Kloster Posa

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Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Übersicht

Gegen Ende der Herrschaft des Wiprecht von Groitzsch gewinnt das Kloster Posa (urkundlich Kloster Bosau) anstelle von dessen Hauskloster Pegau entscheidenden Einfluß auf die Gaue Nisan und Daleminzien.

Das Kloster tritt in diesem Raum in die alten Rechte der Reichsabtei Hersfeld ein, welche seit ihrer Gründung 769 für die Mission in den neuen östlichen Reichsgebieten zuständig war. Hierbei war entscheidend, daß Kloster Posa von Mönchen der Hirsauer Reform aufgebaut wurde, während die Reichsabtei Hersfeld auf Seiten des Königs Heinrich IV. (König 1053/1056 bis1105) stand und sich gegenüber den Klosterreformen von Cluny und Hirsau ablehnend verhielt.

In den 1170er Jahren verliert das Kloster Posa die Expansionskraft und zieht sich aus den zu entlegenen Gebieten Nisan und Daleminzien zurück und räumt damit das Feld für die Entwicklung des Klosters Altzella in diesem Raum (siehe: Zellescher Weg).

Im Kloster Posa wurde am Tag von Mariä Geburt (8. September) 1114 eine hölzerne Kapelle geweiht. Dieser Weiheakt gilt als die Gründung des Klosters.

Die Geschichte des Bergsporns oberhalb von Zeitz, auf dem das Kloster erbaut wurde, geht viel weiter zurück.

Der elbsorbische Stamm der Puonzowa errichtete dort im 9. Jahrhundert seine Hauptburg Puonzowa.

[Bearbeiten] Geistliche Akademie Puonzowa (Posa)

[Bearbeiten] 927: Gründung durch Abt Eufimije

Nach der Zerstörung der Burg Dubzk (auch: Dupzk, danach Brandanburg = Bernburg an der Saale) im elbsorbischen Gau Nudzici mit der Geistlichen Akademie Dubzk in den Tagen vom 6. Mai bis 9. Mai 927 rettete sich eine Gruppe von etwa zwölf Mönchen unter ihrem neuen Abt Eufimije (kyrillisch: Евфимий, griechisch: Ευθύμιος = Euthymios) in den Schutz der Burg Puonzowa. Eine größere Gruppe von etwa vierzig Mönchen unter ihrem neuen Abt Nikolai (kyrillisch: Николай, griechisch: Νικόλαος = Nikolaos) gründete weiter entfernt ein Kloster in Pratau an der Elbe (heute zu Wittenberg).

Sowohl in Pratau als auch in Puonzowa (Posa) kam es noch 927 zu Gründungen Geistlicher Akademien. Hier zeigte sich ein bekanntes Prinzip der Christenverfolgung: durch das Martyrium der Gläubigen sowie deren Verfolgung breitete sich der Glaube eher noch aus.

Mit Puonzowa (Posa) wurde ganz bewußt ein Raum fränkisch-slawischer Zweisprachigkeit ausgewählt, um die Erfahrungen sowohl mit kirchenslawischer als auch mit ostfränkischer Liturgiesprache aus Dupzk und vor allem Frose nachverwenden zu können. Zu diesem Zweck schuf Abt Eufimije innerhalb eines Jahres von 927 bis 928 ein kirchenslawisch-ostfränkisches Liturgiebuch, wobei er auf die umfangreichen Vorarbeiten der Äbte Kliment von Dubzk und Michael von Frose zurückgreifen konnte. In der Folge traten vermehrt auch Novizen mit germanischer Muttersprache in dieses neue Kloster ein. Um 940 bildeten Mönche germanischer Zunge bereits die Mehrheit der damals rund dreißig Klosterbewohner. Zeitz entwickelte sich so zu einem bedeutenden Zentrum christlichen Glaubens im ostfränkisch-sorbischen Übergangsbereich. Hier wurde auch das Menologion in kirchenslawischer Sprache in Glagoliza weitergepflegt.

962 ließ sich Otto I. unter Rückgriff auf die Kaiseridee Karls des Großen (747-814) von Papst Johannes XII. (937-964) in Rom zum Kaiser krönen und erneuerte dabei auch die Constitutio Romana von 824. Zu dieser Zeit erstreckte sich das deutsche Siedelgebiet bereits bis in den Zeitzer Raum.

Nachdem Ottos Vater Heinrich I. (876 bis 936) die ostfränkischen Herzogskirchen (mit Ausnahme Bayerns) bereits in eine Königskirche verwandelt hatte, ging Otto I. nach der kirchlichen Gleichschaltung auch Bayerns im Jahre 937 an den weiteren Ausbau der Kirche zum sogenannten Ottonisch-salischen Reichskirchensystem.

Hauptstoßrichtung der kaiserlichen Bemühungen war eine Osterweiterung des Reichskirchensystems durch die Gründung des Erzbistums Magdeburg und weiterer Bistümer an den Burgen der Markgrafen, an der heutigen Albrechtsburg in Meißen, an der Merseburg und auch an der Moritzburg in Zeitz.

Es gilt an dieser Stelle unbedingt zu beachten, daß nach heutigem Forschungsstand weder eine Markgrafschaft mit Gero als königlichem Amtswalter noch die Markgrafschaften Merseburg, Meißen oder Zeitz im 10. Jahrhundert existierten. Solche Gebilde existierten nur nach den politischen Ordnungsvorstellungen des 19. und 20. Jahrhunderts, als durch die Geschichtswissenschaft die verfassungsrechtliche Situation des 19. Jahrhunderts völlig unberechtigterweise auf das Mittelalter übertragen wurde.

[Bearbeiten] 968: Hugo I. erster Bischof von Zeitz

Weihnachten 968 wurde in Magdeburg der ehemalige Benediktinermönch Hugo I. von Erzbischof Adalbert zum ersten Bischof von Zeitz geweiht, zusammen mit den neuen Bischöfen von Merseburg und Meißen. Sein Bistum umfaßte die Gebiete an der Pleiße und Elster bis Naumburg, im Süden griff es bis nach Böhmen aus, wodurch sich bereits die künftigen Konflikte abzeichneten.

Bischöflicher Sitz wurde die Königsburg Zeitz. Vermutlich bereits unter Bischof Hugo I. wurde hier ein kleiner Vorgängerbau als erste Domkirche errichtet, womöglich am Ort der romanischen Krypta der heutigen Schloßkirche (der ehemalige Peter-und-Pauls-Dom). 976 schenkte Kaiser Otto II. die königliche Burg dem Bischof.

Im gleichen Jahr wurde Hugo I. bereits wieder aus seinem Amtsbereich vertrieben. Ein böhmisches Heer unter der Führung des Grafen Dedo I. von Wettin nahm in der Fehde zwischen Heinrich dem Zänker und Kaiser Otto II. Zeitz ein und plünderte den Ort und die Bischofskirche. Dedo, ein Sohn des ältesten nachweisbaren Ahnherrn der Wettiner, Dietrich I., führte auch seine Mutter als Kriegsgefangene mit sich nach Böhmen, damit sie ihre Ländereien im Bistum nicht demselben übereignen konnte.

Hugo I. starb an einem 29. August vor 981, dem Jahr der einzigen Erwähnung seines Nachfolgers Friedrich von Zeitz durch Thietmar von Merseburg. Er wurde im Zeitzer Dom beigesetzt, wobei es strittig ist, ob seine Gebeine erst nach seinem Tode dorthin kamen oder ob er bereits zu Lebzeiten wieder nach Zeitz zurückgekehrt war. Sein romanischer Gedenkstein aus Kalkstein in der heutigen Zeitzer Schlosskirche (am Ort des ehemaligen Zeitzer Domes) wurde Jahre später vom Domkapitel gestiftet, um die Bedeutung des Ortes Zeitz für das Bistum hervorzuheben. Er befindet sich an der Nordwand unter der Empore. Brinkmann hält die Kirchenwand für jünger als den Stein, der ursprüngliche Standort konnte allerdings nicht ermittelt werden. Die in Zeilen eingehauene Inschrift lautet: Hug, der erste Bischof, Apostel der Slawen; Hug, arm an irdischen Gütern, aber bereichert in Bezug auf die ewige Heimat. Möglicherweise wurde die Inschrift nach der Verlegung des Bistums von Zeitz nach Naumburg (1028/1030) angebracht, als es zu fortdauernden Auseinandersetzungen des Zeitzer Stiftskapitels mit dem Naumburger Domkapitel kam. Da Teile des Kalksteins offenbar verlorengingen, lautet eine rekonstruierte Übersetzung: „Hugo, ein berühmter Bischof, ein Apostel. Der heilige Hugo, eine Stütze der Armen, ein gütiger Geistlicher ist gestorben, eine fromme Seele. Im fünfzigsten Jahr [1050] hat das Domkapitel dir ein(en) Grab(stein) gesetzt.“

Aus diesem kurzen Text wird schon deutlich, daß die deutsch-slawische Mischbevölkerung mit der lateinischen Liturgie des Ottonischen Reichskirchensystem christianisiert werden sollten. Dahinter steckte offenbar die Idee, daß das Lateinische für die Deutschen und Slawen fremd war und eine kleine lateinisch gebildete Elite hervorbrachte, welche so die Macht leichter ausüben konnte. Vor allem die Bischöfe erhielten vermehrt weltliche Macht. Ihnen wurden seit Otto I. Regalien übertragen und die Grafenrechte in ihrer Residenz und in sonstigem abhängigen Gebiet zugestanden. Für solche Vorteile überzog ein Bischof die Gläubigen auch gegen deren Willen und notfalls mit Gewalt mit einer fremdsprachigen, unverständlichen Liturgie.


[Bearbeiten] 976: Königliche Grenzburg (heute Moritzburg) gegenüber der Puonzawenburg

Am Ort des heutigen Zeitzer Schlosses Moritzburg befand sich gegenüber der Puonzawenburg eine 976 ersterwähnte königliche Grenzburg im Slawenland mit der Doppelfunktion als militärischer Stützpunkt und Verwaltungszentrum. Diese königliche Burg war damals noch von ausgedehnten Waldgebieten umgeben, in denen slawische Wohngebiete wie Inseln lagen. Der Ortsname Zeitz (citice, cica, cice) stammt vermutlich vom altsorbischen sit „Binse, Gelände mit viel Binsen oder Riedgras“.

[Bearbeiten] 976: Steinkirche Buosenrod durch Boso, Bischof von Merseburg

Bei Zeitz in einem Wald ließ der Bischof von Merseburg, Boso an einem Ort, den er nach seinem Namen (Buosenrod, 976 in einer Urkunde erwähnt) benannte, eine Kirche aus Stein errichten. Für den Kirchenbau wurde ein sorbischer heiliger Hain gerodet. Boso wurde im Jahre 968 durch Adalbert von Magdeburg zum ersten Bischof von Merseburg geweiht. Ausgebildet wurde er im Regensburger Kathedralkloster Sankt Emmeram. Im Auftrage von Kaiser Otto I. missionierte Boso östlich der Saale im Gebiet der Sorben. Dafür wurde er von dem Herrscher reichlich mit kirchlichen Einkünften ausgestattet. Weil er die Sprache seines Missionsgebietes beherrschte, hatte er Erfolg mit der Verkündung der christlichen Botschaft. Boso starb am 1. November 970 in Bayern und wurde in der Johanneskirche in Merseburg begraben. Er wurde seliggesprochen, als Gedenktag gilt der 1. November oder der 29. Dezember.

Der Raum Zeitz war ein besonders umkämpfter. 1029 mußte der 968 dort gegründete Bischofssitz nach Zerstörungen bei mehreren Aufständen der deutsch-slawischen Bevölkerung in den Jahren 983, 1002 und 1028 an die Saale nach Naumburg zurückverlegt und im September 1124 der Hauptaltar des 1114 an frühorthodoxer Stelle gegründete Benediktinerkloster Posa neu geweiht werden, nachdem der Naumburger Bischof Dietrich I. am 24. September 1123 von dem slawischen Laienbruder Benno am Alter niedergestochen worden war.

Die Vertreter der nicht-lateinischen Liturgie wurden mehrfach verfolgt, vertrieben oder getötet, nicht nur um 930, sondern auch um 968, um 1002 und um 1028. In den 1070er Jahren wurde die Kirche durch die Deutschen abgebrannt. Insbesondere nach der Gründung des Benediktinerklosters 1114 würden die Verfolgungen intensiviert. Dennoch blieb auch das Deutsche und das Kirchenslawische Liturgiesprache bis nach 1114.

1115 lieferten sich die Sorben in einem Aufstand nach der Schlacht am Welfesholz (11. Februar 1115) sogar noch eine militärische Auseinandersetzung mit den Askaniern im Raum des heutigen Dessaus, wobei sie allerdings unterlagen. Doch auch danach feierten Priester die Göttliche Liturgie in der deutschen und kirchenslawischen Sprache der Bewohner des Bistums Zeitz, wie die altsorbische Hagiographie zeigt. Mehrfach wurden Kinder oder Jugendliche Priestern von Puonzowa (Posa) zum Erlernen von Lesen und Schreiben ihrer Muttersprache übergeben. Einer Geistlichen Akademie Puonzowa (Posa) folgte eine Schule Puonzowa (Posa) nach. Die gleiche Entwicklung nahm die Geistliche Akademie Pratau.

[Bearbeiten] Kloster Bosau (Posa)

Im Kloster Posa wurde am Tag von Mariä Geburt (8. September) 1114 eine hölzerne Kapelle geweiht. Dieser Weiheakt gilt als die Gründung des Klosters.

In den 1120er Jahren trat das Kloster Posa (heute zu Zeitz) in die alten Rechte der Reichsabtei Hersfeld ein. Hierbei war entscheidend, daß Kloster Posa von Mönchen der Hirsauer Reform aufgebaut wurde, während die Reichsabtei Hersfeld auf Seiten des Königs Heinrich IV. (König 1053/1056 bis1105) stand und sich gegenüber den Klosterreformen von Cluny und Hirsau ablehnend verhielt.

In dieser Zeit erreichten die Auseinandersetzungen im Kampf um die Durchsetzung des Lateinischen Ritus bei den Elbsorben einen Höhepunkt, eine erneute Christenverfolgung durch die Lateiner setzt ein. Am 24. September 1123 wurde Bischof Dietrich (ein Angehöriger der Reginbodonen) von dem slawischen Laienbruder Benno am Altar niedergestochen und starb drei Tage später an seinen Verletzungen. Er hatte die Kolonisation der Elbsorben durch die Unterstützung der Benediktinerklöster Bosau (Posa) und Riesa vorangetrieben, 1114 das Kollegiatstift in Wurzen geweiht, 1118 die Kirche in Osterweih (dem Ursprungsort von Zwickau) und 1122 die Kirche in Plauen. Überall bekämpfte er den Kirchenslawischen Ritus und dessen Vertreter bis hin zu Vertreibung und sogar Mord. Durch die Entweihung des Hauptaltars in Bosau (Posa) wurde eine erneute Weihe nötig, die im September 1124 durch den Erzbischof von Magdeburg Rudgar von Veltheim und die Bischöfe Richwin von Zeitz-Naumburg und Arnold von Merseburg vorgenommen wurde.

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