Hornschänke

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Die Hornschänke war zunächst Bergmannskneipe für den Dippoldschachts und entwickelte sich später zu einem Ortsteil von Golberode mit bis zu 31 Einwohnern (1930), der 1958 zu Rippien umgemeindet wurde. Heute beherbergt sie den Ziegenhof Hornschänke.

Die Bergmannskneipe wurde 1858/1859 (nach anderen Angaben 1862) unmittelbar neben dem am 27. Dezember 1857 geteuften Dippoldschachts am Alten Postweg zwischen Possendorf und Babisnau im Bereich der Straßeneinmündung nach Kleba und Theisewitz durch den Gutsbesitzer Horn aus Golberode unter dem Namen "Zur Silberpappel" (nach einem Baum in der Nähe) eröffnet. Damit wollte sich Horn von der Konkurrenz der stattlichen Schwarzpappel in der Nähe des Gipfels des Zughübels absetzen, welche in den 1850er Jahren die Nachfolge der Golberoder Kiefer angetreten hatte.

Der Dippoldschacht lag unmittelbar am östlichen Rand der Steinkohlenlagerstätte des Döhlener Beckens am Fuß des Zughübels bei Golberode und befand sich im Besitz des "Golberoder-Dippoldiswalder Aktienvereins".[1] Im Jahr 1860 wurde bei einer Teufe von 348,90 Metern das 1,70 Meter mächtige 1. Flöz und bei 353,90 Meter das 0,90 Meter mächtige 2. Flöz erreicht.

Zu diesem Zeitpunkt waren etwa 40 bis 50 Bergleute beschäftigt, die versorgt werden mußten. Der Gutsbesitzer versprach sich von den Bergleuten gute Einnahmen und richtete deswegen sogar eine Hausbäckerei und eine Hausschlächterei ein.

Die Bergmannskneipe wurde ursprünglich wahrscheinlich im Vereinsgebäudes des Dippoldschachtes eingerichtet. Dieses wurde im Jahr 1861 durch Blitzschlag zerstört.[2]

Wahrscheinlich entstand dann am Ort der Hausbäckerei und -schlachterei ein neuer, erweiterte Gasthof, da die Belegschaft im Jahr 1861 bereits 189 Personen erreichte. Dies könnte eine Neueröffnung zu 1862 erklären.

1870 ist ein Gasthof zur Hoffnung belegt. Gemeint ist damit sicherlich die Hoffnung auf den Weiterbestand der Dippoldgrube.

Das Feld erwies sich als unbauwürdig und das Unternehmen wurde zahlungsunfähig. Bereits 1861 war das Unternehmen mit der Abzahlung der Kohlenkaufgelder an die Grundstücksbesitzer von Golberode in Verzug geraten und wurde 1862 mit Zahlungsaufforderungen und sogar Lohnklagen auf ausgeblieben Lohn überschüttet.[3] Im März 1862 wurden die Vorrichtungsarbeiten eingestellt. Zwischen September 1860 und März 1862 wurden 53.800 t Kohle gefördert. Nach dem Ende aller Arbeiten wurde der Dippoldschacht 1862 verfüllt und das Kohlenfeld vom benachbarten Hänichener Steinkohlenbauverein in einer Zwangsversteigerung günstig ersteigert.

Dieser Steinkohlenbauverein wältigte den Schacht 1866 wieder auf und nannte ihn in Bergmannsgruß-Schacht um. Geplant war nach einem Durchschlag in die Grubenbaue des ehemaligen Golberoder-Dippoldiswalder Aktienvereins die Nutzung des ehemaligen Dippoldschachtes als Wetterschacht. Zu diesem Durchschlag ist es aber nicht gekommen. Im Mai 1867 stellte der Verein die Arbeit auf dem Bergmannsgruß-Schacht ein und ließ ihn 1870 zuschütten. Der Schacht wurde erneut verfüllt.

Der 1870 belegte Name des Gasthofs zur Hoffnung entstand offenbar nach dem Mai 1867, als die Arbeiten ruhten. Er sollte sich nicht erfüllen. Die einzigen Bergarbeiten, die noch vergeben wurden, waren 1870 die Verfüllung des Schachts und 1873/1874 das Abtragen der Tagesanlagen. Von der Grube blieb keine Spur und die Bergmannskneipe hatte ausgedient.

In dem Namen schwang aber möglicherweise auch die Hoffnung mit, gegen eine mächtige Konkurrenz in der Nähe zu überleben. Während des Preußisch-Österreichischen Krieges (auch Deutsch-Deutscher Krieg oder sogar Deutscher Bruderkrieg genannt) errichteten sächsische Pioniere im Jahr 1866 in der benachbarten Babisnauer (Schwarz)Pappel ein Gerüst als Beobachtungspunkt. Die Plattform diente danach wegen des unvergleichlichen Rundblicks als Aussichtspunkt und wurde deshalb von immer mehr Ausflüglern aufgesucht, die von der Posthütte (von 1860/1861 bis 1914) versorgt wurden. Die Posthütte für Golberode und demzufolge auch für den Schacht befand sich verkehrgünstig am Kreuzungspunkt des Alten Postweges mit dem Hauptfeldweg Golberodes auf etwa 305 Meter über Null. Heute befindet sich dort der Parkplatz Babisnauer Pappel. Die Post hatte dafür gesorgt, daß der Leiter der kleinen Poststation, Eberhard König, eine Schankkonzession erhielt. Dabei wurde er auch von der Gemeinde Golberode unterstützt, welche die abgelegene Bergmannskneipe im Tal jenseits des Frankenbuschs als nicht optimal für eine Dorfkneipe empfand. Heute (ohne jeden Gemeindezwang) versorgt die Pension Scholz direkt am Eingang in das alte Dorf Gäste.[4]

1867 reichte der Wirt der Gaststätte Zur Silberpappel eine erste erfoglose Beschwerde gegen den Ausschank in der Posthütte bei der Babisnauer Pappel ein. Nach drei erneuten Beschwerden und dem Hinweis auf die Existenzbedrohung einigten sich Eberhard König von der Posthütte und der Gutsbesitzer Horn auf eine hohe Entschädigung für König. Damit war die Existenz der Gaststätte durch die regelmäßigen Ausflügler zur Babisnauer Pappel gesichert. Sie firmierte statt Gasthof zur Hoffnung nun wieder als Gasthof Zur Silberpappel. Zumindest diese Hoffnung hatte sich erfüllt. Der Gasthof entwickelte zu einem Ortsteil mit mindestens acht belegten Familien, die zu dem Zeitpunkt 31 Familienmitglieder hatten (bei der Umpfarrung von Hornschänke von der Kirchgemeinde Leubnitz-Neuostra in die Kirchengemeinde in Possendorf am 1. April 1930).

Die wirtschaftliche Grundlage des Gasthofes war gesichert. Allerdings wechselte am Ende des 19. Jahrhunderts dennoch die Wirte sehr häufig, sieben gut zwanzig Jahren. Reichtümer konnten in dieser abgelegenen Gegend keine erworben werden. Auf den Wirt Horn folgte der Wirt Schmieder, auf diesen der Wirt Köhler, auf diesen der Wirt Jäpel, auf diesen der Wirt Lötzsch und auf diesen der Wirt Niegisch. Einige von ihnen sind nur einmal belegt, eine genaue Chronologie ist nicht möglich. Lediglich vom Fleischer Bähr der Hausfleischerei sind genauere Daten bekannt: er kam 1884 nach Hornschänke und blieb zehn Jahre bis 1894, dann ging er nach Maxen.

Die Gaststätte wurde erst ab 1912 zum Familienbetrieb. Im Herbst dieses Jahres übernahm der Dippoldiswalder Otto Knüpfer die Gaststätte und übergab sie erst 1939 an seinen Sohn Max.

Erst um 1914 bürgert sich der Begriff Hornschänke ein. Um diese Zeit übernahm sie auch die Funktion der baufällig gewordenen Posthütte von Golberode am Kreuzungspunkt des Alten Postweges mit dem Hauptfeldweg des Dorfes. Der Inhaber der Poststation Paul König (Sohn oder Enkel von Eberhard König) wurde 1914 eingezogen, die Poststation an dieser Stelle daraufhin liquidiert. Die Post sparte sich so die Sanierung. Die Posthütte wurde an einen Golberoder Bauern verkauft, der sie noch einige Zeit als Feldhütte bei seinen Feldern verwendete. Paul König ist wahrscheinlich bis 1918 auf dem Feld der Ehre geblieben.1937 wurde die Feldhütte, damals bereits 77 Jahre alt, abgetragen.

So lief auch die Feldpost des ersten Weltkrieges (1914 bis 1918) für Golberode über die Hornschänke. Otto Knüpfer erwies sich als sehr geschäftstüchtig und sicherte damit seiner Familie den Gasthof als Familienbetrieb über mehrere Generationen (von 1912 bis 1979). Nachdem der Bergbau eingegangen war, entwickelte sich die Hornschänke auch zur Dorfgaststätte nicht nur für Golberode, sondern teilweise auch für Possendorf und Umgebung.

1932 feierten Otto und Clara Knüpfer ihre Goldene Hochzeit. Ein gemalter Glückwunsch der Kinder und Schwiegerkinder hing viele Jahre gerahmt in der Gaststätte. Maler war der Rippiener Willy Schotte, von Beruf eigentlich Konstrukteur. Er malte auch Stammgäste der Hornschänke. Diese Porträts schmückten ebenfalls den Gastraum.

Beim Bombenangriff auf Dresden am 14. Februar 1945 schlugen auch einige schwere Sprengbomben vor der Hornschänke ein, so daß das Dach, Fenster und Türen, aber auch Decken und Mauern zerstört und die oberen Räume damit unbewohnbar wurden. Beim Beseitigen der Schäden halfen auch Schulkinder aus Rippien mit. Die Mieter bekamen Unterkünfte in Golberode, Rippien und Bannewitz.

1953 übergab Max Knüpfer die Bewirtschaftung an seine Tochter Gertrud Haberecht. Die Gaststätte blieb in der Familie, auch zu DDR-Zeiten.

Am 1. Juni 1958 wurde die Hornschänke von Golberode nach Rippien umgemeindet[6]. Die bisher selbständige Gemeinde Golberode, zu der die Hornschänke als Nr. 20 gehörte, bildete ab diesem Zeitpunkt gemeinsam mit Gaustritz und Kauscha die neue Zentralgemeinde Goppeln. Bei dieser Gelegenheit baten die 21 Bewohner, daß sie endlich an die zentrale Wasserversorgung angeschlossen würden.

Der Anschluß an die zentrale Wasserversorgung gelang aber erst dem jetzigen Eigentümer Feilotter als in der Nähe der Rinderstall gebaut wurde. 1979 übernahm Familie Feilotter die Bewirtschaftung und modernisierte das Anwesen im ländlichen Stil. Die gern besuchte Gaststätte wurde jedoch 1999 geschlossen.

Familie Feilotter widmete sich fortan der Ziegenzucht, verkauft Ziegenquark, -milch und -molke. Aus der Gaststätte Hornschänke wurde der Ziegenhof Hornschänke mit einem Hofladen, der auch wieder Wanderer versorgt.

[Bearbeiten] Anmerkungen

  1. Dresden-Freitaler Reviers Akten Steinkohlenbauverein Golberoder-Dippoldiswalde Verwaltungs- und Betriebsangelegenheiten Band 1 im Sächsischen Staatsarchiv. "Enthält u.a.: Generalversammlungen.- Sitzungsprotokolle des Direktoriums.- Berichtsführung über den Dippoldschacht.- Gutachten des Bergfaktors Kühn über das Werk.- Statuten der Knappschaftskasse. Darin: Grundriss der Grubenbaue des Dippoldschachtes, gefertigt 1860 von Kraut.- Druckschriften "Plan zu Aufbringung der für die Fortführung des Steinkohlenwerkes Golberode-Dippoldiswalde erforderlich werdenden Geldmittel" von 1861 und "Geschäftsbericht für die 4. ordentliche Generalversammlung des Golberode-Dippoldiswalder Steinkohlenbauvereins" von 1861.- Weißeritz-Zeitung No. 3 vom 31.1.1861." Registratursignatur: Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde XVIII 35.
  2. Bestand 40122 Steinkohlenbauvereine des Dresden-Freitaler Reviers Akten Steinkohlenbauverein Golberoder-Dippoldiswalde Verwaltungs- und Betriebsangelegenheiten Band 2 im Sächsischen Staatsarchiv. "Enthält u.a.: Sitzungsprotokolle des Direktoriums.- Berichtsführung über den Dippoldschacht.- Übersicht über Betrieb, Produktion und Absatz 1860.- Inventar- und Materialliste des Werks.- Abzahlung der Kohlenkaufgelder an die Grundstücksbesitzer von Golberode.- Zerstörung des Vereinsgebäudes durch Blitzschlag im Jahr 1861. Darin: Bauzeichnung mit Lageplan über einen Kohlenaufbereitungsschuppen am Dippoldschacht.- Gedrucktes Steinkohlenpreisverzeichnis.-Prospektmaterial der Gummiwarenfabrik Henry Sachs." Registratursignatur: Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde XVIII 35.
  3. Bestand 40122 Steinkohlenbauvereine des Dresden-Freitaler Reviers Akten Steinkohlenbauverein Golberoder-Dippoldiswalde Verwaltungs- und Betriebsangelegenheiten Band 3 im Sächsischen Staatsarchiv. "Enthält u.a.: Sitzungsprotokolle des Direktoriums.- Berichtsführung über den Dippoldschacht.- Geschäftsbericht.- Lohnklagen.- Zahlungsaufforderungen. Darin: Prospektmaterial der Gummiwarenfabrik Henry Sachs.- Gedruckter Aufruf an die Aktionäre.- Gedruckte Zusammenstellung von Berichten und Gutachten über das Werk aus den Jahren 1857 bis 1860." Registratursignatur: Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde XVIII 35; Rat des Landkreises Dippoldiswalde 192.
  4. "Bei Ihrer Frühstückszubereitung berücksichtige ich weitestgehend Ihre individuellen Wünsche. Aber Ei, Wurst- und Käseaufschnitt sowie Getränke Ihrer Wahl, stimmen Sie in jeden Fall gut auf den Ferientag ein! Unsere frischen Erzeugnisse stammen aus überwiegend kontrolliert ökologischem Anbau. Lassen Sie sich einfach mal von unserer selbstgemachten Marmelade überraschen!" In: Webseite der Pension Scholz.
  5. Bannewitzer AMTSBLATT. Gemeinde Bannewitz mit OTBannewitz, Boderitz, Börnchen, Cunnersdorf, Gaustritz, Golberode, Goppeln, Hänichen, Possendorf, Rippien, Welschhufe, Wilmsdor. 12. Jahrgang, 16. April 2010, Nummer 8, S. 16f (hier: S. 17).
  6. "1958 Umgemeindung der „Hornschänke“ von Golberode nach Rippien" In: Ortsteil Rippien auf der Webseite von Bannewitz.
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