Brockwitz

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Brockwitz ist ein Dorf in der Nassau („nassen Aue“), einem alten Feuchtgebiet, das in früherer Zeit von der Elbe durchflossen wurde. Am 1. Juli 1950 wurde es zu Coswig zwangseingemeindet.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Lage

Brockwitz liegt etwa sechs bis sieben Kilometer von Meißen und etwa fünfzehn bis sechzehn Kilometer von Dresden entfernt. Zum Dorf gehörten 613 Hektar (Stand: 1876) Gewannflur.

[Bearbeiten] Ortsname

Der Urkunde 19 des Codex diplomaticus Saxoniae regiae (CDS) II 1 vom 19. Juli 1013 ist zu entnehmen, dass König Heinrich II. dem durch feindliche Verwüstungen in seinen Einnahmen sehr geschädigten Hochstift Meißen sechs Dörfer übereignete.[1] Eines dieser Dörfer hieß „Brochotina cethla“.[2] Dies stellt die Ersterwähnung von Brockwitz dar und stammt vom altsorbischen *Brochotina sedła ab, was „Siedlung eines Brochota“ bedeutet.[3] Brochota war der Name des Dorfgründers von Brockwitz und könnte seinerseits eine Kurzform des altpolnischen Personennamens Bronisław darstellen. Die Schreibweise „Brochtitz“ erscheint in einer Urkunde von 1205 und geht auf das ebenfalls altsorbische *Brochotici zurück, das „Siedlung der Leute eines Brochota“ bedeutet. Weitere belegte Formen sind „Broctitz“, „Bructicz“ und „Brocktitz“, bereits 1516 findet die heute gebräuchliche Schreibweise Verwendung.[4]

[Bearbeiten] Geschichte

[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten] Anmerkungen

  1. Heinrich schenkt der bischöflichen Kirche von Meissen auf Klagen des Bischofs Eiko hin, daß seine Kirche durch feindliche Einfälle schweren Schaden erlitten und nahezu alles verloren habe, die Orte Glossen (Kr. Oschatz, Bz. Leipzig), Daubnitz, Schänitz, Mertitz (alle Kr. Meissen, Bz. Dresden) im Gau Dalaminci, ferner Golencizacethla (?) im Gau Gudici und Brockwitz (Kr. Meissen, Bz. Dresden) im Gau Niseni mit allem Zubehör und zu freiem Verfügungsrecht zum Nutzen der Kirche. RI II,4 n. 1786, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1013-07-19_1_0_2_4_1_551_1786 (Abgerufen am 3. November 2018).
  2. CDS II 1, Nr. 19 vom 19. Juli 1013: K. Heinrich eignet dem durch feindliche Verwüstungen in seinen Einnahmen sehr geschädigten Stift sechs Ortschaften in den Gauen Dalaminci, Gudici und Niseni […] Ideo eidem praefatae ecclesiae sex villas nostrae proprietatis concedimus, quatuor in pago Dalaminci Glupp, Difnouuocetla, Zenizi, Miratina cethla, V tam in pago Gudici nomine Golenciza cethla, VI tam in Niseni Brochotina cethla cum mancipiis utriusque sexus, silvis, venationibus, aquis aquarumve decursibus, piscationibus, molendinis, pratis, pascuis, aedificiis, viis et inviis, exitibus et reditibus ac cum omnibus appertinentiis inquisitis seu inquirendis.
  3. CDS II 1, Nr. 11, Anm. a): Setle, cethla wahrscheinlich verwandt mit dem slawischen sedlak, Dorfbewohner, Bauer, dürfte eine Niederlassung Ackerbau treibender Menschen bezeichnen.
  4. Ernst Eichler/Hans Walther: Historisches Ortsnamenbuch von Sachsen. Bd. 1, Berlin 2001, S. 116.
  5. MG. DD. 3, 319 no. 269.
  6. Gerhard Billig: Die Burgwardorganisation im obersächsisch-meissnischen Raum. Archäologisch-archivalisch vergleichende Untersuchungen (= Veröffentlichungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Dresden. Bd. 20). Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin (Ost) 1989, ISBN 3-326-00489-3, S. 71.
  7. Dietrich II. begründet mit Zustimmung des Domcapitels bei der Afra-Kirche einen Convent der Augustiner-Chorherren, ordnet dessen Stellung zu dem Domcapitel, die Errichtung einer Schule für Chorknaben, die Pfarrechte und das Einkommen der Afrakirche unter Zusicherung des Schutzes der Stiftung durch den Landesherrn Markgraf Dietrich. In: CDS II 4, Nr. 147, S. 102 bis 104 (Codex diplomaticus Saxoniae regiae) und B. [ischof!] Dietrich beurkundet die Stiftung des Afraklosters in kürzerer Fassung und mit Abänderung einiger in Bezug auf den bisherigen Besitz der Afrakirche in No. 147 enthaltenen Angaben. In: CDS II 4, Nr. 148, S. 104f vom 3. März 1205.
  8. Historisches Coswig.
  9. Andere – wie das zweistöckige Steinhaus gegenüber der Pfarrerwohnung – gibt es nicht mehr. „Es gehörte der Familie Miggon und war mein Lieblingsgebäude“, schwärmt Erika Matthes und zeigt auf eine Postkarte in dem Album. Es war eines von wenigen Häusern, deren Giebel nicht zur Straße zeigten. Eine Schmiede gab es auf dem Gut. Und einen Tante-Emma-Laden. Heute steht an dessen Stelle ein Einfamilienhaus – unauffällig gestrichen mit einem roten Spitzdach. In: Die Spurensucherin. Erika Matthes hat die Höfe von Brockwitz erforscht. Die Geschichten der Häuser erzählt sie bei der 1 000-Jahr-Feier. Sächsische Zeitung vom 19. Mai 2014.
  10. Erika Matthes ... sucht Geschichte. Kurz vor der barocken Kirche mitten im Dorf bleibt sie vor einem kleinen Haus stehen. Es sieht unscheinbar aus, außen weiß verputzt, im ersten Stock ist das Fachwerk zu sehen. „Das ist das älteste Haus in Brockwitz“, sagt die 69-Jährige. 1640 wurde es errichtet. In: Die Spurensucherin. Erika Matthes hat die Höfe von Brockwitz erforscht. Die Geschichten der Häuser erzählt sie bei der 1 000-Jahr-Feier. Sächsische Zeitung vom 19. Mai 2014.
  11. Das über 1000 Jahre alte Dorf Brockwitz ist in seiner Entwicklung hinter anderen ländlich geprägten Ortsteilen der sächsischen Stadt Coswig und ihrer Umgebung zurückgefallen. Mitten durch den Ort verläuft eine unsichtbare Grenze, die den hoch liegenden und weitgehend überschwemmungsfreien Teil des Dorfes von der tiefer gelegenen Niederseite trennt. Die Niederseite ist im 18.-20. Jahrhundert bebaut worden, teilweise mit Gebäuden, die heute unter Denkmalschutz stehen. Die Hochwassergefahr hat seit der Jahrtausendwende zugenommen. Die Niederseite wurde in den Jahren 2002 und 2013 überflutet, im Jahr 2006 konnte eine Katastrophe um Haaresbreite abgewendet werden. Viele Bewohner der Niederseite sehen keine Bleibeperspektive mehr. Es drohen der Verfall der denkmalgeschützten Bausubstanz und damit der Verlust einer städtebaulichen Seite des Straßendorfes. Ein Deichbau in klassischer Art und Weise ist zum Schutz des Ortes aufgrund der Spezifik und Lage des Ortes sowie der sich daraus ergebenden Besonderheiten technisch nicht umsetzbar. In dieser Situation ersann die Stadtverwaltung Coswig eine innovative Alternative: Die Hebung der Gebäude auf der Niederseite einschließlich der denkmalgeschützten Objekte und die anschließende Aufschüttung des Geländes. In: Brockwitz. Haushebung im Überschwemmungsgebiet im Elbedorf Brockwitz (Coswig).
  12. Historisches Coswig.
  13. „Zeitung für die elegante Welt“, Berlin, 22. Februar 1817, Korrespondenz und Notizen aus Dresden, 12. Februar
  14. Morgenblatt für gebildete Stände vom 17. Mai 1817 (J.G. Cotta’schen Buchhandlung in Tübingen) - Der Teufel wird noch unheimlicher dargestellt: Auch mit Klauen, rot vorgestreckter Zunge, gehörigem Schweif. Das Morgenblatt verlagert die Entdeckung Satans auf den nächsten Morgen, als sämtliche Dorfbewohner zusammengerufen werden, der Hebammenmann sich aber angeblich wegen Fieber entschuldigen lässt. Schließlich aber im vollen Teufelsornat an den Pranger muss.
  15. Doch statt des Gatten tritt der Teufel herein, schwarz, mit roten Hörnern, Pferdefüßen und sonstigem Höllen-Kostüm. Er nähert sich der Wöchnerin – der Frau, die gerade entbunden hat –, will Geld oder das Kind. Die so Bedrängte verrät, wo der Schlüssel zum Geld liegt. Und wo es sich befindet – nämlich in der Oberstube. Während der Gehörnte sich dort ans Zusammenraffen macht, betritt der Landgendarm, der Dorfpolizist, das Haus. Als aufmerksamer Nachbar möchte er zur glücklichen Entbindung gratulieren. Und erfährt sogleich vom Teufel im Obergeschoss, will ihn stellen. Nur rennt der ihn auf der Treppe um. Doch der Uniformierte berappelt sich schnell, erwischt Luzifer noch mit dem Säbel an der Schulter, rast dem Bösen hinterher und sieht ihn verschwinden: Im Haus der Wehmutter – der Hebamme. Die öffnet nach längerem Klopfen die Tür, erklärt, ihr Mann sei nicht da. Allerdings entdeckt der Gendarm den Teufel unterm Bett. Enttarnt ihn als Ehemann der Hebamme, die bei der Geburt alles ausgekundschaftet und Gelegenheit sowie Mittel zum Teufelsspuk gegeben hat. Genützt hat es ihr und ihrem Mann nicht. Der Polizist nimmt den Teufel gefangen. In: Dem Teufel von Brockwitz auf der Spur - Sächsische Zeitung vom 30. März 2018.
  16. Nach dem Abriss des Rathauses auf dem Altmarkt 1707 wurde der Pranger auf den Neumarkt am Gewandhaus aufgestellt. Eine Abbildung von 1747 von Canaletto zeigt eine Dreiheit von Galgen, Schandpfahl (synomym für Pranger) und Schandesel.
  17. Christian Carl André: Hausbuch für Familien zur Hilfe in der Not und Aufheiterung im Kummer, 1818.
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