Prinz-Max-Palais

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Das Prinz-Max-Palais war ein ab dem 14. Februar 1742 bis 1743 in königlichem Auftrag für Gaetano Chiaveri errichtetes Palais in der Wilsdruffer Vorstadt, welches dieser bis 1749 bewohnte. 1783 durch die Wettiner zum Prinzlichen Sommer-Palais vor der Stadt ausgebaut, fiel es 1890 dem weiteren Stadtausbau zum Opfer.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] 1742/43: Palais für Gaetano Chiaveri

Der Italiener Gaetano Chiaveri leitete seit dem 1. April 1736 den Bau der Hofkirche und lebte zunächst mit seinen mitgebrachten Handwerkern im Italienischen Dörfchen. Als er am 30. September 1749 die Leitung abgab und Dresden verließ, wurde das aus dem Baufond der Hofkirche finanzierte Gebäude an privat verkauft.

Das Palais mit einem quadratischem Grundriss auf 20,35 mal 20,35 Metern war zweigeschossig, die Fassaden waren fünfachsig angelegt. Die Vorderseite besaß ein reich verziertes Tor mit darüberliegendem, überdachtem Fenster. Auf dem Dach wurde ein hölzerner Söller errichtet, der als Observatorium vorgesehen war.[1]

Der Innenausbau erfolgte durch den Holzbildhauer am Dresdner Hof (1752 Hofgaleriebildhauer) Joseph Deibel (* 18. Mai 1716 in Gräfendorf bei Graz; † 1793 in Dresden), der 1741 mit seinem Meister, dem kurfürstlich-bayerischen Hofbildhauer Matthias Kugler, zusammen mit Maria Antonia von Bayern (1763 Kurfürstin von Sachsen) nach Dresden gekommen war.

[Bearbeiten] 1783: Prinz Maximilians Gartenhaus in der Ostra.Allee

Im Jahr 1783 wurde das Gebäude für den damals 24-jährigen Prinzen Maximilian von Sachsen (* 13. April 1759 in Dresden; † 3. Januar 1838 ebenda) erworben und als Prinz Maximilians Gartenhaus in der Ostra.Allee[2] standesgemäß zum Sommerpalais umgebaut.

Der Architekt und Hofbaumeister Johann August Giesel (* 14. Januar 1751 in Dresden; † 18. April 1822 ebenda) baute im Auftrage des Hofes das Palais im klassizistischen Stil um. Dazu wurde er 1783 von Maximilian von Sachsen zum Bauinspektor ernannt. Johann August Giesel schuf ein neues Portal, baute das zuvor hölzerne Observatorium in Stein aus und gestaltete den Garten.

Der Mittelrisalit der Fassade wurde über zwei Etagen mit vier ionischen Halbsäulen versehen, um die drei Fensterachsen zu betonen. Die Arbeiten hierzu wurden von dem damaligen Maurermeister und Kammerkondukteur (1795 Hofmaurermeister) Christian Gottfried Hahmann (* 6. Februar 1739 in Mittweida; † 16. Juli 1798 in Dresden) ausgeführt.

Die Entwürfe der Innenausstattung in einheitlichem Zopfstil[3] stammten sehr wahrscheinlich von Christian Traugott Weinlig und Christian Friedrich Schuricht. Diese blieb bis zum Abriss des Palais im Jahre 1890 erhalten.

[Bearbeiten] 1813/1815: Einbau einer orthodoxen Kapelle

In der Zeit des preußisch-russischen Generalgouvernements Sachsen entstand im Palais Brühl, dem Sitz des russischen Generalgouverneurs Nikolai Grigorjewitsch Repnin-Wolkonski und der russischen Gesandtschaft, eine russisch-orthodoxe Gesandtschaftskapelle. Für die Zugänglichkeit wurde 1814 die Freitreppe zur Brühlschen Terrasse angelegt.

Aus Sicherheitsgründen wurde eine weitere russisch-orthodoxe Kapelle im unteren Saal des Sommerpalais des Prinzen Maximilian eingerichtet und ebenfalls geweiht. Die Wettiner wollten mit diesem Entgegenkommen ihre Einsicht in die neuen Machtverhältnisse zeigen und ein gutes Verhältnis zu den russischen Besatzern schaffen. Der sächsische König Friedrich August der Gerechte befand sich zu diesem Zeitpunkt noch in alliierter Gefangenschaft.

[Bearbeiten] 1838: Prinzliches Palais

Nach dem Tod von Prinz Maximilian von Sachsen am 3. Januar 1838 kam das Sommerpalais in den Besitz seines Sohnes, des Prinzen Johann von Sachsen, dem späteren König.[4][5] Es wurde als Prinzliches Palais bezeichnet. [6]

Im Palais wohnten neben dem Prinzen Johann der Bettmeister Friedrich Ulbrich, der Thorwärter Johann Georg Schmidt (bis 1854) und der Hofgärtner Carl Wilhelm Stenger. Die Bediensteten und ihre Familien teilten sich das Parterre, der Prinz bewohnte die Beletage. Laut den Adressbüchern von 1852[7] und 1853 lebte in der Beletage auch der Geheime Rath, Kammerherr und Obersthofmeister Maj. a. D. Carl Anton Philipp Hyacinthus von Dziembowski, der seit 1816 Kammerherr im Hofstaat des sächsischen Königs war. Nach einer anderen Quelle verstarb Carl Anton von Dziembowski bereits am 7. Februar 1851 in Dresden (* am 7. Juli 1780 in Dresden; verwitwet seit dem 10. Juni 1837; er hatte einen ihn überlebenden Sohn, Maximilian von Dziembowski, geb. 1823).

Ab 1862 hieß die Adresse statt Ostraallee 22 dann Brückenstraße 10. Zu diesem Zeitpunkt bewohnte ein Leutnant von Funcke die Beletage, vom Personal gab es nur noch den Hausmann Hennersdorf im Parterre.[8][9]

[Bearbeiten] 1864: Königliches Palais

Erst im Jahr 1864 wurde das Palais auf der Brückenstraße 10 dann als Königliches Palais bezeichnet, obwohl Johann seit 1854 König war. Bis dahin war es gewohnheitsmäßig wie seit 1783 das Prinzliche Palais. Im Parterre lebte damals der Hausmann Schneider.[10]

[Bearbeiten] 1890: Abbruch

Die Stadtplanung in der sich rasant entwickelnden Stadt (Dresdens Bevölkerung verdoppelte sich von 1885 bis 1905 von 246.086 auf 516.996 Einwohner) nahm damals wenig Rücksicht auf denkmalpflegerische Belange. Schon 1885 mußte in der Innenstadt das prachtvolle Palais Vitzthum-Schönburg dem Durchbruch der König-Johann-Straße weichen.

1890 fiel auch das damalige Königliche Palais in der Ostrallee 24 den Abbruchplänen zum Opfer, "um für die geplante Permoserstraße Raum zu gewinnen."[11]

1889 hatte in Kenntnis dieser Pläne der Commerzienrath Franz Günther auf der Sidonienstraße das Palais erworben. Bis 1890 wurde dies noch durch den Kellereigehilfen Martin bewohnt.

Nach dem Abriss wurde das Grundstück mit der Katasternummer 678 von der Bank für Grundbesitz (Baubank für die Residenzstadt Dresden) verwaltet (1892) und dann auch erworben (1893). Nach dem Bau eines großen Eckhauses (wiederum Ostraallee 24) zogen dort zum 1. April 1894 die ersten Geschäfte ein, 1895 war auch das Ecklokal eingerichtet (vom Schänkwirt Josef Thomas Franz Wojciechowski, der als Barbier auch ein Geschäft auf der Güterbahnhofstraße 18 betrieb). Im Parterre gab es auf der Ostraallee außerdem noch den Fischwarenhändler Paul. Das gewinnversprechende fünfstöckige Eckhaus war inzwischen von dem Ziegeleibesitzer Johann Gottfried Ulbricht auf der Victoriastraße 27 erworben worden.[12]


[Bearbeiten] Karten

[Bearbeiten] Trivia

Es gibt auch in Karlsruhe ein Prinz-Max-Palais, eine nach Prinz Max von Baden (1867-1929), dem letzten Reichskanzler des Deutschen Kaiserreichs benannte Gründerzeit-Villa. Prinz Max von Baden war 1918 auch der letzte Thronfolger des Großherzogtums Baden. Er erwarb die 1881 bis 1884 gebaute Villa im Jahr 1900 und bewohnte sie bis zu seinem Tod. Dieses Palais existiert im Gegensatz zum Dresdner Prinz-Max-Palais noch immer und beherbergt seit 1981 ein städtisches Kulturzentrum.

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Anmerkungen

  1. Eberhard Hempel, Walter Krönert: Gaetano Chiaveri, S. 188.
  2. Colorierter Stich Prinz Maximilians Gartenhaus in der Ostra.Allee, das spätere Maxpalais in Dresden (Wilsdrufffer Vorstadt) auf der Ostraallee; ab 1783.
  3. Stadtlexikon, S. 329.
  4. Eigentümer: Ostraallee Nr. 22 Prinz Johann, K. H. im Adressbuch von 1840.
  5. Eigentümer Ostraallee Nr. 22 Prinz Johann, Herzog zu Sachsen im Adressbuch von 1850.
  6. Ostraallee Nr. 22 Prinzliches Palais, Verwalter Ulbrich, Bettmeister; Stenger, Hofgärtner; Hennersdorf, Hausmann im Adressbuch von 1855.
  7. AB 1852: Ostraallee Nr. 22 Palais; Prinz Johann, Königl. Hoheit, E.; Ulbrich, F., Bettmeister, pt.; Schmidt, Joh., Thorwärter, pt.; Stenger, C. W., Hofgärtner, pt.; Dziembowski, Ant. v.. Geh. Rath, Kammerherr u. Obersthofmstr., Maj. a. D. 1.
  8. Brückenstraße Nr. 10 Prinzliches Palais p. Hennersdorf, Hausmann I. v. Funcke, Oberleutnant im Adressbuch von 1862.
  9. Wahrscheinlich der spätere sächsische Generalleutnant Bernhard von Funcke (1824–1902).
  10. Brückenstraße Nr. 10 Königliches Palais p. Schneider, Hausmann. im Adressbuch von 1864.
  11. Adolf Hantzsch: Hervorragende Persönlichkeiten in Dresden und ihre Wohnungen, Mitteilungen des Vereins für Geschichte Dresdens. Heft 25, Lehmannsche Buchdruckerei und Verlagsbuchhandlung, Dresden 1918, Nr. 70. Chiaveri, Gaëtano, 1689–1770, italienischer Baumeister.
  12. Ostraalle 24 Kat. Nr. 678 E. Johann Gottfried Ulbricht, Ziegeleibesitzer, Victoriastraße 27, pt. Schänkwirt Josef Thomas Franz Wojciechowski (auch Barbier, Geschäft Güterbahnhofstr. 18); Fischwarenhändler Paul pt. bis IV = 5 Stockwerke, Adressbuch von 1895.
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