Mittagsfrau
Die Mittagsfrau ist eine Sagengestalt der Sorben und trat in Dresden am Schwarzen Kreuz und auf der Alten Hetzsche ('alten Kröte') auf, einem Weg in der Dresdner Heide bis Langebrück, der nach ihr benannt wurde.
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[Bearbeiten] Pśezpołdnica - die Mittagsfrau
- "Die Mittagsfrau war ein knochiger Geist in hellen Gewändern, der alle aufspürte, die mittags zwischen zwölf und eins auf dem Feld arbeiteten. Wehe dem, der in der Hitze des Sommers nicht ruhte. Vor vielen Jahren arbeitete einmal ein Mädchen auf dem Feld. Plötzlich stand die Mittagsfrau bedrohlich vor ihr. Nur unter einer Bedingung wollte sie das Mädchen nicht bestrafen. Es sollte ihr eine Stunde lang etwas erzählen. Das Mädchen begann ausschweifend vom Flachs zu erzählen. Als die Turmuhr schlug, beendete sie ihren letzten Satz. Düsteren Blickes verschwand die Mittagsfrau."[1]
[Bearbeiten] Die Alte Hetzsche ("Alte Kröte")
Die Alte Hetzsche ist ein historischer Weg in der Dresdner Heide, der nach der sorbischen Mittagsfrau benannt wurde.
- "Die Alte Hetzsche, die an der Hofewiese vorüber nach Langebrück führt, ist die Bezeichnung für Kröte, die dem Mittagsweibchen galt, das nach altem Aberglauben Holzleser und Kinder schreckte und dort, wo der Weg führte, aber auch in der Gegend des Schwarzen Kreuzes zu erscheinen pflegte." Zitiert nach: "Alte Wege in der Dresdner Heide. Auf den Spuren einer romantischen Vergangenheit."[2]
- "Noch heute heißt ein alter Weldweg auf Langebrücker Revier 'die alte Hetzsche', eine Name der aus dem Wendischen stammt und einen Geist, das graue 'Mittagsweibchen' bezeichnet." [Anmerkung 2] "Die 'alte Hetzsche', zu deutsch 'Kröte', ist nach Seeligs Angabe mit dem tschechischen Gespenst 'Polednice' identisch. Sie sollte den Kindern gefährlich sein. Der so genannte Weg fängt an der Langebrückerstraße an und endigt am Schwarzen-Bild-Weg. Nach Grässes Angabe machte die 'alte Hetzsche' auch die Gegend am Schwarzen Kreuz unsicher, wo sie der Sage nach mittags den Holzlesern den Weg versperrte. (Grässe, Bd. I, S. 198/99)."[3]
[Bearbeiten] Die Sage von der Mittagsfrau am Schwarzen Kreuz
"223) Das schwarze Kreuz in der Dresdner Haide."
"Novellistisch behandelt von K. Winter in der Const. Ztg. 1854. Nr. 153-155."
"Wenn man von Dresden aus durch das Priesnitzthal über die sogenannte neue Brücke nach einer ziemlich umfangreichen Waldblöße geht, und dann die durch diese führende [199] Pillnitz-Moritzburger Straße überschreitet, so gelangt man auf einem Fußwege zu einer Anhöhe, auf der sich ein sehr hohes, schwarz angestrichenes Kreuz befindet, das immer wieder erneuert wird und in dessen Nähe es zwischen 12–2 Uhr Mittags nicht geheuer sein soll. Es soll sich da das sogenannte Mittagsweibchen sehen lassen, d. h. eine steinalte Frau in einem weiten weißen Kleide und mit einem weißen Tuche über dem Kopfe, welche den dort hinkommenden Holzlesern den Weg zu versperren, sie anzureden, zu ermahnen und zuweilen auch zu beschenken pflegt. Nach einigen wäre dies der Geist einer hier nebst ihrem Bräutigam von Mörderhänden erschlagenen Braut, die diesen Ort auf einer Wallfahrt zu einem Gnadenbilde in Langebrück passiren mußte, und jenes Kreuz müsse laut einer Stiftung ihrer reichen Schwiegermutter, die nach dem Tode ihres einzigen Sohnes Alles ihrer Vaterstadt Dresden vermacht habe, vom Rathe der Residenzstadt stets wieder erneuert werden; nach Andern wäre hier ein armer Perrückenmacher, der aus Armuth Botschaft lief, von einem Mörder umgebracht worden, und es geschehe die Erneuerung des Kreuzes stets auf Kosten der Perrückenmacher-Innung."[4]
[Bearbeiten] Weblinks
- Mittagsfrau im Sorabicon
[Bearbeiten] Anmerkungen
- ↑ Zitiert nach: Pśezpołdnica - die Mittagsfrau auf tourismus.peitz.de.
- ↑ Zitiert nach: Tharandter Tageblatt vom 19. November 1936.
- ↑ Zitiert nach: "Geschichte der Dresdner Heide und ihrer Bewohnerschaft mit Benutzung offizieller Quellen bearbeitet von Heinrich Meschwitz. Mit einer Karte der Dresdner Heide, mehreren Plänen und Illustrationen." Verlag von C. Heinrich, Dresden=N. [Vorwort] Cossebaude bei Dresden, im Mai 1911, S. 14.
- ↑ Zitiert nach: Johann Georg Theodor Grässe: "Das schwarze Kreuz in der Dresdner Haide." In: "Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen", Band 1. S. 198-199, Zweite verbesserte und vermehrte Auflage, Verlag Schönfeld (Drucker Johannes Päßler), Dresden 1874.