Wilhelm Scheven

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Wilhelm Karl Johannes Scheven, nach anderen Quellen Karl Johann Wilhelm Scheven (* 27. März 1884 in Żyrardów/ Polen; † 1966) war ein deutscher Jurist und Richter, u.a. im Rang eines Oberlandesgerichtsrates, 1950 auch als Richter am Obersten Gerichtshof für die Britsche Zone.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Familie

Wilhelm Karl Johannes Scheven entstammte der weit verzweigten evangelischen Familie Scheven. Scheven war der Sohn des Staatsrechtlers, Fabrikdirektors, Abgeordneten und Sozialpolitikers Paul Scheven (* 1852; † 30. November 1929 in Dresden) und dessen Ehefrau Katharina geb. Bauch (* 31. Mai 1861 in Zittau; † 6. August 1922 in Dresden). Sein Vater wurde umgangssprachlich auch als "Dresdner Bettelmönch" bezeichnet und engagierte sich in Dresden für Mieter und in der Armenversorgung. Seine Mutter war eine Frauenrechtlerin und eine der ersten Dresdner Stadtverordneten. Nach ihr wurde in Loschwitz die Schevenstraße benannt. Schevens Schwester war:

Wilhelm Scheven heiratete am 6. Dezember 1915 in Dresden Susanna ("Susi") Marianne geb. Nöther (* 29. November 1891 in Dresden; † 11. November 1976),[2] jüngste Tochter des Dresdner Kunstmalers Adolf Nöther (18551943) und dessen Ehefrau Marianne geb. Deil (18651951). Söhne des Paares sind

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Scheven besuchte das Königliche Gymnasium in Dresden, später das Gymnasium in Eisenach, wo er eine humanistische Schulbildung erhielt. Er wurde außerdem durch die fortschrittlichen Ideen seiner Eltern geprägt. Kurz vor Ostern 1896 besuchte er mit seinem Vater sowie zwei weiteren Schulkameraden Karl May in dessen Villa Shatterhand in Radebeul. Sein Foto ist in Karl Mays Leseralbum enthalten. Scheven schrieb seine Erinnerungen an Karl May 1927 nieder. Veröffentlicht wurden sie auszugsweise im Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1974.

Nach dem Abitur lebte Scheven für fünf Monate in Großbritannien, wo er die englische Sprache erlernte. Im Anschluss studierte Scheven an den Universitäten in München, Lausanne, Berlin und Leipzig. Neben seiner Hauptsudienrichtung Rechtswissenschaft studierte er in München auch Nationalökonomie und Geschichte. Auch später hörte er neben Jura weiter Vorlesungen in Nationalökonomie.

Am 18. Januar 1908 legte er an der Universität Leipzig sein Referendarexamen mit der Note "Befriedigend" ab. Sein Referendariat erfolgte im Bezirk des Oberlandesgreichts Dresden. Scheven ist erstmals 1909 im Dresdner Adressbuch als Referendar, zu dieser Zeit noch in der Angelikastraße 23 im elterlichen Haus verzeichnet.[7] Ebenfalls an der Universität Leipzig promovierte er mit seiner Arbeit zur Ausgleichung der Rechtsverluste am 13. September 1911 zum Doktor der Rechtswissenschaften (Dr. jur.). Seine Dissertation wurde mit der zweithöchsten Note magna cum laude bewertet. 1913 ist er erstmals im Dresdner Adressbuch als Dr. jur. aufgeführt.[8] Bei seinem Assessorexamen, das er am 7. März 1914 bestand, erhielt Scheven die Note "recht gut" und arbeitete danach kurze Zeit als Assessor am Amtsgericht Kötzschenbroda.

Im gleichen Jahr wurde Scheven als Soldat in den Ersten Weltkrieg eingezogen. Aus diesem kehrte er 1918 zurück, bat auf eigenes Ersuchen um Entlassung aus dem Staatsdienst und eröffnete 1919 als Rechtsanwalt eine Kanzlei in der Prager Straße 10. Privat bezog er eine Wohnung in der Lockwitzer Straße 24.[9] Bereits am 1. Oktober 1920 trat Scheven als Gerichtsassessor jedoch wieder in den Justizdienst des Freistaates Sachsen ein und wurde mit Wirkung vom 1. Januar 1922 in den Rang eines Landgerichtsrates erhoben.[10] Noch im gleichen Jahr zog er in die Sedlitzer Straße 3,[11] 1930 in das Haus in der Angelikastraße 23,[12] wo er bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges wohnte und dessen Hauseigentümer er war.[13]

Mit Wirkung vom 1. April 1934 wurde Scheven als Gerichtsrat zum Dresdner Oberlandesgericht versetzt.[14] Dort war Scheven erneut ausschließlich mit Streitigkeiten im Zivilrecht beschäftigt. Scheven war nie Mitglied der NSDAP, war aber seit dem 2. Januar 1935 förderndes Mitglied der SS, seit dem 14. Februar 1934 Mitglied des Nationalsozialistischen Rechtswahrerbundes und dem Reichsbund der Deutschen Beamten, seit dem 20. September 1934 im Reichsluftschutzbund und seit dem 19. Juli 1935 in der Nationalsozialistische Volkswohlfahrt. Außer seiner Hauswartfunktion übte er keine Ämter in den NS-Organisationen aus. Da Scheven nicht Mitglied der NSDAP wurde, blieb ihm auch die Beförderung zum Senatspräsidenten während der nationalsozialistischen Herrschaft verwehrt. Nachdem er noch im Juli 1944 als "unabkömmlich" für den Kriegsdienst gestellt worden war, wurde in den letzten Kriegsmonaten seine Unabkömmlichkeitsstellung aufgehoben, so dass er zum einem weiteren Dienst in einem Weltkrieg zur deutschen Kriegsmarine einberufen wurde. Bereits vor dem eigentlichen Kriegsende wurde Scheven aus der Marine wieder entlassen, konnte aber aufgrund des Frontverlaufs nicht nach Dresden zurückkehren und kam bei Verwandten in Lübeck unter.

Scheven meldete sich nach der Besetzung durch die Alliierten beim Landgerichtspräsidenten von Lübeck, kam jedoch als ehemaliger Wehrmachtsangehöriger in britische Kriegsgefangenschaft. Nach der Entlassung aus der Gefangenschaft ersuchte er erneut um eine Anstellung als Richter am Landgericht in Lübeck. Nach erfolgter Überprüfung und Bestätigung durch die Militärregierung erfolgte seine Berufung als Richter, ab Oktober 1947 als Vorsitzender einer Zivilkammer. Nachdem Scheven sein Entnazifierungsverfahren als "nicht betroffen" überstanden hatte, erhielt er wieder eine Planstelle als Landgerichtsrat in Lübeck. Zwar bewarb sich Scheven mehrmals auf ausgeschriebene Positionen als Landgerichtsdirektor, wobei er auch vom Präsidenten des Landgerichts Lübeck unterstützt wurde, jedoch lehnten sowohl der Oberlandesgerichtspräsident als auch das Justizministerium des Landes Schlewsig-Holstein seine Beförderung aufgrund seines fortgeschrittenen Alters ab.

Als gegen Ende des Obersten Gerichtshofes für die Britische Zone nochmals Hilfsrichter gesucht wurden und Scheven sich auch darauf bewarb, wurde er mit Wirkung vom 16. Juni 1950 bis zur Auflösung des Obersten Gerichtshofes dort als Richter angestellt. Zwar schlug das Justizministerium des Landes Schleswig-Holstein Scheven noch für das Amt eines Bundesrichters vor, jedoch wurde er nie in dieses Amt gewählt. Ab dem 1. Oktober 1950 kehrte er deshalb wieder an das Landgericht Lübeck zurück. Im April 1952 wurde Scheven mit 68 Jahren pensioniert.

[Bearbeiten] Veröffentlichungen (Auswahl)

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Adressbuch Dresden 1943/44, S. 854, SLUB
  2. Todesdatum laut handschriftlichen Vermerk auf der in Ancestry online zugänglichen Heiratsurkunde vom 6. Dezember 1915, Standesamt Dresden, Nr. 538/ 1915
  3. Traueranzeige für Harald Scheven auf www.doolia.de
  4. Jrene Brann: Fremdes beseelt, Salm-Verlag Bern 2010, S. 40, ISBN: 978-3-7262-1424-1
  5. Artikel von Ekkehard Scheven: "Das macht doch jeder so!", Artikel zur Spendenaffäre der CDU, ZEIT Nr. 4/ 2000
  6. Ekkehard Scheven auf www.filmportal.de
  7. Adressbuch Dresden 1909, S. 898, SLUB
  8. Adressbuch Dresden 1913, S. 958, SLUB
  9. Adressbuch Dresden 1920, S. 750, SLUB
  10. Adressbuch Dresden 1921, S. 760, SLUB
  11. Adressbuch Dresden 1922/23, S. 853, SLUB
  12. Adressbuch Dresden 1931, S. 756, SLUB
  13. Adressbuch Dresden 1940, Häuserbuch, S. 1418, SLUB
  14. Adressbuch Dresden 1935, S. 834, SLUB

[Bearbeiten] Weblinks

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