Nicolaus von Pischke

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Familiengrab von Nicolaus von Pischke auf dem Trinitatisfriedhof in Johannstadt

Nicolaus Ernst von Pischke, kurz auch Nikolaus/ Nikolai von Pischke, russisch Николай Эрнестович Пишке (* 3. Januar jul./15. Januar greg. 1812 in Riga; † 8. März 1891 in Dresden)[1] war ein kaiserlich-russischer Bergingenieur und Offizier des russischen Bergkorps, zuletzt im Dienstrang als Oberst. Er war mit dem russischen Juristen und Diplomaten Alexander Jegorowitsch Wrangel und mit dem Schriftsteller Fjodor Michailowitsch Dostojewski bekannt.

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Pischke entstammte einer deutschbaltischen Familie aus Riga im Gouvernement Livland, das seit 1721 zum russischen Zarenreich gehörte. Er war der Sohn des Beamten Ernst Pischke. Im Jahr seiner Geburt, beim Einfall von naopleonischen Truppen in das Kurland ließ der russische Generalleutnant und Militärgouverneur von Riga, Magnus Gustav von Essen in der Nacht vom 11. zum 12. Juli die rigaschen Vorstädte anzünden, um ein freies Schussfeld zu bekommen und dem Gegner keine Deckung zu bieten. Drei Kirchen und mehr als 700 Häuser brannten dabei ab.

Pischke studierte am St.-Petersburger Berginstitut und begann seine Karriere als Ingenieur 1835 in der Entwurfsabteilung des russischen Miniteriums für Bergbau- und Salzangelegenheiten. Er diente anfangs im Ural und wurde im Dezember 1839 in das Altai-Gebirge in Sibirien kommandiert. Hier war er für die Einführung von "ausländischen Verbesserungen bei der Sortierung von Erzen" in den Minen Cherepanowsky, Semenowsky und Lasursky verantwortlich. Ab 1841 war Pischke Verwalter der Cherepanowsky-Mine. Bereits 1844 war er Mitglied einer Spezialexpedition im Loktewski-Werk im Altai.

1847 wurde Pischke zum Hauptmann ("Kapitän") befördert. Ab 1853 war er als Bergingenieur und Betriebsleiter der Loktewski-Werke tätig. Das Werk befand sich 100 Werst (= ca. 107 Kilometer) von der nächstgrößeren Stadt Semipalatinsk entfernt. Pischkes Assistenten waren die Brüder Sergej Wassiljewitsch (* 1815) und Iwan Wassiljewitsch Samoilow (* 1821), beides Bergbauingenieure. Deren Schwestern Vera Samoilowa-Mitschurina und Nadjeschda Samoilowa, als auch der ältere Bruder Wassili Samoilow waren berühmte Künstler am Alexandria-Theater in Sankt Petersburg.

Zu den bekannten Persönlichkeiten, die Pischke traf und mit denen er sich schrieb, waren der russische Schriftsteller Fjodor Michailowitsch Dostojewski, der ab 1849 seine Haft in Sibirien und von 1854 bis 1859 in Semipalatinsk seinen Militärdienst absolvieren musste sowie der Jurist und spätere Diplomat Alexander Jegorowitsch Wrangel, der ab 1855 in Semipalatinsk als Staatsanwalt arbeitete und dessen Grabanlage sich ebenfalls auf dem Trinitatisfriedhof befindet. 1855 dienten im Altai insgesamt 56 Bergingenieure, die alle zu einer hochgebildeten Elite gehörten. Die meisten von ihnen hatten am St.-Petersburger Berginstitut studiert. Die bekanntesten Ingenieure damals waren Gerngroß, Kowrigin, Poletika, Pischke, Koptew und die Samoilow-Brüder. In den Fabriken und Minen der Altai-Region arbeiteten damals insgesamt etwa 24.000 Personen.[2]

Noch Anfang der 1860er Jahre hatte von Pischke als Betriebsleiter der Loktewski-Werke den Rang eines Oberstleutnants (подполковник) inne. Vermutlich erhielt er mit der Verabschiedung in den Ruhestand aus der russischen Armee und der Beendigung seiner Tätigkeit als Verwalter den Dienstrang Oberst. Von Pischke sprach neben Russisch fließend Französisch und Deutsch.

Von Pischke kam 1866, nach seiner Pensionierung nach Dresden, wo er erstmalig 1867 im Dresdner Adressbuch als Oberst a.D. (außer Dienst) am Räcknitzplatz 4 verzeichnet ist.[3] 1869 zog er in die Christianstraße 31,[4] 1871 in die Victoriastraße 18.[5] Ab 1883 bis zu seinem Tod wohnte er am Moltkeplatz 3,[6] im Haus der Witwe des Rittergutsbesitzers Marie Auguste Helene Meinert-Romschütz.[7] Von Pischke war seit mindestens 1865 Mitglied des Vereins für Erdkunde zu Dresden, zu dieser Zeit unter der Mitgliedsnummer 174 gelistet.[8] Bis zu seinem Tod war er ordentliches Mitglied in diesem Verein.[9] Von Pischke wurde auf dem Trinitatisfriedhof im Dresdner Stadtteil Johannstadt beerdigt. Das Grab ist erhalten.

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Datensatz auf Ancestry
  2. W.F. Grischaew: К пребыванию Достоевского на Алтае/ Zu Dostojewskis Aufenthalt im Altai, Online-pdf, aus dem Russischen übersetzt
  3. Adressbuch Dresden 1867, S. 234, SLUB
  4. Adressbuch Dresden 1870, S. 243, SLUB
  5. Adressbuch Dresden 1872, S. 258, SLUB
  6. Adressbuch Dresden 1884, S. 337, SLUB
  7. Häuserbuch Dresden 1890, S. 1018, SLUB
  8. Erster Jahresbericht des Vereins für Erdkunde zu Dresden, Dresden 1865, Digitalisat auf Google Books, S. XI
  9. Jahresberichte des Vereins für Erdkunde zu Dresden, III. Band, Dresden 1878, Digitalisat auf Google Books
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