Weingut „Wilder Mann“

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Dieser Artikel behandelt vorrangig die Geschichte des Weingutes an der Döbelner Straße 108-116. 
Ausführliche Informationen zur Geschichte des Gasthofes „Wilder Mann“ an der 
Döbelner Straße 130 findet man im entsprechenden Artikel zum Gasthof. 


die „Trachenberge“ mit Gasthof „Roter Ochse“, Gasthof „Wilder Mann“ und Weingut „Wilder Mann“ (türkis markiert, von links unten nach rechts oben), um 1790
Weingut „Wilder Mann“ 1924
Weingut „Wilder Mann“ um 1930
Innenhof des Weingutes, um 1925
Innenhof des Weingutes, um 1925
Döbelner Straße 108-116, ehem. Standort des Weingutes „Wilder Mann“, 2008
Gedenktafel am früheren Standort des Weingutes

Das Weingut „Wilder Mann“ hatte seinen Standort bis 1933 an der Döbelner Straße 108–116 im Stadtteil Trachenberge. Die Geschichte des Weingutes begann, als um 1680 der Dresdner Bürgermeister und Ratmann Philipp Strobel (1643-1702) ein Stück Land östlich der heutigen Großenhainer Straße erwarb und es durch einige zugekaufte Felder zum Weingut Wilder Mann erweiterte. Seine Geschichte endete, als es in den Jahren 1933/34 abgerissen wurde.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte des Weingutes „Wilder Mann“

Als „die Trachenberge“ wurden die gesamten Hänge der Elbtalaue von der Großenhainer Straße bis zum St.-Pauli-Friedhof bezeichnet. Sie gaben der hier im 18. Jahrhundert entstandenen Siedlung ihren Namen.

Ursprünglich bewaldet, eignete sich der gesamte Südhang der Trachenberge aufgrund günstiger klimatischer Bedingungen vor allem für den Anbau von Wein. So war er bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts Mittelpunkt eines großen Weinanbaugebietes, das sich westwärts bis an die Trachauer Geblerstraße und nach Osten hin bis zur Radeburger Straße ausdehnte.

Schon vor 1450 hatten die 1370 erstmals in der Stadtchronik erwähnten Augustinermönche aus Altendresden mit dem „alten Trachenberg“ den ältesten Weinberg nördlich der Trachauer Flur angelegt. Im Zuge der Reformation in Sachsen (1539) wurde das Augustinerkloster aufgelöst, der „alte Trachenberg“ an einzelne Besitzer verpachtet bzw. verkauft, zum Teil verfiel er wahrscheinlich.

Gegen Ende des 16. und mit Beginn des 17. Jahrhunderts erfuhr der Weinanbau einen erneuten Aufschwung, und der noch bewaldete Hang östlich der Großenhainer Straße wurde ausschließlich zur Bepflanzung mit Rebstöcken gerodet.

Zentrum des Weinanbaus war das Weingut Wilder Mann. Die Gründung des Gutes fällt etwa in das Jahr 1680, als der Dresdner Bürgermeister und Ratsmann Philipp Strobel hier ein Stück Land erwarb und es durch hinzugekaufte Felder und Wiesen erweiterte. Neben der Acker- und Viehwirtschaft wurde vor allem der Weinanbau zum Eigenverbrauch und Ausschank betrieben. Seit 1690 durfte mit Genehmigung des Dresdner Rates nicht mehr nur Wein und Most, sondern auch Bier ausgeschenkt werden.

[Bearbeiten] Weingut und Gasthof „Wilder Mann“

Nach dem Tode Strobels ging das Weingut an seine Tochter über, die mit Lüder Hildebrand (16611734), einem in der Gunst August des Starken (16701733) stehenden Militär verheiratet war. Im Mai 1710 erhielt Hildebrand, beurkundet vom Kurfürsten, das Vorrecht zum Ausschank Dresdner und fremder Biere, ferner war ihm für sein Haus das Backen und Schlachten sowie das Brennen von Branntwein erlaubt worden. In einer späteren Urkunde wird auch erwähnt, dass er „ein gewisses Gastzeichen zum wilden Mann“ am Ausschank des Weingutes angebracht hatte.

Hildebrand starb im Jahre 1734. Die Eigentümer von Weingut und Ausschank wechselten in häufiger Folge, bis 1762 Johanna Rosine Starcke, Ehefrau des Bergrates Dr. Martin Simon Starcke, in zweiter Ehe mit Carl Hennig von Zittwitz verheiratet, das Weingut Wilder Mann nebst Schankrecht sowie den westlich der Großenhainer Straße gelegenen Weinberg zum „Roten Ochsen“ erwarb.

Da das Weingut durch Steuern und Lasten stark verschuldet war, betrieb sie den während des Siebenjährigen Krieges eingerichteten Schank im Weinberg zum „Roten Ochsen“ weiter, verabreichte daselbst Speisen und beherbergte auch Gäste. Nach vierjährigem Betrieb musste sie um 1766 den Ausschank schließen.

Da der „Rote Ochse“ auch wegen seiner Nähe zu den kurfürstlichen Wildbahnen für einen Ausschank nicht in Betracht kam, erhielt Johanna Rosina von Zittwitz im Jahre 1773 die von ihr am 28. September 1769 beantragten Schankrechte für ein kleines hölzernes Weinberghaus östlich der Großenhainer Straße. Als einen der Gründe für die Schankrechte führte sie an, dass die Pachterträge erheblich stiegen, befände sich der Ausschank statt im abgelegenen Weingut zukünftig an der belebten Landstraße in die Tuchmacherstadt Hayn (heute Großenhain).

Den von ihr diesbezüglich gestellten Antrag hatte der sächsische Kurfürst Friedrich August III. (17501827) am 19. Juli 1773 nur unter der Bedingung genehmigt, dass beide Grundstücke, das Weingut und der neue Ausschank, ständig in „einer Hand blieben“. Anstelle des hölzernen Weinberghauses ließ nun Frau von Zittwitz ein steinernes Gasthofgebäude errichten und schmückte es mit der Figur des Wilden Mannes. Noch bis 1776 besaß sie Gut und Gasthof, dann nennt die Geschichte andere Namen.

siehe auch: ausführliche Informationen zur Geschichte des Gasthofes „Wilder Mann“

[Bearbeiten] Das Ende des alten Weingutes „Wilder Mann“

Der 250-jährige Weinbau an den Hängen der Trachenberge kam zu Erliegen, als im Jahre 1883 die Reblaus eingeschleppt und dadurch der gesamte Bestand an Reben vernichtet wurde. Der Ackerbau auf den zum Weingut gehörenden Feldern dagegen fand eine Fortsetzung.

Laut Grundbucheintragung vom 23. August 1886 fiel das alte Weingut an Auguste Rosalie Thomas. Ein Teil des Berghangs ging in den Besitz eines Schrebergartenvereins über, andere Flurstücke wurden als Bauland erschlossen.

Im Jahre 1906 standen die Gutsgebäude in der Hauptsache leer. Der Erste Weltkrieg und die folgenden Notzeiten brachten weitere Belastungen. Außerdem wurde das Besitztum durch unzählige Diebstähle nicht nur geschädigt, sondern damit auch dem natürlichen Verfall nachgeholfen.

In einem Bericht des zuständigen Polizeibezirkes vom 31. Juli 1920 sind die Zustände treffend geschildert: „Das Grundstück befindet sich in einem trostlosen Zustande. Von der nördlichen und östlichen Einfriedungsmauer sind ganze Stücke eingefallen bzw. von Unbefugten niedergerissen worden. Ein Stück Mauer an der als Sackgasse endenden Weinbergstraße ist vollständig verschwunden. Das Gelände, ehemals Weinberg, ist mit Sträuchern und Unkraut so überwuchert, daß es einer Wildnis gleicht.“

Im selben Jahre beschäftigte sich auch der Landesverein Sächsischer Heimatschutz mit dem Weingut und regte beim Baupolizeiamt die schrittweise Instandsetzung an. Die Besitzerin lehnte die darauf ergangene Verfügung der Baupolizei unter Hinweis auf die Zwecklosigkeit der Instandsetzung ab.

Am 6. April 1923 schloss Oberregierungsrat Dr. Schulze als Generalbevollmächtigter seiner Tante Auguste Rosalie Thomas und seiner Mutter Marie Schulze, geb. Thomas, einen Pachtvertrag mit dem Ingenieur Otto Walther Tränkner. Seine ursprüngliche Absicht, das Gutsgebäude zu gewerblichen Zwecken zu verwenden, musste Tränkner aufgeben, da die Baupolizei in dieser reinen Wohngegend Gewerbebetriebe nicht zulassen durfte.

Mit dem Tode der Auguste Rosalie Thomas fiel das Gut an Marie Wilhelmine verw. Schulze. Aus vielerlei Gründen entschloss sich Dr. Schulze schließlich am 13. Juli 1929 zum Verkauf des Gutes an den im Grundbuch am 20. Januar 1930 eingetragenen Pächter Otto Walther Tränkner.

Die Absichten Tränkners, das Grundstück zu verwerten, scheiterten an den teilweise nicht zu erhaltenden Genehmigungen zu baulichen Veränderungen, sowie an den ungeheuer großen Kosten einer Wiederherstellung mit gleichzeitigem Umbau in Kleinwohnungen.

So kam es 1931 zu Zwangsversteigerungen. In den Besitz des gesamten Gutes gelangten Baumeister Walter Seelig und Maurer- und Zimmermeister Woldemar Richter. Nach dem Abbruch der alten Gebäude beabsichtigten sie, moderne Wohnhäuser zu errichten. Am 17. Februar 1932 stellte Richter den Antrag, um für den ersten Neubauabschnitt die Scheune und einen Teil des Stallgebäudes an der Straße abbrechen zu dürfen.

In den Jahren darauf entstanden am Standort des alten Weingutes genossenschaftliche Mietswohnhäuser.

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