Gustav Woldemar Freiherr von Biedermann

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Woldemar Freiherr von Biedermann
Wappen der Freiherrenfamilie von Biedermann mit Diplom vom 23. Juni 1802
Dresdner Bahnhof in Leipzig, Sitz der königlichen Direktion der westlichen Staatseisenbahnen Sachsens
Die Generaldirektion der sächsischen Staatseisenbahnen, in der Wiener Straße, in der Nähe des Hauptbahnhofs
Königliches Finanzministerium, dem die Königlich Sächsische Staatseisenbahnen unterstanden
Siegelmarke der Generaldirektion
Das Streckennetz der Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen, Karte von 1902

Gustav Woldemar Freiherr von Biedermann (* 5. März 1817 in Marienberg/Erzgebirge; † 6. Februar 1903 in Dresden) war ein deutscher Eisenbahner und Beamter, zuletzt als Eisenbahndirektor und stellvertretender Direktor der königlichen Generaldirektion der Sächsischen Staatseisenbahnen im Rang eines königlich-sächsischen Geheimen Rates. Von Biedermann war Literaturhistoriker, Schriftsteller und Goetheforscher. Als Pseudonym benutzte er den Namen Ottomar Föhrau. Von Biedermann war Mitbesitzer des Rittergutes Niederforchheim im Erzgebirge.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Familie

Gustav Woldemar Freiherr von Biedermann entstammte der ursprünglich bürgerlichen Patrizierfamilie Biedermann aus Chemnitz. Erstmals 1432 urkundlich erwähnt mit dem Chemnitzer Bürger Peter Bidermann, beginnt die sichere Stammreihe mit dem 1538 urkundlich erwähnten Bäckermeister Blasius Bidermann († 1568), ein Sohn des Chemnitzer Bäckermeisters und seit 1502 tätigen Ratsherren Matthias Bidermann († 1536). Die kursächsische Anerkennung des Reichsadel- und Freiherrenstandes erfolgte am 21. August 1802 für von Biedermanns Großvater, dem kurfürstlich-sächsischen Geheimen Rat und Präsident des Geheimen Finanzkollegiums Dr. Traugott Andreas Biedermann (17431814), Sohn des kursächsischen General-Akziseinspektors, Syndikus und Ratsherren Johann August Biedermann (17011762) in Annaberg.[1] Moritz' Tante war Cäcilie Elisabeth Freiin von Biedermann (17901867), Ehefrau des königlich-sächsischen Obersteuereinnehmers Friedrich August von Oppen (17641839), Herr auf Sandberg, Mügeln und Jüterichau.

Woldemar Freiherr von Biedermann war der älteste Sohn des königlich-sächsischen Amtshauptmannes und Herrn auf Nieder-Forchheim im Erzgebirge, Gustav Heinrich Freiherr von Biedermann (* 17. Februar 1789 in Dresden; † 29. Juni 1862 in Nieder-Forchheim) und dessen 1815 geheirateter Ehefrau Caroline Dorothea geb. Tost (* 1. November 1787 in Marienberg; † 14. Dezember 1868 in Nieder-Forchheim), Tochter des Magisters Karl Gottlieb Tost und dessen Ehefrau Johanna geb. Bergert. Woldemars Geschwister waren:

Woldemar Freiherr von Biedermann heiratete am 11. Juli 1848 in Postwitz Henriette Antonie Leopoldine geb. von Trützschler aus dem Hause Mechelgrün (* 13. August 1825 in Dresden; † 28. März 1908 ebenda), Tochter des königlich-sächsischen Hof- und Justizrates Julius Trützschler von Falkenstein (17891866) und dessen Ehefrau Karoline Friederike geb. Ehrhard (17891869). Das Ehepaar von Biedermann hatte zehn Kinder:

[Bearbeiten] Leben und Wirken

[Bearbeiten] Studium und erste Dresdner Zeit

Woldemar Freiherr von Biedermann entschied sich für eine Laufbahn als Jurist und Beamter. Nach seiner höheren Schulbildung studierte er von 1836 bis 1839 in Heidelberg und Leipzig Rechts- und Kameralwissenschaften. Er ist erstmals 1841 als Cand. jur. (Candidatus iuris, Student der Rechtswissenschaft nach Ablegung der Zwischenprüfung) in der Dresdner Neustadt, dort in der Kasernenstraße 25 verzeichnet,[4] Im gleichen Jahr unternahm er eine mehrmonatliche Reise nach Italien. Ab 1842 wohnte er in der Marienstraße 9.[5]

1843 trat von Biedermann in den Staatsdienst ein und wurde anfangs Kreisdirektions-Assessor,[6] ab 1845 Kreisdirektions-Referendar in Dresden. Zu dieser Zeit wohnte er am Dippoldiswaldaer Platz 5 und 6.[7] In diesem Amt und dieser Wohnung blieb er bis 1848. Danach folgten kurzzeitige Zwischenstationen in den Kreisdirektionen Bautzen und Zwickau, ebenfalls als Regierungs-Referendar.

[Bearbeiten] Direktor der Chemnitz-Riesaer Eisenbahn

1849 erhielt von Biedermann den Auftrag, dem Vorstand der anfangs privaten Chemnitz-Riesaer Eisenbahn-Gesellschaft als Mitglied anzugehören, nachdem die Gesellschaft durch unzureichendes Aktienkapital und der Revolution von 1848 in wirtschaftliche Schieflage geriet und am 29. Mai 1848 dem deutschen Staat zum Kauf angeboten wurde. Ab 1849 wirkte von Biedermann als Regierungs-Referendar in Chemnitz und war Regierungs-Bevollmächtigter bei der Chemnitz-Riesaer Eisenbahn, nachdem das Direktorium der Bahn nach der außerordentlichen Generalversammlung vom 5. Juni 1849 mit der königlichen Staatsregierung verhandelte. Er wohnte ab jenem Jahr in Chemnitz in der Neuen Dresdner Straße 4s.[8]

Nach der Übernahme der Eisenbahngesellschaft durch das Königreich Sachsen am 31. Dezember 1850 wurde von Biedermann mit 33 Jahren ab Anfang 1851 Staatseisenbahn-Direktor der Niedererzgebirgische Staatsbahn, infolge dessen er seinen Wohnsitz erst in Döbeln hatte, wo sich anfangs die Verwaltung der Königlichen Direktion der Chemnitz-Riesaer Staatsbahn befand. Nach der am 1. September 1852 erfolgten Fertigstellung der Eisenbahnstrecke bis Chemnitz und der anschließenden, am 1. Oktober 1853 erfolgten Verlegung des Direktoriums dorthin, zog auch von Biedermann wieder nach Chemnitz.[9] Ab dem 11. Juni 1854 weilte er in der österreichischen Stadt Salzburg.[10]

1855 ist von Biedermann als Eisenbahndirektor Vorsitzender der Staats-Eisenbahn-Direktion zu Chemnitz im Rang eines königlich-sächsischen Finanzrates im Chemnitzer Adressbuch zu finden. Die sächsischen Staatseisenbahnen unterstanden dem königlichen Ministerium für Finanzen. Von Biedermann wohnte zu dieser Zeit in der Waisenstraße 8 in Chemnitz,[11] wo er bis 1858 blieb. Ab dem 23. Juli 1857 unternahm von Biedermann zusammen mit dem sächsischen Staatsminister Johann Heinrich August von Behr und seinem späteren Chef, Direktor von Tschirschky eine zirka zweiwöchige Reise zur Eröffnung der Laibach-Triester Eisenbahn in das Kaiserreich Österreich.[12]

1859 zog von Biedermann nach Leipzig, wo er am 29. Oktober 1859 vom sächsischen König Johann zum Stellvertreter des Vorsitzenden der königlichen Direktion der westlichen Staatseisenbahnen Sachsens ernannt wurde,[13] weiterhin im Rang eines königlich-sächsischen Finanzrates. Der Sitz der Direktion befand sich am ehemaligen Dresdner Bahnhof in Leipzig. Von Biedermann wohnte in der Messestadt in der dortigen Königsstraße 9c,[14] ab 1860 in der Königsstraße 17.[15] 1861 zog er in die Hohe Straße 13.[16]

[Bearbeiten] Zweite Dresdner Zeit

Nach dem Lückenschluss durch die Albertbahn und der damit erfolgten Verbindung des Streckennetzes der östlichen und westlichen sächsischen Staatseisenbahnen, wurde Woldemar Freiherr von Biedermann 1869 zum stellvertretenden Direktor der Generaldirektion der Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen ernannt. Damit war er nach dem ersten Generaldirektor der sächsischen Staatseisenbahnen, dem Wirklichen Geheimen Rat Otto Julius von Tschirschky und Bögendorff zu dieser Zeit der zweithöchste Beamte der sächsischen Eisenbahnen. Er war zugleich Vorstand der 2. (später Technischen) Abteilung der Generaldirektion der Staatseisenbahnen des Königreiches Sachsen. In dieser Funktion blieb er bis zu seiner Pensionierung.

Mit dieser Ernennung war 1869 der erneute Umzug nach Dresden verbunden, wo er als Dr. phil. und Eisenbahndirektor im Rang eines königlich-sächsischen Geheimen Finanzrates wieder 1870 im Dresdner Adressbuch verzeichnet ist. Er wohnte hier mit seiner Familie im Erdgeschoss sowie in der ersten Etage in seinem Haus in der Hohen Straße 23,[17] nach der Umnummerierung der Straße 1891 das Haus Hohe Straße 14.[18] Das Haus wurde von der Familie auf den Namen „Villa Rosa“ getauft. Hauseigentümer war ab dem Bau im Jahr 1869 bis zu seinem Tod Woldemar Freiherr von Biedermann,[19][20] danach, bis zu deren Tod dessen Witwe Antonie,[21][22] letztlich deren Kinder.[23] Die Familie besaß das Haus bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges.[24]

1887 wurde von Biedermann unter Fortzahlung der gesetzlichen Pension und der Rangerhöhung zum Geheimen Rat als Eisenbahndirektor a.D. (außer Dienst), gleichzeitig mit seinem bisherigen Generaldirektor Otto Julius von Tschirschky und Bögendorff in den Ruhestand verabschiedet.[25] Seinen Lebensabend verbrachte von Biedermann in Dresden. Er wurde am 9. Februar 1903 auf dem Alten Annenfriedhof beigesetzt. Sein Grab ist nicht erhalten.

[Bearbeiten] Von Biedermann als Goetheforscher

Woldemar Freiherr von Biedermann bildete sich selbst autodidaktisch zum Philologen und Literarhistoriker heran. Zeit seines Lebens galt sein Interesse der Forschung zu Johann Wolfgang von Goethe. Selbst seine eigenen Lebensstationen, vor allem auch im Erzgebirge, veranlassten von Biedermann unbekannte Materialien zur Biographie Goethes zusammenzutragen. Ihn verband deine eine jahrzehntelange Freundschaft mit Gustav von Loeper. Nachdem er als Eisenbahnbeamter in Pension getreten war, vollendete er sein Hauptwerk, die erste Sammlung aller überlieferten Gespräche Goethes.

Von Biedermann veröffentlichte über mehrere Jahrzehnte etwa 180 Aufsätze zur Goethe-Literatur in der wissenschaftlichen Beilage der Leipziger Zeitung. Er schrieb aber auch beruflich über das Eisenbahnwesen in der Zeitung des Vereins deutscher Eisenbahnverwaltungen. Für die Forschung zu Goethes Studienzeit in Leipzig, herausgegeben in zwei Bänden, erhielt von Biedermann 1865 von der philosophischen Fakultät der Universität Leipzig die Ehrendoktorwürde (Dr. phil. h.c.).

Von Biedermann war Mitbegründer der Goethe-Gesellschaft. Er gehörte dem Vorstand dieser Gesellschaft lange an und er ebenfalls Mitglied in der Dresdener literarisch-künstlerischen Gesellschaft der „Vierzehner“.

[Bearbeiten] Werke/ Veröffentlichungen (Auswahl)

[Bearbeiten] Auszeichnungen (Auswahl)

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Ulrike Knoll: Traugott Andreas von Biedermann, in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde e.V., Online-Ausgabe
  2. Todesnachricht in der Leipziger Zeitung vom 1. Januar 1863, Digitalisat auf Google Books, S. 16
  3. Rangliste der Königlich-Sächsischen Armee 1886, Digitalisat der SLUB, S. 66
  4. Dresdner Adress-Handbuch 1841, S. 22, SLUB
  5. Dresdner Adress-Handbuch 1843, S. 27, SLUB
  6. Dresdner Adress-Handbuch 1844, S. 27, SLUB
  7. Dresdner Adress-Handbuch 1846, S. 24, SLUB
  8. Adressbuch der Fabrik- und Handelsstadt Chemnitz 1850, SLUB, S. 42
  9. Chemnitz-Riesaer Linie in: Ludwig Ferdinand Ulbricht: Geschichte der Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen, Dresden 1889, Reprint Leipzig 1989, S. 29f.
  10. Neue Salzburger Zeitung, Donnerstag, den 13. Juli 1854, Nr. 157, 4. Jahrgang, Digitalisat auf Google Books
  11. Adressbuch Chemnitz 1855, S. 44, SLUB
  12. Abendblatt der Österreichisch-Kaiserlichen Wiener Zeitung, Samstag, den 25. Juli 1857, Digitalisat auf Google Books, S. 670
  13. Amtliche Nachrichten in: Dresdner Journal. Herold für sächsische und deutsche Interessen. Redigirt von Karl Biedermann, Beilage vom 8. November 1858, Digitalisat auf Google Books, S. 1250f.
  14. Leipziger Adreß-Buch 1860, S. 56, SLUB
  15. Leipziger Adreß-Buch 1861, S. 58, SLUB
  16. Leipziger Adreß-Buch 1862, S. 67, SLUB
  17. Adressbuch Dresden 1870, S. 41
  18. Adressbuch Dresden 1892, S. 79, SLUB
  19. Häuserbuch Dresden 1870, S. 458, SLUB
  20. Häuserbuch Dresden 1903, S. 1180, SLUB
  21. Häuserbuch Dresden 1904, S. 1449, SLUB
  22. Häuserbuch Dresden 1908, S. 1640, SLUB
  23. Häuserbuch Dresden 1909, S. 1642, SLUB
  24. Häuserbuch Dresden 1943/44, S. 1741, SLUB
  25. Adressbuch Dresden 1888, S. 66, SLUB

[Bearbeiten] Weblinks

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