Matthias Brade

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Brade 1967
Brade als Kurfürst August zum Stadtfest 800 Jahre Dresden
Fürstliches Gewand in der Ausstellung über die Geschichte des Schlosses Augustusburg

Matthias Brade (geboren am 30. März 1950 in Wallroda bei Dresden; gestorben am 9. August 2018 in Großschirma) war als Sänger, Musiker und Entertainer im Freiberger Raum unterwegs.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Sein Leben

Er wuchs mit seiner Schwester Undine (Gewandmeisterin im Theater Junge Generation) in Dresden und Pesterwitz in einem musikalischen Elternhaus auf. Seine Mutter Elfriede Brade (19211986) und sein Vater Werner Brade (19151984) waren selbständige Puppenspieler. Sie vertraten beispielsweise zweimal mit Auszeichnung die DDR in Bochum und in der CSSR. Sie arbeiteten mit Puppenspieler Max Jakob aus Hohnstein zusammen. Matthias erhielt als Kind Klavierunterricht und machte erste Versuche auf der Gitarre seiner Mutter. Immer wieder spielte er den Rock-'n'-Roll-Klassiker „Tutti frutti“ von Little Richard - schließlich auch in seiner Schule. „Das war der Startschuss für unsere Schulband!“

In seiner Schulzeit (19561966) gründete er schon seine eigene Band „MC“ (etwa 8./9. Klasse). Wie es so üblich war, musste er einen „ordentlichen“ Beruf erlernen, in seinem Fall den eines Werkzeugmachers bei VEB Pentacon (Fotokamerawerke) (1966–1969). Danach war er in Sachen Tanzmusik unterwegs und spielte mit der Band „GM-Trio“ (1970) und „Jan Monai Trio“ auf.

Eine Frau (Elfi B.) verfiel seinem Charme und so zog Matthias Brade nach Freiberg. Er arbeitete in der Berufsausbildung für Polytechnik des Press- und Schmiedewerkes Freiberg.

[Bearbeiten] Künstlerische Entwicklung

Matthias Brade absolvierte ein privates Gesangsstudium und Sprachausbildung bei Gerda Röder in Dresden. Des Weiteren besuchte er Solistenkurse für Chanson an der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ Dresden. Er war 1976 Gründungsmitglied und von 1977 bis 1990 Leiter der „Song-Lyrik-Gruppe Freiberg“. Er nahm an Wettbewerben zu den „Tagen des Chansons“ in Frankfurt/Oder teil. Seit 1985 war er als freischaffender Künstler in Sachsen und später in ganz Deutschland unterwegs. Er fühlte sich in Sachsen zu Hause und lebte seit 1974 in der Freiberger Region.

Er wirkte als Gastgeber und Moderator bei den Veranstaltungen in der Stadthalle Chemnitz mit. Mit dem Hofnarr [Joseph Fröhlich] (in Persona Matthias Schanzenbach) trat er 1995 erstmals gemeinsam auf Schloss Moritzburg auf. Kurzweilig und humorvoll spielte er in historischen Rollen, zum Beispiel „August der Starke“ oder „Kurfürst Vater August von Sachsen“, beispielsweise auf dessen Schloss Augustusburg seiner Gemahlin Anna. Durch sein Wirken und Engagement war er dort drei Jahrzehnte lang ein fester Bestandteil. Er unterhielt seine Gäste auch als der „sächsische Barde Matthäus Melchior der Jüngere“ zuweilen auch in Roßwein. Er amüsierte seine Gäste in den verschiedensten Einrichtungen, unter anderem in Seniorenheimen und Kindergärten. Mit seinem Kinderprogramm trat er als „Clown Matti, der lustige Musikant aus dem Sachsenland“ mit Liedern und Geschichten für Kinder von drei bis zehn Jahren auf.

„Eine bühnenreife Aktion startete Matthias Brade zur Rettung des Mittelsächsischen Theaters: Als Kurfürst Vater August verschafften er und die ebenfalls kostümierte Theatergeschäftsführerin Christine Klecker sich 2004 zur Grundsteinlegung im Schloss Freudenstein (Freiberg) Zugang in den Hof. Dort überreichte er Sachsens damaligem Ministerpräsidenten Georg Milbradt die fast 30.000 Unterschriften für den Erhalt des Theaters. Milbradt hatte zuvor gesagt, dass Theaterbesucher ja auch nach Leipzig, Dresden und Berlin fahren können. Die Fördervereine Freiberg und Döbeln hatten zuvor wochenlang vergeblich um einen Termin zur Listenübergabe in der Sächsische Staatskanzlei gebeten. Brades und Kleckers Aktion hatte Erfolg: Das Theater in Freiberg/Döbeln als Mittelsächsisches Theater gibt es heute noch.“ Zum Stadtfest 800 Jahre Dresden 2006 agierte er mit der Anna Constantia Reichsgräfin von Cosel, der Mätresse August des Starken, in persona Frau Birgit Lehmann. Matthias Brade lieh zur 5. Freiberger Nachtschicht 2015 dem Markgrafen Otto der Reiche seine Stimme. Da hatte er noch große Pläne: Matthias Brade im Oktober 2016 in seinem Musikzimmer in Großschirma. Sein Lebensmotto war „Richtsch oder gar ni!“, wie der Musiker, Erzähler und Schauspieler es damals im Gespräch mit der „Freien Presse“ im tiefsten Sächsisch formulierte.

Sein letzter öffentlicher Auftritt mit der Reichsgräfin Cosel war im Sommer 2018 zur 800-Jahres-Feier der Burg Stolpen.

[Bearbeiten] Beerdigung

Die Trauerfeier fand am 28. August 2018 auf dem Zentralfriedhof in Freiberg mit mehr als 100 Trauergästen statt. Das ganze Programm mit Musikeinlagen und den Ansprachen des Pfarrers, seiner Ziehtochter Johanna („Mein Papa ...“) und der Reichsgräfin Cosel („Mein Fürst ...“) berührte alle Anwesenden. Es veranlasste einen letzten Applaus für sein Wirken. Anschließend fanden die Überführung und die Erdbestattung auf dem Friedhof in Großschirma statt.

Angesichts der vielen Auftritte und Verdienste auf Schloss Augustusburg von Matthias Brade wurde das fürstliche Gewand des von ihm dargestellten Kurfürst August von Schloss Augustusburg (Ur-, Urgroßvater des August der Starke) an die Ausstellung zur Geschichte Schloss Augustusburg übergeben und in die Ausstellung integriert.

Am 9. August 2019 anlässlich des 1. Todestages von Matthias Brade wurde auf dem Friedhof Großschirma sein endgültiger Grabstein eingeweiht. Es wurde an ihn gedacht und Blumen niedergelegt.

[Bearbeiten] Fazit

All jene, die mit Matthias Brade in Kontakt gekommen waren, zaubert er noch heute ein Lächeln in ihr Gesicht! Was kann man mehr erreichen als die Herzen!

[Bearbeiten] Reinhard Kühn über Matthias Brade

Zu seinen Wegbegleitern gehörte Reinhard Kühn, der 42 Jahre lang in der Stadthalle Chemnitz Konzerte und Veranstaltungen mitorganisiert hatte. Er erinnert sich, als die Zusammenarbeit mit Brade begann. In der langjährigen Kinderveranstaltung „Neuer Spaß im Zirkus Hopp“ war Clown-Hotte-Darsteller Horst Krause wegen Krankheit nicht spielfähig. „Matthias übernahm diesen Part mit Freude und Erfolg“, so Kühn. Die stadthalleneigene Großproduktion „Ostermarkt“ habe Brade als Clown ungemein bereichert. „Seine Musikalität, auch die gekonnte freie Moderation ergaben für uns beide die wunderbare Aufgabe, eine neue Veranstaltung speziell für Senioren im Großen Foyer zu konzipieren“, so Kühn. Der Musiker Peter Franz, bekannt durch „Herzklopfen kostenlos“, ist mit seinem Simon-Franz-Quintett einbezogen worden. Die monatlichen inhaltlichen Themen und Hintergründe erarbeitete Kühn, die Musik kam von Franz und die Moderation von Brade. „Eine wunderbare Zusammenarbeit von 18 Jahren war entstanden. Unser Stolz war, allmonatlich über 250 Senioren bei Kaffee und Kuchen musikalisch, inhaltsreich und doch amüsant zu unterhalten“, so Kühn. Der Titel der Veranstaltung war „Guten Tag, Mutter Schulze ...“. Insgesamt 50.000 Senioren hätten die stets ausverkauften Veranstaltungen besucht und „ihren“ Matthias Brade geliebt. Seine beeindruckendsten Gäste waren Heinz Florian Oertel, Heinz Quermann (der Matthias entdeckte) und auch Manfred Uhlig, Marianne Martin und Eberhard Hertel. Nach 2006 habe Brade eine neue erfolgreiche Veranstaltungsreihe entwickelt – „Brades Musikcafé“.

[Bearbeiten] Freibergs Oberbürgermeister Sven Krüger über Matthias Brade

Die Nachricht vom plötzlichen Tod des Barden hat tiefe Betroffenheit ausgelöst. Freibergs Oberbürgermeister Sven Krüger sagte, dass Matthias Brade „als Mensch und Künstler“ fehlen werde – „mir und sicher sehr vielen Freibergern“. „Als „Stimme Ottos“ wird er sicher nicht nur mir noch lange im Ohr klingen. Wir haben mit Matthias Brade einen wachen Geist und konstruktiven Kritiker verloren.“ Er habe Brade als Jugendlicher das erste Mal erlebt und seitdem unzählige Male – oftmals als Vater August.

[Bearbeiten] Großschirmas Bürgermeister Volkmar Schreiter über Matthias Brade

Auch Großschirmas Bürgermeister Volkmar Schreiter zeigte sich von der Nachricht sehr betroffen. „Meine Frau und ich hatten ein sehr gutes, freundschaftliches Verhältnis zu Matthias. Leider litt er in seinen letzten Jahren unter Parkinson“, so Schreiter. „Er war ein kluger, scharfsinniger und zugleich überaus humorvoller Mensch. Dabei war seine Art von Humor stets mit einem großen Wissen um geschichtliche und politische Zusammenhänge und Hintergründe gepaart, hatte immer Niveau und war niemals von Plattheiten geprägt.“ Von Brade sei immer eine positive Ausstrahlung ausgegangen. „Er hat viele Festlichkeiten in unseren Orten, im großen wie im kleinen Kreis, durch seine Auftritte bereichert. Dieses Charisma ist nur wenigen Menschen gegeben“, sagte Schreiter. Auch als Einwohner und Mitbürger habe Brade das Zusammenleben in Großschirma bereichert. „Wir werden sein Andenken in unseren Erinnerungen und Herzen bewahren“, so Schreiter.

[Bearbeiten] Fotos

[Bearbeiten] Quellen

[Bearbeiten] Weblinks

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