sowie langjähriger Leiter der technischen Kommission des Verbandes der Modelleisenbahner und Eisenbahnfreunde Europas (MOROP) mit Sitz in Bern/ Schweiz. Aufgrund seiner langjährigen Tätigkeit und Forschung mit Modelleisenbahnen galt er in Fachkreisen als der „Modellbahn-Professor“.[1]

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Geboren im böhmischen Teplitz-Schönau wollte Harald Kurz in seiner Kindheit Maschinenbauer werden und hegte den Wunsch als Schiffingenieur die Weltmeere zu befahren. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges siedelte seine Familie nach Dresden um, wo er die Oberschule besuchte und anschließend an der Technischen Hochschule in Dresden ein Studium als Bauingenieur begann. 1937 schloss er das Studium in Dresden mit seiner Diplomarbeit ab.

Nach dem Studium arbeitete Harald Kurz ab 1939 als Abteilungsleiter für Tiefbau in Peenemünde auf der Insel Usedom. Nach einem kurzen Fronteinsatz in der Deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg und einer sich dort zugezogenen Verwundung kam er 1943 zurück nach Peenemünde, wo im gleichen Jahr, bei einem Fliegerangriff anglo-amerikanischer Luftverbände auf die dortige Raketenproduktions- und –abschussbasis auch sein Hab und Gut verloren ging. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging Harald Kurz zurück nach Dresden und begann ab 1945 eine Tätigkeit als Aspirant an der dortigen Technischen Hochschule.

Bei einem Vortrag über das Modellbahnwesen, sein Hobby bereits seit der Kindheit, wurde Professor Gerhart Potthoff auf Harald Kurz aufmerksam und holte in als Dozent an seinen Lehrstuhl, als 1952 die Hochschule für Verkehrswesen gegründet wurde. Seine Promotion am 25. März 1953 an der Fakultät für Verkehrstechnik mit der Verteidigung seiner Dissertation zum Doktor-Ingenieur war die das erste Promotionsverfahren an der neugegründeten HfV überhaupt. Danach wurde er gemeinsam mit Professor Horst Krampe zum Professor am Lehrstuhl für Industriebahnen und innerbetrieblichen Transport berufen.[2] Eine seiner Haupttätigkeiten an der von Professor Potthoff geleiteten Fakultät für Verkehrstechnik war die 1954 erfolgte Eröffnung des Labors für Eisenbahnbetrieb, dem sogenannten Eisenbahnbetriebsfeld, ein in der Modellbahn-Spurgröße H0 von ihm entwickeltes Lehrobjekt für verschiedene Berufe im Eisenbahndienst für an der HfV angehende Ingenieure und Betriebswirtschaftler.

Von 1954 bis 1955 war Harald Kurz ehrenamtlich auch 1. Vorsitzender der Hochschulgewerkschaftsorganisation des FDGB. 1957 habilierte er mit seiner Arbeit „Modellbahnen für wissenschaftliche und Forschungszwecke“. 1963 wurde unter der Führung von Professor Kurz das Eisenbahnbetriebsfeld der HfV in der obersten Etage des Seminargebäudes am Friedrich-List-Platz im wesentlich größeren Umfang neu geschaffen. Dabei wurden alle verschiedenen Stellwerkstechniken der Deutschen Reichsbahn auch für den praktischen Lehrbetrieb an den dort befindlichen, verschiedenen Modellbahnhöfen eingebaut sowie später auch ein großer Rangierbahnhof mit Abrolleinrichtungen im Maßstab H0 entwickelt. Von 1964 bis 1968 wurde er zum Prorektor für Forschungsangelegenheiten an der Hochschule für Verkehrswesen berufen. 1977 wurde Professor Kurz emeritiert, beschäftigte sich jedoch bis an sein Lebensende weiter mit Modellbahnen. Für seine Forschungs- und Lehrtätigkeit wurde er in der DDR mit dem Orden „Banner der Arbeit“, Stufe I ausgezeichnet.

Harald Kurz verstarb am 9. Oktober 2002 an den Folgen eines tragischen Unfalls.[3]

[Bearbeiten] Der „Modellbahn-Professor“

Bereits im frühen Kindesalter weckte ein Geschenk, eine „Liliput“-Bahn von der Firma Märklin mit einer Spurweite von 26,5 mm sein großes Interesse, was später zu einem Hobby und einer Leidenschaft wurde, die ihn nicht mehr los laß. Frühzeitig beschäftigte er sich mit Gartenbahnmodellen, größer noch als die Baugröße 1 und in den 1930er Jahren mit der damals marktbeherrschenden Nenngröße 0. 1937 kam er erstmals in Kontakt mit der seinerzeit neu entwickelten Nenngröße 00 (der späteren Spurweite für H0). Im gleichen Jahr knüpfte Harald Kurz erste Kontakte mit Dresdner Modellbahnfreunden und deren Leiter Hans-Otto Voigt († 1996), die sich regelmäßig im Dresdner Ausflugslokal „Luisenhof“ trafen. Seine Modellbahnsammlung fiel 1943 in Peenemünde einem Fliegerangriff zum Opfer. Als nach dem Zweiten Weltkrieg von der sowjetischen Besatzungsmacht keine privaten Vereine zugelassen wurden, gründete Kurz zusammen mit Voigt sowie zwei weiteren Modellbahnern innerhalb der „Kammer der Technik“ einen Arbeitsausschuss Modellbahn.[4]

Nach der Berufung zum Professor an der Hochschule für Verkehrswesen konnte Harald Kurz sein Hobby im von ihm aufgebauten Eisenbahnbahnbetriebsfeld, deren Mittelpunkt eine große H0-Anlage war, zum Beruf machen. Die dort fahrenden Züge durchfuhren eine Strecke von einem Meter, die im stark verkürzten Längenmaßstab einen Kilometer im Vorbild darstellen sollten, in exakter Vorbildgeschwindigkeit. Dazu mussten alle Motoren der Modellbahnlokomotiven entsprechend umgebaut werden. Er entwickelte auch ein neues Gleissystem für die Modellbahn, das sich besser am Vorbild orientieren sollte. Sein 1:3,73-Gleissystem wurde später als Grundlage für das auch weit über die DDR hinaus bekannte Pilz-Gleissystem von der Firma Fritz Pilz in Sebnitz und später auch von anderen Herstellern übernommen. Weiterhin entwickelte und beschrieb Harald Kurz ein neues Kupplungssystem für Modellbahnen, die sogenannte „Complex-Kupplung“, ein speziell für Rangierzwecke entwickeltes System, das die vielen unterschiedlichen Kupplungssysteme der Modellbahnhersteller vereinheitlichen sollte. Letztlich gelang die Vereinheitlichung ab der 1980er Jahre durch die Einführung der europäischen Norm für den Kupplungs-Aufnahmeschacht mit Kurz-Kupplungskinematik. Professor Kurz fand auch heraus, dass man linienförmige Bauwerke, wie zum Beispiel Weichen, aber auch Rampen mit Steigungen und Gefällen, die sich am Vorbild orientierten, im Modell verkürzen müsse, um den Eindruck des Originals glaubwürdig darzustellen.[5]

1955 wurde Harald Kurz ständiger Mitarbeiter im technischen Ausschuss des Verbandes der Modelleisenbahner und Eisenbahnfreunde Europas (MOROP). Von 1970 bis 1986 war er der Leiter der technischen Kommission des MOROP und hatte wesentlichen Anteil an der Einführung der Normen Europäischer Modellbahn (NEM). Danach blieb er bis zu seinem Tod Ehrenmitglied des MOROP.[6] Seit 1977 baute er an seiner Gartenbahn der Nenngrößen 1 und 2 auf seinem Grundstück im Lößnitzgrund in Radebeul. Er war Mitglied des Deutschen Modelleisenbahn-Verbandes der DDR (DMV), wo er viele Jahre als Vizepräsident fungierte, Ehrenmitglied der Sächsischen Modellbahner Vereinigung (SMV) sowie seit 1975 Mitglied im Modellbahnclub Radebeul-Kötzschenbroda.[7]

[Bearbeiten] Werke (Auswahl)

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Harald Kurz – der Modellbahn-Professor auf www.miba.de
  2. TU Dresden, Die Eisenbahnbetriebsstudenten 1955 – 1959 und ihr Hochschullehrer Professor Potthoff
  3. MOROP Inform, Ausgabe 1/2003, Nachruf Prof. erem. Dr. Harald Kurz, Seite 3
  4. MEC „Max Maria von Weber“ Dresden auf gruppenkatalog.bahn-und-modell.de
  5. Die Gleismacher, TTfiligran® in der Presse auf www.ttfiligran.de
  6. The Central Commitee auf www.morop.eu
  7. MEC Radebeul-Kötzschenbroda e.V., Chronologie 1974 bis 1984
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