Gustav Leberecht Flügel

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Gustav Leberecht Flügel (* 18. Februar 1802 in Budissin, Markgraftum Oberlausitz; † 5. Juli 1870 in Dresden) war ein sächsischer Lehrer, Doktor der Philosophie und Lizentiat der Theologie, Professor an der Landes- und Fürstenschule St. Afra in Meißen und seinerzeit weltweit geachteter deutscher Orientalist.

[Bearbeiten] Familie

Gustav Leberecht Flügel entstammte der sächsischen Familie Flügel. Sein Großvater Johann Georg Flügel war kurfürstlicher Diener auf Schloss Hartenfels in Torgau. Flügel war der Sohn des Bautzner Schneiders Johann Traugott Flügel († 1817) und dessen Ehefrau Maria Elsiabeth geb. Wünsche (17691816), Tochter des Bautzner Leinen- und Barchent-Webermeisters Johann Georg Wünsche.

Flügel heiratete am 8. Juli 1832 in Dresden Wilhelmine Constanze geb. Breuer (* 1804; † 21. Oktober 1890 in Dresden),[1] Tochter des Johannes Breuer.[2] Der Sohn des Paares:

Flügels Ehefrau Wilhelmine wohnte nach seinem Tod anfangs weiter in der Liliengasse 4,[3] zuletzt in der Liliengasse 17 bei ihrem Sohn.[4]

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Flügel besuchte das Gymnasium in seiner Geburtsstadt Bautzen, zu dieser Zeit noch unter dem damaligen Rektor Karl Gottfried Siebelis, wo er seine höhere Schulbildung erhielt. 1821 immatrikulierte sich Flügel an der Universität Leipzig, wo er ein Studium der Philosophie und Theologie aufnahm und zum Dr. phil. promovierte.

Flügel interessierte sich früh für die Literaturgeschichte des muslimischen Orients. Schon während seiner ersten Aufenthalte in Wien und Paris in den Jahren 1827 bis 1829 hatte Flügel die Bedeutung des Fihrist als eine der wichtigsten Quellen zur älteren arabischen Literatur erkannt. Seine eigene Ausgabe des Fihrist erschien erst postum, nach seinem Tod 1871. Die Abschrift von Fragmenten in den Bibliotheken von Wien und Paris hatte er schon zu diesen Reisen begonnen. 1829 besuchte er die Bibliotheken in München, Berlin und Wolfenbüttel, im Herbst dann die Bibliothek in Paris, das zu dieser Zeit ein Mekka der pilgernden Arabisten war.

1832 folgte Flügel dem Ruf als Lehrer im Rang eines Professors an die Landes- und Fürstenschule nach Meißen zu gehen. 1843 erhielt Flügel seine theologische Lizentiatur durch die theologische Fakultät der Universität Jena verliehen.[5] 1844, als er unter der Leitung des Rektors und ersten Professors der Schule, Detlev Carl Wilhelm Baumgarten-Crusius fünfter Professor war, ein Buch zur Geschichte dieser Lehreinrichtung heraus. Anlass war das 300-jährigen Bestehen der Schule und die dafür vom 2. bis 4. Juli 1843 begangenen Feierlichkeiten, an der viele ehemalige Afraner teilnahmen. Flügel gehörte zum Organisations- und Vorbereitungskommitee. Seine Ehefrau hatte die Leitung der Erstellung einer großen Jubiläumsfahne inne, an der die Ehefrauen der Lehrer des Schulkollegiums mitwirkten. In seinem Buch listete Flügel alle Teilnehmer des Festmahls am 4. Juli 1843 auf.

Seine Forschungen zu orientalischen Sprachen und Ländern, vor allem der Arabistik setzte Flügel auch während seiner Zeit als Lehrer in Meißen fort. Bereits am 4. Februar 1848 wurde Flügel zum Mitglied der historisch-philologischen Klasse der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu Wien gewählt.[6] Aufgrund seines Gesundheitszustands musste Flügel seine aktive Lehrtätigkeit an der Landesschule St. Afra aufgeben und wurde als Professor vorläufig in den Ruhestand versetzt. Am 21. Mai 1851 wurde Flügel von der American Oriental Society in Bosten/ USA in deren Sitzung zum korrespondierenden Mitglied ernannt. Nachdem Flügel bereits im Frühjahr 1851 in Österreich weilte, kehrte er am 16. August 1851 ein zweites Mal in jenem Jahr auf Wunsch des kaiserlichen Oberhofmeisteramtes dorthin zurück, um die orientalischen Handschriften, d.h. arabische, türkische und persische Manuskripte der dortigen Hofbibliothek zu katalogisieren.[7]

1855 kam Flügel nach Dresden, wo er erstmals 1856 im Adressbuch als quiesc. Professor an der Landesschule zu Meißen verzeichnet ist. Anfangs wohnte er in Dresden in der [[Lüttichaustraße}} 14.[8] 1858 kaufte Flügel von Friederike Pauline Starke, der Witwe des verstorbenen Dresdner Kaufmanns Starke,[9] das Haus in der Liliengasse 4.[10] Flügel zog mit seiner Ehefrau und seinm Sohn Joseph, der zu dieser Zeit als Rachtskandidat in Dresden wirkte, in die Wohnung im ersten Obergeschoss.[11] Dort wohnte Flügel bis zu seinem Tod.[12]

Flügel war seit 1859 ordentliches Mitglied der philologisch-historischen Klasse der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig,[13] weiterhin korrespondierendes Mitglied der kaiserlichen Akademien der Wissenschaften zu St. Petersburg (seit 1857), der königlich-bayerischen Akademie der Wissenschaften (seit 1864), der königlichen Akademie zu Turin, der Deutschen morgenländischen Gesellschaft zu Halle und Leipzig, des Altertums-Vereins des Königreiches Sachsen zu Dresden, Ehrenmitglied der kaiserlichen öffentlichen Bibliothek St. Petersburg, der asiatischen Gesellschaft von Großbritannien und Irland, der Oberlausitzischen Prediger-Gesellschaft, der asiatischen Gesellschaft zu Paris und Orientalischen Gesellschaft in Boston.[14] Flügel übersetzte das umfangreiche bibliographische Lexikon des Hadschi Chalfa (7 Bände, 1835-1858). Seine Ausgabe des Korans (Corani textus arabicus, 1834) blieb ein Jahrhundert für die europäische Forschung maßgebend und fand, ebenso wie seine Korankonkordanz (1842), weiteste Verbreitung.

Vom 24. bis 27. September 1862 nahm Flügel als Präsident der orientalischen Sektion der königlichen Wissenschaften Sachsens an der 21. Versammlung Deutscher Philologen und Schulmänner in Augsburg teil.[15] Flügel starb nach langem, schweren Leiden in Dresden. Er wurde am 8. Juli 1870 beerdigt.[16]

[Bearbeiten] Veröffentlichungen (Auswahl)

[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Sterberegister Dresden 1890, Datensatz auf Ancestry
  2. Datensatz Hochzeit auf Ancestry
  3. Adressbuch Dresden 1871, S. 86, SLUB
  4. Adressbuch Dresden 1890, S. 159, SLUB
  5. Gustav Flügel: Mani, seine Lehre und seine Schriften, aus dem Fihrist..., Dresden 1862, Digitalisat auf Google Books, Widmung
  6. Allgemeine Zeitung München für das Jahr 1848, 1 - 3, 1. Quartal, Stuttgart & Augsburg 1849, Digitalisat auf Google Books, S. 600
  7. Leipziger Zeitung 1851, Digitalisat auf Google Books, S.
  8. Adressbuch Dresden 1856, S. 332, SLUB
  9. Adressbuch Dresden 1858, Häuserbuch, S. 318, SLUB
  10. Adressbuch Dresden 1859, Häuserbuch, S. 318, SLUB
  11. Adressbuch Dresden 1859, S. 55, SLUB
  12. Adressbuch Dresden 1870, S. 84, SLUB
  13. Staats-Handbuch für das Königreich Sachsen 1860, Digitalisat auf Google Books, S. 371f.
  14. Geschichte der Araber bis auf den Sturz des Chalifats von Bagdad, 1. Band, Leipzig 1864, Digitalisat auf Google Books, S. iii
  15. Verhandlungen der 21. Versammlung Deutscher Philologen und Schulmänner in Augsburg, Verlag B.G. Teubner, Leipzig 1863, Digitalisat auf Google Books
  16. Datensatz auf Ancestry
  17. F. A. Brockhaus (Leipzig): Vollständiges Verzeichniss der von der Firma F. A. Brockhaus ... verlegten Werke, Band 1, Leipzig 1872-1875, Digitalisat auf Google Books, S. 675

[Bearbeiten] Weblinks

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