Güntzheim

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Güntzheim 1930
Güntzheim um 1935

Das „Güntzheim“ an der Industriestraße in Dresden-Trachau wurde 1928 als Altenheim der Güntz-Stiftung eröffnet.

[Bearbeiten] Geschichte

Im Jahre 1925 erwarb die „Städtische Straßenbahn“ ein Grundstück an der Friedrichstädter Waltherstraße, um darauf einen Straßenbahnhof zu errichten. (Der neue Straßenbahnhof Waltherstraße wurde nach knapp einjähriger Bauzeit am 5. Oktober 1926 in Betrieb genommen.) In diesem Zusammenhang berieten im Sommer 1926 die Dresdner Stadtverordneten den Vorschlag der „Städtischen Straßenbahn“, ihr zwei an den Bauplatz grenzende kommunale Altersheime für Verwaltung und Personalwohnzwecke zur Verfügung zu stellen.

Wenige Tage danach, am 14. Oktober 1926, fasste die Stadtverordnetenversammlung den Beschluss, die beiden Altersheime, das Haus der Duckwitzstiftung (Friedrichstraße) und das Städtische Hohenthalhaus (Waltherstraße), der Straßenbahndirektion zu überlassen und die Insassen mit denen der Güntz’schen Asylstiftung (Große Plauensche Straße) in einem großen Heim gemeinsam unterzubringen. Auch schien die Zusammenlegung der drei kleinen Einrichtungen in einem „Zentralgebäude“ aus wirtschaftlichen Gründen zweckmäßig. Die Bewirtschaftung, Verwaltung und Benutzung wurde der rechtmäßigen Güntz-Stiftung unkündbar übertragen, bei gleichzeitiger Verpflichtung, in „bestehendem Umfang“ die Aufgaben des Hohenthalheimes und die des Duckwitzhauses mit zu übernehmen.

Auf dieser Stadtverordnetensitzung waren auch die finanziellen Mittel in vorläufiger Höhe von 1,392 TM bewilligt worden. Die Deckung der Baukosten erfolgte aus den Überschüssen der Güntz-Stiftung von 1924 bis 1926 und folgender Jahre sowie aus dem Erlös, den die Stadt durch den Verkauf der beiden Häuser erzielte.

Nach Prüfung mehrerer Standorte entschied man, das neue „Heim der Alten“ an der Industriestraße in der Vorstadt Dresden-Trachau zu bauen. Der Entwurf in seiner Gesamtheit stammte vom Leiter des Städtischen Hochbauamtes, dem Stadtbaurat Paul Wolf (1879-1957), in dessen Händen auch die Oberbauleitung lag.

Die Planung sah eine Gesamtanlage von acht zweistöckigen Häusern für ein Altersheim im Pavillonsystem vor, ferner ein besonderes Gebäude mit Saal an der Nordseite der Anlage sowie ein Zentralverwaltungsgebäude, dem ein Küchenbetrieb angegliedert ist. Die einzelnen Häuser sollten durch einen überdachten Laubengang miteinander verbunden sein und eine Parkanlage umschließen.

Im Frühjahr 1927 begannen die Bauarbeiten. Aufgrund des abschüssigen Geländes waren zunächst Erdbewegungsarbeiten notwendig, um die Höhenunterschiede, fast bis zu einem dreiviertel Meter, anzugleichen. Von den acht geplanten Wohngebäuden wurden vorerst nur sechs in Angriff genommen. Nach einer Bauzeit von nicht einmal zwei Jahren eröffnete am 7. November 1928 Dresdens Oberbürgermeister Bernhard Blüher (1864-1938) das neue Heim an der Industriestraße. Während schon im Oktober die ersten Insassen des Hohenthalheimes und des alten Güntzheimes (Große Plauensche Straße) ihr neues Haus bezogen, blieben die der Duckwitzstiftung im alten zurück, dessen Weiterführung als Altersheim von den Stadtverordneten beschlossen worden war.

Die Gesamtanlage des neuen Güntzheimes umfasste damals 37.190 Quadratmeter. Alle Gebäude waren rotbraun getönt und hatten Ziegeldächer. Die Baukosten betrugen 1,7 Millionen Mark. Ende des Jahres 1928 waren von den rund 300 Plätzen der neuerbauten Anlage bereits 170 an Frauen, 57 an Männer und 37 an Ehepaare vergeben.

Der Dresdner Anzeiger vom 15. November 1928 berichtete über das neue Städtische Altersheim:

„An der Straße liegt das Zentralverwaltungsgebäude, geschmückt mit dem von Prof. Brodauf geschaffenen plastischen Kopfbild des Dresdner Wohltäters Dr. Güntz, dessen Namen das Heim trägt. Geräumige, helle Flure und Treppenanlagen geben gleich beim Eintritt den Eindruck, der das ganze Heim beherrscht: Licht, Sonne, frohe weiche Farben, abgestimmt auf fröhliches Alter verdienter Veteranen der Arbeit. Im Hauptgebäude befinden sich Verwaltungsräume, eine Krankenabteilung mit besonderem Bad, eine Barbierstube, Wohnungen für die Oberin, für Hauspersonal und den das Heim leitenden Beamten. Ein Durchgang stellt die Verbindung mit der Küche her, einem Betrieb von gewaltigem Ausmaße, ein wahrer Musterbetrieb.
Vom Verbindungsgang zwischen Verwaltungsgebäude und Küche aus führen Ausgänge nach überdachten Laubengängen, die zwischen Rasenflächen und gärtnerischen Anlagen nach den Wohnpavillons gehen, auf jeder Seite drei, je für 50 Pfleglinge bestimmt; so bietet das Güntzheim für 300 Personen Raum.
Ein gemeinsamer Tagesraum in jedem Haus, mit modernen und bequemen Möbeln ausgestattet, ist geeignet, Heimstimmung aufkommen zu lassen. Das einzige, was dem neuen Altenheim noch fehlt, ist ein Versammlungssaal. Aber der hohen Kosten wegen, mußte bei der immerhin doch selten gebotenen Verwendungsmöglichkeit vorläufig davon abgesehen werden.“

Einen besonderen Vorzug habe das Heim durch seine Lage, hieß es weiter im Dresdner Anzeiger:

„Von der Straßenbahn wie vom nahegelegenen Haltepunkt Trachau aus von der Stadt bequem zu erreichen, liegt es ganz frei. Von drüben her schauen die waldigen Hänge der Trachenberge und der Lößnitz herüber. Und wenn in absehbarer Zeit damit zu rechnen ist, daß die ringsum liegenden Freiflächen bebaut werden, wird dies dem Heim keinen Abbruch tun, denn das Gelände ist von der Stadt für offene Bauweise vorgesehen.“

Als Referenz an das Hohenthalhaus, hervorgegangen aus dem 1849 von Peter Carl Wilhelm Graf von Hohenthal gestifteten Armenkrankenhaus der Friedrichstadt, neu erbaut 1890, führte von 1929 bis 1932 das neue Altersheim auch den Namen „Güntz- und Hohenthalheim“, das nordöstliche Gebäude die Bezeichnung „Hohenthalhaus“.

Ein siebenter Pavillon wurde am 3. Oktober 1931 seiner Bestimmung übergeben. Der zuständige Verwalter des Städtischen Güntzheimes würdigte während der Übergabe die „guten hygienischen Erfolge der neuen Anlage und den guten Gesundheitszustand der Heiminsassen“.

Äußerlich den bisherigen sechs Pavillons ähnlich, enthielt der siebente einen größeren Tagesraum (35 Quadratmeter), dem sich eine kleine Terrasse anschloss, die durch eine Treppe mit dem Garten verbunden war. Im Haus befanden sich 50 Einzelzimmer für Frauen, eine Wärmeküche, Badezimmer und Personalräume. Im vollständig ausgebauten Kellergeschoss war ein Wäscheraum eingerichtet.

Damit wohnten in der gesamten Anlage 350 Männer und Frauen. In der Stadtverwaltung lagen in dieser Zeit noch über 1.000 Gesuche zur Aufnahme vor, was unter anderem zur Konsequenz führte, die Altersgrenze für einen Heimplatz von 60 auf 68 Jahre heraufzusetzen.

Im Laufe des Jahres 1937 konnte schließlich auch der letzte der geplanten Wohnpavillons fertiggestellt und übergeben werden. Das 1928 vorgesehene Gebäude mit Versammlungssaal an der Kopernikusstraße wurde allerdings nicht mehr gebaut.

Das Güntzheim, versehen mit technischen und hygienischen Einrichtungen nach neuesten Erfahrungen, erfüllte seine Aufgabe als Heim für die Versorgung bedürftiger und würdiger Dresdner Einwohner in höherem Lebensalter nur 17 Jahre. Infolge des Zweiten Weltkrieges und der Zerstörung der Dresdner Krankenhäuser wurden die Bewohner des Güntzheimes im Sommer 1945 evakuiert, um die Gesamtanlage als Infektions- und Seuchenkrankenhaus einrichten zu können. Sie fanden im ehemaligen Kurhotel Sendig (Bad Schandau), zuletzt Gauschule der NSDAP, und im Schloss Hermsdorf bei Dresden, 1944/45 zum Teil Lebensmittellager der Wehrmacht, eine Unterkunft.

Diese Verlegung vollzog sich in Etappen. Im Sommer 1946 war sie abgeschlossen. Damit beginnt die Geschichte des Städtischen Krankenhauses Dresden-Neustadt. Ab Sommer 1945 wurde in den Pavillonbauten des Güntzheimes und im ehemaligen Festungslazarett der Deutschen Wehrmacht in der Wurzener Straße 5 das Krankenhaus Dresden-Neustadt als Seuchenkrankenhaus eingerichtet.

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