Friedrich Lebegott Pitschel

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Friedrich Lebegott Pitschel (* 3. Juni 1714 in Tautenburg; † 10. September 1785 in Dresden) war ein deutscher Mediziner, Anatom, Militärarzt, Medizinlehrer und Dichter.[1]

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Familie

Pitschel war der Sohn des Pfarrers Johann Friedrich Pitschel (16841737) und dessen Ehefrau Christine Pitschel geb. Zeitheim (16761751) aus dem osterländischen Tautenburg. Bereits seine Brüder lernten am Gymnasium in Schulpforta:

Pitschel heiratete am 16. Mai 1747 in Mühlberg Rahel Friederica geb. Weiner (Weinert) (17191774).[5] Das Ehepaar hatte zwei Töchter:

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Pitschel erhielt seine höhere Schulbildung an der Landes- und Fürstenschule im damals sächsischen Schulpforta bei Naumburg, in die er zusammen mit seinem jüngeren Bruder am 29. Juli 1729 als Schüler eintrat. Er verließ die Schule nach bestandener Matura am 5. April 1734.

Danach studierte Pitschel ab 1734 in Leipzig Medizin. Im Februar 1738 trat er als Kodisputant von Georg August Langguth bei dessen Disputation über das antike Wissen über Heilkräuter in Erscheinung. 1740 wurde er dann unter dem Vorsitz von Johann Friedrich Bauer mit einer Arbeit über Gelenkflüssigkeiten zum Doktor der Medizin in Leipzig promoviert. Anlässlich dieses Ereignisses ist eine Ode seiner beiden Brüder Johann Andreas Pitschel und Theodor Leberecht Pitschel erhalten.[6].

1741 publizierte er einen Brief über das Phänomen des Hydrocephalus. 1742 war er Feld- und Garnisonarzt und nahm in der Folge an den Schlesischen Kriegen teil, die ihm die Rückständigkeit der damaligen Wundversorgung vor Augen führten. In den Folgejahren war er an der Diskussion über die Einrichtung eines Collegium medico-chirurgicum in Dresden beteiligt. 1784 schrieb er sich rückblickend diese Leistung in einer autobiografischen Einleitung zu seinen chirurgischen und anatomischen Anmerkungen allein zu, was die Forschung hinreichend zurückgewiesen hat.

1746 hatte Johann Christoph Gottsched, mit dem Pitschel korrespondierte, im 3. Band der Deutschen Schaubühne das Trauerspiel Darius aus der Feder Pitschels veröffentlicht. Dieses Werk wurde 1752 im 4. Band der Wiener Schaubühne erneut abgedruckt. Die germanistische Forschung sagt hierzu:
"Pitschels Darius folgt also ergänzend, wenngleich untergeordnet, dem Vorbild-Modell (Moralisierung der Fabel und explizite Illustrierung bzw. plakative Formulierung von positiven Verhaltensregeln). Im Vordergrund steht dennoch das Fehler-Modell, das dem Zuschauer via Mitleid und Schrecken ein Exempel nahebringt, aus dem er ex negativo durch bessere Einsicht die richtigen Handlungsanweisungen ableiten muß."[7]

1748 wurde Pitschel zum ersten Lehrer für Anatomie und Physiologie am Collegium medico-chirurgicum berufen und nahm teils öffentliche Sektionen vor. 1754 legte er die Grundsätze seiner Lehre dar. [8] Pitschel war neben seiner Tätigkeit als Mediziner Mitglied der Nachmittägigen Rednergesellschaft in Leipzig, seit 1752 auch Mitglied der Teutschen Gesellschaft in Jena und seit 1753 Mitglied der Gesellschaft der freyen Künste in Leipzig.

Seit den Schlesischen Kriegen war Pitschel auch als Militärarzt tätig, wo er erst zum Oberarzt, später zum Stabsarzt befördert wurde. 1781 ernannte ihn der sächsische Kurfürst Friedrich August der Gerechte zum Generalstabsarzt der kursächsischen Armee. Als solcher war er zu dieser Zeit der Chef des gesamten Militärmedizinalwesens des Kurfürstentums Sachsen und damit des sächsischen Sanitätskorps.

[Bearbeiten] Werke (Auswahl)

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Johann Christoph Gottsched, Briefwechsel, unter Einschluß des Briefwechsels von Luise Adelgunde Victorie Gottsched, Band 17: April 1751-Oktober 1751, herausgegeben und bearbeitet von Caroline Köhler, Franziska Menzel, Rüdiger Otto und Michael Schlott, Berlin; Boston: de Gruyter 2023, Digitalisat auf www.degruyter.com, S. 551.
  2. Carl Friedrich Heinrich Bittcher: Pförtner Album: Verzeichniss sämmtlicher Lehrer und Schüler der Königl. Preuß. Landesschule Pforta vom Jahre 1543 bis 1843, Leipzig 1843, Digitalisat der SLUB, S. 272.
  3. Johann Ludwig Lienhart an Gottsched, Bern 3. November 1747 in: Band 12 Oktober 1746 – Dezember 1747, Johann ChristophHG Gottsched, Veröffentlicht von De Gruyter 2018, Open Access auf www.degruyter.com.
  4. Werner Wilhelm Schnabel, Stammbuch-Schelte. Theodor Lebrecht Pitschel und seine "Gedanken über die Stammbücher", in: Klára Berzeviczy/ Péter Lőkös, unter Mitarbeit von Zsófia Hornyák (Hg.), "Ars longa, vita academica brevis". Studien zur Stammbuchpraxis des 16–18. Jahrhunderts, Typoskript-Preprint 2009, Digitalisat.
  5. Christoph Daniel Leßel: Die Übereinstimmung der Gemüther, als den wahren Grund glücklicher Verehlichung, Suchte, bey dem, Gott gebe! glücklichem Pitschel- und Weinerischen Hochzeit-Festin, Welches den 16den May 1747. in der Altstädter Kirche, zu Mühlberg, durch Priesterliche Copulation, höchsterfreulich vollzogen wurde, Jn einer Cantata einigermaßen vorstellig zu machen, Und Beyderseits Verlobten zu gratuliren, Ein Beyder Vornehmen Häuser ergebner Diener, Dresden: Stößel 1747, Digitalisat.
  6. Ode, welche bey ihres geliebten Bruders Friedrich Lebegott Pitschels, von Tautenburg, Der Arzneygelahrheit Baccalaurei, Erlangung der medicinischen Doctorwürde, am 29 des Heumonats 1740, M. Johann Andreas Pitschel, Pfarrer in Tautenburg, und M. Theodor Lebrecht Pitschel, der Gottesgelarheit Beflissener, gesungen, Leipzig: Breitkopf 1740, Digitalisat.
  7. Heide Hollmer: Anmut und Nutzen. Die Originaltrauerspiele in Gottscheds »Deutscher Schaubühne«, Berlin, Boston: Max Niemeyer Verlag, 1994, Digitalisat auf www.degruyter.com, S. 142.
  8. Christian Schuster: Dr. Friedrich Lebegott Pitschel berichtet 1754 über die Grundsätze seiner Lehrmethoden, in: Kästner, Alexander (Hg.): Vom Nutzen des Todes. Innenansichten der Dresdner Anatomie, 1736-1817, bearbeitet von Stefan Beckert, Lennart Kranz, Christoph Laubusch, Christian Schuster, 2017, [Digitalisat, S. 6-8.

[Bearbeiten] Weblinks

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