Else Auguste Seifert

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Stolperstein für Else Auguste Seifert

Else Auguste Seifert (6. September 1902 in Hamburg - 28. August 1940 Pirna-Sonnenstein) war eine Kunst- und Werklehrerin, die wegen einer psychischen Erkrankung im Zuge des nationalsozialistischen "Euthanasie"-Programms ermordet wurde.

Else Auguste Seifert war die Tochter des Kaufmannes Heinrich Erdmann Richard Seifert (gestorben im Januar 1939) und seiner Frau Auguste Wilhelmine Seifert (gestorben um 1950). Else hatte einen jüngeren Bruder, Kurt Richard Seifert, geboren im Februar 1904. Die Familie zog während Elses Kindheit nach Hannover, wo das Mädchen das Lyzeum besuchte. Im Anschluss, während ihres 17./18. Lebensjahres, war Else ein Jahr in "Haushaltspension", wahrscheinlich ebenfalls in Hannover. Danach absolvierte sie eine Ausbildung zur Kunst- und Werklehrerin, davon zwei Jahre in Berlin und ein Jahr an der Werklehrschule in Hildesheim.

Elses Eltern zogen Ende der 1920er Jahren nach Dresden. Die Tochter besuchte sie oft. Ihre Eltern betrieben einen Handel mit Baumwolle und Baumwollabfällen. Zunächst befanden sich Geschäft und Wohnung in der Chemnitzer Straße 55, I. Stock (heute etwa Ecke Budapester/Nürnberger Straße)[1], ab etwa 1931 in der Abekenstraße 28 (heute Georg-Schumann-Straße), 3. OG.[2] Nach dem Tod ihres Ehemannes zog Elses Mutter 1939 nach Cossebaude/Dresden. Die Wohnung in der Dresdner Abekenstraße übernahm Kurt Seifert, Elses Bruder, dessen junge Familie bis zu den großen Bombenangriffen im Februar 1945 dort wohnen blieb.[3]

Else Seifert arbeitete nach dem Ende ihrer Ausbildung als Vertretungslehrerin an verschiedenen Schulen in Norddeutschland, so in Hannover, Peine (1925/26) und Osnabrück. Ab April 1927 konnte die junge Frau eine feste Stelle als Zeichenlehrerin in Stettin (heute Polen) antreten.

Ende 1928 wurde sie mit einer scheinbar psychischen Erkrankung auffällig und musste nach einem Besuch bei ihren Eltern in Dresden in die dortige Nervenheilanstalt eingeliefert werden. Dort wurde die Diagnose Schizophrenie gestellt. Laut Patientenakte habe Else Auguste Seifert nach der Rückkehr aus der Haushaltspension ein verändertes Wesen gezeigt, ihre Berufsausbildung und die Tätigkeit in den Schulen habe sie jedoch ohne Schwierigkeiten absolviert.

Nach einem einjährigen Aufenthalt im Sanatorium Kahlbaum in Görlitz (Februar 1929 bis Februar 1930) wurde Else Auguste Seifert in die Heil- und Pflegeanstalt Arnsdorf verlegt, wo sie später aufgrund des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses zwangssterilisiert wurde und den Rest ihres Lebens verbrachte. Die Eintragungen in der Patientenakte lassen vermuten, dass ihr Aufenthalt von Verlegungen, Fixierungen sowie teilweise isolierter Unterbringung geprägt war. Am 28. August 1940 wurde Else Auguste Seifert im Rahmen der Aktion T4 nach Pirna-Sonnenstein transportiert und dort am selben Tag vergast.

Seit 26. Oktober 2012 erinnert ein Stolperstein vor dem früheren Standort ihres Eltern-Wohnhauses (Budapester Straße 69) an sie. Paten des Steines sind die Nachfahren von Else Auguste Seifert.

[Bearbeiten] Quelle

  1. Adreßbuch für Dresden und Vororte, Buchdruckerei der Dr. Güntzschen Stiftung 1929, S. 766. Adreßbuch 1930, 1. Teil, S. 780.
  2. Adreßbuch 1931, 1. Teil, S. 760. Adreßbuch 1932, 1. Teil, S. 752.
  3. Informationen der Nachfahren. Das Adressbuch verzeichnet dagegen noch Auguste Wilhelmine Seifert im Erdgeschoss - möglicherweise war es so leichter, dass Kurt Seifert die Wohnung nutzen konnte, oder Kurt Seifert nahm unter dieser Adresse Post für seine Mutter und Schwester entgegen. "Auguste W. vw., o.B." in: Adressbuch 1941, 2. Teil, S. 815.
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