Alfred Zucker

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Dr. Alfred Zucker, 1928, zum 25-jährigen Jubiläum als Direktor der Max Elb AG
Anzeige für Silvana-Jod-Bäder nach Hofrat Zucker
Anzeige der Max Elb AG für BIOX-Sauerstoffbäder
Anzeige der Max Elb AG für Alformin zum Gurgeln

Alfred Amon Zucker (geboren 17. August 1871 in Uffenheim/Franken; gestorben im Juni 1962 in Trinidad/Colorado, USA) war ein deutscher Chemiker, Erfinder, Unternehmer und langähriger Direktor der „Max Elb A.G.“ in Dresden, die chemische Produkte aller Art herstellte und eines der größten chemischen Unternehmen in Deutschland war.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Familie

Alfred Zucker entstammte der alteingesessenen Familie Zucker aus Uffenheim in Mittelfranken. Ein Familienmitglied der Familie war Samuel Zucker (18211912). Laut Überlieferung soll auch der südamerikanische Freiheitskämpfer Antonio José de Sucre (17951830) der mittelfränkischen Familie entstammen.[1] Der Inhaber der „Max Elb A.G.“, der königlich-sächsische Kommerzienrat und erste Ehrenvorsitzende der jüdischen Gemeinde Dresden, Max Elb (18511925) war ein angeheirateter Onkel von Zucker. Über die Familie seiner Ehefrau war Zucker durch Heirat ebenfalls verwandt mit den Familien Glückmann, Salzburg, Dreyfuss und Hirsch.

Zucker heirate am 28. Dezember 1899 in Dresden Helene Martha geb. Glückmann (geboren am 8. Juni 1879 in Dresden; ermordet am 5. Februar 1942 in Riga, heute Lettland), Tochter des Kaufmanns, Besitzers einer Speditionsfirma und Bankiers Carl Samuel Glückmann (18501917) und seiner Ehefrau Felicia Pauline geb. Elb (18581941). Das Ehepaar Zucker hatte zwei Kinder:

Helene Zucker lebte in den 1930 er Jahren getrennt von ihrem Ehemann bei ihrer Mutter in der Tiergartenstraße. Sie war ebenso wie ihre Mutter Felicia Glückmann durch das Reichsfluchtsteuergesetz fast um ihr ganzes Vermögen gebracht worden. Sie wurde am 21. Januar 1942 mit einem Sammeltransport in das Rigaer Ghetto deportiert und dort am 5. Februar 1942 erschossen. Am 21. Juli 2021 wurde für Helene Zucker ein Stolperstein an ihrem letzten frei gewählten Wohnort in der Tiergartenstraße 8 gesetzt, nachdem beirets am 2. Dezember 2019 dort ebenfalls ein Stolperstein für ihre Mutter Felicia Glückmann verlegt wurde.

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Alfred Zucker studierte nach seinem höheren Schulbesuch Pharmazie, Medizin und Chemie an den Universitäten in Würzburg und später in Erlangen. An der Universität Erlangen promovierte sich Zucker mit seiner Doktorarbeit „Beitrag zur direkten Beeinflussung der Pflanzen durch die Kupfervitriol-Kalkbrühe“ zum Dr. phil.. Anschließend nahm er ein Studium der Farbenfabrikation auf.

Bereits seit 1897 arbeitete Zucker als Chemniker bei der Dresdner Farbenfabrik „Knauth & Weidinger“. Er ist allerdings erst 1899 erstmals im Dresdner Adressbuch als Dr. phil. und Chemniker verzeichnet. Er wohnte anfangs in der Schönbrunnstraße 4,[2] zog aber noch im gleichen Jahr in die Albrechtstraße 1, verbunden mit einem Arbeitsplatzwechsel in eine Apotheke, wo er zum Oberapotheker ernannt wurde.[3] Am 15. August 1903 ernannte sein angeheirateter Onkel Max Elb Alfred Zucker zu einem der drei Geschäftsführer der Firma „Max Elb G.m.b.H.“ mit Sitz in Dresden-Löbtau, Tharandter Straße 40. Dritter Geschäftsführer neben Elb und Zucker wurde Emil Hellmig. Die Max Elb GmbH war eine Fabrik und Handlung für chemische Produkte, speziell mit Essigessenz, war eine amtlich ermächtigte Denaturierungs-Fabrik und Geschäftsstelle der Aktiengesellschaft für Teer- und Erdölindustrie in Hamburg. Die Fabrik der Max Elb GmbH befand sich in Niederau.[4] Die Firma wurde bekannt durch den im gleichen Jahr hergestellten und bereits am 23. April 1903 beim Patentamt beantragten Rostlöser Caramba, der als chemisches Produkt noch heute hergestellt wird. Allerdings wurde das Wort Caramba anfangs für andere Produkte der Max Elb GmbH verwendet,[5] erst 1929 nutzte man es für den Rostlöser.[6][7] Ein Jahr später ernannte Elb seinen angeheirateten Neffen zu einem der drei Direktoren des chemischen Großbestriebs.[8] 1906 zog er in eine Wohnung im ersten Obergeschoss in der Schnorrstraße 63.[9]

1912 erhielt Zucker vom letzten sächsischen König Friedrich August III. den Titel eines Hofrats.[10] Zucker war damals bereits Inhaber zahlreicher Patente und beschäftigte sich mit Balneologie (Bäderheilkunde, also die Lehre von der therapeutischen Anwendung natürlicher Heilquellen, Heilgase und Peloide in Form von Bädern, Trinkkuren und Inhalationen). Die Verbesserung der künstlichen Kohlensäurebäder, der (Biox-)Sauerstoffbäder und der aromatischen Bäder (Silvana Essenzen und Silvanal) sind sein Verdienst. Seine Erfolge auf diesen Gebieten haben eine bedeutende Bäder-Industrie in Deutschland nach sich gezogen.

Zucker erwarb sich im Ersten Weltkrieges ebenfalls hohe Verdienste, vor allem in der Hgyiene. Sein von ihm ausgearbeitetes Naphthalinpuderverfahren zur Vertilgung der Kleiderläuse, die das Fleckfieber überträgt, bewährte ich vor allem in den Schützengräben und Unterständen des damaligen Stellungskrieges. Zucker wurde dafür im Krieg unter anderem mit dem Eisernen Kreuz und dem Albrechtsorden ausgezeichnet. Er dokumentierte im Krieg die Untersuchungsmethoden im Feld für Feldunterärzte in der kaiserlich-deutschen Südarmee, die er später veröffentlichte.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Firma „Max Elb“, der Zucker als Direktor vorstand, 1923 von einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Max Elb trat altersbedingt aus dem Vorstand aus. Zucker übernahm als geschäftsführender Vorstand den Vorsitz des Großbetriebes zusammen mit dem anderen beiden Vorständen Emil Groß und Edwin Hansen.[11] Die von Zucker geleitete Firma war zu dieser Zeit eines der größten chemischen Unternehmen in Deutschland. 1927 entwickelte Zucker ein Verfahren zur Herstellung kollodialer Schwefelbäder in bisher unerreichter Form. Auch auf kosmetischem Gebiet hat Zucker durch die Entwicklung der Biox- und Biox-ultra-Zahnpasta und des neuen Biox-Mundwassers einen neuen Weg beschritten. Durch sein patentiertes Verfahren gelang es ihm zum ersten Mal, eine Sauerstoffzahnpasta (Biox und Biox ultra) in haltbarer Form herzustellen, indem er alle wässrigen Bestandteile aus der Zahnpasta ausschloss und nur Alkohol und Glyzerin verwendete. Er wies auch nach, dass die Unreinheiten des Mundes als Katalysatoren wirken (sog. Biologische Mundreinigung). Von Zuckers paharmzeutischen Präparaten sind bekannt:

Von Zucker erschienen in den Jahren 1903 bis 1928 mehr als 40 Veröffentlichungen, mehrere in Buchform, u.a. die Eindrücke aus seiner Teilnahme an der amerikanischen Studienreise für deutsche Ärzte im Jahr 1912 sowie seine Erkenntnisse von den Feldärzten der kaiserlich-deutschen Südarmee im Ersten Weltkrieg. 1928 feierte Zucker sein 25-jähriges Jubiläum als Direktor der Max-Elb-Werke. Dazu erschien ein größerer Artikel in der Zeitschrift „Fortschritte der Medizin“. Er galt zu dieser Zeit als einer der hervorragendsten deutschen Chemiker. Zucker blieb Direktor der chemischen Werke bis 1936.

1932 zog Zucker in die Mozartstraße 4.[14] Letztmalig mit einem eigenen Eintrag im Dresdner Adressbuch ist Zucker 1937 zu finden, als er in der Bautzner Landstraße 46 wohnte.[15] Danach wird er in eines der sogananntes Judenhäuser gekommen sein, da noch im Mai 1939 bei der sogenannten Deutschen Minderheiten-Volkszählung als Wohnsitz Dresden angegeben wurde. Zu dieser Zeit durfte er nur noch seinen jüdischen Zweitnamen führen.[16][17] Danach kam er noch in das jüdische Ghetto Theresienstadt.[18]

Zucker gelang von Theresienstadt noch 1941 die Ausreise in die USA zu der Familie seiner Tochter. Er wohnte zuletzt in Trinidad/Colorado, wo er im hohen Alter von fast 91 Jahren starb.

[Bearbeiten] Trivia

1942 wurde die Max Elb AG zugunsten der Rütgerswerke AG, Berlin, „arisiert“. Der damalige Inhaber, Max Elbs Sohn Richard, wurde in das Ghetto Riga abtransportiert und kurz nach Ankunft dort erschossen. Der in der sowjetischen Besatzungszone befindliche Teil der Rütgerswerke AG wiederum wurde nach Ende des Zweiten Weltkrieges enteignet.

[Bearbeiten] Veröffentlichungen/Werke (Auswahl)

[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. DIE JÜDISCHE WELT, Ausgabe vom 18. Dezember 1942, Digitalisat der DNB, Anmerkung des Autors: Sucre ist die spanische Übersetzung des Wortes Zucker.
  2. Adressbuch Dresden 1899, S. 809, SLUB
  3. Adressbuch Dresden 1900, S. 832, SLUB
  4. Adressbuch Dresden 1904, S. 2388, SLUB
  5. G. Arends, E. Hahn, J. Holfert: Spezialitäten und Geheimmittel aus den Gebieten der Medizin, Technik Kosmetik und Nahrungsmittelindustrie - Ihre Herkunft und Zusammensetzung, 2013, Digitalisat auf Google Books, S. 85
  6. 115 Jahre Caramba – Firmenhistorie Teil I, Onlineartikel vom 14. Mai 2018, auf www.caramba.eu
  7. Caramba - der Rostlöser in: Florian Langenscheidt: Deutsche Standards - Marken des Jahrhunderts, 2006, Digitalisat auf Google Books
  8. Adressbuch Dresden 1905, S. 2386, SLUB
  9. Adressbuch Dresden 1907, S. 1141, SLUB
  10. Erstmalig im Adressbuch Dresden 1913, S. 1238, SLUB
  11. Adressbuch Dresden 1924/25, S. 218, SLUB
  12. Gehes Codex der pharmazeutischen Spezialpräparate mit Angaben über Zusammensetzung, Indikationen, Zubereitungsformen und Hersteller, 1928, Snippet-Ansicht auf Google Books, S. 56
  13. G. Arends, O. Keller: Neue Arzneimittel und Pharmazeutische Spezialitäten einschließlich der neuen Drogen, Organ- und Serumpräparate, mit zahlreichen Vorschriften zu Ersatzmitteln und einer Erklärung der gebräuchlichsten medizinischen Kunstausdrücke, 2013, Digitalisat auf Google Books, S. 279
  14. Adressbuch Dresden 1933, S. 966, SLUB
  15. Adressbuch Dresden 1937, S. 1096, SLUB
  16. Jüdische Holocaust-Gedenkstätten und jüdische Einwohner Deutschlands 1939-1945 , Datensatz auf MyHeritage, Anmeldung erforderlich
  17. Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939, Datensatz auf MyHeritage, Anmeldung erforderlich
  18. Deutschland, jüdische Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung, 1933-1945, Datensatz auf MyHeritage, Anmeldung erforderlich.

[Bearbeiten] Weblinks

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