Adam Friedrich Oeser

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Adam Friedrich Oeser, von Anton Graff gemalt

Adam Friedrich Oeser (* 17. Februar 1717 in Bratislava/Pressburg; † 18. März 1799 in Leipzig) war ein Maler, Bildhauer und Kupferstecher.

[Bearbeiten] Leben und Wirken

Oeser stammte aus einer nach Ungarn ausgewanderten Berliner, ehemals sächsischen Handwerker- und Pelzhändlerfamilie. Nachdem er früh seinen Vater verloren hatte, übernahm ein Großvater die Erziehung. Obwohl Oeser schon schon in jungen Jahren seine künstlerische Neigung zeigte, musste er nach dem Besuch des Lyceums 1728 zunächst in eine Lehre als Zuckerbäcker eintreten. In seiner Freizeit zeichnete Oeser Kupferstiche nach, die er vom selbst ersparten Geld erworben hatte. Schließlich durfte er aber doch bei dem Stilleben- und Dekorationsmaler Maler Ernst Friedrich Kamauf in die Lehre gehen.

Des bloßen Kopierens von Kupferstichen überdrüssig verließ Oeser Pressburg und bezog 1730 die Malerakademie in Wien. Seine Lehrer in Wien waren der Akademiedirektor Jacob van Schuppen und Daniel Gran, Peter Maertin van Meytens in der Emailmalerei und Giuseppe Galli Bibiena in der Architektur und Perspektive. Wiederholt hatte Oeser Bibienas Architekturentwürfe mit Figuren zu staffieren. Nachdem er zwischenzeitlich nach Pressburg zurückgekehrt war, wollte ihn der Erzbischof von Pressburg eine Reise nach Italien ermöglichen, die aber nach dem plötzlichen Tod des Erzbischofs nicht zustande kam. So ging Oeser wieder nach Wien zurück. Schon in Pressburg hatte er den Bildhauer Georg Raphael Donner kennen gelernt, der ihm das Modellieren und Kenntnisse zur Antike lehrte. Oeser und Donner wurden enge Freunde. 1735 wurde Oeser von der Wiener Akademie mit einem Preis ausgezeichnet. Seine Komposition „Isaak’s Opferung“ diente ihm auch später noch mehrfach als Motiv.

1739 kam Oeser nach Dresden, wo seinerzeit Christian Wilhelm Ernst Dietrich und Anton Raphael Mengs begannen, sich einen Namen zu machen. Herzliche Aufnahme fand Oeser bei Louis de Silvestre, dem Direktor der Malerakademie. Silvestre wurde Oesers Vorbild in der Freskomalerei. Eine enge Freundschaft verband ihn mit dem Bildhauer Lorenzo Mattielli und mit Johann Joachim Winckelmann. Oeser unterrichtete Winckelmann und ließ ihn um 1754 bei sich in der Frauengasse wohnen. Zudem stammen viele Vignetten in Winckelmanns Werken aus Oesers Radiernadel. Winckelmann schrieb: "Hr. Oeser ist hier mein einziger Freund, und wird es bleiben.", und nannte ihn "den wahren Nachahmer des Aristides, der die Seele schildere, und für den Verstand male." Oeser selbst befasste sich in Dresden vorwiegend mit Porträtmalerei in Öl und Miniatur. Sein Ruf drang bis nach Russland. Eine Berufung nach St. Petersburg kam aber durch den Tod der Zarin nicht zustande. Er wohnte ab 1755 Königstraße 17. Während des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) verließ Oeser Dresden und fand zunächst in Dahlen beim Grafen Bünau Zuflucht, bevor er im Herbst 1759 nach Leipzig ging.

Oesers Kinder, 1766 von ihm selbst gemalt. Johann Friedrich Ludwig Oeser (im Hintergrund) und Wilhelmina Oeser malten ebenfalls, Elisabeth Friederike (rechts) und Karl (vorn) waren gleichfalls sehr kunstsinnig

1764 wurde Oeser von Christian Ludwig von Hagedorn als Direktor an die Kunstakademie Leipzig berufen. Zugleich erhielt er die Berufung zum Professor an der Dresdner Kunstakademie und zum sächsischen Hofmaler. Für die Kunstakademie Dresden schuf Oeser 1766 als Rezeptionsbild ein Gruppenbildnis seiner Kinder. Das Bild befindet sich heute in der Gemäldegalerie Alte Meister.[1] In Leipzig erteilte Oeser Goethe, der eigentlich Jura studierte, Unterricht im Zeichnen und begeisterte ihn für die Antike. Goethe wurde praktisch in Oesers Familie aufgenommen. Sie blieben auch noch in Verbindung, als Goethe in Weimar war. Goethe erinnerte sich an Oeser ausführlich in seinem autobiografischem Werk „Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit.“[2] In einem Brief an Oeser schrieb Goethe: "Was binn ich Ihnen nicht schuldig, Theuerster Herr Professor, dass Sie mir den Weeg zum Wahren und Schönen gezeigt haben, dass Sie mein Herz gegen den Reitz fühlbaar gemacht haben. Ich binn Ihnen mehr schuldig, als dass ich Ihnen dancken könnte. Den Geschmack den ich am Schönen habe, meine Kenntisse, meine Einsichten, habe ich die nicht alle durch Sie? ... Ja Herr Professor wenn Sie meiner Liebe zu den Musen nicht aufgeholfen hätten ich wäre verzweifelt. Sie wissen was ich war da ich zu ihnen kam, und was ich war da ich von Ihnen ging, der Unterschied ist Ihr Werck." Oeser war in Leipzig Mitglied der Freimaurer-Loge „Balduin zur Linde“. Zu seinen Schülern gehörte auch Ludwig Geyer.

Die Oeserstraße in Loschwitz trägt seit 1926 seinen Namen, ebenso eine Schule in Leipzig. Eine Vielzahl von Handschriften der Familie Oeser bewahrt die Stadtbibliothek Leipzig auf.[3]

Deckengemälde in der Eingangshalle zur Nikolaikirche Leipzig

[Bearbeiten] Familie

Oeser war seit 1745 mit Rosine Elisabeth geb. Hohburg verheiratet. Sie hatten vier Kinder.[4] Ihr Sohn Johann Friedrich Ludwig Oeser (1751 Dresden - 1791 Dresden) wurde wie der Vater Maler und Radierer. Der andere Sohn, Karl (*1756), war Fecht- und Zeichenlehrer an der Ritterakademie in St. Petersburg. Die Tochter Wilhelmina Oeser (1755 Dresden - 1813 Leipzig) war mit dem Kupferstecher Christian Gottlieb Geyser verheiratet. Oeser hatte sie wie deren Bruder selbst im Malen unterrichtet. Eine weitere Tochter, Elisabeth Friederike (1748-1829)[5], war eine Jugendfreundin Goethes. Goethe widmete ihr die Handschrift des Leipziger Liederbuchs.

[Bearbeiten] Künstlerisches Schaffen

Oesers Malstil wurde in der zeitgenössischen Kritik als sanft und angenehm beschrieben. Besonders seine allegorischen Gemälde galten als meisterhaft. In Dresden schuf Oeser Miniatur- und Deckenbilder (Box­bergisches Palais, Waisenhausstraße 33) und Dekorationen für das Hoftheater und die Hofkirche. 1749 malte er im Schloss Hubertusburg Jagdstücke. Ölbilder aus der Dresdner Zeit Oesers waren „Semiramis und Dido“ und „Saul vor der Hexe in Endor“. Für den russischen Gesandten Graf Bestucheff malte er in Öl eine liegende Venus.

In Leipzig schuf Oeser mehrere Deckenbilder. Er entwarf den Vorhang vom Komödienhaus (die Geschichte des Drama), malte Plafonds im großen Konzertsaal und im Hause des Bürgermeisters Müller und schuf die Ausmalung für die Nikolaikirche. Ölbilder aus der Leipziger Zeit Oesers waren „Erfindung des Saitenspiels“, „Die erzürnte Athenerin“, „Loth mit seinen Töchtern“, „Daphnis und Chloe“, „Christus in Emaus“ (eine Kopie ging als Altarbild nach Pressburg) und „Hochzeit in Cana“. Während seiner Leipziger Zeit erhielt Oeser u. a. auch Aufträge aus Weimar (Ausmalung des Festsaales im Wittumspalais für Herzogin Anna Amalia). Zu Oesers bekanntesten plastischen Werken zählten ein kleines Monument auf Gellert im ehemaligen Wendlerschen Garten im Leipzig und das Denkmal der Königin Mathilde von Dänemark in Celle. Sein Hauptwerk war ein Denkmal für Friedrich August den Gerechten auf dem Leipziger Königsplatz. Die Figur steht inzwischen ohne Sockel im Park des Gohliser Schlösschens.

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Staatliche Kunstsammlungen Dresden: Gemäldegalerie Dresden Alte Meister, 20. Aufl., 1978
  2. Johann Wolfgang Goethe: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit, digital bei zeno.org
  3. Thomas Fuchs: "Handschriften und Urkunden der Stadtbibliothek Leipzig in der Universitätsbibliothek Leipzig: Neuzugänge nach 1838", Otto Harrassowitz Verlag, 2009
  4. John, Timo; Stolzenburg, Andreas, „Oeser, Adam Friedrich“, in: Neue Deutsche Biographie 19 (1998), S. 457-485
  5. Porträt von Friederike Oeser im Bildarchiv Austria

[Bearbeiten] Weblinks

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