Anna Margarethe Flössel

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Margarethe Fklössel um 1890
Margarethe Flössel als Hofschauspielerin an der Semperoper in Dresden

Anna Margarethe Flössel, teilweise auch Margaretha Flössel, ab 1889 Anna Seitle von Seltei (* 28. Januar 1863 in Dresden; † 1936 in Salzburg/Österreich) war eine sächsische Schauspielerin. Sie war von 1881 bis 1889 königliche Hofschauspielerin am Hoftheater in Dresden.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Familie

Anna Margarethe Flössel entstammte der sächsischen Familie Flössel/Floeßel. Sie war die Tochter des Bausteinhändlers[1] und späteren Steinbruchbesitzers Traugott Leberecht Flössel, auch Flößel (* 7. Mai 1833; † 28. November 1890 in Dresden)[2] und dessen Ehefrau Anna Marie Flössel geb. Hornauer (* 1837; † 4. Dezember 1886 in Dresden). Flössels Brüder waren:

Margarethe Flössel heiratete am 15. Oktober 1889 in Dresden den kaiserlich-österreichischen Offizier Carl Seitle von Seltei, später auch Karl Seitle von Seltei (* 7. Mai 1861; † 1916 in Graz) aus der 1866 in den österreichischen Adelsstand erhobenen Familie.[7] Bei der Hochzeit verwendete Flössel nicht ihren eigentlichen Rufnamen, sondern den zweiten Vornamen Anna.[8] Flössels Ehemann begann seine militärische Laufbahn als Frequentant in der k.u.k. Kadettenschule,[9] erhielt im Mai 1884 sein Offizierspatent als Leutnant im 42. böhmischen Infanterieregiment,[10] diente als Bataillonskommandeur im Rang eines Majors und hatte zuletzt, im Ersten Weltkrieg den Rang eines Oberstleutnants, 1915 als Präsident des Zweigvereins vom Roten Kreuz in Bruneck[11] und zuletzt als Eisenbahnetappenkommandant. Das Ehepaar Seitle von Seltei hatte eine Tochter:

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Margarethe Flössel äußerte erstmals nach ihrer Konfirmation den Wunsch als Schauspielerin tätig zu werden, was in ihrer Familie Verwunderung hervor rief, da niemand bisher einen Künstlerberuf ergriffen hatte. Ihr Vater unterstützte sie bei ihrem Streben in die Selbstständigkeit, später fand sich auch ihre Mutter mit ihrem Wunsch ab.

Flössel nahm ihren ersten Schauspielunterricht bei dem ehemaligen Hofschauspieler Eduard Winger (18121886), der sie zwei Jahre unterrichtete. Bei einem Familienausflug zu einem Badeort bei Dresden, als Flössel den Onkel einer ihrer Freundinnen, den Bremer Theaterdirektor Emil Pohl traf, ließ dieser sie sofort vorsprechen, als er erfuhr, dass sie Schauspielunterricht nahm. Daraufhin engagierte Pohl sie sofort für das Bremer Stadttheater. Dort trat sie erstmals im September 1880, im Alter von 17 Jahren in einer kleinen Rolle auf. Sie wohnte in Bremen im Haus des Schauspielers, Schriftstellers, Regisseurs und späteren Theaterleiters Max Grube, der sie viel unterstützte.

In den Sommerferien 1881, die vier Monate dauerten, erhielt Flössel aufgrund der Beziehungen ihres Schauspielkollegen Karl Löber eine Anstellung am Kurtheater in Bad Ems, wo sie vor dem deutschen Kaiser Wilhelm I. spielte. Im September 1881 ging Flössel zurück nach Bremen, erhielt aber bereits im November desgleichen Jahres einen dreijährigen Vertrag für das Dresdner Hoftheater von dem damaligen Oberregisseur Albrecht Marcks, der Flössel noch als Schülerin kannte, als sie im Wohltätigkeitsverein „Viola“ erste schauspielerische Versuche in der Rolle als Clärchen in „Adeleide“ unternahm. Pohl dagegen wollte sie am Theater in Bremen halten, zumal er Flössel wie eine eigene Tochter aufgenommen hatte. Dort lernte sie auch andere Künstler wie den Maler und Dichter Arthur Fitger sowie den Dichter und Schriftsteller Heinrich Bulthaupt kennen.

Am 1. Mai 1882 trat Flössel in ihrer ersten Rolle an der Dresdner Semperoper als Elsa in Krieg und Frieden auf. Flössel ist erstmals 1883 als königliche Hofschauspielerin im Dresdner Adressbuch, zu dieser Zeit in der elterlichen Wohnung in der Dürerstraße 10 verzeichnet.[14] Im gleichen Jahr zog sie mit ihrer Familie in die Blumenstraße 2,[15] 1885 in die Blochmannstraße 18.[16] Im gleichen Jahr erhielt sie nach ihrem ersten Dreijahresvertrag an der Dresdner Hofoper einen Folgevertrag über zwei weiter Jahre bis 1887. Ab jenem Jahr wohnte Flössel in der Blochmannstraße in der Hausnummer 20 [17] und erhielt einen weiteren Fünfjahresvertrag mit wiederum besseren Bedingungen und einer Pensionsberechtigung. Flössel ist letztmals 1889 als Hofschauspielerin an der Semperoper aufgeführt.[18]

Am 31. August 1889,[19] nach der Verlobung von Flössel mit dem österreichischen Offizier Carl Seitle von Seltei, trat Flössel aus dem Schauspielensemble an der Semperoper aus. Da eine Hochzeit zwischen einem adeligen, kaiserlich-österreichischen Offizier und einer Schauspielerin damals als nicht standesgemäß galt, benutzte Flössel zur Hochzeit 1889 ihren zweiten Rufnamen und ist im Hochzeitsdokument als Anna Flössel zu finden. Nach der Hochzeit begleitete sie ihren Ehemann in verschiedene Standorte der kaiserlich-österreichischen Armee. Ihr Ehemann diente anfangs als Leutnant im 42. böhmischen Infanterie-Regiment in der Garnison in Theresienstadt,[20] später als Bataillonskommandeur im Rang eines Majors in Tschortkoff(Czortków) in Galizien (heute Ukraine),[21] in Bruneck in Südtirol (heute Italien) und zuletzt in Innsbruck.

Nach dem Tod ihres Ehemannes lebte Anna Seitle von Seltei bei ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn in Salzburg. Durch die Inflation nach dem Krieg, die spätere Weltwirtschaftskrise und die Arbeitslosigkeit des Schwiegersohnes verarmte die Familie, so dass sie nicht einmal die Urne von ihr bezahlen konnte. Anna Seitle von Seltei starb im Alter von 73 Jahren nach einem Oberschenkelhalsbruch.

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Adressbuch Dresden 1863, S. 80, SLUB
  2. Datensatz auf Ancestry
  3. Adressbuch Dresden 1883, S. 113, SLUB
  4. Adressbuch Dresden 1895, S. 209, SLUB
  5. Adressbuch Dresden 1914, S. 298, SLUB
  6. Datensätze auf Ancestry
  7. Adelslexikon
  8. Datensatz auf Ancestry
  9. Todesanzeige zum Stiefvater Franz Rapell in: Grazer Morgenpost, Beilage zur Grazer Zeitung, Ausgabe vom Freitag, den 8. August 1879, Digitalisat auf Google Books
  10. Neuigkeits-Welt-Blatt, Wien 1884, Ausgabe vom Dienstag, den 6. Mai 1884, Digitalisat auf Google Books
  11. Pustertaler Bote, Ausgabe vom 5. März 1915, Digitalisat auf Teßmann digital, S. 6
  12. Kürschners deutscher Literatur-Kalender auf das Jahr 1917, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 147
  13. Pustertaler Bote, Ausgabe vom 25. September 1914, Digitalisat auf Teßmann digital, S. 154
  14. Adressbuch Dresden 1883, S. 113, SLUB
  15. Adressbuch Dresden 1884, S. 117, SLUB
  16. Adressbuch Dresden 1886, S. 133, SLUB
  17. Adressbuch Dresden 1888, S. 146, SLUB
  18. Adressbuch Dresden 1889, S. 149, SLUB
  19. Ernst Roeder: Das Dresdner Hoftheater der Gegenwart. Biographisch-kritische Skizzen der Midglieder, Neue Folge, Band 2, 1896, Digitalisat auf Google Books, S. 132
  20. K.u.K. Kriegsministerium: Kais. königl. Militär-Schematismus, 1887, Digitalisat auf Google Books, S. 352f.
  21. K.u.K. Kriegsministerium: Schematismus für das kaiserliche und königliche Heer und für die kaiserliche und königliche Kriegsmarine, 1912, Digitalisat auf Google Books, S. 656

[Bearbeiten] Weblinks

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