Albuminpapierfabrikation in Dresden

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Die Auflösung von Albuminpapier am Beispiel einer Aufnahme der Gebrüder Alinari von der Palatinischen Kapelle in Palermo (links) und Detail des Originalabzugs (rechts).
Die Herstellung des Albuminpapiers in Bildern nach J. M. Eder.
Die Gewinne der Vereinigten Fabriken photographischer Papiere AG und der Dresdner Albuminpapierfabrik AG in den Jahren 1885 bis 1894
Anzeige für das matte Albumatpapier in der Photographischen Welt 1908

Die Albuminpapierfabrikation in Dresden bildete das Fundament der hiesigen Photopapierbranche. Sie ist, im Vergleich zum Kamerabau, ein eher unbekannter Zweig der Dresdner Photoindustrie geblieben. Innerhalb Europas lagen deutsche Albuminpapierfabriken, was die Produktionsmengen betraf, an der Spitze, in Deutschland wiederum war Dresden der Hauptstandort.[1][2] Für mehr als 40 Jahre war Albuminpapier das meistgebrauchte Photopapier,[3] welches nach der Belichtung hochauflösende, warmbraune bis violettschwarze Positiv-Kopien lieferte.

Albuminpapier bezeichnet ein glänzendes, mit chloridhaltigem Eiweiß überzogenes Papier aus den Frühzeiten der Photographie, das erstmals 1850 von Blanquart-Evrard präsentiert wurde. Die ersten Jahrzehnte musste es noch vom Photographen selbst im Silberbad sensibilisiert werden, nach 1870 war man in der Lage ein für Monate haltbar bleibendes, fertig gesilbertes Albuminpapier herzustellen.

Die Herstellung des Albuminpapiers Bild erforderte eine ganze Reihe von Schritten.[4] Zunächst musste die Albuminflüssigkeit vorbereitet werden (Trennen des Hühnereiweißes vom Eigelb, Schlagen zu Schaum in Trommeln, Klären und Gären, nochmaliges Schlagen und Filtrieren), dann musste das Rohpapier bei mehr als 30° auf der mit Chlorsalzen (Chlorammonium und Chlornatrium) versetzten Flüssigkeit für 1-2 Minuten zum Schwimmen gebracht und anschließend gut getrocknet werden. Für Albumin-Dauerpapiere schloss sich ein zwei- bis vierminütiger Schwimmgang im Silberbad (1g Silbernitrat auf 10 cl Wasser) an, wonach das Papier wiederum angetrocknet werden und auf der Rückseite mittels eines 10-sekundigen Zitronensäurebades (1:15) konserviert und vollständig getrocknet werden musste. Zum Ende kam das Satinieren der Papiere, um glatte, zum Versand fertige Produkte zu erhalten.

Allein die Produktion der Dresdner Albuminpapierfabrik verschlang in Spitzenzeiten etwa 20.000 Eier pro Tag, 36 Eier pro Liter Albumin, 9 Liter Albumin pro Ries Papier, 20.000 Ries pro Jahr. Doppelt-albuminiertes Papier benötigte entsprechend mehr Albumin, so dass anderweitig 60.000 Eier pro Tag angegeben wurden.[5][6]

In Dresden lassen sich die ersten Hersteller von Albuminpapier bereits für 1864-66 nachweisen.[7][8][9] 1870 waren es schon sieben Fabrikanten,[10] die sich 1874 zu einer Aktiengesellschaft, der Vereinigte Fabriken photographischer Papiere AG, zusammenschlossen. So konnte erschwerende Konkurrenz vorerst vermieden werden. Nach der Produktion in der Neuegasse 9 (Pirnaische Vorstadt) mit ca. 70 Angestellten[11] nahm die Gesellschaft 1885/86 eine deutlich größere Neuanlage in der Blumenstraße 18, spätere Nr. 80 (Johannstadt) in Betrieb.[12]

Anfang der 1880er Jahre war die Zahl der Albuminpapier fabrizierenden Unternehmen erneut angestiegen. Weitere Fabriken gab es im städtischen Umland (Löbtau, Mügeln, Pieschen).

Die Preise des Albuminpapieres seien durch die Concurrenz stetig gedrückt worden. In Dresden allein wären vier neue concurrierende Fabriken entstanden, die nur durch sehr billige Preise ins Geschäft zu kommen vermochten. Director E. G. Sulzberger[13]

1885 enstand mit der Dresdner Albuminpapierfabrik AG eine zweite Aktiengesellschaft aus nochmals fünf Unternehmen, die zugunsten der gemeinsamen Fabrikation, fortan auf die eigene Herstellung des Albuminpapiers verzichteten. Diese Gesellschaft hatte ihren Standort in der äußeren Neustadt, zwischen Königsbrückerstraße 76 (heute 54) und Förstereistraße 13.[14]

Die Produktion von Albuminpapier gipfelte um etwa 1890. Die 180 Arbeiterinnen und Arbeiter[5] der Dresdner Albuminpapierfabrik AG produzierten beispielsweise in diesem Jahr mehr als 20.000 Ries (= 10 Mill. Blatt) bei einem Reingewinn von 273.431 Mark. Bei den noch größeren Umsätzen der Vereinigten Fabriken AG sind entsprechend höhere Ries-Zahlen anzunehmen.[15]

Im letzten Jahrzehnt vor der Jahrhundertwende begann das Albuminpapier seine Vormachtstellung zu verlieren. Die Ursache lag im Aufkommen der vom Ton und Glanz leichter einstellbaren Emulsionspapiere. Unter Fachphotographen blieb das Albuminpapier aber noch mehrere Jahrzehnte ein geschätztes Photopapier.

Im Lichte zurückgehender Umsätze fusionierten die Vereinigte Fabriken photographischer Papiere AG und die Dresdner Albuminpapierfabrik AG 1894/95 zur Vereinigte Fabriken photographischer Papiere AG. Als eines der Resultate der gemeinsamen Anpassungsmaßnahmen konnte diese Photopapier-Gruppe 1908 das Albumatpapier (preisgekrönte Mattvariante) auf den Markt bringen.

[Bearbeiten] Quellen

  1. Jahresbericht über die Fortschritte der Photographie und Reproduktionstechnik in: Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik, 1905.
  2. Fritz Hansen: Großhandel und Industrie optisch-photographischer Bedarfsartikel, 1918.
  3. Beaumont Newhall: 60000 Eggs a Day in: IMAGE Journal of Photography of the George Eastman House, Vol. IV, No. 4, 1955.
  4. Josef Maria Eder: Die photographischen Copirverfahren mit Silbersalzen in: Ausführliches Handbuch der Photographie, Bd. 4, H. 1, 1898.
  5. a b Photographische Rundschau, 8. Jg., Heft 10, 1894.
  6. Beaumont Newhall: 60000 Eggs a Day in: IMAGE Journal of Photography of the George Eastman House, Vol. IV, No. 4, 1955.
  7. Einwohnerverzeichnis in: Adreß- und Geschäftshandbuch der königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden, Band 10.1864.
  8. Einwohnerverzeichnis in: Adreß- und Geschäftshandbuch der königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden, Band 12.1866.
  9. Einwohnerverzeichnis in: Adreß- und Geschäftshandbuch der königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden, Band 12.1866.
  10. Gewerbeverzeichnis in: Adreß- und Geschäftshandbuch der königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden, Band 16.1870.
  11. Fabrikanten-Adreßbuch des Königreichs Sachsen 1875/76.
  12. Die Sächsischen Aktien-Gesellschaften und die an sächsischen Börsen kurshabenden Staatspapiere, sonstige Fonds und Industriewerte, Band[1.]1887.
  13. Leipziger Tageblatt und Anzeiger, 11.03.1881, S. 14
  14. Die Sächsischen Aktien-Gesellschaften und die an sächsischen Börsen kurshabenden Staatspapiere, sonstige Fonds und Industriewerte, Band[1.]1887.
  15. Die Sächsischen Aktien-Gesellschaften und die an sächsischen Börsen kurshabenden Staatspapiere, sonstige Fonds und Industriewerte, Band 2.1888 - 6.1894.
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